Abitur nach 12 Jahren - Ja oder Nein?

vom 20.02.2008, 13:52 Uhr

olisykes91 hat geschrieben:Wenn ich an meine eigene Schulzeit zurück denke: Ich habe 2009 in Niedersachsen Abitur gemacht. Ab der achten Klasse hatten wir alle 14 Tage Nachmittagsunterricht, zwei Stunden die Woche. Heute haben an derselben Schule bereits die Sechstklässler einmal in der Woche am Nachmittag unterricht. Das ist eine Konsequenz aus dem verlust eines Schuljahres. Aber wo bleibt da die Freizeit?


Das halte ich für sehr gewagt, wenn man das pauschal auf eine Abitur nach 12 Jahren zurückführen will. Wenn ich an meine Schulzeit denke, so hatte ich in der 5. und 6. Klasse nie länger als 6 Stunden Unterricht am Tag, in der 5. Klasse sogar überwiegend nur 5 Stunden. Wie schon mal oben berechnet kommt effektiv ja nur 3-4 Stunden pro Woche hinzu. Wenn man diese nun etwas verteilt und in den Oberstufen etwas mehr Wochenstunden dazugibt und in den unteren Klassen etwas weniger, dann kommt man auch in der 5. und 6. Klasse völlig ohne Nachmittagsunterricht aus und unterrichtet weiterhin nur 6 Stunden am Tag. Effektiv sind das ja sogar nur 4,5 Zeitstunden, also doch durchaus noch im Bereich des Erträglichen.

Ebenso habe ich ja schon mal erwähnt, dass man auch durchaus darüber nachdenken könnte einfach den ein oder anderen regionalen Feiertag zu streichen für Schüler oder die Ferien um 2 Wochen zu verkürzen. Damit allein könnte man einen Großteil der Mehrbelastung über alle Schuljahre auffangen. Immerhin gibt es ja 12-14 Wochen Ferien pro Bundesland, die man einheitlich auf nur noch 12 Wochen herunterkürzen könnte.

Ebenso ist es nicht unbedingt eine Neuerung die Schüler bereits nach 4 Jahren Grundschule auf die weiterführenden Schulformen zu verteilen. Zu meiner Zeit (Anfang/Mitte der 90er Jahre) war das völlig normal und wurde es später wieder abgeschafft. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass zwar jeder auf das Gymnasium wechseln durfte, es aber auch Empfehlungsschreiben der Lehrer gab, für Schüler die zum Gymnasium gehen sollten. Und in den meisten Fällen lagen die Lehrer damit ziemlich gut. Probleme gab es fast nur bei Schülern, die auf Wunsch der Eltern ohne so eine Empfehlung zum Gymnasium gingen.

Klar kann dabei auch mal jemand auf der Strecke bleiben, aber das kann auch nach 6 Jahren passieren. Es gibt einfach Spätzünder, die lange Zeit keine Lust auf Schule haben oder zu faul zum Lernen sind. Diese können aber eben auch nach 6 Jahren durchs Raster fallen, weil sie erst anfangen sich hinzusetzen, wenn es darum geht einen ordentlichen Abschluss zu machen. Ansonsten können Lehrer auch in 4 Jahren beim Großteil der Schüler durchaus erkennen, wieviel Potential vorhanden ist bzw. wie bereit die Schüler sind ihr Potential auch abzurufen.

Die Vereinigung aller 3 Schulformen will mir übrigens überhaupt nicht zusagen. Es gibt ja in der Ausbildung doch einen gravierenden Unterschied zwischen Realschule und Gymnasium. Die Realschule soll ja eher berufsvorbereitend sein, das Gymnasium dagegen soll auf eine akademische Laufbahn mit einem Hochschulstudium vorbereiten. Beides stellt damit höchst unterschiedlich Anforderungen, die in meinen Augen in einem eingliedrigen Schulsystem erst recht nicht mehr erfüllt werden können.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



winny2311 hat geschrieben:Wie stellste dir das denn vor,wenn du in die Uni musst. Meinst du da interessiert es jemanden,was du wilst? Da musst du 8 Stunden in die Uni und vorher vorarbeiten udn nachher Nacharbeiten.


Seit wann muss man denn bitteschön 8 Stunden in die Uni? Du kannst deinen Stundenplan individuell zusammenstellen, und ich habe meist nicht mehr als 4 Stunden (gut, im 2ten Semester hatte ich Mittwochs9 Stunden und Donnerstag und Freitag frei). Und ja, damit komme ich in der Regelstudienzeit durch, ich sogar in nur 5 Semestern und hab dann noch über 30 KP für ein anderes Fach zur Verfügung.

Die Dozenten interessiert es sehr wohl, was seine Studis wollen. Unser Genetik Praktikum wurde in 2 Gruppen geteilt, obwohl dies eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Der Grund: Nicht alle wollten Vormittags im Labor stehen und ihr Mittagessen verpassen. Das mit Vor- und Nachbereiten gestaltet sich nicht allzu extensiv, man liest sich abends vor dem Kurstag das Skript zum KT durch und gut ist. Die wenigsten bereiten ihre Vorlesungen überhaupt nach, sondern lernen kurz vor der klausur - wie in der Schule. Aßerdem ist die Nachbereitung nicht zwingend notwendig, wenn man sich in der Vorlesung nicht auf Traumreise begibt.


Bei uns ist es einfach definitiv so, dass gerade die 10-14 Jährigen über einen Freizeitsmangel beklagen und aus vielen Vereinen bricht die Jugend weg bzw. sie verkommen zu passiven Mitgliedern, weil einfach ganz plakativ gesagt am Mittwoch nachmittag nicht mehr die Zeit für die Reitstunde ist.

Klar kann man das nicht verallgemeinern, aber in unserer Region zeichnet es sich deutlich so ab. Die Eltern beschweren sich, die Schüler sowieso noch viel mehr.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


olisykes91 hat geschrieben:Seit wann muss man denn bitteschön 8 Stunden in die Uni ?
Du kannst deinen Stundenplan individuell zusammenstellen, und ich habe meist nicht mehr als 4 Stunden (gut, im 2ten Semester hatte ich Mittwochs9 Stunden und Donnerstag und Freitag frei.)


Man darf aber auch mal über den Tellerrand schauen. Es gibt durchaus Studiengänge, in denen ein recht fester Stundenplan vorgegeben wird oder in denen auch Vorlesungen Pflicht sind. Und dann soll es auch Studiengänge geben, bei denen man wirklich was fürs Leben lernen soll und nicht nur für die nächste Klausur.

Und auch das mit dem ein paar Tagen vor den Klausuren lernen, lässt sich finde ich nur schwer mit den Schulklausuren vergleichen. Grundsätzlich ist das sicher möglich und das auch in dem ein oder anderen anspruchsvolleren Studiengang. Aus meiner Erfahrung kann man aber die Umfänge nicht vergleichen. Zu Schulzeiten hat man ja in der gleichen zeiten wesentlich weniger gelernt bzw. lernen müssen. Im Studium wird man da ja doch schon um einiges effektiver und lernt in den 2 Tagen vor der Klausur nicht 10-20 Seiten im Hefter, sondern liest sich mal eben schon mal 200-300 Seiten im Buch durch und es bleibt davon auch eine Menge (zumindest kurzzeitig) hängen. Und der Sprung dahin geht teilweise doch schon recht zügig und kann dann für den ein oder anderen zu plötzlich kommen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Nein, weil man alle Themen nur kurz anschneidet und nichts wirklich intensiv durchnimmt. Das ist besonders schlimm und nervig in Fächern wie Mathe, die vor allem Übung erfordern. In Mathe ist es bei uns immer so, dass wir ein neues Thema durchnehmen, dieses dann zwei Stunden einüben und dann kommt schon wieder das nächste Thema. Auf zwei Stunden kann man allerdings keinen Mathestoff wirklich ausreichend einüben.

» Benjimini » Beiträge: 33 » Talkpoints: 14,55 »



Ich bin noch Schülerin und habe G8. Es ist ganzschön anstrengend, die meisten beschweren sich deswegen, sogar paar Lehrer, sie meinen wir würden nicht genug lernen, dabei bekommen wir jeden Tag sehr viele Hausaufgaben auf, und wenn man für g8 nicht lernt bleibt man definitiv hocken, alleine in meiner Klasse von 33 Schülern (ganz schön viel!) sind 12 gefährdet.

Ich bin in der 8. Klasse und hab 14 unterschiedliche Fächer, davon sind 5 Hauptfächer! Montags hab ich bis 16.30 Uhr , Die: bis 14.15 , Mit. bis 17.30 , Do. bis 17.30 und freitags bis 16.30 Uhr Schule, dabei müssen wir die Hausaufgaben am nächsten Tag fertig haben. Dazu kommen noch die vielen Referate,um die mündl. Note aufzubessern. G8 belastet uns total und raubt unsere Freiheit an meiner Schule wurde es wieder ab geschaffen, die jetzigen 5 und 6 Klässler haben wieder G9, da die Notendurchschnitte sich verschlechtert haben . :(

» girlskidunited1 » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,52 »


Ich bin definitiv dagegen. Aus welchem Grund gibt es das Abitur nach 12 Jahren? Ich denke es ist schlicht und einfach ein Entschluss der auf finanziellen Beweggründen basiert. Auf lange zeit sehe ich keinen Vorteil darin. Der Stoff wird gequetscht und wie schon erwähnt haben vor allem junge Schüler mehr Druck als nötig. Aber auch auf dem Arbeitsmarkt gibt es eine Menge Probleme.

Wenn 2 Jahrgänge in ein und dem selben Jahr Abi machen gibt es zu viele Schüler und zu wenig Arbeit. Ich habe mich für ein Fachorientiertes Berufsgymnasium entschieden. Dort erhält man auch sein allgemeine Fachhochschulreife. Jedoch in 13 Jahren. ;)

» hugo_22 » Beiträge: 131 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich mache im nächsten Jahr voraussichtlich mein Abitur und hatte dafür insgesamt 12 Jahre Zeit. Diese Zeit ist auf jeden Fall zu kurz und ich finde es noch immer ziemlich dämlich, dass die so was eingeführt haben. Die Lehrer sagen die ganze Zeit, dass wir alles schnell hintereinander machen sollen, da wir ja den ganzen Stoff schaffen müssen und das artet dann in langen Hausaufgaben für die Nachmittage aus.

Durch diese Hausaufgaben hat man dann weniger Zeit, um andere Sachen zu machen und ist total in Zeitknappheit, jedenfalls geht es mir so. Andere aus meiner Klasse lassen im Moment die Hausaufgaben einfach liegen, um ihre Freizeit zu haben, dass bewirkt aber anschließend nur, dass die Lehrer dann mit denen den Unterricht machen, die die Hausaufgaben haben. So werden wahrscheinlich auch viele Schüler in meiner Klasse sitzen bleiben und das Jahr wiederholen müssen.

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» Sedaro » Beiträge: 48 » Talkpoints: 20,44 »



Ich habe damals noch nach 13 Jahren mein Abitur gemacht. Und selbst da haben wir längst nicht alle Themen behandelt, die eigentlich auf dem Lehrplan standen. Vieles wurde nur kurz angerissen. Bei Verwandten, die jetzt mit den geplanten 12,5 Jahren auf das Gymnasium gehen merkt man noch mehr, wie stark der Lehrplan zusammen gestaucht wird. Sogar in den unteren Stufen versucht man schon immer mehr in immer kürzerer Zeit durch zu peitschen.

Ich kann mir vorstellen, dass bei einer Verringerung auf 12 Jahre diese Entwicklung immer weiter steigern wird. Wir sollten uns überlegen ob wir das den jungen Menschen wirklich zumuten wollen. Das kann doch nur nach hinten gehen. Die Spirale dreht sich immer weiter, das Leben wird immer schneller. Nicht umsonst sind Depressionen und Burn-Out-Syndrom so häufig im Arbeitsleben anzutreffen. Wenn es so weitergeht, werden sogar schon Schüler betroffen sein. In meinen Augen ist das keine gute Entwicklung.

» sml4710 » Beiträge: 120 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich selbst finde es auch nicht sehr schön, dass man das Abitur jetzt schon nach 12 Jahren machen muss. Es ist ja so, dass man dadurch schon sehr viel mehr Stress hat, weil man ja den Stoff von einem ganzen Jahr in zwei andere Jahre reinstopfen und auf diese aufteilen muss. Das ist dann ja natürlich sehr viel stressiger für die Schüler. Ich selbst kenne auch ein paar Leute aus dem ersten Jahrgang die das Abitur schon nach 12 Jahren machen mussten. Die hatten dann teilweise bis nach fünf Uhr nachmittags Unterricht und hatten sehr viel Stress und ihre Prüfungen teilweise verhauen, weil sie schon kaum noch durchgesehen haben.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich finde Abitur nach 12 Jahren absoluten Unfug. Ich selber komme aus Berlin und seit diesem Schuljahr gibt es das 12-jährige Abitur auf Gymnasien. Trotzdem können einige Schüler auf den Gesamtschulen beziehungsweise jetzt Sekundarschulen immer noch das 13-jährige Abitur absolvieren.

Ich besuche eine Sekundarschule und mache das 13-jährige Abitur und bin dieses Schuljahr in die 11.Klasse gekommen und muss sagen, dass ich mir nicht vorstellen kann das eine Jahr weniger zu machen. Ich hatte die Option gehabt, doch ich habe sie abgelehnt aufgrund der hohen Stundenzahl die ich gehabt hätte. Es geht einfach nicht 36-38 Stunden Schule die Woche zu haben und dann auch noch die ganzen Hausaufgaben und das lernen für die Klausuren unter einen Hut zu bekommen. Ich entspanne lieber bei 29 Stunden in der Woche und den zusätzlichen 1-3 Zeitstunden die ich in der Woche an Hausaufgaben und Klausuren investieren muss.

Dar meine Schule in der Mittelstufe eine Ganztagsschule ist, muss ich sagen, dass 8-9 Stunden keine Mehrbelastung ist. Ich hatte jahrelang jeden Tag so viel Unterricht und muss sagen, solange man nicht jeden Tag etliche Hasuaufgaben zu erledigen hat, ist das durchaus gerechtfertigt. Es kommt halt auch darauf an, dass die Schüler genug Pausen haben, damit sie nicht schlafend im Unterricht hocken.

Das 12-jährige Abitur ist für mich keine Option. Teilweise müssen die Schüler bis zu 40 Stunden die Woche in die Schule um die vorgegebene Stundenzahl zu erreichen, so ist das in Berlin zumindest. Das Lernen und die Hausaufgaben die zusätzlich Freizeit rauben, führen dazu, dass die Schüler gar nicht mehr aus dem Haus kommen und dann ist ein ungutes Ende schon vorprogrammiert.

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» Cutting-Edge » Beiträge: 655 » Talkpoints: 58,70 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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