Abitur nach 12 Jahren - Ja oder Nein?

vom 20.02.2008, 13:52 Uhr

Ich habe mein Abitur auch nach 12 Jahren Schule abgelegt und bin sehr froh, dass wir die Möglichkeit bekommen haben. In der 11. Klasse hatte ich zwar auch noch 37 Wochenstunden, in der 12. hielt sich die Belastung aber mit 32 Stunden bereits in Grenzen. Ich bin jetzt 20 und studiere bereits im 4. Semester - viele meiner Kommilitonen sind sehr viel älter als ich - sie müssen sich also eher Gedanken darüber machen, dass sie möglichst effektiv arbeiten. Zwar mache ich dies auch, doch bei mir liegt es wohl daran, dass ich von Natur aus sehr ehrgeizig bin. :lol:

9 Stunden Unterricht am Tag sind zwar wirklich sehr hart, aber wenn man dadurch ein ganzes Jahr "gewinnt", lohnt sich die Mehrbelastung meiner Meinung nach doch sehr.

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» Katara » Beiträge: 1295 » Talkpoints: 5,81 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich sehe das genau wie Katara. Ich habe mein Abitur ebenfalls in 12 Jahren gemacht, weil das in meiner Schule schon immer so war und das für mich völlig "normal" war. Bei uns hat auch nie jemand über Mehrbelastung diskutiert, weil dies einfach die gängige Praxis war. Und es hat auch sehr gut geklappt, durch Abi ist nur eine Person durchgefallen, und das wär wohl auch bei 13 Jahren Schule passiert. Wie schon erwähnt, selektiert wird schon früher.

Inzwischen bin ich 21 und stehe am Ende meines ersten Studiums und bin damit auch die jüngste de Jahrgangs, was ich aber sehr gut finde.

» vanilla87 » Beiträge: 224 » Talkpoints: 9,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es auch recht unsinnig immer von einer immensen Mehrbelastung zu sprechen. Ich bin von der 5.Klasse an auf das Gymnasium gegangen und musste das dann bis zur 13. Klasse durchziehen. Ich habe also 9 Jahre meines Lebens auf dem Gymnasium verbracht, so wie die meisten in meinem Abiturjahrgang. Man hätte also in diesem Fall 8 Jahre Zeit um den Stoff des wegfallenden Schuljahres zu verteilen.

Das sind 12,5%. Bei einer 30 Stundenwoche wäre das eine Mehrbelastung 4 Stunden. Legt man mehr Wochenstunden an sind es vielleicht 5 Stunden pro Woche, die man mehr unterrichten müsste, also genau 1 Stunden länger am Tag und bei einem ordentlichen Stundenplan nie mehr als 8 Stunden, die Regel wären vielleicht 7 Stunden und die 8 Stunden nur, wenn mal eine Freistunde dazwischen ist.

Und dazu kommt ja auch noch, dass es durchaus Potential gibt um den Lehrplan zu straffen und somit die Stunde die mehr unterrichtet werden muss am Tag, locker kompensiert werden kann. Man müsste sich dann aber eben auch wieder zum Gymnasium als Eliteschule und Vorbereitung für das Studium bekennen und die Realschule als Vorbereitung für eine Berufsausbildung ohne Studium aufwerten.

Ich kenne ein Mädel das mit mir Abitur gemacht hat und danach eine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen hat. Als wir unsere Abiturzeugnisse bekommen haben, wäre sie schon fertig gewesen und ein Abitur ist und war noch nie Vorraussetzung für diesen Beruf, aber ohne wäre es für sie schwer gewesen, genommen zu werden, weil immer weniger Leute einen Realschulabschluss ernst nehmen. Und da müsste wieder angesetzt werden, die Realschule aufwerten und das Niveau dort anheben, um die Gymnasien zu entlasten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Das neue Abiturmodell nach 12 Jahren gefällt mir überhaupt nicht. Die Schüler sollen in der wichtigsten Phase ihres Schulgangs den Stoff von drei Jahren in eben zwei Jahren schaffen. Das ist unverantwortlich. Nicht nur, dass sich die Schüler eigentlich erstmal an ihre neuen Kurse, Lehrer, Praktiken und so weiter gewöhnen müssten, nein, sie werden vor eine meiner Meinung nach unlösbare Aufgabe gestellt.

Früher war es nur sehr guten Schülern vorbehalten, eine Klasse zu überspringen, weil sie eben unterfordert waren. Und diese Regelung war auch gut so. Das dies jetzt jeder Schüler mitmachen MUSS ist zum Einen eine enorme psychische Belastung wegen der ganzen Umstellung und zum Anderen auch eine Physische. Niemand kann mir erzählen, dass jeden Tag 8 oder 9 Stunden gut für einen menschlichen Körper sind, in denen man nur rumsitzt und dabei auch noch ständig aufmerksam sein muss. Darunter wird vor allem die Motivation der Schüler leiden und somit der gesamte Schnitt der Noten sinken.

Ich hatte jeden Tag 5, maximal 6 oder 7 Stunden (eher Ausnahmeerscheinungen) und selbst dann ist es am Abend mit Hausaufgaben und Lernen oftmals spät geworden. Bis wann sollen die Kinder denn nun vor ihren Hausaufgaben sitzen? Bis in die Nacht hinein? Sie brauchen doch auch einmal eine Pause und auch Freizeit.

Ich frage mich nur wer sich so etwas ausdenken kann und ob diese Menschen überhaupt selber zur Schule gegangen sind.

» tomtom241 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 0,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe mal eine Fage. Ich muss eine Facharbeit über das Thema "Abi nach 12 jahren" schreiben und meine Lehrerin sagte ich solle Erfahrungsberichte miteinbauen. Nun habe ich aber keinen in meinem Umfeld der Abi nach 12 Jahren gemacht hat. Hier wollte ich jetzt fragen, ob jemand vielleicht Lust und Zeit hätte und mir ein paar Fragen zu beantworten? Ich bräuchte 2 Personen, einen für "pro" und einen für "contra". Wäre nett, wenn sich 2 von euch melden würden.

Danke schon mal im Vorraus :)

» ChaosBiene » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,31 »


Ich finde das Abitur in 12 Jahren ist eine schlechte Neuerung. Es ist zwar sinnvoll, den Schülern mehr Wissen in kürzerer Zeit zu vermitteln, aber diese Reglung benachteiligt Realschüler die ihr Abitur machen wollen sehr stark. Viele von meinen Kollegen die von der Realschule aufs Gymnasium gewechselt sind, haben ihr Abitur schon so nicht geschafft. Da auch noch Haupt-, und Realschule zusammengelegt werden sollen entsteht praktisch eine Zwei-Klassen-Bildungs-Gesellschaft. Zudem gibt es Bedenken ob das zwölfjährige Abitur die gleiche Qualität hat wie das Dreizehnjährige.

Auf der Anderen Seite fand ich persönlich das 13-jährige-Abitur ziemlich einfach, aber das ist wohl Geschmacksfrage. Meinetwegen sollte man die Maßstäbe für Alle Schulen nach oben anpassen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde dieses System ziemlich fragwürdig. Es wird ja alles dadurch um einiges schwerer, da viel weniger Zeit für den gleichen Unterrichtsstoff vorhanden ist. Das wäre meiner Meinung nach aber noch kein Problem, da durch die verkürzte Schulzeit viele Vorteile für die Leute entstehen, die diese Zeit nutzen wollen beziehungsweise eine schnelle und straffe Schulzeit bevorzugen.

Nun komme ich zu dem Problem, was meiner Meinung nach der größte Nachteil ist. Wenn man schneller lernen möchte muss man auch guten Unterricht haben, da ansonsten das ganze keinen Sinn macht. Dabei finde ich das ziemlich schwierig, wenn man, wie es so oft der Fall ist, mit ungefähr 30 Schülern in einer Klasse Unterricht hat. In anderen Ländern ist von einer überfüllten Klasse die Reden, wenn es sich dabei um 20 Schüler handelt. So sollte das in Deutschland auch sein, obwohl ich darauf nicht näher eingehen möchte, da das ja eine neue Diskussion anregen würde, beziehungsweise ein anderes Thema ist.

aber diese Reglung benachteiligt Realschüler die ihr Abitur machen wollen sehr stark. Viele von meinen Kollegen die von der Realschule aufs Gymnasium gewechselt sind, haben ihr Abitur schon so nicht geschafft

Das ist natürlich auch nochmal ein kleiner Nachteil für die Leute, die aus anderen Schulen auf ein Gymnasium wechseln möchten. Wobei in diesem Fall doch eigentlich die 10. Klasse wiederholt wird und somit auch für diese Schüler 13 Jahre drin sind oder? Somit ist das Abitur an sich ja nicht schwerer geworden, sondern die Vorbereitungszeit einfach nur um ein ganzes Jahr kürzer.

Da auch noch Haupt-, und Realschule zusammengelegt werden sollen entsteht praktisch eine Zwei-Klassen-Bildungs-Gesellschaft

Das finde ich auch ziemlich schlecht, da man ja nochmal ziemlich runtergezogen wird, wenn man auf eine Realschule geht und dann mit Hauptschülern zusammen gesteckt wird. Ich finde das merkt man immer ganz schnell an Freunden, bei denen nach der 4. Klasse einige auf die Realschule und die anderen auf ein Gymnasium gehen. Nach ungefähr einem Jahr bilden sich die einen weiter und ähnliches und die anderen (natürlich nicht immer aber so habe ich es oft mitbekommen) fangen an zu rauchen und ziehen sich dann auch ganz anders an. Dass da nicht der Umgang Schuld ist, ist, denke ich, kaum abzustreiten.

» UnsightlyRogue » Beiträge: 97 » Talkpoints: 11,69 »



Abitur nach 12 Jahren ? Nein! Gut, ich habe auch nach 12 Jahren Abitur gemacht, habe allerdings meinen Abschluss in Klasse 13 erworben.

Ich finde die ganzen Reformen an unserem Schulsystem ehrlich gesagt lächerlich. Zuerst wird die Orientierungsstufe abgeschafft, wodurch bereits die Grundschulkinder unter einen starken Selektionsdruck geraten. Nicht nur, dass sie selbst intrinsich motiviert sind, auf eine bestimmte Schulform zu gelangen, sondern auch, dass die Eltern natürlich eine bestimmte Vorstellung vom schulischen Werdegang ihrer Kinder haben und diese nun in nur 4 statt 6 Jahren "in die richtige Richtung lenken müssen". Diese Einstufung direkt nach der Primarstufe finde ich viel zu früh.

Ich meine, im Grundschulalter entwickeln sich die kognitiven Fähigkeiten stark, aber einige Kinder sind einfach noch nicht bereit, z.B. auf das Gymnasium zu wechseln. Schicken die Eltern sie trotzdem auf ein Gymnasium, kommen sie vielleicht nicht hinterher. Kommen sie auf eine andere Schule, so wird das in ihnen steckende Potenzial unter Umständen gar nicht entdeckt/gefördert. Außerdem finde ich es für die sozialen Interaktionen zwischen den Schülern nicht gut, dass so früh getrennt, ja selektiert wird. Fördert das nicht in letzter Konsequenz vielleicht das Mobbing-Verhalten, dass wir so dringend abzubauen suchen?

Wenn ich an meine eigene Schulzeit zurück denke: Ich habe 2009 in Niedersachsen Abitur gemacht. Ab der achten Klasse hatten wir alle 14 Tage Nachmittagsunterricht, zwei Stunden die Woche. Heute haben an derselben Schule bereits die Sechstklässler einmal in der Woche am Nachmittag unterricht. Das ist eine Konsequenz aus dem verlust eines Schuljahres. Aber wo bleibt da die Freizeit?

Ich stimme also meinen Vorrednern zu: Die Klassen werden immer größer, die Lehrer haben immer mehr zu tun (schließlich müssen sie ihren Stoff durcharbeiten und rund 30 Schüler motivieren) und dieSchulzeit, die ja auch in gewissem Sinne auf das Leben in der Arbeitswelt vorbereiten muss,denke ich zumindest, wird immer kürzer. Die Zusammenlegung von Haupt-und Realschule fördert ein 2 Klassen denken, dann bitte konsequent sein und alle drei Schulformen vereinen. Aber auch das will mir nicht so recht zusagen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich sehe das so ziemlich genauso. Dadurch, dass man schon nach vier Jahren Schule entscheiden soll beziehungsweise eher muss ist das ganze um einiges schwieriger für die jungen Schüler. Besonders, dass man, wie du sagst, schon so früh selektiert wird kann, wie ich finde, keinen guten Einfluss auf die Schüler haben. Irgendwo muss es einen ja runterziehen. Manch einer hat vielleicht auch Glück und wird an einem Gymnasium zum Beispiel mit hoch gezogen, aber ich denke eher das umgekehrte ist der Fall, dass man an den anderen beiden Schulen mit runtergezogen wird. Davon dann wieder loszukommen und sich zu ändern dürfte auch nicht allzu leicht sein.

» UnsightlyRogue » Beiträge: 97 » Talkpoints: 11,69 »


Ich komme aus Österreich und von daher kenne ich es nur so, dass man die Matura oder eben das Abitur in 12 Jahren macht. Zumindest ist das bei uns am Gymnasium so. In einer berufsbildenden höheren Schule hat man in der Regel ein Jahr länger Zeit, weil da eben auch mehrere Fächer sind und die Ausbildung umfangreicher ist.

In Österreich jammert eigentlich niemand herum, dass die Zeit zu kurz ist und dass es zu stressig für die Schüler ist. Im Gegenteil, der Schulalltag eines Schülers an einem Gymnasium wird sogar eher als locker gesehen. Ich finde nicht, dass man in der Oberstufe jeden Tag zu Mittag nach Hause gehen muss. Klar muss man zu Hause auch noch einiges an Hausübungen machen und lernen, aber ich finde es nicht richtig, wenn Gymnasiastden jeden Nachmittag keinen Unterricht haben.

In einer Berufsschule hat man wie gesagt in der Regel ein Jahr länger Zeit, aber da ist es durchaus üblich, jeden Tag am Nachmittag noch Unterricht zu haben. Ich war in so einer Schule und in einem Jahrgang hatten wir sogar 43 Wochenstunden. Das ist um einiges mehr als ein Vollzeitjob! Die ganzen Stunden die wir dann auch noch zu Hause gelernt haben, möchte ich gar nicht dazu zählen.

Ich kenne einige die ein Gymnasium gemacht haben und ich kenne natürlich auch einige, die eine Berufsschule gemacht haben. In der Berufswelt werden sehr gerne Berufsschüler genommen, weil Schüler im Gymnasium es eben gar nicht gewohnt sind belastet zu werden, eben weil sie es nicht gewohnt sind regelmäßig am Nachmittag zu arbeiten. Auch aus diesem Grund halte ich es für sinnvoll das Abitur in 12 Jahren zu machen und das System nicht noch lockerer zu machen. Es soll ja auch auf die spätere Berufswelt vorbereiten.

In der Regel gehen jene Schüler auf ein Gymnasium, die zumindest einmal überlegt haben danach ein Studium zu machen. Da ist es natürlich auch sehr praktisch, wenn man nicht noch ein Jahr länger für das Abitur braucht, weil so kann man eben ein Jahr früher anfangen zu Studieren! Das halte ich für einen großen Vorteil den man nicht unterschätzen darf.

Insgesamt sehe ich eigentlich nur Vorteile darin, das Abitur in 12 Jahren zu machen. Aber vielleicht denke ich auch so, weil ich es wie gesagt gar nicht anders kenne. Wenn ich ganz ehrlich bin, verstehe ich auch gar nicht so die ganze Aufregung mancher Schüler, die in Deutschland gerade der Meinung sind, dass sie das ganze psychisch und physisch nicht schaffen weil sie zu wenig Freizeit haben. Wenn sie nicht in der Schule wären und arbeiten gehen würden, hätten sie auch nicht jeden Nachmittag frei.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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