Misshandelte Kinder und Pflegefamilien

vom 05.02.2011, 21:14 Uhr

Mir ist mal aufgefallen, durch den Fall der misshandelten Anna, dass, so scheint es mir zumindestens, die meisten misshandelten Kinder in Pflegefamilien zu finden sind. Ich empfinde es so das ca. 60% aller Fälle Kinder in Pflegefamilien betreffen.

Für mich zu begründen ist es damit das Menschen, die Kinder misshandeln, bei fremden Kindern nicht die Skrupel haben, die sie vielleicht beim eigenen Kind hätten.

Worum es mir aber eigentlich geht, das ich es immer komisch finde das Pflegekinder nicht häufiger mal vom Jugendamt befragt werden oder Pflegefamilien nicht generell öfter besucht werden oder ähnliches. Letztlich bringt man doch die Kinder in Pflegefamilien unter damit diese es besser haben als in ihren "richtigen" Familien.

Wird ein Kind zur Adoption frei gegeben, müssen die Adoptiveltern etliche Auflagen erfüllen, bei Pflegefamilien scheint mir dies nicht zwangsläufig der Fall zu sein, sonst könnte es doch nicht so häufig zu Misshandlungen kommen.

Empfinde das nur ich so? Seht ihr das ähnlich? Hat jemand Erfahrung als Pflegekind oder Pflegeeltern und könnte mir das mal näher erläutern?

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Deine Vermutung halte ich für einen Trugschluß. Ich bin adoptiert und kann sicher bestätigen, das ich meiner Kindheit nicht so wahnsinnig viel positives abgewinnen kann. Ich habe ein ältere Schwester. Sie ist das leibliche Kind meiner Eltern. Ich weiß, das auch außenstehende Familien immer beobachtet haben, das ich, als Adoptivkind deutlich liebloser behandelt wurde, als meine Schwester. Das wird mir auch heute immernoch bestätigt. Bei Adoptivfamilien versiegt irgendwann, mit den Jahren der Kontakt zu prüfenden Behörden, dem Jugendamt.

Anders ist es jedoch bei Pflegefamilien. Diese stehen ständig im Kontakt mit dem Jugendamt. Denn eine Pflegeelternschaft ist nichts entgültiges. Es ist etwas Schwebendes. Pflegeeltern bekommen auch ein wenig Geld von der Behörde für die Pflegeelternschaft. Die annehmenden Eltern haben das Kind nur zur Pflegschaft aufgenommen. Die Vormundschaft und die volle Verantwortung über das Kindeswohl verbleibt jedoch beim Jugendamt. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, das vorangig Pflegekinder von Mißhandlungen durch die Pflegeeltern betroffen sind. Wegen der ständigen Kontakte zum Amt wäre es schwierig Mißhandlungen zu vertuschen.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Friedmann hat geschrieben:Pflegeeltern bekommen auch ein wenig Geld von der Behörde für die Pflegeelternschaft.


Wenig ist das nicht, was Pflegeeltern an Geld bekommen und genau das ist oftmals das Problem. Viele Pflegeeltern übernehmen eine Pflegschaft nur des Geldes wegen. Das Wohl der Kinder ist ihnen egal, die Kinder sind lästig und stehen im Weg. Das ist natürlich nur bei einigen Pflegeeltern so, es gibt auch Pflegeeltern, die sich liebevoll um die Pflegekinder kümmern.

Ich habe aber selbst oft die Beobachtung gemacht, dass in Pflegefamilien oft Kindesmisshandlungen vorkommen. Ich denke nicht, dass das ein Zufall ist.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke mal, dass diese Wahrnehmung nur durch die Berichterstattung zustande kommt. Die Tausenden von Pflegeeltern, die sich wirklich gut um die ihnen anvertrauten Kinder kümmern werden natürlich nicht in den Medien mit ihrer täglichen Arbeit und Verantwortung gezeigt.

Wir hatten selber einen Jungen in unserer Familie, den unsere Eltern auf unsere Bitte hin aufgenommen hatten, weil dessen Eltern verstorben waren. Er meinte mal zu meiner Mutter, dass sie in der Erziehung viel strenger zu uns (ihren leiblichen Kindern) wäre, als zu ihm. Meine Mutter erklärte es ihm so, dass wir ja immer noch unseren Vater hätten, bei dem wir uns beschweren könnten, aber er hätte eben keinen mehr und so wäre sie da manchmal nachsichtiger.

Ich selber hatte für fünf Jahre einen Freund unseres Sohnes bei uns als Pflegekind wohnen. Wir wurden regelmäßig vom Jugendamt besucht. Zwar nur einmal im Jahr, weil sie meinten, dass bei uns das Umfeld eben stimmen würde und sie so mehr Zeit für ihre Problemfälle hätten, aber sie kamen und wir wurden befragt, wie die Familiäre Situation ist. Ob wir irgendwelche Hilfen benötigen, ob wir uns mit dem Kind und das Kind sich mit uns noch wohlfühlt.

In meinem Bekanntenkreis ist ein Mädchen, auch die Freundin der Haustochter, die noch bei den Pflegeeltern wohnt, obwohl die eigenen Töchter schon ausgezogen sind. Das Pflegekind möchte aber gerne erstmal seine Ausbildung zuende machen ehe es auszieht. Die Haustöchter studieren beide und sind wie gesagt beide bereits ausgezogen.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Auch ich bin der Meinung, dass viele Pflegeeltern die Kinder nur wegen des Geldes aufnehmen. Das Kind "verbraucht" im Monat nicht das ganze Geld, wenn man als geziges Pflegeelternteil darauf achtet und dann ist es doch ein schöner Extraverdienst.

Ich finde es schlimm, wenn solche Pflegeeltern das machen. Ich meine, dass Kind ist ja wie gesagt dort, damit es ihm besser geht und nicht, damit es an der kurzen Leine gehalten wird, kaum beachtet und die Pflegeeltern sich dank dem Geld vom Jugendamt ein schönes Leben machen. Ich meine, das Kind hätte, wenn diese Pflegeeltern es nicht wegen des Geldes genommen hätten, vielleicht ein paar andere Pflegeeltern bekommen, die sich besser um das Kind gekümmert hätten.

Aber wie schon gesagt, es gibt auch Pflegeeltern, die sich wirklich liebevoll um die Kinder kümmern und sich richtig bemühen, dass es den Kindern gut geht. Ich denke, es gibt dann auch Fälle, in denen die Pflegekinder dann adoptiert werden, wenn es passt.

» Ewariane » Beiträge: 319 » Talkpoints: -2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich weiß ja nicht, woher ihr die Information habt, das Pflegeeltern viel Geld für das Kind bekommen. Bei welchem Betrag fäng denn viel an ? Hier wo ich wohne bekommen die Pflegeeltern 180 Euro plus Kindergeld. Dafür müssen sie die Grundaustattung beschaffen und dem charakterlich vorgepägtem Kind soziale Sicherheit bieten.

Ein Elternteil muss während der Eingewöhnungszeit zu Hause bleiben. Also nur ein Verdiener. Danach können und sollen die Kinder in eine Kindereinrichtung. Diese kostet dann 240 Euro, ohne Verpflegung. Zusätzlich stehen die Pflegefamilien in wöchentlichen Kontakt mit dem Jugendamt und mit den leiblichen Eltern und auf Abruf bereit

Für einige ist die Aufnahme eines Pflegekindes nur eine Alternative zur Adoption, weil die Eltern für eine Adoption vielleicht zu alt oder nicht gesund genug waren. Hier, werden jedenfalls händeringend Pflegeeltern gesucht, weil das hier keiner machen will. Man weiß, das der Aufwand für ein Pflegekind hier sehr hoch ist.Und wenn ein Verdiener ausfällt und zu Hause bleiben muss, ist das finanziell fast nicht mehr tragbar.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Friedmann hat geschrieben:Ich weiß ja nicht, woher ihr die Information habt, das Pflegeeltern viel Geld für das Kind bekommen. Bei welchem Betrag fäng denn viel an ? Hier wo ich wohne bekommen die Pflegeeltern 180 Euro plus Kindergeld.


Die Höhe des Pflegegeldes ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Erstmal ist es in jedem Bundesland unterschiedlich, dann kommt es auch noch auf das Alter des Kinders an. Dass Pflegeeltern bei euch nur 180 € bekommen, kann ich mir schwer vorstellen. Normalerweise sind es etwa 600-800€ plus Kindergeld. Das ist nicht gerade wenig!

Damit möchte ich nicht sagen, dass alle Pflegeeltern die Kinder nur des Geldes wegen aufnehmen. Aber es kommt halt auch nicht selten vor!

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mein Pflegesohn war 13 Jahre, als er zu uns kam und wir haben 464 Euro Pflegegeld für ihn bekommen und dann noch das Kindergeld und ein Erziehungshonorar von ca 200 Euro für meine Arbeit. Bezahlt werden musste davon alles für den täglichen Bedarf, also auch Beitrag für Vereine, Urlaub etc. Klassenfahrten und Büchergeld wurden auf Antrag übernommen. Taschengeld für die Klassenfahrten mussten wir selbstverständlich bezahlen. Also ich fand das schon üppig damals und wir haben deshalb auch für den Jungen etwas Geld angespart, was er dann für seine erste Wohnung bekam.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe meine Informationen von den Pflegeeltern, die ich kenne. Und direkt vom Jugendamt mit den ich im geschäftlichen Kontakt stehe. Einige Anschaffungen werden gar über Spendengelder finanziert. Also, wenn es wirklich soviel Geld geben soll, für ein Pflegekind dann würde man diese nicht händeringend suchen. Das hört sich ja fast so an, als könnte man die Kinder käuflich erwerben.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich weiß nicht, welche Maßstäbe gesetzt werden. Aber ich hatte extra die alten Unterlagen nochmal vorgeholt. Mag sein, dass es Unterschiede gibt, ob ein Elternteil Unterhalt für das Kind bezahlt oder nicht. In unserem Fall waren die Eltern nie verheiratet, aber der Vater zahlte Unterhalt an das Jugendamt.

Die Mutter wollte aber nicht, dass das Kind beim Vater lebt und selber hatte sie eigene Probleme, so dass irgendwann auf Betreiben von der Schule, einem Sozialbetreuer und von unserer Seite, weil der Junge um Hilfe gebeten hatte, das Jugendamt uns die Pflegschaft übertragen hat.

Allerdings fände ich es schon sehr fragwürdig, wenn die Bemessungsgrenzen da so unterschiedlich sind. Vielleicht hat die Pflegefamilie ja angegeben, was sie verdienen, also diese Erziehungspauschale, die uns gezahlt wird. Die wird wohl wirklich so zwischen 150 und 200 Euro je nach Alter des Kindes und Bildungsstand der Pflegeeltern liegen. Die andere Familie, die ich da genannt hatte, das waren Pädagogen und die bekamen auch mehr Erziehungsgeld zugesprochen als ich.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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