Die Modemarken und die Globalisierung
Die beiden großen Modemarken H&M und C&A produzieren ihre Ware ja bekanntlich, zumindest zum Teil, in Entwicklungsländern, in denen die Löhne niedriger sind als bei uns in Deutschland. So können sie es schaffen, dass ein T-shirt nur fünf Euro kostet. Das ist natürlich vergleichsweise spottbillig und an der Qualität kann man auch nicht wirklich etwas aussetzen.
Natürlich wirft das Verhalten der großen Modekonzerne viele strittige Fragen auf. Zum Teil wird die Ware in indischen Fabriken hergestellt. In Indien kann man sich für das Geld natürlich mehr kaufen als hier, aber viele der Arbeiter bekommen kaum genug Geld um ihren Lebensunterhalt einigermaßen zu bestreiten. Und die Rede ist hier nicht von Luxusgütern, sondern von den existentiellen Bedürfnissen wie Nahrung, Wasser oder ein "Dach über dem Kopf". Viele sprechen in diesem Zusammenhang von den Schattenseiten der Globalisierung und nicht selten fällt auch das Wort Ausbeutung.
Wenn ich also ein T- shirt bei H&M kaufe unterstütze ich ja zwangsläufig diese Entwicklung. Ich bestärke die Unternehmen in ihrem Prinzip der Ausbeutung. Wenn aber die Nachfrage nach den T- shirts sinken würde, würde der Konzern möglicherweise Arbeitskräfte entlassen und die Leute sprichwörtlich auf die Straße setzen. Ich kurble also durch den Kauf des T- shirts auch irgendwie die Wirtschaft an und sorge so vielleicht langfristig auch dafür, dass es der Bevölkerung und damit auch den Arbeitskräften irgendwann einmal besser ergehen wird. Wie seht ihr das?
Natürlich hat diese Wirtschaft auch andere negative Auswirkungen wie zum Beispiel die Umweltverschmutzung, die alleine durch den Transport der Produkte durch die ganze Welt entsteht, aber darauf möchte ich jetzt nicht eingehen. Wie steht ihr dazu? Kauft ihr manchmal bei den Modemarken, weil es dort einfach billiger ist oder verzichtet ihr ganz darauf.
Ich bin da völlig deiner Meinung. Viele Modekonzerne, egal ob H&M, C&A, Addidas oder Nike, alle haben ihre Porduktionsstellen ins Ausland verlegt. Das man das macht, ist für die Unternehmer natürlich ein lukratives Geschäft. Da Arbeiter in den sogenannten "Entwicklungsländern" nur einen Hungerlohn von dem bekommen, was Arbeiter für die selbe Arbeit in den "Industriestaaten" bekommen würden.
Das ist natürlich ein sehr effizientes Prinzip, typisch nach dem kapitalistischen Wertvorstellungen. Die Armen werden ärmer, die Reichen werden reicher, und das wiederum auf den Kosten der Armen. Das Problem, dass dahinter steckt, dass man eigentlich nicht das richtige tun kann, hast du auch durchschaut. Würde man sich dazu entschließen, Modekonzerne, die ihre Produktionsstellen im Ausland haben zu boykottieren, da sie ihre Arbeiter zu Hungerlöhnen bezahlen, verschlechtert man deren Lage, da sie bei rückgehender Nachfrage entlassen werden. Möchte man hingegen die Wirtschaft "unterstützen" und kauft Produkte dieser Konzerne, damit die Arbeiter nicht entlassen werden, unterstützt man dennoch deren Armut, da diese weiterhin schlecht bezahlt bleiben.
Du siehst also, momentan gibt es keine "Universallösung", die wir als Verbrauchen für dieses Problem entwickeln könnten. Wir können höchstens entscheiden, was das kleinere Übel ist. Ist das kleinere Übel also die Tatsache, dass Arbeiter ausgebeutet werden? Oder ist das kleinere Übel die Tatsache, dass die Arbeiter unter Umständen wegen rückgehender Produktnachfrage entlassen werden und so gar kein Geld mehr haben?
Man muss zusätzlich bedenken, dass zum Beispiel Indien und China, also die Länder, in denen Textilwaren billig produziert werden, Länder sind, die eine sehr hohe Population vorweisen können. Die Arbeiter dort sind wirklich auf jeden Cent angewiesen, da sie wissen, dass sie jederzeit ersetzt werden können, nehmen sie sich auch gar nicht erst die Rechte, nach Dingen wie einem "Mindestlohn" zu fordern. Viel mehr müsste dieses Problem durch die Politik gelöst werden. Aber ob die "Politik" das auch wirklich möchte, dass ist natürlich nochmal eine andere Sache. Immerhin provitiert auch die deutsche Wirtschaft davon, dass Arbeiter in den Entwicklungsländern ausgebeutet werden.
Das stimmt ja so nicht ganz. Warum sollte die Politik von der Produktion von Waren im Ausland profitieren? VIel mehr würden sie doch verdienen, wenn die Waren in Deutschland produziert würden und in Deutschland vertrieben würden. Was sollte das politisch administrative System von der Ausbeutung ausländischer Arbeiter haben? Ist das so etwas wie eine Verschwörungstheorie?
Wir Verbraucher und die Konzerne profitieren davon. Der Verbraucher bekommt die Waren billiger und der Konzern kann sie billiger herstellen lassen. Aber im Kapitalismus gibt es immer Gewinner und Verlierer. Und die Verlierer sind in dem Fall einfach die armen Arbeiter in den Entwicklungsländern.
Wie man das Politik ändern könnte kann ich auch nicht sagen. Vielleicht über internationale Verträge, die den Arbeitern einen weltweit einen Mindestlohn zusichern. Das halte ich aber für äußerst unrealistisch. Viele Nationen würden diesen Vertrag nicht unterzeichnen. Es kurbelt schließlich ihre Wirtschaft an, dass alle Firmen in ihr Land kommen um dort niedrigere Löhne zahlen zu können.
Nein, ich glaube nicht, dass das was ich meinte, Teil einer Verschwörungstheorie ist. Vielleicht habe ich mich hier ein wenig unverständlich ausgedrückt. Ich meinte es eigentlich so, dass die deutsche Wirtschaft doch eigentlich davon profitiert, wenn Waren im Ausland billig produziert und dann auch dementsprechend billig eingekauft werden. Wir, die Endkonsumenten hingegen müssen die Waren dann zum "Marktwert" kaufen. Der Unternehmer oder wenn wir in größeren Dimensionen denken - Der Staat macht seinen profit.
Wenn ich mich hier irgendwo irre, lasse ich mich natürlich gerne eines besseren belehren.
Das "Verhalten der großen Modekonzerne" folgt im Prinzip nur dem, was die Politik unter dem Druck der Wirtschaft für das Funktionieren von Märkten zugelassen und beschlossen hat. Und das ist die Liberalisierung der Märkte durch die GATT- und WTO-Politik - also der Freihandel. Das erleichtert das Ausspielen der Beschäftigten gegeneinander und vor allem die Erschwernis einer gemeinsamen Interessenvertretung. Dieser Prozess spielt sich nicht nur in der Textilindustrie ab, sondern weltweit über alle Märkte. Seit 2004 hat sich die Lage am Textilmarkt nochmal verschlimmert, bis dahin gab es noch ein Quotensystem, das Märkte wenigstens etwas schützte, aber seit der Aufhebung sind alle Schranken gefallen.
Natürlich können wir als Verbraucher etwas an der Situation ändern. Es gibt z. B. eine weltweit operierende NGO - die Clean Clothes Campaign, die sich weltweit für die Rechte der Textilarbeiter/-innen einsetzt. Hier bekommt ihr zig Informationen, auch über die Textilfirmen, über Forderungen und Kampagnen, sowohl im regionalen, nationalen, wie internationalen Bereich. Engagiert euch halt.
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