Biedermeier, junges Deutschland, Vormärz

vom 30.01.2011, 14:16 Uhr

Ich muss in Deutsch ein Referat über diese 3 literarischen Strömungen halten, nur weiß ich nicht genau, wie ich sie voneinander abgrenzen soll. Ich habe gelesen, dass junges Deutschland eine literarische Strömung innerhalb des Vormärz ist und sich nicht nur mit politischen Dingen beschäftigt. Jedoch finde ich hier schon den ersten Knackpunkt: wieso wurde diese Bewegung verboten, wenn sie sich gerade nicht unbedingt mit Politik beschäftigte? Wäre es da nicht sinnvoller, wenn Vertreter des Vormärz verboten worden wären,welche sich vor allem mit der Politik beschäftigten, aufgrund der zugespitzten Lage in den 1840ern.

Und dann ist da noch die Zeit des Biedermeier, welche ja genau die gleiche zeitliche Einordnung wie der Vormärz findet. Wie sind diese Strömungen voneinander zu trennen? Sie sind ja eigentlich von der Ausdrucksweise grundverschieden, oder?

» Goecky » Beiträge: 213 » Talkpoints: 43,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe gerade meine Abiturhilfe raus geholt und versuche mal ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Literatur des Vormärz ist größtenteils sehr politisch, aufsässig und bezieht sich auf die Parteien. Die Schriftsteller üben eine scharfe Kritik an Staat und Gesellschaft aus und verfolgen liberal-demokratische Ziele. Außerdem stehen sie der Restauration zwischen dem Wiener Kongress (1815) und der Märzrevolution (1848) kritisch gegenüber.

Soweit ich weiß ist das Junge Deutschland, wie du schon vermutet hast, eine Gruppe (u.a. Karl Gutzow, Ludwig Börne) innerhalb des Vormärz. Die Gruppe des Jungen Deutschland befasste sich mit Themen wie dem Vaterland, Meinungsfreiheit (da ihre Schriften auch verboten wurden), der Gesellschaft, sozialen Missständen. Sie ist in dem Sinne aber keine literarische Strömung, sondern die Mitglieder der Gruppe haben sich mit den Themen, die in der Epoche des Vormärz aktuell waren beschäftigt. Die Bewegung wurde aufgrund eines Bundestagsbeschlusses (keine Ahnung welcher) gegründet und daraufhin vom Bundestag verboten. Mit der Begründung das Junge Deutschland würde die christliche Religion angreifen, soziale Verhältnisse herab würdigen und die Zucht und Sittlichkeit zerstören. Durch das Verbot des Jungen Deutschland wollte der Bundestag eine Verbreitung derer Schriften verhindern um die Ruhe in der Bevölkerung zu wahren. Auch weil die Schriften (Flugblätter, Lyrik etc.) immer auch einen Appell an die Bevölkerung bildete sich gegen die Zustände zu wehren und über die Gegebenheiten nachzudenken. Die Verfasser machen auf die Mängel und Probleme aufmerksam und versuchen den Leser dazu zu bringen das politische System zu hinterfragen. Das passte den politischen Oberhäuptern natürlich nicht und deshalb hat man versucht die Unruhen um Keim zu ersticken. Somit ist deine Vermutung, dass das Junge Deutschland sich nicht mit Politik beschäftigt auf jeden Fall falsch.

So kann man also zusammenfassend sagen, dass das Junge Deutschland eine Gruppe innerhalb des Vormärz war und sie sich mit den gleichen politischen Themen beschäftigt haben, wie Vertreter der Epoche, die nicht in dieser Gruppierung waren. Außerdem wurde es auch Vertretern des Vormärz (Georg Büchner) verboten Schriften mit politischer Kritik zu veröffentlichen. Bestes Beispiel hierfür ist der Hessische Landbote von Georg Büchner. Folgendes Zitat fast die Situation des Vormärz eigentlich ganz gut zusammen: "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" (Büchner)

Im Biedermeier geht es vor allem um das familiäre Umfeld, eine Art Idylle und die Rückbesinnung auf klassisch-romantische Ideale (Romantik: "nach innen geht der Weg", Sehnsucht, Unendlichkeit, Klassik: harmonisches Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl, Darstellung des Ästhetischen und Schönen). Die Literatur, Lyrik wurde wieder unpolitisch und beschränkte sich auf vorangegangene Ideale (Romantik, Klassik). Es wird vor allem das eigene beschauliche Leben dargestellt, die gesamte Darstellung ist sehr bescheiden und beschränkt. Es hat eine Art Resignation stattgefunden. Die Menschen wenden sich von der Politik ab und kehren ins Private und Familiäre zurück. Es wird hierbei auch gerne von der "Biedermeierlichen Beschaulichkeit" gesprochen.

Die Situation ist also insgesamt folgende: Im Vormärz sind die Schriftsteller noch kritisch und appellieren an den Verstand der Bevölkerung. Sie wollen mit ihren Schriften auf soziale Missstände aufmerksam machen und die Politik liberalisieren und demokratisieren. Die Reaktion auf diese Kritik ist allerdings die Zensur und das Verbot der Schriften und eine allgemein eingeschränkte Meinungsfreiheit. Im Biedermeier stellen die Schritsteller allerdings resigniert fest, dass ihre Bemühungen nichts gebracht haben. Sie wenden sich von der Politik ab und ziehen sich sozusagen vom weltlichen Leben ins private und familiäre zurück und beschäftigen sich mit einfacheren Dingen.

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» itsybitsy » Beiträge: 200 » Talkpoints: 26,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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