Wahrheit in der Bibel
Ich wollte mal gerne wissen wie ihr zur Bibel steht. Ich sage es gleich: Ich bin überzeugter Atheist und halte die Bibel für einen unzusammenhängenden Märchenband. Auch wenn ich sicherlich eingestehen muss, dass einige wichtige Werte und Moralvorstellungen sich zum Teil aus der Bibel ableiten. Ich könnte mir aber nie vorstellen, dass die Bibel Maßstab meines Handelns sein könnte, denn ich finde, dass dort auch sehr viel Unwahres oder sogar Unmoralisches drin steht.
Mein ehemaliger Deutschlehrer hat mal gesagt, dass man in der Bibel für jede These irgendwo ein Argument findet, wenn man nur lang genug danach sucht und das ist auch meine Meinung darüber. Es gibt auch viele Fundamentalisten, die die Bibel wörtlich interpretieren und zum Beispiel die Evolutionstheorie ablehnen. Das ist doch einfach grober Unfug. Es stehen viele Erklärungen für Naturzusammenhänge in der Bibel, die heute von der Wissenschaft ganz anders erklärt wurden. Wie will die Kirche das noch rechtfertigen in einer Welt in der der ganze mittelalterliche Aberglaube in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus?
Richtet irgendjemand von euch wirklich sein Leben nach der Bibel oder ist meine Meinung hier eher in der Mehrheit vertreten? Ich lasse mich auch gerne kritisieren oder eines Besseren belehren. Mich interessiert einfach nur was ihr darüber zu sagen habt.
Ich bin keine Atheistin, da ich schon glaube, dass da irgend etwas ist, aber ich nenne dieses "Etwas" nicht Gott. Aus diesem Grund ist die Bibel für mich auch kein Richtwert. Ich habe kein Exemplar, habe es noch nie gelesen und werde es auch niemals lesen. Insbesondere auch deshalb, weil jede Glaubensgemeinschaft die Bibel auf ihre Art interpretiert und glaubt, ihre Art dies zu tun sei die einzig Wahre.
Ich lasse jedem seinen Glauben, aber für mich gehört die Bibel nicht zu meinem Glauben dazu. Ich finde es sogar schade, wenn man sein Leben danach ausrichtet oder glaubt, dass gewisse Dinge in der Bibel einem den Weg weisen. Für sehr gläubige Menschen mag das vielleicht komisch klingen oder sie halten es möglicherweise auch für Gotteslästerung. Dennoch bin ich gegen die Bibel und frage mich, für was man ein Buch braucht, um seinen Glauben zu stützen. Ich brauche das nicht und bin deshalb vollkommen bei dir, was deine Meinung über dieses Buch betrifft.
daaldi91 hat geschrieben:[...]Richtet irgendjemand von euch wirklich sein Leben nach der Bibel oder ist meine Meinung hier eher in der Mehrheit vertreten? Ich lasse mich auch gerne kritisieren oder eines Besseren belehren. Mich interessiert einfach nur was ihr darüber zu sagen habt.
Du sprichst ja vor allem gerade die Evangelikalen an (bewusst oder unbewusst). Ich habe gerade den Zusammenhang bzw. die Nähe zur Politik hier beschrieben. Für mich sind das Fundamentalisten. Gerade die immer mehr zunehmende Nähe der Politik zur Kirche macht mir wirklich Sorgen, Wenn ich da nur an diesen Teufel von George Bush denke.
Ich selber zähle mich - wenn es denn sein muss - zu den Atheisten. Ich bin Humanist, ganz einfach und jede Art von Religion und dem damit häufig zusammenhängenden Fundamentalismus (mit oder ohne Gottesglaube), sind mir äußerst suspekt.
Ich denke es dürfte jedem Menschen, der auch nur halbwegs bei Verstand ist klar sein, dass die Bibel nicht wörtlich zu verstehen ist und dass die Bibel einfach nur eine Art Märchen- und Fabelbuch ist, aus dem man einige moralische Schlüssel ziehen kann, a la ''und die Moral der Geschicht''. Menschen die die Bibel wörtlich nehmen, haben zweifellos einen Schaden und können getrost übersehen werden. Die Bibel kann man nur richtig verstehen, wenn man sie bildlich versteht. Es ist also wirklich wie eine Geschichte, die einem Kind was aussagen soll. Du kannst einem Kind sagen, dass es nicht klauen soll und du kannst ihm stattdessen auch eine Fabel dazu erzählen. Vermutlich wirkt die Fabel mehr.
Es ist natürlich auch nicht abzustreiten, dass sich einige Dinge aus der Bibel wirklich zugetragen haben und dass es einige Orte wirklich gibt, aber wie soll es auch anders sein. Die ''Autoren'' der Bibel sind vermutlich nicht anders, als viele Autoren heute. Die Bibel ist ein Buch, in dem zwar einige geschichtliche Fakten erwähnt werden, das aber zugleich hauptsächlich den Gottesglauben verarbeitet und den Menschen zeigen soll, wie man glauben sollte. Jesus ist demnach definitiv nicht übers Wasser gegangen, dass ist nur eine Metapher die man damals verwendet hat, mehr nicht. Wer da anderer Meinung ist, ist in meinen Augen einfach nur naiv, denn viele Menschen bevorzugen es nun mal immer noch, sich in den Gottesglauben zu flüchten und an den alten bärtigen Mann zu glauben, der auf sie aufpasst und sie beschützt.
Ja, es sollte wirklich jedem klar sein, dass die Bibel weder ein Geschichtsbuch noch ein Tatsachenbericht ist. Man darf sie nicht wörtlich nehmen und muss auch beachten zu welcher Zeit sie verfasst wurde. Ich hatte mir einmal vorgenommen, die ganze Bibel zu lesen. Rein aus Interesse und nicht aus religiösem Wahn (auch wenn ich durchaus glaube). Bisher habe ich es aber nicht geschafft, denn sie liest sich schon ziemlich anstrengend. Vor allem das Alte Testament.
Ich lese in der Bibel, wie in einem Jahreshoroskop oder einem Märchenbuch. Natürlich sind die (meisten) Geschichten frei erfunden oder zumindest abgeänder tund übertrieben dargestellt. Das wird ja heute noch gemacht, wenn dem Verfasser etwas besonders wichtig erscheint. Trotzdem kann die Bibel natürlich Hilfestellungen zum Leben miteinander und Ratschläge geben. Wie man diese nun versteht und umsetzt ist jedem selbst überlassen.
Bedenklich finde ich auch das Handeln solcher Menschen, die die Bibel wörtlich verstehen und nach ihr leben wollen. Sprich sie versuchen ihren Vorbildern aus der Bibel nachzueifern. Wie weit man damit vor 2000 Jahren gekommen wäre, weiß ich nicht, aber in der heutigen Zeit muss sich doch etwas mehr mit dem Text auseinander setzen und verstehen, dass viele Verhaltensregeln von damals nicht mehr aktuell sein können.
Mir fällt da als krasses Beispiel jetzt mal ein, dass man ja zum Beispiel wenn einen jemand auf die Wange schlägt, die andere hinhalten soll. Gegenwehr (also Notwehr) wird da quasi untersagt. Wenn ich jetzt aber überlege, wieviele Leute in den letzten Jahren totgeprügelt wurden, auf offener Straße, in U-Bahnen oder an ähnlichen Plätzen, dann muss ich sagen, diese Regel sollte man schnell vergessen.
Natürlich kann man auch diese Regeln wieder in einem anderen Kontext sehen und dann behält sie ihre Gültigkeit. Aber man muss eben einfach differenzieren können und kann nicht einfach nach der Bibel den guten Menschen mimen, dafür leben wir in zu gewaltbeherrschten Zeiten.
Crispin hat geschrieben:Ich denke es dürfte jedem Menschen, der auch nur halbwegs bei Verstand ist klar sein, dass die Bibel nicht wörtlich zu verstehen ist [...] Menschen die die Bibel wörtlich nehmen, haben zweifellos einen Schaden und können getrost übersehen werden.[...]
Das ist allerdings starker Tobak, bzw. "strange stuff", wie der amerikanische Evangelikale sagen würde. Zumindest mal klingt das nicht besonders nach Toleranz, Humanismus und noch viel weniger nach christlicher Nächstenliebe.
Es gibt - gerade unter den Evangelikalen - eine große Zahl von Menschen, die eben genau das tun. Sie nehmen die Bibel absolut wörtlich. Nur darf man einen Fehler nicht machen und das tun, was du vorschlägst, nämlich diese Leute zu übersehen. Das sind die reaktionären Fundamendalisten, die zudem ein unglaubliches Sendungsbewusstsein haben und einen missionarischen Eifer an den Tag legen, dass man vor denen mehr Angst haben sollte, als vor irgendwelchen islamistischen Terroristen. Gerade bei jungen Menschen finden deren Veranstaltungen unglaublichen Zuspruch, gefördert mit großen Geldmengen aus den USA. Diese Menschen leben längst unter uns. Was daraus wird und wo die hinwollen, das kann man ja derzeit in den USA auch gut beobachten.
Beileibe nicht alle Evangelikale sind so, aber der Einfluss dieses fundamentalistischen Kerns auf Gesellschaft, Politik und Meinungsmache hat in den letzten Jahren enorm zugenommen.
- Kritische Sicht von Zapp auf die Evangelikalen.
- Kritische Sicht von 3sat in kulturzeit
Man muss bedenken, dass die Bibel vor vielen tausend Jahren geschrieben wurde. Damals hatten die Menschen noch keine Evolutionstheorie, auf die sie sich berufen konnten. Also haben sie sich überlegt, dass Gott dabei die wesentliche Rolle gespielt haben muss.
Man kann die Bibel nicht wörtlich nehmen. Die Wunder, die dort aufgelistet werden, sind meist (wahrscheinlich) nie geschehen, sondern stehen als Symbol. Ich selber bin zwar gläubig, beachte die Bibel aber kaum und lebe auch nicht nach allem, was darin steht. Meinen Grundsatz, die Nächstenliebe, habe ich natürlich aus ihr entnommen, aber der Rest wird von mir eher als Metapher angesehen anstatt als wahre Begebenheit.
Selbst wenn die Bibel ein Tatsachenbericht wäre, sollte man sich folgendes vor Augen halten:
Der Text, der uns vorliegt, ist durch mehrere Übersetzungen gegangen, die lateinischen Texte, die Luther damals übersetzt hat, waren ja auch nur Übersetzungen. Jeder, der schon mal mit Übersetzungen zu tun hatte weiß aber, dass diese manchmal massiv vom Original abweichen können und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass es auch in der Bibel eine ganze Reihe Fehler gibt. Die junge Frau Maria, die zur Jungfrau wurde, ist wohl einer der bekanntesten.
Und dann ist da natürlich auch noch das Alter dieser Texte und neben den "wissenschaftlichen" Zusammenhängen, die heute erforscht sind und auf ganz andere Art und Weise erklärt werden können als damals, hatte man ja auch eine ganz andere Gesellschaftsordnung. Das ist für mich eigentlich das Hauptproblem, dass die Texte eben für bzw. über eine Gesellschaft geschrieben worden sind, die heute nicht mehr existiert. Sich nach der Bibel zu richten ist in etwa so, als würde man Jane Austen als Beziehungsratgeber lesen.
Sicher kann man argumentieren, dass sich gewisse humanistische Werte in der Bibel wiederfinden und dass gewisse Gesetze aus der Bibel immer noch Gültigkeit haben. Aber ich denke in einer durchorganisierten Gesellschaft wie der unseren liegt die Angst vor einer hohen Gefängnisstrafe wesentlich näher als die Angst vor einem strafenden Gott, wenn man in Betracht zieht dem Nachbarn den Schädel einzuschlagen.
Meerbuscher hat geschrieben:Zumindest mal klingt das nicht besonders nach Toleranz, Humanismus und noch viel weniger nach christlicher Nächstenliebe.
Ich bin Atheist, da ist das in Ordnung. Nein, im ernst, ich gebe dir da völlig Recht. Mit Übersehen meinte ich eigentlich, das man sie nicht ernst zu nehmen braucht, da ich eben an ihrem gesunden Menschenverstand zweifele, aber das kommt ja letztendlich auf das gleiche raus, denn diese Menschen und ihren Einfluss sollte man wirklich nicht unterschätzen.
Naja, Wahrheiten in der Bibel komplett auszuschließen, so wie du es in deinem Anfangsposting schreibst, halte ich genauso für groben Unfug.
Selbstverständlich sind nach heutigem Stand der Wissenschaft einige Dinge absolut unsinnig und man kann sich nur an den Kopf fassen, aber die Menschen, die die Texte verfasst haben, konnten eben nur das schreiben, was nach ihrem damaligen Kenntnisstand eben Sache war. Und was sie sich nicht erklären konnten, dafür wurde die Begründung eben im Übernatürlichen gesucht, kennt man ja aus allen Teilen der Erde, beispielsweise ist der Turmbau zu Babel in Genesis 11 eine Ätiologie für die Vielfalt der Völker und Sprachen, da Gott das Volk als Strafe für ihren Hochmut, einen Turm bis in den Himmel zu bauen, in alle Himmelsrichtungen vertsreute und ihre Sprachen verwirrte. Ich finde das ist eine plausible Erklärung für das Wissen der damaligen Zeit.
Selbstverständlich entwickelt sich die Wissenschaft weiter und heutzutage weiß man, woher Blitz und Donner kommen, was die leuchtenden Punkte am Nachthimmel sind etc. Die meisten modernen Christen sind auch nicht der Meinung, dass man die Bibel wortwörtlich nehmen soll, sondern sie als das verstehen soll, was sie ist: Eine Wiedergabe durch den Kenntnisstand der damaligen Zeit, den man so originalgetreu nicht auf die heutige Zeit übertragen kann.
Es gibt sicher viele Wahrheiten in der Bibel, wie etwa die historisch nachweisbaren, geschilderten Kriege im Alten Testament oder auch die Sintflutgeschichte - in der damaligen Zeit hatte man nicht die ganze Welt bereist und wenn dann eine Flutkatastrophe kam und alles überflutete, was man als Heimat gewohnt war, dann konnte man schnell auf die Idee kommen, die ganze Welt sei unter Wasser gesetzt.
Ja, es finden sich sehr viele Wahrheiten in der Bibel, wenn auch meist sehr blumig und bildhaft dargestellt und im Gegenzug findet sich wahrscheinlich auch ebensoviel Unfug in ihr. Ein Beispiel: Die Eroberung von Jericho in Josua 6. Die Israeliten nehmen die Stadt nur dadurch ein, dass sie mit Trompeten um die Stadtmauern herumziehen und irgendwann lässt Gott die Stadtmauern einfach so einstürzen.
Das Witzige daran ist, dass archäologische Ausgrabungen belegen, dass Jericho zu der Zeit noch gar keine Stadtmauern hatte. Aber hier steht eben nicht die Wahrheit, sondern die theologische Aussage im Vordergrund. Es geht eben in der Bibel nicht nur um die Wahrheit.
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