Feuerwehreinsatz weil krank und zu dick
In Sachsen-Anhalt musste ein schwergewichtiger Mann von seiner Wohnung durch die Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht werden. Die Freiwillige Feuerwehr brachte ihn mit Drehleiter und Trage aus dem 1. Stock ins Krankentransportauto. Schon mehrmals mußte die Feuerwehr den Transport vornehmen und ihn auch wieder zurück transportieren.
Die Krankenkasse lehnte die Kosternahme für diesen Einsatz ab. Der Kranke klagte und bekam Recht. Das Sozialgericht verurteilte die Krankenkasse zur Übernahme der Kosten. Der übergewichtige Mann hätte ohne Hilfe der Freiwilligen Feuerwhr es nicht allein geschafft, aus seiner Wohnung ins Krankenhaus zu kommen.
Nun weiß man nicht, ob das starke Übergewicht aufgrund einer Krankheit entstand, oder ob er es sich "angefressen" hat. Im letzteren Fall kann ich die Weigerung der Krankenkasse verstehen. Wie seht ihr das? Eigentlich hätte die Kasse schon früher Maßnahmen einleiten können für eine Gewichtsreduzierung, da ihr ja aus früheren Feuerwehreinsätzen bekannt war, dass er einfach zu dick ist. Es ist abzusehen, wann der nächste Einsatz fällig wird. Sollte die Kasse nun darauf bestehen, dass er eine Abmagerungskur macht, wenn er nicht krankheitsbedingt zu dick sein sollte?
Auch Fettsucht ist eine anerkannte Krankheit. Und das ist im Endeffekt das, auf das du hinaus willst. Der Mann ist zu dick, weil er gerne isst. Das dies nicht gesund ist, ist den meisten bekannt und trotzdem neigen sie halt krankhaft zum Essen.
Zu einer Diät zwingen kann man im Grunde niemand. Beziehungsweise nur sehr schwer. Genauso wie man Raucher nicht zwingen kann, mit dem Rauchen aufzuhören. Das Einzige was eine Krankenkasse eventuell machen kann,die Leistungen auf ein Minimum zu reduzieren. Wobei es da auch Vorgaben gibt. Da die Krankenkasse aber wohl selbst keine Möglichkeiten hat, den Mann im Bedarfsfall in ein Krankenhaus zu bekommen und ein Feuerwehreinsatz die einzige Lösung zu sein scheint, wird die Krankenkasse diese Leistung auch zahlen müssen.
Ist man aber einmal übergewichtig, kann man im Nachhinein doch gar nicht mehr feststellen, ob es jetzt an der Krankheit lag oder am Essen. Bestimmte Krankheiten können, aber müssen nicht zu Übergewicht führen und daher kann man da nie zu hundert Prozent sicher sein, woran es wirklich lag. Die Krankenkasse wird also die Kosten nicht direkt ablehnen können, denn es kann nicht mehr nachgewiesen werden, woher das Übergewicht kommt. Natürlich kann man versuchen ihn zu einer Diät zu verpflichten, aber vielleicht ist das gesundheitlich nicht möglich oder andere Probleme tauchen in dem Zusammenhang auf.
Ob jetzt aus gesundheitlichen Gründen oder zu viel Essen, dass übergewichtige Menschen von der Feuerwehr aus ihren Wohnungen geholt werden müssen, ist kein Einzelfall und ich staune immer wieder über diese Meldungen. Natürlich können die Betroffenen nichts dafür, wenn es krankhaft ist, aber das ist schließlich nicht immer der Fall.
Wenn man so dick wird, dass man nur mithilfe der Feuerwehr ins Krankenhaus kommt, ist es doch schon so, dass man krankhaft dick geworden ist. Auch ein nicht vorhandenes Sättigungsgefühl oder eine Esssucht ist eine Krankheit, die aber als solches noch nicht akzeptiert wird.
Als Verantwortlicher einer Krankenkasse würde ich auch ungern die kompletten Kosten übernehmen. Angebrachter wäre es, dem Patienten aber erst einmal mehrere Möglichkeiten zu unterbreiten, wie das Gewicht zu reduzieren oder zumindest zu halten ist. Je nach Krankheit ist es natürlich nicht einfach, aber ich denke, ein Versuch ist es wert. Entsprechend müsste der Patient aber untersucht werden. Dabei sollte man an die Vernunft appellieren und auf Mithilfe des Mannes hoffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sonderlich angenehm für ihn selbst ist, nur unter besonderen Maßnahmen das Haus zu verlassen.
Wie schon gesagt wurde, kann die Krankenkasse natürlich nur noch die notwendigsten Behandlungsmaßnahmen übernehmen, aber den Mann nicht zu einer Diät oder Kur zwingen. Wenn die Gründe für das Übergewicht nicht bekannt sind, kann eine Diät oder Kur auch nach hinten losgehen.
Was ich daran schon krass finde, ist die Tatsache, dass dieser Mann bereits mehrmals über die Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht werden musste. Ich kann die Krankenkasse schon verstehen, wenn sie sich da weigern wollte. Da ich die Gesetze nicht kenne und mit welcher Begründung die kompletten Kosten von der Krankenkasse zu übernehmen sind, würde mich das schon interessieren. Wenn es einmal der Fall gewesen wäre, hätte ich das verstehen können. Aber so erschließt mich das Urteil nicht. Hat es etwas damit zu tun, dass dieser Transport vergleichbar mit einem Transport mit einem Krankenwagen ist?
Eine entfernte Verwandte hatte sich im haus den Fuß gebrochen, die Feuerwehr musste auch sie aus dem Haus hiefen, sie lebt in einem sehr kleinen Dorf und es war ihr so mega peinlich, das sie danach abgenommen hat, von Größe 62 auf Größe 48. Ist zwar ganz sicher nicht ihr Idealgewicht jetzt aber dennoch besser als vorher. Ich selber bin auch stark übergewichtig und mache seit einem Jahr weightwatchers, leider habe ich bisher nur 19 kg verloren, dennoch immerhin etwas.
Ich kann die Krankenkasse schon verstehen das sie da erstmal die Kostenübernahme ablehnt, denn wenn es wirklich nicht aufgrund einer organischen Krankheit ist das der Mann übergewichtig ist, so kann er trotzdem dran arbeiten etwas abzunehmen. Man könnte ihm auch einen Magenbypass verpassen, das ist sicherlich um einiges billiger, als ihn immer wieder dort heraus zu holen außerdem lernt er so kleine Portionen zu essen und kann sicher bald wieder "leben".
Was für ein seltsames Verständnis. Muss nicht demnach auch der verunfallte Autofahrer den Transport zum Krankenhaus selbst bezahlen, denn er hätte ja Bus fahren können? Muss nicht dann der Raucher die Behandlung für seinen Lungenkrebs selbst bezahlen, schließlich zwingt ihn niemand zum Rauchen?
Die Sache ist doch glasklar. Wenn der Mann eben ohne eigene Hilfe - aus welchem Grund auch immer - nicht ins Krankenhaus gelangen kann, dann muss er eben transportiertn werden. Und das muss die Krankenkasse und damit die Gemeinschaft der Versicherten, bezahlen.
Die Kasse hätte keine Maßnahmen einleiten können, bei uns wird niemand zu seinem Glück gezwungen.
Ich fände es grundsätzlich nicht schlecht, den krankenversicherten Menschen eine Mitverantwortung zu geben. Wenn jemand aufgrund seines Lebensstils höhere Kosten verursacht als ein vergleichbarer Patient, der ein bestimmtes Risikoverhalten eben nicht zeigt, wäre es eigentlich gerecht, denjenigen, der höhere Kosten verursacht, auch mit höheren Kosten zu belegen. Das betrifft nicht nur Übergewicht, das allein durch ein ungesundes Essverhalten und Verzicht auf Sport zustande gekommen ist, sondern auch Erkrankungen im Zusammenhang mit Rauchen. Allerdings liegen solchen Verhaltensweisen, gerade in Bezug auf das Übergewicht, oft tiefer liegende Probleme zugrunde, die dann vielleicht auch einen "echten" Krankheitswert haben und nicht auf Faulheit und fehlender Disziplin beruhen.
Ein soziales System basiert allerdings darauf, dass die Gemeinschaft für den Einzelnen aufkommt, wenn er die Hilfe der Gemeinschaft benötigt. An sich ist das ein gutes System, auch wenn es wünschenswert wäre, wenn diejenigen, die zum Beispiel auf gesundheitlicher Ebene mehr für sich tun als andere, davon auch profitieren könnten - zum Beispiel durch Bonuszahlungen, wenn jemand auf sein Gewicht achtet, sich sportlich betätigt und nicht raucht. So etwas umzusetzen ist aber ziemlich kompliziert.
Es sollte Anreize dafür geben, dass Menschen ihr Gewicht normalisieren und nicht mit der Feuerwehr aus ihrem Haus geholt werden müssen, allein weil sie zu dick sind. Allerdings ist fraglich, ob diese Anreize wirklich etwas bringen, denn bei vielen siegt einfach der innere Schweinehund. Von denjenigen, die sich vornehmen, nie wieder in eine solche Situation zu kommen, zum Beispiel von der Feuerwehr abgeholt zu werden, weil die Krankentrage des RTW oder auch das Treppenhaus ihrer Leibesfülle nicht gewachsen ist, schaffen es nur wenige, ihre alten Verhaltensweisen aufzubrechen. Toll ist das natürlich nicht - auch nicht für die Allgemeinheit, die für solche Fälle mitbezahlt.
Natürlich wäre es auch in einer Gemeinschaft besser, wenn dennoch jeder mit daran arbeitet, dass so hohe Kosten nicht erst verursacht werden. Dazu muss man eben auch mal Eigeninitiative übernehmen. Ich meine, der Mann ist ja nicht einfach über Nacht dicker geworden und er ist auch nicht das erste Mal auf diesem Weg ins Krankenhaus gebracht worden. Das sind für mich schon 2 Komponente, an denen man hätte vorher arbeiten können oder sich Hilfe suchen können.
Ich gehöre auch absolut nicht zu den Leichtgewichten und versuche an mir zu arbeiten. Mir wäre ein solcher Transport auch sehr unangenehm und peinlich. Dazu hätte ich auch ein schlechtes Gewissen, dass diese Kosten von anderen für mich mitübernommen werden müssten. Zumal es unter Umständen ja nicht nur einmal gewesen wäre, versetze ich mich mal in die Lage dieses Mannes.
Es gibt ja Krankenkassen, die einem Geld zurückerstatten, wenn der Arzt ihnen weder Übergewicht noch sonstiges nachweisen kann, was von einer ungesunden Lebensweise kommen könnte. Aber bei dem hier angesprochenen Fall ist ja nichts bekannt, wodurch das Übergewicht zustande gekommen ist. Ich denke, da kann man einfach nicht pauschalisieren. Jedoch wäre es schon besser, ab einer gewissen Anzahl von Spezialtransporten oder ähnliches den Patienten mit zur Verantwortung zu ziehen.
Cid hat geschrieben:Eigentlich hätte die Kasse schon früher Maßnahmen einleiten können für eine Gewichtsreduzierung, da ihr ja aus früheren Feuerwehreinsätzen bekannt war, dass er einfach zu dick ist.
Das ist leider eines der Probleme unserer Krankenkassen. Oftmals werden prophylaktische Maßnahmen und Vorsorgeuntersuchungen nicht durch die Krankenkassen übernommen, aber die Kosten der Folgeerkrankungen müssen dann bezahlt werden, was sich dann am Ende vermutlich auf mehr beläuft als das, was man für die Vorsorge hätte zahlen müssen.
Genau aus diesem Grund finde ich es auch richtig, dass die Krankenkasse des dicken Mannes zur Kasse gebeten wird. Aber ebenso hätte nun die Krankenkasse ein Recht, darauf zu bestehen, dass der Mann, wenn sein Gewicht nicht krankheitsbedingt ist, sondern eher daher rührt, dass er es sich angefressen hat, ihm weitere Kosten in Rechnung zu stellen, wenn sich der Mann nicht um eine Gewichtsreduktion bemüht. Voraussetzung wäre dann aber, dass er sein Gewicht eben selber verschuldet hat und es nicht durch Krankheiten bedingt ist, dass er so zugenommen hat.
Solche Fälle kommen ja schon recht häufig vor. Einmalig (zumindest soweit ich weiß) ist in dem geschilderten Fall lediglich, dass die Krankenkasse hier die Kosten für den Krankentransport nicht übernehmen wollte, weil man eben der Meinung war, dass das eigenes Verschulden ist. Prinzipiell kann ich die erste Sicht der Dinge schon sehr gut verstehen. Denn gerade bei extrem Dicken ist es in vielen Fällen nun mal der Fall, dass diese Fettleibigkeit nicht auf eine Krankheit zurückzuführen ist. Und wenn man dann noch bedenkt, dass andere Patienten auch anteilig für die Kosten eines Krankentransports aufkommen müssen, dann scheint dieser Fall erst recht völlig klar, wobei ich aber nirgendwo lesen konnte, ob dieser Patient nicht auch anteilig zahlen musste.
Andererseits setzt sich doch ziemlich jeder von uns bestimmten Risiken aus. Sollte da mal etwas passieren und eine ärztliche Behandlung nötig sein, dann ist es doch bisher auch so, dass Behandlungen und was dazu gehört, gezahlt werden. Das erwähnte Autofahren gehört dazu, aber Rauchen und Alkoholkonsum. Wenn man dann bestimmte Dinge nicht mehr zahlen möchte, dann aber eben auch andere nicht mehr und das wiederum würde eine umfassende Reform nach sich ziehen, die jeden von uns treffen würde. Die Reaktionen darauf, kann sich jeder allein ausmalen.
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