Berufswechsel vom einen in das andere Extrem?
Nachdem ich meinen erweiterten Sekundarabschluss 1 an der Realschule erworben hatte, begann ich eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten, welche ich dann drei Jahre später auch recht erfolgreich abschließen konnte. Wirklich zufrieden war ich in dieser Zeit jedoch nicht. Tag für Tag im Büro zu verbringen, kaum Abwechslung zu erleben, das war nichts auf Dauer für mich.
Kurz darauf wurde ich dann auch zum Zivildienst herangezogen, welchen ich dann in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen absolvierte. Der Zivildienst gefiel mir dann schließlich so gut, dass ich mich entschied, noch ein weiteres Jahr dort zu arbeiten. In dieser Zeit fasste ich den Entschluss, tatsächlich noch eine zweite Ausbildung zu beginnen, nämlich die zum Heilerziehungspfleger. In dieser Arbeit habe ich irgendwie viel mehr Erfüllung gefunden, was hauptsächlich daran liegt, dass die Arbeit eben, zumindest aus meiner Sicht, viel sinnvoller ist.
Mittlerweile bin ich im vorletzten Semester der neuen Ausbildung und immer noch vom neuen Beruf überzeugt. Meinen alten Beruf 'hasse' ich allerdings auch nicht. Ich denke, eine kaufmännische Ausbildung wird wohl nicht schaden. Auch möglich ist, dass ich zwischendurch doch mal wieder im zuerst gelernten Beruf arbeiten könnte.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Berufswechseln gemacht? Oder seid ihr im ersten Beruf geblieben, auch wenn er euch nicht so gefallen hat, um möglichst schnell Geld zu verdienen?
Als ''Extrem'' bezeichnen würde ich das jetzt ehrlich gesagt nicht. Extreme wären für mich vielleicht Dinge wie, vom Ingenieur zum Chemiker oder vom Arzt zum Architekten, also Berufe, für die man gut ausgebildet sein muss, da ich als ''extrem'' eher den mühsamen Werdegang und den Anspruch in diesem Beruf sehe.
Sehr viele Menschen wechseln von ihrem angestrebten Beruf zu einem anderen, wenn sie irgendwann im Beruf oder schon bei der Ausbildung merken, dass es wohl doch nicht so das wahre ist. Dagegen ist natürlich auch nichts auszusetzen, dass ich eigentlich nicht ungewöhnlich, wie man schon allein an der hohen Zahl der Studenten oder auch Azubis sehen kann, die jährlich das Studium abbrechen und sich etwas anderem zuwenden.
Wenn ich mir den Werdegang von Menschen aus meinem Umfeld anschaue, dann kann ich das auch nur bestätigen. Mein Violinlehrer studierte Psychologie und hat nach zwei Jahren im Beruf aufgegeben, um ein Musikstudium abzulegen und Berufsmusiker zu werden. Mein Onkel hat als Tierarzt gearbeitet, bevor er seine Liebe zum Schreiben entdeckte und ist seitdem Autor, meine eigenen Mutter ist gelernte Krankenschwester und arbeitet heute im IT Bereich. Ich selbst werde nächstes Jahr mein Chemiestudium beginnen und bin auch wirklich schon gespannt, wo ich denn dann letztendlich landen werde.
Ich habe keine Erfahrungen bezüglich eines Jobwechsels, da ich mich gerade erst in meiner Ausbildung befinde und wie der Zufall es so will, mache ich eine Ausbildung in der Pflege. Viele meiner Kollegen haben erst über Umwege zum Beruf gefunden.
Bei einem Kollegen sieht der Lebenslauf sogar fast identisch aus mit deinem. Er hat erst die Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation gemacht, dann hat er im Zivi mit Behinderten Menschen gearbeitet und dadurch für sich entschieden in die Pflege zu gehen. Der Wechsel von einem Beruf zum anderen scheint ihm nicht schwer gefallen zu sein.
Du glaubst jetzt noch, dass der Unterschied zu deinem Beruf so riesig ist, aber ob du es glaubst oder nicht in der Pflege besteht ein großer Teil aus Bürokram. Zum einem ist da ein Berg an Papierkram (Dokumentation ist überall Pflicht, vor allem wer selbstständig ist und bezahlt werden will) und man hat auch viele organisatorische Aufgaben. Zumindest dieser Teil des Berufes wird dir sehr vertraut vorkommen und du hättest eventuell sogar den anderen, die mit Papierkram nicht viel anfangen können, etwas voraus.
Ja, ich habe entsprechende Erfahrungen mit radikalen Wechseln der Berufsfelder. Meine erste Ausbildung hatte ich als Maler/Lackierer gestartet, musste allerdings nach zweieinhalb Jahren aufgrund von schweren gesundheitlichen Schwierigkeiten aufhören. Als nächstes hatte ich eine Ausbildung zum KfZ-Mechaniker begonnen, musste aber aus genannten gesundheitlichen Schwierigkeiten auch dort wieder aufhören. Anschließend habe ich mein Abitur nachgeholt und bin jetzt in einer Ausbildung zur BTA, also zur biologisch-technischen Assistentin.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass es in meinen Augen nicht gleich 'krass' heißen muss, wenn jemand das Berufsfeld derart wechselt. Ich hatte wirklich Spaß und Freude in meiner Malertätigkeit, aber es ging eben aufgrund der gesundheitlichen Probleme nicht mehr. Diese sind nun behoben und ich habe festgestellt, dass mir die BTA-Ausbildung mindestens genauso viel Freude bereitet. Wenn nicht sogar noch mehr. Es kommt also immer darauf an, ob jemand einfach immer wieder hin und her wechselt, ohne Sinn und Verstand oder Hand und Fuß. Manch einer denkt sich ja auch was dabei, wenn er sein Berufsfeld wechselt.
Bei mir liegen zwar 10 Jahre zwischen meinen beiden Ausbildungen und auch wenn sie recht gegensätzlich sind, würde ich es nicht als krass bezeichnen. Die Interessen eines Menschen ändern sich nun auch mal. Und selbst heute, wieder gute 10 Jahre später arbeite ich in einem Beruf, der mit beiden Ausbildungen nichts zu tun hatte.
Du selbst beschreibst ja dein Jahr im Zivildienst so, als wenn du dadurch halt gemerkt hast, das dir der direkte Umgang mit Menschen und deren Pflege mehr zusagt, als ein Bürojob. Du hast also was komplett anderes kennengelernt und für dich entschieden, das es quasi dein Traumberuf ist.
Das dies nun eine komplett andere Richtung, wie deine Erstausbildung ist, ist dabei nicht weiter tragisch. Allerdings wage ich zu bezweifeln, das in ein paar Jahren so einfach wieder in den Steuerbereich einsteigen kannst. Es sei denn, die bleibst immer auf dem laufenden was sich bei den Gesetzen ändert.
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