Alltäglicher Rassismus in Deutschland
Ich schaue gerade den Film "Schwarz auf weiß". Günter Wallraff, der ja für seine Reportagen über diverse Missstände bekannt ist, schlüpfte dafür in die Rolle des Somaliers "Kwami Ogonno". Bei seiner Tour durch verschiedene deutsche Städte wurde er immer wieder mit Rassismus konfrontiert - offen oder versteckt. Erschreckt hat mich gerade vor allem der Fall der Vermieterin. In seiner Rolle schaute sich Wallraff eine Wohnung an, die von einer älteren, vermutlich deutschen Frau zur Vermietung angeboten wurde. Während er in der Wohnung war, sprach die Frau nur wenig mit ihm und an ihrer Art war zu erkennen, dass sie ihn eigentlich so schnell wie möglich aus der Wohnung haben wollte. Anschließend kam eine neue Interessentin, eine Weiße, die aber ebenfalls zu dem Doku-Team um Günter Wallraff gehörte. Die Vemieterin erzählte ihr von ihrem Erlebnis und kam gar nicht darüber hinweg, dass der Mann, der sich zuvor vorgestellt hatte, ja "ganz schwarz" gewesen sei - so jemanden könne sie auf keinen Fall in der Wohnung unterbringen, das könne man ja auf keinen Fall tun. Im weiteren Verlauf besuchte er auch ein Volksfest, wo Bierzelt-Tische und -Bänke aufgestellt waren. Er setzte sich (mit Abstand) zu zwei Frauen auf eine Bank, die dann nach kurzer Zeit aufstanden, um sich an den Nachbartisch zu setzen.
Dass es Rassismus in Deutschland gibt, ist ja nichts Neues. Dieses Problem gibt es sicher in allen Ländern. Das alles ist schlimm genug. Allerdings finde ich es sehr schlimm, wie ausgeprägt gerade dieser latente Rassismus verankert ist. In dem Film kommt auch gut heraus (gerade in der Szene mit dem Campingplatz, wo ihm als Schwarzem nicht so gerne ein Dauercampingplatz angeboten wird), dass viele Leute die Gruppe der "Ausländer" noch einmal in verschiedene Kategorien einteilen. Während ein hellhäutiger Ausländer noch eher akzeptiert wird, hat ein dunkelhäutiger Mensch größere Probleme - selbst wenn er die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und/oder sehr lange (oder schon immer) in Deutschland lebt und deutsch spricht. Der einzige Unterschied ist die Hautfarbe.
Warum spielt die Hautfarbe oder die (oft einfach nur vermutete) Herkunft bei vielen Leuten noch so eine große Rolle? Seid ihr selbst vielleicht auch schon solchen Anfeindungen ausgesetzt gewesen? Ich weiß auch, wie es ist, wenn man mal blöd angeschaut wird - zum Beispiel wenn ich blaue Haare oder einen Irokesen mit blank rasierten Seiten hatte. Auch meine Piercings geben manchen Leuten einen Grund, mich anzuglotzen. Allerdings ist das noch einmal etwas anderes als die Sachen mit den Hautfarben. Ertappt ihr euch vielleicht selbst auch bei Äußerungen, die eigentlich rassistisch sind, aber leider eine gewisse gesellschaftliche Akzeptanz haben. Welche Beispiele kennt ihr?
In dem Film wurde von einem schwarzen Mädel gesagt, dass sie solche negativen Erlebnisse eher mit älteren Leuten hat. In dem Film waren aber auch teilweise sehr junge Leute, die solche dummen Parolen von sich gegeben haben. Ganz schlimm war die Szene, in der Wallraff aka Ogonno vor einem Fußballstadion stand und anschließend mit der Bahn gefahren ist. Dort waren ausschließlich junge Männer, die ihn ganz offensiv angemacht haben. Das war teilweise ganz schlimm. Glaubt ihr, dass es eher jüngere oder ältere Leute sind, die diesen "Alltagsrassismus" zeigen?
Rassismus muss nicht immer auf Vorurteilen basieren, die wir durch Erzählungen oder Erfahrungen gemacht haben. Ich habe einmal die Erfahrung gemacht, dass sogar Kleinkinder sich gegenüber dunkelhäutigen Kindern manchmal ablehnend verhalten. In einer Kinderspielgruppe von Kindern im Alter von 2 bis 4 habe ich einmal beobachtet, wie nur sehr wenige Kinder sich mit dem einzigen anwesenden dunkelhäutigen Kind abgeben wollten, die meisten mieden es, mit ihm zu spielen und bevorzugten die hellhäutigen Kinder. Grund ist einfach, dass die Kinder dunkelhäutige Kinder vielleicht einfach noch nie gesehen haben und es etwas neues und ungewohntes ist, was sie in einigen Fällen eben auch ablehnen oder sich sogar davor fürchten. Und bei Erwachsenen kann das genauso sein, wenn sie in einem Umfeld aufgewachsen sind, in denen sie wenig Kontakt zu andersfarbigen Menschen hatten. Es ist also vermutlich bei vielen gar kein echter Rassismus oder Hass, sondern einfach nur die unbewusste Angst vor etwas Neuem.
Je nachdem wo Menschen aufgewachsen sind, ist es unterschiedlich, wie tolerant sie sind und ich finde nicht, dass das was mit dem Alter zu tun haben muss. Wenn diese Menschen in einer Gesellschaft groß geworden sind, die Ausländer und besonders dunkelhäutige eher verachtet hat (und das war früher vermutlich häufiger der Fall als heute), sind sie vermutlich auch im Alter weniger tolerant, was aber auch nicht zwingend so sein muss. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass Jugendliche rassistisch werden, wenn sie sie in einer solchen Gesellschaft aufwachsen und weniger gebildet sind. Im ganzen hält sich das Verhältnis wohl eher in der Waage.
Was Rassismus angeht, so habe ich auch im Alltag schon viele Situationen erlebt, die mehr als deutlich gezeigt haben, dass diese Art von verstecktem Rassismus heute auf jeden Fall ein Thema ist. Im Bus ist es mir beispielsweise schon öfters aufgefallen und ich sehe das sogar bei meiner eigenen Großmutter. Diese hat sehr große Vorurteile gegen alle möglichen Menschen und wenn wir mal im Zug oder Bus auf jemanden dunkelhäutigen stoßen, dann geht sie immer weiter und versucht einen weit entfernten Platz zu bekommen. Ähnliches Verhalten kenne ich von meinen eigenen Freunden auch, nur meiden diese hauptsächlich arabisch aussehende Menschen, aus welchem Grund auch immer.
Mich bedrückt das Thema auch seit langem, die Doku habe ich nun nicht gesehen ich werde also einfach so antworten.Ich befürchte, dass nicht am Alter eines Menschen sein Hang zum Rassismus festgemacht werden kann, aber seine Motivation folgt schon eher einem Muster. Die Älteren sind meiner Meinung nach eher unterbewusst rassistisch und diskriminieren Hauptsächlich ,weil ihnen das Verhalten eines sich ganz normal verhaltenden Dunkelhäutigen Menschen gegen den Strich geht. Sie kennen es entweder anders oder würden es gerne anders haben.
Bei Jüngeren ist es, so glaube ich, auf generell anerzogene Ablehnung von anderen Soziokulturellen Gruppen angelehnt. So ist es zum Beispiel bei vielen deutschen, und auch anderen, Familien unüblich und vor allem nicht gerne gesehen einen Mann/Frau zu heiraten, der/die gelinde gesagt für viel Gesprächsstoff unter den älteren, die es anders kennen, sorgt. Daraus resultiert generelle Ablehnung. Es Könnte ebenfalls sein, dass sie einfach einen ,für sie als bezeichnend geltenden Umstand, erlebt haben, der sie hat voreingenommen werden lassen. Es basiert also alles irgendwo auf dem immer noch verankertem Gedanken, das anders farbige Menschen anders und vor allem nicht gleich sind. Dieser wird weiterverbreitet, trotz unserer Vergangenheit.
Ich persönlich kann hier aus einem großen Fundus an Erfahrungen berichten, da ich zum einen ebenfalls einen Migrationshintergrund besitze und man es mir zum anderen nicht ansieht. So ist das Verhalten der Menschen mir gegenüber grundsätzlich verschieden, wenn ich eine Lederjacke an habe und wenn ich ein Sakkoanzug trage. Ich persönlich sehe mich, mit diesem Hintergrund, nicht als Teil dieser Gesellschaft die so denkt. Man könnte sagen ich lehne solches Gedankengut von vornherein kategorisch ab, demnach ertappe ich mich auch nicht dabei. Allerdings ertappe ich andere, die auch von sich behaupten nicht rassistisch zu sein, dabei. Es ist also wirklich Gesellschaftlich unterbewusst anerkannt, wenn auch nicht offen ausgesprochen.
Was du zuletzt beschrieben hast ist typisches Gruppenverhalten - wird öffentlich klar, dass meine Gedanken richtig sind, fällt es mir auch leichter aktiv zu werden, nicht zuletzt weil man mir den Rücken stärkt. Sollte es sich dabei nicht um Gruppen gehandelt haben wird leider die Möglichkeit, das Verhalten dieser Person zu analysieren sehr eingeschränkt ausfallen.
Auch ich habe den Dokumentarfilm "Schwarz auf Weiß" gesehen mit Günter Wallraff. Ich habe nicht gedacht, dass der Rassismus in Deutschland noch so verbreitet ist. Am Fall der Kölner Vermieterin und des Campingplatz-Vermieters bekam man die Reaktion auf die dunkle Hautfarbe mit.
Als Wallraff in einem Berliner Restaurant auf die Toilette ging, kam er an einem Tisch mit zwei älteren Ehepaaren vorbei, wo dann einer der Männer die anderen darauf aufmerksam machte, dass da ein richtiger "Sarotti-Mohr" vorbei ging. Aufgrund seiner dunklen Hautfarbe wurde er überall ausgegrenzt. Keiner wollte neben ihm sitzen, niemand wollte ihn bei einem Spaziergang dabei haben. Ebenso wimmelten ihn betrunkene Fußballzuschauer ab.
Er wurde einfach geduzt und alle ließen Respekt vermissen. Wallraff versuchte in eine Diskothek zu kommen. Der Türsteher ließ alle hineingehen, nur ihn nicht. Auf wiederholte Anfrage verlangte der Türsteher einen Ausweis, den er nicht hatte. Ihm wurde erklärt, dass er einen Mitgliedsausweis brauche. Als Wallraff ihn kaufen wollte hieß es, dass das heute nicht gehe, er solle nächste Woche wiederkommen. Man hatte einen Generalverdacht gegen ihn, denn überall wo er hinkam, wollte man Papiere vorgelegt haben.
Wie Günter Wallraff in einer anschließenden Diskussion selbst sagte, war es ein Alptraum für ihn und er hatte wegen des tiefsitzenden rassistischen Hintergrundes einfach manchmal Angst, die Angst als Schwarzer. Diese Ungerechtigkeit, die Menschen nach schwarz und weiß einzuteilen gibt es nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Vor ca. einer Woche befand sich hier ein Beitrag eines Polen (ich fand ihn sehr gut und interessant, leider verschwand er aus unerfindlichen Gründen recht schnell), der exakt diesen alltäglichen Rassismus in Deutschland ansprach. Er fühlte sich deshalb, trotz eines deutschen Passes, im Herzen als Pole. Was die tägliche Ausgrenzung angeht, berichtete er u. a. auch von dem Problem, dass er in Deutschland gerade von jungen Leuten häufig angegangen werde.
Der tägliche Rassismus ist eine Sache, die in Deutschland schon immer irgendwie vorhanden war (wobei er mir im Osten immer etwas präsenter erschien und im Westen etwas versteckter), ich weiß aber nicht, ob es da eine typisch deutsche Ausprägung gibt, denn Rassismus gibt es fast überall. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass Rassismus immer dann gute Chancen hat, wenn es in einer Gesellschaft Probleme irgendeiner Art gibt (und davon haben wir ja zur Zeit reichlich). Dann kriechen Rechtsintellektuelle wie Baring und Broder und Rassisten wie Sarrazin aus ihren Löchern, sehen ihre Chance und heizen die Stimmung an den Stammtischen auf. Irgendeine Gruppe wird zum Opfer erkoren und dann "Hau den Lukas - oder den Türken - oder den Schwarzen - oder den Arbeitslosen, den Juden oder den Islam". Zur Zeit stoßen diese Herrschaften auf große Resonanz, man sieht es ja an den Verkaufszahlen dieses literarischen Auswurfs von Sarrazin. Wo sind die Millionen, die das kaufen? Ich habe nur eine Person mit diesem Buch gesehen, das war in einem Flieger in die USA. Auf die Frage, was die Dame denn dort so treibe, erfuhr ich dass sie auf dem Weg zu einer Fortbildung bei Scientology war. Brüder im Geiste - die war mir gleich unheimlich.
Ich frage mich auch immer, ob Rassismus was mit Intelligenz zu tun hat, aber man kann den o. g. Personen nicht vorwerfen, sie seien doof. Und auch im eigenen Umfeld gibt es immer wieder mal Bemerkungen, die in diese Kategorie fallen. Es ist zum Kotzen, dass sich gerade europaweit rechtspopulistische Parteien etablieren, man weiß gar nicht mehr, wohin man auswandern soll, um vor dem Pack sicher zu sein. In meinem Lieblingsland Südafrika weiß man auch nicht, wo die Reise hingeht und dort begegnet man auf dem Land durchaus noch einer Art Rassismus, die man als Europäer längst überwunden glaubte. Das gilt aber auch andersherum, auch Schwarze pflegen dort ihre Art des Rassismus.
Ich denke fast, man muss jederzeit damit rechnen, dass die Lage sich schnell wieder zuspitzen kann.
Ich denke, ein wenig sollte man unterscheiden. Manches fällt auch unter Political Correctness. Zum Beispiel das mit dem Sarotti- Mohr. Ich sehe die Bezeichnung nicht zwingend als rassistisch an. Genauso assoziiert man durchaus mit einem Mann mit Glatze den Meister Proper Mann.
Ich dachte an sich, der Film ist aus den 80er Jahren. Also aus der Glanzzeit von Günter Wallraff. Wobei seine Reportagen ja auch zeitweise umstritten waren. Zumindest wurde mal leise Kritik laut. Ich meine zumindest da noch irgendwas im Kopf zu haben, was ich aber nicht mehr ganz zusammen bekomme.
Mich beschämt der Umgang mit ausländischen Mitbürgern auch immer wieder. Wobei sich manches sicherlich gebessert hatte und nun wieder hoch kocht. Ich hatte zu meiner Schulzeit einen dunkelhäutigen Mitschüler. Für uns war das normal. Wir gingen mit ihm um, wie mit anderen Mitschülern auch. Da hat keiner dumme Fragen gestellt. Zumindest waren mir die nicht bewusst. Und in den 80er Jahren war ein dunkelhäutiger Junge doch noch ein wenig die Seltenheit. Das man sich daran hochziehen kann, erfuhr ich erst durch die Lindenstraße, gebe ich zu. War das nicht Frau Kling die Probleme mit der Hautfarbe ihrer Schwiegertochter hatte und ganz große Sorge hatte, die Farbe der Haut könnte abfärben? Aber hier wurde das eher ins lächerlich gezogen und ich als Zuschauer nahm ihre Kommentare nicht wirklich Ernst.
Ich bin eines mit Sicherheit nicht, fremdenfeindlich. Aber ich gebe zu, mir sind deutsche Nachbarn lieber. Aber nicht weil ich Ausländer nicht mag, sondern weil mir die Mentalität ehrlich gesagt zu anstrengend ist. Also türkische, aber auch spanische oder italienische Nachbarn wären eventuell nicht mein Ding.
Allerdings würde ich auch nie wieder in ein Haus ziehen, in denen Menschen wohnen, die den ganzen Tag klassische Musik auf Instrumenten spielen. Und meine Vermieter, zumindest der Seniorteil, war auch immer eher ausländerfeindlich eingestellt. Das hat mich früher an sich mehr angekotzt, als wenn im Haus ausländische Mitbürger gelebt hätten. Heute wohl auch, aber die gute Frau ist mittlerweile verstorben und ihr Mann nimmt nicht mehr wirklich aktiv am Leben teil.
Mich kotzen aber Verallgemeinerungen, die auch mir ständig über den Weg laufen, einfach an. Liebste Parole die ich in den letzten Monaten gehört habe: Diese Ausländer beuten unseren Staat aus. Ich finde das ist kein Problem das nur ausländische Mitbürger verursachen, es gibt auch genügend deutsche Mitbürger, die Sozialleistungen bekommen. Das auch ausländische Mitbürger unsere Steuern bezahlen, wird da gerne mal außen vor gelassen.
Little Sister spricht es ganz richtig an - das Verallgemeinern ist das Hauptproblem hinter der "Fremdenfeindlichkeit". Da benimmt sich ein "Ausländer" - egal ob Farbiger, Türke, Araber, Russe etc - irgendwo daneben, und schon heißt es "die Ausländer" - natürlich benehmen sich da einige daneben. Aber das tun auch genug Deutsche. Und sagt man deshalb gleich "die Deutschen"? (Im Ausland bekommt man das durchaus zu hören - da kann man sicher sein, daß eine Busladung depperter Mallorcatouristen aus Bayern vorher da war).
Ich bekomme es doch jede Woche mit, wenn ich zur Tafel gehe - oftmals heißt es da "die Russen" oder "die Kopftücher" drängeln sich immer vor, können sich nicht benehmen, usw. Tatsache ist, daß die, die immer durch wiederholtes Nicht-an-Regeln-halten auffallen, tatsächlich "Kopftücher" (also muslimische Frauen) oder "Russen" im weitesten Sinne (genauer ehemalige Sowjets, also Russen, Ukrainer, Kasachen usw) sind, aber deswegen gilt das doch lange nicht für alle. Insbesondere von der letzten Fraktion sind dort eben sehr viele vor Ort, da ist es kein Wunder, daß auch viele sich danebenbenehmen, aber das hat nichts mit ihrer Herkunft zu tun.
Wenn ich über jemanden sage, daß er sich nicht benehmen kann, oder ich ihn für ein Arschloch etc halte, meine ich damit die Person - was der dann ethnisch, hautfarbentechnisch oder sonstwas ist, ist mir in dem Moment furchtbar egal. Nehmen wir mal einen "Promi" - ich finde zum Beispiel, daß Michel Friedmann ein unerträgliches, arrogantes Arschloch ist. Nun ist der auch noch Jude. Bin ich deswegen ein Antisemit? Ganz sicher nicht, ich finde diese Person eben Scheisse, und was der sonst noch ist spielt dabei keine Rolle. Ich finde auch genug Deutsche unerträglich, insbesondere diverse Politiker, und auch da ist es mir egal, was die sonst sind - es ist ihr Verhalten, was mich ankotzt.
Es muß den Leuten endlich mal klar werden, daß eine ethnische Zugehörigkeit nicht gleichbedeutend ist mit "die sind alle so" - Sicher, einige "Eigenschaften" findet man häufiger in bestimmten Bevölkerungsgruppen, und wenn man diese ablehnt, werden einem diese öfter als "störend" auffallen, aber diese Eigenschaften kann man auch woanders finden. Aber es scheint derzeit der Fall zu sein, daß die Leute gerne über andere schimpfen. Vielleicht können sie ja so ihre eigenen Probleme einfacher verdrängen.
LittleSister hat geschrieben:Ich bin eines mit Sicherheit nicht, fremdenfeindlich. Aber ich gebe zu, mir sind deutsche Nachbarn lieber. Aber nicht weil ich Ausländer nicht mag, sondern weil mir die Mentalität ehrlich gesagt zu anstrengend ist. Also türkische, aber auch spanische oder italienische Nachbarn wären eventuell nicht mein Ding.
[...]
Mich kotzen aber Verallgemeinerungen, die auch mir ständig über den Weg laufen, einfach an.
Hier musste ich aber dann schon bedenklich grinsen, denn wer alle Türken, alle Spanier und alle Italiener mal eben über einen Kamm schert, der macht was? Differenzieren oder Verallgemeinern? Ich weiß, du meinst es vermutlich nicht so, aber auch das ist ein Teil des alltäglichen Rassismus.
Mir gehen Leute als Nachbar auf den Senkel, die sich nicht an die allgemein akzeptierten Regeln halten. Die sind weitestgehend in Mietverträgen und Hausordnungen festgelegt. Und von da an ist es mir prinzipiell Wurscht, ob Ami, Pole, Burmese, Türke oder Russe. Da kann doch keiner was für, wo er zufällig geboren wurde.
LittleSister hat geschrieben: Liebste Parole die ich in den letzten Monaten gehört habe: Diese Ausländer beuten unseren Staat aus. Ich finde das ist kein Problem das nur ausländische Mitbürger verursachen, es gibt auch genügend deutsche Mitbürger, die Sozialleistungen bekommen.
Auch hier tappst du leider wieder in ein Fettnäpfchen, denn im Grunde unterstellst du, dass es stimme, dass Ausländer den Staat ausbeuten würden - gestehst lediglich zu, dass das auch deutsche Mitbürger täten. Nur leider hinterfragst du nicht, ob es denn überhaupt stimmt - und damit steckst du wieder voll in der Alltagsrassismusfalle.
Alleine die Tatsache, dass jemand Sozialleistungen bezieht, kann ja wohl kein Hinweis darauf sein, dass hier irgendjemand irgendjemanden ausnutzen würde. Aber genau das unterstellst du. Nein? Dann lese dir nochmal langsam durch, was du da geschrieben hast. Schließlich steht in unserer Verfassung, dass die Bundesrepublik Deutschland ein demokratischer und sozialer Bundesstaat ist und das impliziert bzw. deckt, dass du ein verfassunggemäßes Recht auf Sozialleistungen hast. Siehst du das anders, stellst du dich gegen die Verfassung und schlimmer geht es kaum noch. Blödes Fettnäpfchen - oder?
Sicher hast du das anders gemeint, aber du hast es eben doch anders gesagt. Dafür muss man eben erst ein Gespür entwickeln.
Och Meerbuscher, wenn du es schon genau nimmst, ich schrieb eventuell nicht mein Ding. Denn ich kann es nicht abschätzen. Fakt ist trotzdem, dass Menschen anderer Kulturen nun mal eine andere Mentalität. Etwas was ich noch nicht mal negativ sehe, aber wie mich halt auch die über Stunden Geige spielenden deutschen Nachbarn ehrlich gesagt ankotzen würden, würde ich auch manches, was halt für andere Kulturen typisch sein könnte, ankotzen. Und die Situationen kann ich doch für mich vermeiden oder?
Und da du Widersprüchlichkeiten suchst: Ich wohne in einem Stadtviertel das hier als Klein Istanbul bezeichnet wird. Die meisten Probleme habe ich persönlich aber mit der türkischen Mentalität. Keine Abneigung, sondern das ist einfach was, was zu meinem Leben nicht passt und was mich halt auch stören würde. Trotzdem würde ich nicht sagen: Türken raus.
Und es ist ein Unterschied, ob man sagt, NUR DIE Ausländer nutzen das System aus oder ob man sagt, alle sind dazu in der Lage, das System auszunutzen. Ich sehe da einen Unterschied. Und du hast ja auch netterweise meinen letzten Satz weggelassen. Der ist für mich aber entscheidend.
Um die Diskussion mal relativ gesamt wieder zu geben. Grundaussage: Diese Ausländer nutzen das System aus. Diese Ausländer bekomme alle Sozialleistungen ( da wurde erst mal kein Unterschied gemacht- später wurden nur einzelne Gruppen genannt). Diese Ausländer beziehen doch tatsächlich Rente. Da war ich dann doch baff und sagte dann auch mal, immerhin zahlen sie, wie wir Deutschen auch, in die Rentenversicherung ein.
Aber ich bin da eh extrem. Ich saß auch da und plädierte in dieser "netten" Runde mit einem Wahlrecht für Ausländer. Zumindest in einem bestimmten Rahmen. Das Entsetzen war groß und man sprach dann schon von türkisch sprechenden Politikern. Und ich sagte nur, aber immerhin zahlen sie hier auch Steuern etc. Und mal im Ernst- wo wäre Deutschland heute ohne die ausländischen Mitbürger?
Zu der genannten Tafelsache. Heikles Thema und ich glaube ich kann das auch nicht so nett schildern und es wird böser klingen als ich es meine. Ich gehe auch regelmäßig zur Tafel. Und ich finde es schon antrengend bis sogar nervig, wenn ich beobachten kann ( im schlimmsten Fall die Kundin vor mir), dass sich die Leute noch nicht mal verständigen können. Schwer zu erklären. Ich bin nun keine die sagt, die Leben ja hier, die sollen gefälligst unsere Sprache können. Aber es ist schon schwierig, wenn da jemand steht, wild um sich rum fuchtelt und deutet und dann ausflippt, weil die Tafelmitarbeiterin nur einen Blumenkohl statt zwei gibt. Und leider kann man sich dann auch nicht verständigen, um der empörten Kundin klar zu machen, dass hinter ihr noch 200 andere Menschen stehen, die auch noch was haben wollen. Und das Ganze würde noch nicht mal so auffallen, wenn man sich verständigen könnte. Und die Aktionen gehen so weit, dass sich die Kunden hinstellen und dann behaupten, sie bekommen ja nicht mehr, weil man ausländerfeindlich ist.
Und um noch ein wenig Widersprüchlichkeit rein zu bringen. Auf der anderen Seite, sind es auch meistens die ausländischen Tafelkunden die sehr dankbar lächeln. Da könnte sich mancher Deutsche eine sehr dicke Scheibe von abschneiden. Komischerweise sind es nämlich nur deutsche Tafelkunden ab jenseits der 40 und männlich, die vor der Tafel große Parolen schwingen, wie beschissen das System ist und es nicht verstehen können, dass man für einen Euro nicht noch eine Stange Zigaretten dazu bekommt.
Wieso hältst du die Tafel für ein "heikles Thema", Little Sister? Was du beschreibst ist doch gar nichts ungewöhnliches (und die Fraktion der "Nörgler" gibt es auch anderswo - ich habe denen mal erklärt, daß wir demnächst ein Promillemeter am EIngang aufbauen, damit die Leute, die sich benehmen können, mehr bekommen - die "Nörgler" dürften nämlich alle gesammelt nach Hause gehen, weil sie sowieso einen in der Krone haben).
Hier ist es wirklich so, daß die "Deutschen" eher eine Minderheit sind. Zwar haben viele Leute "deutsche Namen"; aber sind wohl Rußlanddeutsche, die oftmals nicht mal richtig Deutsch können. Nicht ohne Grund hängen Ankündigungen der Tafel mehrsprachig aus - unter anderem auch immer in Russisch. Daß sich einige unverbesserliche dann auch noch darauf berufen, ja nichts zu verstehen, behebt man am besten dadurch, daß man sie einmal auf Russisch zusammenscheißt - seitdem klappt das auch mit dem Deutsch (Ich denke jede Tafel hat da ihre "Experten", die jede Woche wieder denselben Mist bauen). Interessanterweise gibt es auch "Ausländergruppen", die sich - zumindest bei unserer Tafel - insgesamt sehr gut benehmen und keine Schwierigkeiten machen - hier sind das zB die Asiaten und die Farbigen, die nicht "unangenehm" auffallen.
Nach dem was ich jetzt von verschiedenen Tafeln so gehört habe, ist die Ausgabe auch überall anders geregelt, trotzdem sind es dieselben Leute, die "auffallen" - und das ist auch ein Punkt, wieso dann andere Leute von diesen eigentlich "wenigen" auffälligen auf die ganze Bevölkerungsgruppe schließen. Daß es auch anders geht, merkt man spätestens im türkischen Supermarkt, um den ich verdammt froh bin, daß es ihn gibt - günstiges Lammfleisch, guter Joghurt usw und weit freundlicheres Personal als im deutschen Supermarkt - wann ist euch zum letzen Mal eine Verkäuferin entgegengekommen und hat euch zB ein Stück Orange einfach so zum Probieren angeboten? Passiert sowas überhaupt? Nur traut sich die Gruppe derer, die immer über "die Ausländer" schimpfen, garantiert gar nicht erst in so einen Supermarkt hinein, und bezahlt lieber den überteuerten "deutschen" Preis.
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