Was bedeutet "koscher" essen?

vom 25.01.2011, 11:43 Uhr

Im Dschungelcamp ist die Kandidatin Indira eine Halbinderin, die gestern angegeben hat, dass sie aus Glaubensgründen nur "koscher" essen will. Sie hat es bisher zwar nicht so eng gesehen, weil sie keine Ausnahme sein wollte, aber ihr wäre es eben lieber, wenn man für sie auch vegetarisches Essen hat.

Ich habe das nun so verstanden, dass "koscher" essen auch etwas mit Veganismus zu tun hat. Aber warum nennt man es "koscher" essen? Was bedeutet dieses Wort? Ich kenne das Wort "koscher" auch in dem Zusammenhang, dass einem was nicht geheuer ist. "Das ist mir nicht koscher". Aber was bedeutet das Wort "koscher" im Zusammenhang mit dem Essen? Was darf so ein Mensch nicht essen und was darf er essen?

Koscher kann ja nicht fleischlos bedeutet. Denn aus Glaubensgründen gibt es in Indien ja nur aus Glaubensgründen das Rindfleischverbot. Aber Wachteln oder andere Dinge darf man doch essen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das hängt mit der Unterteilung der Tiere auf Grund ihres Körperbaues zusammen. Nachlesen kann man da einiges auf dieser Seite.

Und demnach gehören Wachteln eben zu dem Essen, welches nicht koscher ist. Denn Wachteln können sich nicht von der Erde abheben, da sie nicht fliegen. Mit rein vegatarisch hat es also nichts zu tun.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Dieser Begriff kommt aus dem Judentum. Ich habe einmal an einer jüdischen Schule unterrichtet und dort wurde mir diesbezüglich einiges erklärt. Mit dem Vegetarismus hat es jedoch nichts zu tun, weil wenn man sich koscher ernähren möchte, darf man durchaus Fleisch essen.

Allerdings gibt es schon Einschränkungen. So darf man glaube ich nur Tiere essen, die zweihufig sind und Wiederkäuer sind. Alle anderen Tiere sind nicht koscher und dürfen demnach nicht gegessen werden. Aber auch die Tiere die sie essen dürfen, dürfen nur auf eine bestimmte Art und Weise geschlachtet werden, da weiß ich jetzt jedoch nicht mehr genau wie.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



tournesol hat geschrieben: Allerdings gibt es schon Einschränkungen. So darf man glaube ich nur Tiere essen, die zweihufig sind und Wiederkäuer sind. Alle anderen Tiere sind nicht koscher und dürfen demnach nicht gegessen werden. .

Kühe sind aber Wiederkäuer und die dürfen bei den Indern ja nicht gegessen werden, weil diese heilig sind. Oder hat "koscher" essen nichts mit dem indischen Glauben an sich zu tun?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hat das "Koscher" nicht auch etwas mit der Art und Weise der Schlachtung zu tun? Ich meine mal gehört zu haben, daß ein geschlachtetes Tier nur "koscher" und damit essbar ist, wenn es geschächtet wurde, sprich wenn es durch eine Stichwunde im Hals völlig ausgeblutet ist. Ob da zwei- bzw. vierhufigkeit ( was ist dann mit Geflügel?) oder das Widerkäuen eine Rolle spielt, weiß ich nicht.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hier vermischen sich durch einen unglücklichen Zufall zwei Punkte, die eigentlich nicht so viel miteinander zu tun haben, nämlich Indien und Judentum.

Der Begriff "koscher" kommt wie schon gesagt aus dem Judentum, und daher kommt übrigens auch die Redewendung etwas sei nicht koscher ("nicht rein"). Der Begriff kommt jedoch sonst nur im Zusammenhang mit der Zubereitung von Speisen vor. Beim koscheren Essen geht es nicht ausschließlich um die Zutaten, also zum Beispiel welches Tier geschlachtet wurde, sondern auch wie es geschlachtet wurde ("geschächtet", also ausgeblutet - die genauen Verfahren dafür variieren, besonders aufgrund des Tierschutzes wird es in Deutschland heutzutage nicht mehr auf die traditionelle Weise betrieben) und wie die Sachen gekocht/zubereitet werden. Dazu gibt es sehr strenge Regeln, die in der modernen Lebensweise von vielen nicht mehr oder zumindest nicht mehr so strikt eingehalten werden.

Eine wichtige Regel für koscheres Essen ist die Trennung von Milch und Fleisch. Milch oder Milchprodukte dürfen nicht gemeinsam mit Fleisch zubereitet oder gegessen werden, da man dies für nicht richtig hält. Auch zwischen zwei verschiedenen Mahlzeiten, von denen die eine Milchiges und die andere Fleischiges enthält, muss ein zeitlicher Abstand gewahrt werden. Insgesamt gibt es drei Gruppen von Essen, das Milchige, das Fleischige und "der Rest" (Beilagen wie Gemüse oder Reis z.B.).

In der Talmud-Schule (der Talmud ist das zweit-wichtigste Buch des Judentums) werden bereits den Kindern die teilweise sehr komplizierten Regeln über koscheres Essen und Kochen beigebracht. Dabei spielt natürlich der Glauben die zentrale Rolle.

Der zweite Punkt, Indien: In Indien ist die Religion mit der größten Verbreitung der Hinduismus, nicht das Judentum. Darüber sind hier in der Region viele Klischees bekannt, zum Beispiel die heiligen Kühe, die nicht gegessen werden dürfen. Faktisch ist ein strenggläubiger Hinduist aber immer Vegetarier, denn nicht nur die Kühe sind heilig, sondern jedes Leben. Dass besagte Indira nun eine Mutter aus Indien hat und dem Jundentum angehört ist eigentlich nur verwirrender Zufall.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wie du bei den Vorrednern schon gesehen hast, ist es schwierig koscheres Fleisch zu finden. Es gibt diverse Rituale die für die Schlachtung streng eingehalten werden müssen. Nach der Schlachtung wird das Fleisch auch noch von einem Sachverständigen untersucht, ob die Regeln streng eingehalten wurden. Ähnlich verhält es sich auch mit Fisch. Pflanzliche Nahrung ist allerdings von Natur aus koscher, sofern es nicht mit anderen Lebensmitteln in Kontakt gekommen sind, die selbst nicht koscher sind oder falsch zubereitet wurde. Wenn man also sich koscher ernähren will, ist man auf der relativ sicheren Seite, wenn man nur vegetarisches ist. Außerdem muss ein gläubiger Jude, der sich koscher ernährt auch bei der Zubereitung einige strenge Regeln beachten. Ganz streng gläubige haben sogar zwei separate Küchen im Haus und bereiten milchiges in der einen Küche zu und fleischiges in der anderen Küche. Auch darf Fleisch zum Beispiel nie in einem Milchtopf gekocht werden und umgehkehrt. Man sieht als, es gibt eine Menge Regeln zu beachten und das sind noch längst nicht alle.

Die Regeln für koscheres Fleisch sind den Regeln für die halal -Schlachtung der Moslems relativ ähnlich. Allerdings sind die Regeln aus dem jüdischen Glauben weit strenger, als die moslemischen Regeln für Schlachtungen. Mit dem indischen Glauben hat das wirklich rein gar nichts zu tun. Inder haben zum Beispiel auch kein Problem damit Fleisch in Ghee (Butterschmalz) zu braten. Wer koscher isst, würde das in jedem niemals essen wollen.

Die Inder essen keine Kühe, weil sie sie meines Wissens für heilige Tiere halten. Die Juden essen Rindfleisch und sehen es als koscher, also rein an. Dafür essen sie wieder eine Reihe andere Tiere nicht. Sie gehen davon aus, dass der Verzehr für den Menschen abträglich wäre. Das Schächten, die bereits erwähnte spezielle Schlachtmethode, begründet sich auf Liebe zum zum Tier und Respekt vor dem Leben. Da man in der jüdischen Mythologie wohl das Blut als Sitz der Seele sieht, muss das Fleisch vor dem Verzehr vollständig ausgeblutet sein, sonst vergeht man sich an der Tierseele. Wenn Tiere nach mitteleuropäischer Art mit dem Bolzenschussapparat getötet werden, blutet das Tier nicht richtig aus und gilt so als unwürdig getötet. Ich hoffe, dass Dir die Unterschiede jetzt ein wenig klarer geworden sind.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Was die Kühe angeht - die werden von Hindus als heilig angesehen und daher nicht gegessen - aber nicht jeder Inder ist ein Hindu. Da gibt es auch andere Glaubensrichtungen.

Das "koschere" Essen gehört zum jüdischen Glauben und wird durch viele einzelne Regeln bestimmt. Unter anderem muß das Tier, das eben auch nicht jedes belibeige Tier sein darf (also zB kein Schwein) komplett durch einen einzlnen Schnitt ausgeblutet sein; ferner dürfen auch Zubereitungen nicht mit Fleisch und Milchprodukten gemeinsam erfolgen.

In entsprechend"strengen" Haushalten gibt es zB zu genau diesem Zweck seperate Geschirrstücke für diese verschiedenen Speisen - es gibt Schüsseln für Fleisch und Schüsseln für Milchprodukte, und die dürfen nicht miteinander vermischt werden.

Was genau dazu gehört, kannst du im Netz recherchieren. Richtig ist aber, daß vegetarische Gerichte in der Regel dadurch auch koscher sind, daß sie eben gar kein Fleisch enthalten, daher kann da nichts "schiefgehen". Es gibt übrigens auch einige Airlines, die insbesondere für ihre jüdischen Kunden koschere Gerichte anbieten.

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» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Fuschio schreibt, dass bei der Zubereitung von koscherem Gemüse nichts schief gehen könne. Das stimmt so auch nicht. Würde man jemandem, der sich streng nach den Regeln ernährt einen Rahmspinat anbieten, der auf einem Teller serviert wird, der schon mal mit fleischigem in Kontakt gekommen ist (und danach nicht rituell sondern nur konventionell gereinigt wurde) wäre das eine Regelverletzung. Da Rahmspinat Milch enthält, darf er nicht mit irgendwas fleischigen zusammen kommen. Auch muss der Rahm aus dem Rahmspinat von einem koscher gehaltenen Tier stammen. Das wird bei dem Rahmspinat aus dem Discounter kaum der Fall sein.

Außerdem muss man, so man sich an die Regeln hält, akribisch darauf achten, dass das Obst und Gemüse keine Tiere mit kurzen Beinchen oder Insekten enthält. Gerade bei Gemüse wie Blumenkohl aus Ökolandbau oder Äpfeln, Kirschen, Himbeeren, Pflaumen kann das durchaus schwierig werden. So ein befallenes Grünzeug darf man dann auch nicht essen. Auch darf man erst die Früchte essen, die von frühestens aus dem vierten Ertragsjahr stammen. Das stelle ich mir ganz besonders schwierig bei Erdbeeren vor.

Außerdem ist nur das Obst und Gemüse aus der Erde, vom Strauch und vom Baum koscher, so weit ich weiß. Wie das zum Beispiel mit einer Meeresalge aussieht, weiß ich auch nicht. Sushi könnte also wegen der Algen problematisch sein. Nicht zuletzt deshalb, weil ein Rabiner wohl berechtigte Zweifel angebracht hat, dass in den Algen auch tierisches Plankton haften könnte, was wiederrum nicht koscher ist. Wie man sieht, es ist auf den ersten Blick ganz einfach. Geht man aber in die Details, kann das ganz schön vertrackt sein wirklich koscher zu essen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


@trüffelsucher

Du vermischt aber jetzt Zubereitung und Servieren. Wobei, wenn man Spinat als Beispiel nimmt, auch bei der Zubereitung einiges schief gehen kann, weil der in manchen Regionen mit Speck gemacht wird. Allerdings bin ich mir jetzt nicht sicher, ob Schweine wirklich als nichtkoscher gelten.

Denn soweit wie ich das gestern gelesen habe, müssen koschere Tiere Paarhufer sein, wo der Huf komplett durchgespalten ist. Ein Schwein würde nach dieser Definition dazu gehören und würde also dem Spinat nichts schaden, wenn man keine Milch oder Sahne beim zubereiten verwendet.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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