Dinge kaufen und (fast) ungenutzt wieder verkaufen...

vom 22.01.2011, 14:37 Uhr

Ich habe in den letzten Jahren zwei Menschen erlebt, deren Ein- und Verkaufsverhalten ich absolut nicht verstehen konnte. Beide haben häufiger (manchmal mehrfach im Monat) Dinge gekauft, die sie anschließend nie oder höchstens einmal verwendet haben. Dabei handelte es sich nicht nur um irgendwelche Kleinigkeiten, sondern durchaus auch um größere Sachen.

Die eine Frau hat zum Beispiel sehr viel Kamera-Zubehör gekauft, teilweise Objektive für mehrere hundert bis über tausend Euro. Das war eigentlich auch kein Problem, da sie ganz gut verdient. Allerdings hat sie diese Sachen dann meistens nicht verwendet, vor allem weil sie viele andere (ältere) Sachen hatte, die sie dann vorrangig genutzt hat. Die neuen Sachen lagen meistens ein bis zwei Monate herum. Nach dieser kurzen Zeit verkaufte sie die Sachen dann bei Ebay - mit einem großen Verlust. Sie hat die Sachen vor allem dann wieder verkauft, wenn sie in einem Monat wieder zu viel gekauft hatte, so dass kein Geld mehr für die Miete mehr da war. Diese wurde immerhin von ihr bezahlt. Ein Extremfall war ein Auto, das sie gebraucht kaufte. Nach nicht einmal drei Monaten verkaufte sie es wieder (unter Tränen) - weil sie dringend Geld brauchte, um andere Rechnungen zu bezahlen.

Bei der anderen Person ging es meistens um kleinere Dinge, allerdings hat auch sie immer wieder Dinge gekauft, wenig oder gar nicht benutzt und nach weniger als einem Jahr wieder bei Ebay verkauft. Hierbei war allerdings die finanzielle Situation noch schlechter, so dass sie oft Sachen gekauft hat und dann eben die Miete oder die Stromkosten nicht mehr begleichen konnte. Dennoch kamen jeden Monat, also sobald neues Geld auf das Konto kam, neue Sachen hinzu, während der Schuldenberg natürlich weiter wuchs.

Dass so ein Verhalten nicht normal ist, ist mir schon bewusst. Vielleicht hat es auch einen gewissen Krankheitswert, sich so zu verhalten. Wenn ich aber versuche, diese Menschen zu verstehen, scheitere ich. In dem Moment, in dem man solche Dinge kauft, muss man doch wissen, dass die zusätzliche Ausgabe wieder ein Loch in die Haushaltskasse reißt. Dass jeden Monat bestimmte Fixkosten anfallen, weiß man doch ebenso. Warum werden diese Sachen dennoch gekauft, wenn sie doch kurz darauf wieder für einen geringeren Betrag in der Bucht landen, um neue Sachen kaufen oder die üblichen Kosten bezahlen zu können? Habt ihr so etwas schon bei anderen erlebt oder verhaltet ihr euch selbst so?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wie du schon vermutest, kann da auch eine Krankheit dahinter stecken. Psychisch bedingt halt und da brauchen diese Menschen einfach nur professionelle Hilfe, um das in den Griff zu bekommen.

Als Mensch, der erst seine Rechnungen bezahlt und sich dann was leistet, wenn noch Geld vorhanden ist, kann man sowas nicht nachvollziehen. Auch wenn man sich große Mühe gibt. Wichtig für einen selbst ist dabei nur, das man nicht so gutmütig ist und diesen Menschen noch Geld leiht. Denn selbst, wenn sie sagen, das es für die Miete, Strom oder andere offenen Rechnungen ist, ist die Gefahr, das sie es sinnlos ausgeben sehr gross.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich kenne solche Menschen und ich denke, da muss man natürlich auch ein bisschen unterscheiden. Ich nehme mal meine Mutter als Beispiel. Diese hat letztes Jahr ein recht schickes Kleid gekauft. Sie wollte dieses zu der Hochzeit meines Cousins tragen und hat dafür auch recht viel Geld ausgegeben. Vor wenigen Wochen nun hat meine Mutter sich die Sache nochmal durchdacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass das gekaufte Kleid ihr doch nicht so gut steht, wie sie es gerne hätte und möchte das Kleid nun doch wieder verkaufen. In solchen Situationen ist es also wirklich einfach nur ein voreiliger Kauf und das kann doch eigentlich jedem passieren.

Häuft sich das, würde ich das schon als krankhaft bezeichnen. Dass das ausgegeben Geld ein Loch in die Kasse reißt ist diesen Menschen sicherlich klar, aber ich denke, dass ist genauso wie bei den Kaufsüchtigen. Diese Menschen kaufen und kaufen, weil sie das glücklich macht und das Geld interessiert sie in dem Moment gar nicht mehr, sie wollen nur ihren Trieb befriedigen. Deswegen würde ich einfach sagen, dass dieses Verhalten an sich eine minder schwere Form der Kaufsucht ist, denn immerhin merken die Leute irgendwann, dass sie das zeug nicht brauchen und wollen es wieder loswerden.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Aus diesem Teufelskreis werden die Betroffenen nur schwer herausfinden. Vielleicht schämen sich diese Menschen, wenn sie sehen, dass andere sich das kaufen, was sie gerne hätten, aber aufgrund ihrer finanziellen Lage nicht kaufen können. Sie kaufen es sich trotzdem mit dem festen Vorsatz es wieder zu verkaufen oder umzutauschen.

Den Zeitpunkt für den Umtausch verpassen sie und es bleibt nur noch das Abgeben für wenig Geld übrig. Sie verlieren so Monat für Monat eine Menge Geld, das ihnen zwar sowieso fehlt, aber jetzt noch viel dringender. Sicherlich fühlen sie sich todunglücklich mit dieser Situation. Sie fühlen sich sogar sehr schlecht, weil sie einsehen, dass sie wieder mal etwas gekauft haben, was sie nicht brauchen. Aber im Moment des Kaufens setzt bei ihnen das Gehirn irgendwie aus.

Zu helfen ist diesen Menschein meist nur durch eine Fachkraft. Sie benötigen ganz dringend die Hilfe eines Psychologen, die sie außerordentlich lange in Anspruch nehmen müssen, um wieder psychisch gesund zu werden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



In manchen Fällen finde ich dieses Verhalten sogar ganz vernünftig. Mein Sohn ist ein Spielefreak. Er kauft sich ein Spiel, zockt es durch und verkauft es nach vierzehn Tagen wieder. Sicherlich macht er dabei einen gewissen Verlust, aber das ist in meinen Augen immer noch besser als wenn das Spiel auf Halde liegt weil ein durchgespieltes Spiel fast immer völlig uninteressant ist. Ich nehme aber an dass dieses Beispiel nicht deine Frage betrifft.

Ja, ich kenne jede Menge solcher Menschen. Meistens handelt es sich um leicht beeinflussbare Leute mit einem schwachen Willen. Da wird etwas gekauft was unbedingt das Allerneueste auf dem Markt sein muss, warum auch immer, und dann wird festgestellt dass es viel zu kompliziert ist mit dem Gerät umzugehen. So richtig Lust hat man dann auch nicht mehr sich mit so einem Gerät zu befassen, vor allem wenn nicht alles von Anfang an funktioniert. Verschämt wird dann das Teil in die hinterste Ecke geschoben um es dann später irgendwann wieder einmal vor zu holen und dabei bleibt es dann auch.

Ich war neulich bei einem Kollegen der einen Technik-Laden aufmachen könnte. Jede Menge Videorecorder, drei Drucker, ein halbes Dutzend Fotoapparate, Handys eine Schublade voll und so weiter. Er bezeichnet sich selber als Jäger und Sammler, aber ich finde das trifft nicht den Kern. Ich vermute eher das die Niederlage nicht eingestanden und verdrängt werden soll. Er ist dann aber auch zu bequem diese Sachen wieder zu verkaufen.

Ich vermute aber einmal dass dieses Verhalten nicht so selten ist , jeder von uns hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein paar Fehlkäufe dieser Art im Keller liegen. Nach einer vernünftigen Begründung zu suchen ist da doch eher müßig. Der Mensch handelt oft irrational.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei der einen Person, die sich kleinere Dinge kauft, um sie dann wieder bei Ebay zu versteigern, kann ich mir vorstellen, dass sie schon krank ist und an Kaufsucht leidet. Das ist in Deutschland gar nicht so selten und verursacht bei den Betroffenen häufig einen Berg von Schulden, den sie so schnell nicht wieder loswerden, wenn der Teufelskreislauf dieser Kaufsucht nicht unterbrochen wird.

Bei der anderen Person könnte ich mir vorstellen, dass sie gerne immer die neusten Dinge besitzen möchte, aber im Nachhinein feststellt, dass ihr die alten Dinge zu schade sind, um sie zu entsorgen oder zu verkaufen, so dass es dann eben wieder die neuen Dinge sind, die verkauft werden.

Ich selber habe solche Käufe noch nie getätigt, da ich mir immer ganz genau überlege, welche Dinge ich wirklich benötige. Bei anderen Dingen, die ich nicht wirklich benötige und von denen ich weiß, dass ich sie sowieso nicht oder kaum nutzen werde, lass ich die Finger und spare mir lieber mein Geld für wirklich wichtige Sachen, denn ich schaue schon, was ich mir leisten kann und was nicht, da ich genau mein Haushaltsbudget kenne und ich es nicht gut fände, irgendwo Schulden zu machen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mir geht es auch öfter mal so, dass ich Dinge kaufe, die ich fast neu weiter verkaufe. Romane beispielsweise, aber auch Handarbeitszeitungen, die ich "durchgearbeitet" habe. Seltener, aber auch ab und an, kommt es vor, dass ich Kleidung recht neu weiter verkaufe - beim Kind sowieso und auch ich selbst stelle ab und an nach dem dritten Tragen fest, dass das Traumteil eher ein Alptraum ist. Daher finde ich es auf den ersten Blick auch nicht weiter tragisch bestimme Dinge nach nur kurzer Zeit weiter zu verkaufen. Immer noch besser als wenn sie bei mir herum liegen und nur Platz wegnehmen würden.

Wenn man allerdings mehr kauft als man eigentlich aus eigenem Einkommen zahlen kann und diese Dinge dann unter Druck und so auch noch mit Verlust verkaufen muss, dann ist das sicher etwas anderes. Wobei ich dann schon erst mal zwischen den Vorgängen Kaufen und Verkaufen unterscheiden würde. Denn das Problem ist wohl weniger, dass Verkaufen der neuen Dinge sondern das Kaufen obwohl man es sich eigentlich nicht leisten kann. Dass das Kaufen regelrecht zur Sucht wird und das ist wohl das tatsächliche Problem.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Erlebt habe ich so etwas noch nich, aber ich kann mir vorstellen,wieso das so ist: Ich weiß ja nicht, wie es der beschriebenen Frau sonst so geht, aber im Allgemeinen ist es so, dass sie unzufrieden mit etwas bestimmten ist. Diese Unzufriedenheit versucht sie loszuwerden, indem sie sich etwas neues anschafft. Beim Anschaffen dieser Sachen denkt sie nicht nach und in dem Moment geht es ihr nur noch um das Gefühl, dass sie etwas neues hat und dabei werden dann die Glückhormone ausgeschüttet. Meistens oder fast immer muss sie diese Sachen dann ja wieder verkaufen, weil es ebend zu teuer war und die anderen Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können.

Ich denke, dass dieses Verkaufen dann wieder eine gewisse Unzufriedenheit in ihr auslöst und sie diese dann wieder damit decken will, indem sie sich etwas neues kauft. Das alles ist ein Teufelskreis, aus dem sie schlecht wieder rauskommt. Ich bin kein Psychologe, aber ich denke, der oben geschriebene Text könnte bei ihr zutreffen.

» Ewariane » Beiträge: 319 » Talkpoints: -2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass da einmal klassische Fehlkäufe drunter fallen können. Man kauft sich etwas und denkt, dass man es brauchen kann und benutzen wird und hinterher stellt man doch raus, dass es Mist ist. Bei einem Objektiv hat sie vielleicht erst hinterher gemerkt, dass es doch nicht so toll ist oder sie ihre alten doch besser findet. Bei Kleidung kommt so etwas ab und zu vor, wenn man nicht genau weiß, was einem steht oder gefällt. Allerdings sollten Fehlkäufe wirklich nicht allzu oft auftreten, aber dass sie mal vorkommen, das lässt sich wirklich nur mit Konsequenz vermeiden.

Ansonsten kann es natürlich auch an Kaufsucht gepaart mit nicht vorhandenem Geldmanagement liegen. Man kauft dann einfach aus Reflex heraus oder weil man etwas gegen schlechte Laune tun will und dann eben so viel, dass sogar die Mietzahlung in Gefahr ist, weil man keinen Überblick über seine Finanzen hat. Wie man so viel Geld ausgeben kann, dass man am Ende nicht mehr genug für die Miete hat, kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen. Aber es liegt wohl daran, dass derjenige nicht mit seinem Geld umgehen kann oder das nie gelernt hat. Es kann auch einfach Faulheit sein, wenn derjenige sogar dazu zu faul ist, sich mal eine Liste mit den regelmäßigen Ausgaben zu schreiben und das dann vom Gehalt abzuziehen und auszurechnen, wie viel für sonstige Käufe übrig ist.

Ich kenne bei mir höchstens den ein oder anderen Fehlkauf. Dabei sind es aber eher kleinere Sachen, z.b. Bücher oder so etwas, und keine allzu teuren Artikel. Allerdings versuche ich jetzt schon, dass ich vorher genau überlege, bevor ich kaufe, um nicht zu viel Mist zu kaufen. Und es ist bei mir auch noch nie vorgekommen, dass ich kein Geld mehr für die Miete hatte! Ich würde dann wohl eher dafür sorgen, dass ich in Onlineshops mit langem Rückgaberecht bestelle (es gibt genug Shops mit 100 oder sogar 365 Tagen Rückgaberecht) und mir dann ein Zeitlimit setzen: Wenn der Artikel innerhalb von 2 Monaten nach dem Kauf nicht genutzt wurde, wird er zurück gesendet, bis dahin dann Etiketten dran lassen und Kartons aufheben.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich kenne das nun nicht so und kann das irgendwie auch nicht nachvollziehen. Wenn ich so ein Verhalten an den Tag lege, dann eben eher, weil ich die Sachen dann doch nicht so toll finde. Bei Kleidung passiert mir das schon hin und wieder, dass ich sie ein paar Mal trage und dann gefällt sie mir doch nicht mehr so und wird weiter verkauft. Aber das kommt im Jahr vielleicht auch nur dreimal vor, daher ist das schon in Ordnung.

Wenn man aber dann kein Geld mehr für andere Dinge hat, frage ich mich ehrlich, warum man die Sachen überhaupt erst kauft. Da sollte man von vornherein doch etwas sparsamer und vor allem auch achtsamer sein. Das kann ich irgendwie nicht so Recht nachvollziehen. Für mich klingt das irgendwie so, als hätte deine Bekannte einen leichten Kaufzwang und kauft sich einfach sinnlos irgendwelche Dinge, nur um etwas gekauft zu haben.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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