Handoo: Abzocke oder interessantes Angebot?

vom 21.01.2011, 11:06 Uhr

Hallo,

habe vor etwa eine Woche einen Anruf von Handoo erhalten. Sie bieten mir an, bei Ihnen Handytester von bekannten Marken (Apple, Samsung, LG, uvm.) zu werden. Ich würde ein neues Handy, welches es noch nicht auf dem Markt gibt, zum Test erhalten. Dies kann ich ausgiebig testen. Die SIM-Karte ist nicht inbegriffen, da kann man jede beliebige nehmen. Nach dem Erhalt und Test müsse man dann nur noch einen Fragebogen zu diesem Handy ausfüllen und an Handoo schicken. Das Handy darf man behalten. Danach würde man dann auch wieder ein anderes Handy erhalten.

Soweit zu den interessanten Punkten. Kommen wir dann zu den Haken. Um dies nutzen zu können, sollte man einmalig 99€ bezahlen. Der Vertrag, der mit Handoo geschlossen wird, läuft 12 Monate und wird nicht automatisch verlängert. Die Kosten sollen den Versand und die Bearbeitungsgebühren decken.

Ja und gestern hatte ich den "Vertrag", Informationen und einen Überweisungsträger im Briefkasten. Ich habe mir alles mal durchgelesen und bin schon in den AGB's etwas stutzig geworden. Dort steht (sinngemäß) "sie erhalten zum Test ein Handy oder Mobilfunkzubehör". Darunter kann man nun viel verstehen. Ist dies ein IPhone 5 oder doch nur eine billige Handytasche? Nähere Informationen um welches Produkt es sich genau handelt ist nicht genannt.

So etwas macht mich natürlich stutzig und ich habe mal im Internet nach diesem "Institut" gesucht und mir mal einige Beiträge dazu durchgelesen. Es scheint nicht mal annähernd ein seriöses Unternehmen zu sein. Zum Widerruf des Vertrages wird zwar eine Adresse in Frankfurt angegeben, doch dies scheint wohl nur ein Briefkasten zu sein. Auf der Internetseite von handoo.biz dagegen wird im Impressum eine Adresse in Las Vegas genannt. Die Internetseite ist insgesamt sehr "billig" erstellt, so als hätte man einem Homepagebaukasten verwendet.

Die Handy's, die als Testobjekte auf der Internetseite angezeigt werden, sind zwar neu, aber auch schon seit einigen Wochen im Handel verfügbar. Warum sollte nun ein Hersteller ein Produkt auf den Markt bringen und danach dieses zum Testen?

Auch Chip.de hat sich bereits mit diesem Angebot beschäftigt und rät davon ab Geld zu überweisen. Falls man dennoch etwas überwiesen hat, gibt es auch einen Link zu einer Kündigung vom Verbraucherschutz. Man sollte sich dann auch immer Rechtsberatung zu Hilfe nehmen. Dieses Vorgehen ist wohl auch schon bei ähnlichen Seiten verwendet worden.

Daher werde ich den Vertrag Widerrufen.

Nun möchte ich jeden davor warnen sich auf solche Geschäfte einzulassen.

» m86 » Beiträge: 40 » Talkpoints: 21,60 »



Wenn ich dich richtig verstehe, hast du telefonisch einen Vertrag abgeschlossen - denn ansonsten würdest du ja nun wohl kaum widerrufen wollen. Bist du dir da 100% sicher oder hast du nur um schriftliche Informationen gebeten?

Dass das Abzocke ist, muss jedem in Fleisch und Blut übergehen. Die Masche ist doch tausendfach bewährt. Nun gut, auch ich habe mich als Jugendlicher mal zu einem Abo an der Haustür überreden lassen, der Mensch ist halt fehlbar.

Es gibt eine goldene Regel: Man schließe nie und nimmer einen Vertrag telefonisch oder an der Haustür oder auf der Straße ab. Auch nicht wenn, Kinderschutzverein, Tierschützer, Arbeitslosenhilfe o. ä. draufsteht. Niemals. Besser man unterschreibt nichts. Niemals die Adresse rausgeben, die Kontoverbindung schonmal überhaupt nicht. Entsprechendes Anwerben sollte man sofort barsch ablehnen, eine andere Sprache verstehen diese Leute nicht. Es hat keinen Sinn mit diesen Leuten zu diskutieren oder freundlich zu sein. Das verstehen die nur als Aufforderung weiter zu bohren. Lässt du das zu und machst ihnen erst nach 2 Minuten klar, dass du kein Interesse hast, ranzen sie dich in der Regel noch an, wieso du denn ihre Zeit stiehlst. Das ist leider die regelmäßig gemachte Erfahrung.

Was deinen Widerruf angeht, könntest du bei solch abgezockten Buden natürlich ein Problem bekommen. Denn wie willst du denen rechtssicher einen Widerruf zukommen lassen? Wenn die sich querstellen, kommst du kaum ohne Probleme aus der Nummer raus. Diesen Weg solltest du nach Möglichkeit - so gut es eben geht - beweistechnisch absichern, auch mit Zeugen, die Inhalt und Absendung der Dokumente schriftlich bezeugen. Am sichersten wäre die gerichtliche Zustellung des Widerrufs, aber auch dafür müsste die Adresse stimmen. Einschreiben sind eine windige Sache, wenn du aber den Weg über ein Gericht nicht gehen willst, nutze sowohl Einschreiben mit Rückschein, als auch Einwurfeinschreiben. Beides kann jedoch in die Hose gehen. Noch besser wäre eine Faxnummer, Auf dem Fax vermerkt ein Zeuge mit Unterschrift, dass er Kenntnis vom Inhalt dieses Faxes hat. All das verbessert im Konfliktfall deine Beweislage. Es ist jedoch so, dass solche Läden im Regelfall den tatsächlichen Konflikt vor Gericht scheuen. Stattdessen gehen deren Forderung schnell an ein Inkassounternehmen, dass dann Druck aufbaut.

Da du aber angedeutet hast, dass diese Bude bekannt ist, ist ja vielleicht auch bekannt, wie das mit dem Widerruf klappt.

» Meerbuscher » Beiträge: 398 » Talkpoints: -14,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Eigentlich bin ich nur davon ausgegangen, dass die mir erst mal Informationen schicken. Doch das dies gleich ein Vertrag ist, den ich Widerrufen kann, wusste ich nicht.

Danke für den Hinweis Meerbuscher. Wollte den Brief eigentlich als Einschreiben mit Rückschein schicken. Nun muss ich doch noch mal schauen, ob da vielleicht eine Faxnummer im Brief vermerkt ist.

Wie andere mit dem Widerruf vorgehen, weiß ich nicht. Das muss ich noch mal suchen. Eine Vorlage vom Verbraucherschutz, ist darauf ausgelegt, dass es eine Mahnung bzw. Zahlungsaufforderung ist. Daher kann ich die nicht verwenden.

Ich schaue mal, vielleicht finde ich ja etwas, dass ich gebrauchen kann.

» m86 » Beiträge: 40 » Talkpoints: 21,60 »



m86_8474825 hat geschrieben:Eigentlich bin ich nur davon ausgegangen, dass die mir erst mal Informationen schicken. Doch das dies gleich ein Vertrag ist, den ich Widerrufen kann, wusste ich nicht.


Nun gut, das kann natürlich ein Vertragsstück sein, das du jetzt unterschreiben sollst. Gibt es ein Anschreiben dazu, in dem steht: "Wir beglückwünschen sie zum Abschluss des Vertrages ..."? Oder wie drücken die sich aus?

Und selbst wenn die so tun, als hättest du was abgeschlossen - bleib locker. Wenn du am Telefon nicht gerade gesagt hast: "Ja, ich nehme den Vertrag an", oder etwas ziemlich eindeutiges, was man in dieser Hinsicht interpretieren könnte, dann hast du gar kein Problem.

Hast du etwas in dieser Hinsicht gesagt, bezweifelst es aber jetzt, indem zu zurückschreibst: "Ich habe keinen Vertrag mit ihnen geschlossen, habe niemals "Ja" gesagt, wollte nur schrifltiche Informationen", müssen die dir beweisen, dass du es gesagt hast. Dafür bräuchten sie einen Mitschnitt des Gesprächs. Dafür hätten sie dich aber um Zustimmung bitten müssen, was du dann hättest bejahen müssen. Liegt auch das nicht vor, was wollen die dann noch beweisen?

Hast du niemals den Vertragsabschluss mündlich bejaht und es gibt einen Mitschnitt, was wollen die dann beweisen? Das du nicht "Ja" gesagt hast?

Wenn du also nie etwas ziemlich eindeutiges am Telefon gesagt hast und es keinen Mitschnitt gibt, dem du zugestimmt hättest, dann würde ich an deiner Stelle ein geschmeidiges kurzes Fax (mit Zeugenbestätigung) senden (Sendebestätigung aufheben), in dem ich das Zustandekommen eines Vertrages bezweifle, womit ich die Sache als erledigt ansehen würde. Und gleich noch: Einer weiteren Nutzung meiner Daten widerspreche ich. Von einem Widerrufsrecht würde ich da keinesfalls Gebrauch machen (soweit du niemals einen Vertrag eingegangen bist). Hast du abgeschlossen, versuche möglichst beweisbar zu widerrufen.

Auf eventuell folgende Schreiben irgendwelcher Geldeintreiber nicht reagieren, auch wenn die den Ton verschärfen. Diese Schreiben hören i. d. R. irgendwann von selbst auf, weil es keinerlei Beweis für das Zustandekommen eines Vertrages gibt. Erst, wenn etwas vom Gericht kommt, dann reagiert man. Solche Läden klagen i. d. R. nie, die faulen Forderungen gehen an Inkassos und die Leben davon, dass sich ein paar Leute immer einschüchtern lassen und zahlen. Natürlich immer vorausgesetzt, du hast da wirklich nichts gemacht.

» Meerbuscher » Beiträge: 398 » Talkpoints: -14,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^