Krawatten-Eklat im Bundestag

Als gebe es in der Politik derzeit nichts wichtigeres, streiten sich Politiker nun um die Kleidungsfrage. Schon seit längerem brodelt es ein wenig, da der CDU-Abgeordnete und Chef der Schriftführer im Bundestag Jens Koeppen im Dezember ein Schreiben verfasst hat.

Aus diesem Schreiben an seine Kollegen geht hervor, dass ein Schriftführer mit einem Sakko und einer Krawatte oder ähnliches anzuziehen habe. Bei Missachtung kann der Schriftführer von seinem Amt wieder freigestellt werden. Gestern ist dies bei dem Bundestagsabgeordneten Sven Christian Kindler (Grüne). Aus Solidarität ist auch der Abgeordnete Alexander Süßmair (Linke) gestern ebenfalls ohne Krawatte im Bundestag erschienen.

Kurios an dieser Geschichte ist, dass es in der eigentlichen Geschäftsordnung des Bundestages von keinerlei Kleidungsordnung die Rede ist. Natürlich sollte ein Abgeordneter sich nicht in Jogginghose und Achselhemd im Bundestag blicken lassen.

Ich dachte, dass diese Kleiderordnung seit Joschka Fischer längst überholt ist. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo Joschka Fischer mit Turnschuhen und Pulli dort erschienen ist. Ich finde es einfach lächerlich, dass man sich darum kümmert. Es gibt weitaus wichtigere Sachen. Welche Kleiderordnung haben denn dann Frauen? Dürfen die nur im Kostüm oder im Hosenanzug erscheinen? So was bescheuertes. Als wenn es keine wichtigeren Dinge gibt.

[...] Welche Kleiderordnung haben denn dann Frauen? Dürfen die nur im Kostüm oder im Hosenanzug erscheinen? [...]

Diese Frage stellt sich ja quasi automatisch, deswegen hätte *steph* auch da mal gleich nachhaken sollen. Dass man ein Kostüm nicht vorschreiben wird, dürfte wohl klar sein, was würde denn die Perle der Uckermark dann machen? Okay, eigentlich geht es ja auch nur um die Schriftführer und nicht um eine allgemein gültige Kleiderordnung.

Die Antwort auf deine Frage lautet: Der politisch ansonsten eher unauffällige Koeppen hat für die Damen um eine „entsprechende, angemessene Kleidung“ ersucht. D. h. für mich zwingend ein Halstuch.

Der Streit ähnelt ein wenig dem Streit hier im Forum. Abgeordnete vertreten doch wohl eher ncht die Würde des Hauses, sondern die Würde des Bürgers. Koeppen fällt da nur eins zu ein: Wer seine Füße unter seinen Tisch stelle, habe sich an seine Regeln zu halten - Pasta Basta!. Dass es aber eine Kleiderordnung für den Bundestag nicht gibt, stört Koeppen nicht. Es stellen sich auch philosophisch schwer zu fassende Fragen, ob denn Blümchenkrawatten nun angemessener seien als gar keine Krawatte?

Noch witziger ist aber ist der Umstand, dass eigentlich gar keiner gerne den Schriftmaxen gibt und man froh ist, wenn überhaupt einer freiwillig diesen Job macht. Meine Antwort wäre dann: "Dann mach mal selber Koeppen!"

Arbeitet eine Frau im Bundestag als Schriftführerin? Man müsste wohl bis zum Sommer abwarten, wie es sich da verhält. Zumindest geht Koeppen davon aus, dass eine Bundestagsabgeordnete nicht im Spaghettiträger-Top und Minirock auflaufen wird und sollte.

Witzig, dass die Blümchenkrawatten erwähnt werden. Heute morgen lief im norddeutschen Rundfunk ein Interview zu diesem Thema mit Kindler. Er erwähnte die Krawatten einiger Abgeordneten, die jenseits des guten Geschmacks anzusiedelns seien.

Nun - man müsste den Faden dann weiterspinnen und fragen: welche Krawatte darf's denn sein? Muss die Krawatte zu den Socken passen? Sind Tennissocken im Bundestag erlaubt? Ja, und wenn wir schon dabei sind: Boxershorts oder Slips für den Herren? Zumindest ein gutes Ablenkungsmanöver der Bundesregierung.