Wofür eigentlich noch Latein?
Hallo,
in einem anderen Thread hatte ich bereits erwähnt, dass ich in der fünften Klasse Latein hatte. Nun kann ich nicht einmal mehr einen kleinen Satz! Im Endeffekt hat mir die ganze Sache überhaupt nichts gebracht und war nur verschwendete Zeit.
Warum wird diese tote Sprache denn überhaupt noch angeboten? Wenn man zum Beispiel Arzt wird, dann muss man ja nicht die kompolette Grammatik können, sondern nur die Begriffe. Das ist dann eigentlich nur wie Vokabeln lernen, oder? Ein anderer Beruf fällt mir jetzt auch nicht ein.
Du würdest dich wundern, für welche Studiengänge ein Latinum verpflichtend ist - nicht nur für die medizinischen, auch für die juristischen, dann für sämtliche der "philosophischen Fakultät" (also alles, was mal "Magisterstudiengänge" waren), und natürlich für die Theologen (die je nach Studium auch noch ein Graecum und ein Hebraeicum mitbrigen "dürfen").
Weil das so ist gibt es an den Unis Latein-Crashkurse für die, die es eben nicht an der Schule hatten - da wird in in der Regel 3 Semestern der ganze Stoff reingequetscht, und ob das wirklich klappt ist wieder eine andere Frage. Wenn man also studieren will, sollte man möglichst sein Latinum vorher haben, an der Uni ist es echt eine Tortur.
ich bin selbst auf einem altphilologischen Gymnasium gewesen - also Latein ab der 5. Klasse, bis einschließlich 10. hab ichs durchgezogen, und es war unheimlich praktisch - weil du das Vokabular der sonstigen romanischen Sprachen dabei sehr einfach ableiten kannst. Insbesondere nachher beim Spanisch ist es mir aufgefallen, wie einfach dort die Vokabeln waren - du kennst die spanische Vokabel nicht? Wie hieß es denn auf Latein? Ja Moment, wie wird dieser Laut im spanischen (ist nur eine eher kleine Verschiebung) dann gebildet? Beispiel: "helfen" - Latein: Adiutare, Spanisch Ayudar - na, merkst du was?
Latein als Sprache an sich ist meiner Meinung nach wirklich unnötig. Ich habe Latein auch vier Jahre lang pflichtgemäß in der Schule lernen müssen. Sprachlich talentiert bin ich wirklich nicht, Probleme und schlechte Noten waren also vorprogrammiert. Es stimmt aber wirklich, dass Latein oder genauer: Das Latinum es dir ermöglicht eine Vielzahl von Studienlehrgängen zu besuchen. Ich habe mich in diesem Jahr mit meinem Leben nach der Schule beschäftigt. Ich habe mich zunächst für einen Ausbildungsplatz entschieden, doch auch dort kann man beeindruckend punkten, wenn man von sich sagen kann, dass man Latein beherrsche.
Ein weiterer und für mich der praktischste Grund, warum es sich lohnt, die lateinische Sprache zu erlernen ist, dass es dir sehr dabei hilft, weitere Sprachen zu erlenen. Neben Latein habe ich auch noch simultan Englisch lernen müssen. Viele lateinische Vokabeln finden sich in abgewandelter Form in allen Sprachen wieder. Hier mal ein Beispiel dafür:
Das Lateinische Wort für Sammeln: colligere
Das Englische Wort für Sammeln: collect.
Man kann sich viele Eselsbrücken mit Wörtern, die man aus anderen Sprachen kennt bauen. Viele meiner Mitschüler haben auch Italienisch und Spanisch gelernt. Wenn ich dann mal ein Blick über verschiedene Arbeitsblätter warf erkannte ich einige Wörter wieder. Viele guckten dann verduzt und gingen davon aus, dass ich Italienisch/Spanisch beherrsche.
Du wirst Latein - so wie du es bisher gelernt und genutzt hast - vermutlich nie mehr benötigen, höchstens noch als "Darf-Schein" für den Zugang zu bestimmten Studienfächern (wenn das zu Zeiten des Bachelors noch so ist).
Allerdings - wie schon angesprochen - es trägt ungmein zum Verständnis romanischer Sprachen bei. Es hilft, Texte voller Fremdworte besser zu verstehen und auch zu verwenden. Und solltest du mal in die Verlegenheit kommen, bei "Wer wird Millionär?" mitzumachen, dann wirst du dir häufiger Wünschen, Latein gehabt zu haben.
Aber ehrlich gesagt, man kann auch ohne sehr gut leben und ich bereue es, dass ich gezwungen wurde Latein zu wählen und deshalb heute die französische Sprache nicht spreche.
Ich finde es absolut nicht verkehrt Latein in der Schule zu lernen. Wichtig ist dabei meiner Meinung nach allerdings, dass dabei die gesprochenen wichtigen Weltsprachen nicht auf der Strecke bleiben. Eine Freundin von mir hatte Latein als erste Fremdsprache, dazu kamen im Verlauf der Schulzeit noch Altgriechisch und Althebräisch. Englisch hat sie zwar auch gelernt, allerdings erst ab der 7. Klasse und der Schwerpunkt lag immer auf den toten Sprachen. Das Ergebnis ist nun, dass sie total schlecht Englisch spricht und mit den anderen Sprachen nichts anfangen kann.
Grundsätzlich hilft Latein allerdings sehr beim allgemeinen Sprachverständnis, besonders was Aufbau und Struktur der romanischen Sprachen betrifft. Man wird leichter andere Sprachen lernen, wenn Latein als Grundgerüst vorhanden ist. Ich weiß nicht wie es in anderen Sprachen so ist, aber je nach Uni geht es im Medizinstudium übrigens nicht nur darum Vokabeln auswendig zu lernen. Wir mussten in Terminologie tatsächlich Rezepte von Latein auf Deutsch und umgekehrt übersetzen. Diejenigen, die kein Latein in der Schule hatten, mussten damit ganz schön kämpfen. Latein ist eben recht schwer, das lernt man nicht mal so ganz locker. Aber wie das meistens so im Medizinstudium ist, kommt man auch einfach mit auswendig lernen irgendwie durch die Prüfung. Eleganter ist aber, wenn man es einfach kann.
Latein "schwer"? Hast du es überhaupt mal probiert? gerade wenn du es früh genug lernst fällt es sogar eher leicht, weil es eine sehr logische Sprache ist. Latein hat nur sehr wenige "Ausnahmen" und unregelmäßige Formen, das größte Manko ist wohl am ehesten, daß es eben nicht "gesprochen" wird, aber wenn man einmal diese Sprachstruktur versteht, fallen einem viele andere Sprachen deutlich leichter.
Überhaupt - du sprichst von "Weltsprachen"? Welche außer Englisch denn noch? Spanisch vielleicht, wenn du nach Mittel- und Südamerika guckst, aber das wars dann auch schon - außerhalb Frankreichs ist Französisch maximal noch in einigen afrikanischen Ländern aus der Kolonialzeit verbreitet, aber selbst dort wird mittlerweile oft Englisch gesprochen (wieso wohl) - diese Sprache (die übrigens reichlich unlogisch ist), wird mittlerweile immer "unwichtiger".
Im ehemaligen Ostblock kann Russisch recht praktisch sein, das vielleicht noch, aber zB Chinesisch ist alles andere als eine Weltsprache, egal ob sie 2 Milliarden Menschn sprechen - die sprechen erstens kaum dasselbe (sondern sonstwieviele Dialekte), und sind eben fast alles Muttersprachler - meistgesprochene Fremdsprache ist mit einem solchen Abstand Englisch, daß es sich zumindest während wir leben garantiert nicht ändern wird.
Und nun soll ich mich vielleicht fragen, wieso ich jetzt Japanisch lerne? Na, weil ich mal was anspruchsvolleres wollte - und es interessant finde. Ja, viele Japaner können ein sehr gutes Englisch, manche sogar Deutsch, aber trotzdem will ich es einfach können. Da hilft mir Latein zwar eher nicht weiter (beim Spanisch und sogar beim "unlogischen" Französisch war es eine ziemliche Hilfe), aber es kann doch nie schaden, Sprachen zu beherrschen. Und Latein ist sozusagen die "Stammsprache" für zumindest die gesamte romanische Sprachgruppe - heißt Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Rumänisch, Rätisch/Rätoromanisch und noch einige "kleinere" Sprachen. Und die Fremdwörter aller möglichen Sprachen kommen oft aus dem Lateinischen (oder eben aus dem Griechischen). Wenn manche Leute, die Null Ahnung von Latein haben, mal wieder versuchen mit Fremdwörtern zu "glänzen", denke ich mir meistens nur noch "si tacuisses" (hättest du doch geschwiegen).
Ja, ich habe es versucht. Ich hatte Latein ab der 5. Klasse bis zum Abi. Ich persönlich fand es auch nicht übermäßig schwer, allerdings schon anspruchsvoller als zum Beispiel Englisch, Französisch oder Spanisch.
Womit wir auch schon beim Thema Weltsprachen wären. Die meistgesprochene Sprache ist definitiv Mandarin. Es ist sicherlich schwer zu lernen, aber in einigen Wirtschaftszweigen bestimmt nicht schädlich, wenn man es spricht. Dass es sehr viele chinesische Dialekte gibt, hast du richtig erkannt. Über deren Bedeutung bist du dir anscheinend nicht so richtig im Klaren.
Natürlich ist trotzdem Englisch immernoch die wichtigste Sprache, aber auch den anderen "Weltsprachen" kann man eine gewisse Bedeutung nicht absprechen. Spanisch hast du ja selbst schon genannt und Französisch ist übrigens in den meisten zentral- und nordafrikanischen Staaten die Amtssprache. Natürlich sprechen dort auch viele Menschen Englisch, aber Französisch ist trotzdem die bessere Wahl. Desweiteren wären Russisch und Arabisch weitere nicht ganz unwichtige Sprachen.
Letztendlich wollte ich mit meiner Aussage übrigens nur verdeutlichen, dass es meiner Meinung nach sinnvoller ist Englisch, Spanisch und Französisch zu lernen als Latein, Altgriechisch und Hebräisch. Ich stelle immer wieder mit Entsetzen fest, dass viele Leute der Meinung sind, dass Englisch als Fremdsprachen vollkommen ausreichend ist. Ausreichend ist es zur Verständigung sicherlich schon. Kulturell leider in keinster Weise.
Was das Verwenden von Fremdwörtern und lateinischen Floskeln betrifft gibt es meiner Meinung nach drei Typen: Die, die's können; andere, die einfach keine Ahnung haben, was sie da von sich geben und wieder andere, die zwar inhaltlich wissen, was sie sagen, aber leider beim Versuch sich auf diese Art und Weise zu profilieren genau das Gegenteil davon bewirken.
Da muß ich schon lächeln - auf dem Papier stimmt es, daß die meisten Mandarin sprechen - aber tatsächlich spricht das kaum einer, weder in Beijing noch irgendwo in der chinesischen Provinz. Und es sind eben größtenteils Muttersprachler - die Zahl derer, die Chnesisch (also gelernt wird ja idR Mandarin) als Fremdsprache sprechen, ist doch deutlich geringer als bei anderen Sprachen.
Aber du fandest Französisch einfacher als Latein? Das habe ich andersherum empfunden, schon weil Latein viel logischer als Französisch aufgebaut ist, hat viel weniger Ausnahmen - woher kommt also dieses Empfinden? Lags am "Sprechen", also daran, daß Französisch auch noch - zumindest ab und zu mal - gesprochen wird?
Naja... kaum einer... ich denke mal es kommt immer ganz drauf an in welchem Zusammenhang man es betrachtet. Wenn man z. B. in der Automobilindustrie tätig ist, ist es schon von Vorteil Mandarin zu sprechen. Dabei geht es dann natürlich schon eher darum sich mit Managern und Betriebsleitern zu verständigen. Selbst wenn man die Sprache spricht, werden so gut wie alle Verhandlungen trotzdem auf Englisch stattfinden. In erster Linie geht es um Kulturverständnis und... naja, ich sage mal "Völkerverständigung".
Was Französisch oder Latein betrifft. Ich denke besonders in der Schule kommt es immer stark auf den Lehrer an. Ob der Unterricht spannend ist, ob der Lehrer das Wissen gut vermitteln kann etc. Ich hatte einfach einen guten Französischlehrer und dafür einen umso schlechteren in Latein. Trotz sehr guter Noten habe ich Französisch abgewählt, weil es meiner Meinung nach einfach eine unglaublich hässliche Sprache ist. Wirklich interessant fand ich allerdings beide Sprachen nicht.
Da gibt es wirklich sehr viel interessantere Sprachen. Nur da ist das Problem dann leider: Je weniger die Sprache gesprochen ist, desto schwerer ist es sie zu lernen bzw. desto schwieriger ist es das Gelernte nicht zu vergessen. Man ist ja schließlich nicht ständig im Urlaub um seine Sprachkenntnisse zu benutzen.
Ich habe selber in der Schule Latein gewählt und bin jetzt bereits im 3. Jahr. Doch dieses ganze Zeug, was man lernen muss, kotzt mich nur noch an: ganze 7 (in Worten: SIEBEN) Seiten stehen bei uns als Grammatik im Buch und das nur für die Konjugation von Verben. Latein ist zwar wirklich eine logische Sprache, nur muss man massenweise Seiten auswendig lernen, um diese Logikumsetzen zu können. So sind leider schlechte Noten für mich vorprogrammiert. Leider muss ich diesen ganzen Sch** noch 2 ein halb Jahre mitmachen, bis ich endlich das Latinum habe. Auch wenn man Latein praktisch überhaupt nicht benötigt, muss man theoretisch aber leider für viele Studienplätze das Latinum haben.
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