Bestimmt Hydrogencarbonat die Qualität des Wassers?

vom 17.01.2011, 19:19 Uhr

Letztens habe ich bemerkt, dass auf der Mineralstofftabelle einer Mineralwasserflasche außer den üblichen Mineralien wie Calcium, Natrium und Magnesium auch noch eine mir unbekannte Mineralie steht: Hydrogencarbonat. Nun habe ich im Internet gelesen, dass je höher der Hydrogencarbonatwert ist, desto größer die Qualität des jeweiligen Mineralwassers ist. Stimmt das?

» Halowd » Beiträge: 102 » Talkpoints: 1,79 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hydrogencarbonat ist kein Mineralstoff, sondern ein körpereigener Stoff, der den Körper vor zu viel Säure schützt. Desto mehr Hydrogencarbonat in dem Wasser enthalten ist, desto besser kann es entsäuern und den Körper von unnötigen Schlacken befreien. Wenn also sehr viel darin enthalten ist, wirkt das Wasser basisch und Säureneutralisierend. Bei der heutigen Ernährung ist das sehr wichtig, weil die meisten Menschen zu viele Lebensmittel zu sich nehmen, die Säurebildend sind.

Somit könnte ich schon nachvollziehen, dass die Qualität eines Mineralwassers auch an seinem Hydrogencarbonatgehalt zu messen ist. Denn wenn mehr davon drin ist, ist es schon gesünder für den Menschen als wenn weniger davon drin ist.

Benutzeravatar

» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mal ein dusseliger Gedanke - ich bin kein Biochemiker. Wenn die Mengen an Hydrogencarbonat einen so großen Einfluss hätten, wie die Marketingabteilungen der Mineralwasserhersteller uns weis machen wollen, dann frage ich mich, was in meinem Magen passiert, wenn das Hydrogencarbonat auf die Säure im Magen trifft? Will ich, dass die Säure dort abgepuffert wird und was würde das für die Verdauung im Magen bedeuten?

Ist es nicht vielleicht vielmehr so, dass man im Prinzip gar keine Chance hat den pH-Wert überhaupt zu beeinflussen, sondern dass der Körper den pH-Wert in den unterschiedlichen Geweben über Puffersysteme selber reguliert? Stichwort "Homöostase".

Die Säure-Basen Geschichte ist sehr umstritten in der Medizin - speziell weiß ich es aus der Sportmedizin. Da gibt es auch viele, die das für völligen Unsinn halten. Es soll allerdings - ich bin dem aus Desinteresse aber nie nachgegangen - diverse Studien geben (sogar zurück bis in die 30er Jahre), die im Sport für anaerobe Leistungen eine signifikante Leistungsverbesserung nachgewiesen haben und das vor allem im 400/800m Lauf (3% Laufzeitverbesserung).

Zum Verständnis: Bei so einer aneroben Leistung findet ein energiebildender Prozess namens anaerobe Glykolyse im Körper statt (im schlimmsten Fall ohne die Beteiligung von Sauerstoff (Atemluft). Eine Art Abfallprodukt dieses Prozesses (obwohl das nicht ganz richtig ist) ist das Laktat (bekannt als Milchsäure), die irgendwie aus den Muskelzellen raus und neutralisiert werden muss. Hierfür sind u. a. Hydrogencarbonatpuffer im Blutplasma zuständig. Und hier gilt, je höher dieser Hydrogencarbonatanteil, je höher also die Pufferkapazität, desto besser kann das Laktat aus der Muskelzelle entfernt werden. Und das wiederum bedeutet, ich kann länger unter anaeroben Bedinungen meine Leistung bringen.

Problematisch bzw. auffällig ist, dass man solche Nachrichten immer nur im Zusammenhang mit i. w. S. Werbung erfährt oder die Apotheke mal wieder ihr Schaufenster umbaut und uns vor bösen Säuren warnt.

» Meerbuscher » Beiträge: 398 » Talkpoints: -14,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@Meerbuscher
Dein Ansatz macht schon Sinn, aber dennoch kann man mit Hydrogencarbonat den PH Wert positiv beeinflussen. Sicherlich müsste man dann sehr viel davon trinken, was theoretisch zwar möglich wäre, praktisch aber wohl eher schwierig wird. Dennoch hilft viel Hydrogencarbonat dem Körper zusätzlich, die Säuren umzuwandeln. Ich glaube auch nicht, dass dieser Stoff einen wirklich großen Einfluss auf die Säuren im Magen hat. Das gilt dann eher für Natriumhydrogencarbonat, was meines Wissens aber wieder etwas anderes ist.

Der Körper kann den PH-Wert nur bis zu einem gewissen Punkt selbst regulieren, denn wenn du zu viele Säuren zufügst und zu wenig entsäuerndes, kann der Körper irgendwann nicht mehr selbst regulieren. Ich weiß nicht, wie ich das genau erklären soll, aber es würde jetzt hier auch zu weit vom Thema abschweifen.

Benutzeravatar

» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke, wir hängen da alle zu wenig im Thema drin, um wirklich zuverlässig eine Aussage treffen zu können. Die Lebenserfahrung zeigt aber, dass das meiste, was im Bereich Ernährungsempfehlung kolportiert wird, meist von irgendwelchen Marketingabteilungen gestreut wurde - wenn ich da nur an all die Nahrungsergänzungsmittel denke.

So wie ich das immer verstanden habe, sieht es die Schulmedizin eher so, dass es natürlich zu einer Störung des Säure-Basen Haushaltes kommen kann (Azidose oder Alkalose), aber nur in Fällen einer chronischen metabolischen Azidose (Probleme mit den Nieren und meist nur bei älteren Patienten, Diabetes?) eine Substitution mit Bicarbonat (=Hydrogencarbonat) erfolgen sollte. Ansonsten läuft das System über Homöostase.

Die Naturkundler machen es sich da einfacher. Die sagen einfach, dass mal eben fast alle Zivilisationsleiden eine Gewebeübersäuerung als Ursache haben und die Liste der Symptome ist gelinde gesagt unendlich und da findet jeder was. Und wie der Zufall es will: Man merkt nicht, dass man da was bekommt und vor allem dauert das Jahrzehnte und vor allem kann kein Messverfahren messen, wie schlimm es schon ist - na prima. Zumindest ist das mal eine Lizenz zum Geld drucken. Nennt man das nicht eigentlich "Altern"?

Irgendwas wird dran sein, aber mir erscheint die naturkundliche Lage mal so richtig verschwommen.

Dass die Gabe von Hydrogencarbonat im Sport (im angesprochenen Bereich) postitive Ergebnisse zeigt (und zwar signifikant messbar), "seams reasonable", wie es heißt. Auch große Sportverbände (Australien, Schweiz, USA, UK) erkennen das an.

Ich persönlich mache mir keine großen Sorgen, denn ich liebe Selbstgebackenes und ich bin einer der letzten Menschen auf dieser Welt, die immer die grünen Natron-Tütchen im Haus haben und nicht nur zum Putzen, sondern auch zum Backen verwenden. Wahrscheinlich hat mich das bisher "gerettet". Wer es nicht weiß, dieses Natron ist Hydrogencarbonat (die grünen Tütchen werden als Kaisernatron verkauft).

» Meerbuscher » Beiträge: 398 » Talkpoints: -14,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^