Rollstuhlfahrerin wird vom Zug stehen gelassen
Mal wieder steht die Deutsche Bahn zumindest in Sachsen-Anhalt in der Kritik. Ein 45 Jahre alte behinderte Frau wollte Anfang Dezember mit der Bahn fahren. Dazu hatte sie auch einen Begleiter bei sich, der ihr beim Ein- und Ausstieg helfen sollte. Leider blieb der Rolli aber mehrfach im Gestänge des Triebwagens hängen. Zwei junge Frauen, die aussteigen wollten, versuchten ebenfalls zu helfen, ohne Erfolg. Der Zugführer bemerkte von den Versuchen offensichtlich nichts und setzt dann seine Fahrt planmäßig fort. Die Rollstuhlfahrerin samt Begleiter ebenso wie drei weitere Kinder, die nach der Frau einsteigen wollten blieben auf dem Bahnsteig zurück, wie die jungen Frauen, die erst an der nächsten Station aussteigen konnten und dort bei zweistelligen Minusgraden auf einen Zug zurück warteten.
Kritik wird nun auch geübt, da sich die Bahn trotz des bekannten Sachverhaltes nicht entschuldigt hat. Nach Angaben der behinderten Frau habe sie sich sofort bei der zuständigen Hotline der Bahn gemeldet, wurde dort aber wohl unfreundlich behandelt. Ein Bahnsprecher hält dagegen, dass dieser Vorfall zwar bedauerlich sei, aber die Frau habe sich wohl nicht beim Führer des Triebwagenfahrers gemeldet. Diese Möglichkeit besteht mittels einer Hotline der Bahn bis zu einem Tag vor Fahrtantritt; dort kann man sich bei der Mobilitäts-Zentrale melden. Kleiner Haken: die Hotline ist mit 42 Cent pro Minute nicht gerade preiswert, ein Grund weswegen die Hartz 4-Empfängerin und Mutter von 6 Kindern diese Möglichkeit nicht nutzte.
Also bei den Bahnhöfen die ich kenne gibt es überall so rote Säulen. Wenn man da auf den Knopf mit dem Rollstuhl drauf drückt wird man mit irgendeiner Zentrale verbunden und kann seinen Wunsch nach Hilfe schildern. Abgesehen davon kenne ich keinen Zug bei dem die Türen wirklich automatisch zugehen wenn noch Jemand in dem Bereich steht, außer die uralten Züge, wo der Zugführer allerdings erst die Türen schließt wenn der Schaffner per Pfeife das Signal zur Weiterfahrt gegeben hat. Ich finde es also sehr befremdlich was hier geschildert wird. Da muss Irgendjemand gepennt haben.
Meiner Meinung nach wird hier die ganze Geschichte ein bisschen zu sehr dramatisiert. Eine Rollstuhlfahrerin hat es nicht rechtzeitig in den Zug geschafft und hat auch fünf andere Leute daran gehindert, aus beziehungsweise einzusteigen, das kann passieren. Natürlich ist es kein feiner Zug von der Deutschen Bahn, dass man sich nicht bei der Dame entschuldigte und es wäre eigentlich auch selbstverständlich gewesen, dass sie den Fahrpreis erstattet bekommt. Andererseits weiß man auch nicht, ob man nach diesem Ereignis an der Service-Hotline so unfreundlich zu der Dame war, wie hier geschildert, das ist ja immer ein subjektiver Eindruck und zudem kann man auch nicht sagen, welchen Ton die Dame nach dem ärgerlichen Erlebnis gegenüber dem Service-Mitarbeiter angeschlagen hat; eventuell war sie ja auch ein bisschen aufgebracht und dann schaukelt sich so etwas schnell hoch.
Versteht mich nicht falsch, ich sage nicht, dass hier alles toll gelaufen ist und bestimmt hat die Bahn beziehungsweise der Schaffner hier etwas versäumt, aber wenn ich als Behinderter eine Reise mit der Bahn antrete, dann ist es eigentlich meine Aufgabe, mich um meinen Einstieg zu kümmern. Ich als blinde suche mir dann eben am Bahnsteig selbst schon jemanden, der mich zur Tür des Wagens begleitet, damit es nicht so lange dauert, und die Aufgabe der Frau wäre es gewesen, diese Mobilitäts-Hotline anzurufen. Das mit den 42 Cent pro Minute stimmt so übrigens auch nicht ganz, das ist der Höchstpreis aus dem handynetz, über das Festnetz kostet der Anruf 14 Cent pro Minute und man muss in der Regel auch nicht lange warten. Alternativ könnte man den Mobilitätsdienst auch über das Internet bestellen.
Natürlich ist so ein Anruf nicht ganz billig, man könnte aber auch damit argumentieren, dass die Begleitperson umsonst mitfährt und man hier sowieso schon Kosten spart, wenn man sich den Fahrpreis teilt, da müssten 28 Cent für zwei Minuten doch machbar sein. Zudem hätte es ja noch die Option gegeben, samt Begleitperson möglichst weit vorne einzusteigen und den Zugführer von dieser Position aus auf sich aufmerksam zu machen. Wie gesagt, das alles ist nicht toll gelaufen, aber bevor man hier nur gegen die Bahn wettert, könnte man auch darüber nachdenken, was die behinderte Dame hätte besser machen können, das Versäumnis liegt hier aus meiner Sicht auf beiden Seiten.
Ich kann Anemone nur Recht geben. Die Überschrift liest sich bereits dramatisch und man merkt schnell, auf welcher Seite der Autor stellst. Ich finde so etwas gar nicht gut. Man sollte die Objektivität beherrschen, nicht auf das nächstbeste Ziele "einzuschlagen", auch wenn die Bahn sicherlich maßgeblich an diesem Versehen beteiligt war.
Da ich mal in einem Bahnhof gearbeitet habe (nicht bei der Deutschen Bahn, sondern in einem Kiosk), habe ich öfter mitbekommen, wie behinderte Menschen den Zug bestiegen haben, und das ohne Probleme. Meist geht dann ein Angehöriger nach vorne zum Zugführer und bittet kurz um Geduld, falls er nicht bereits schon Bescheid weiß. Auch die Ausrede, dass die Hotline zu teuer ist, ist wohl eher Ausrede als Argument. Ich denke, die Frau hat einfach keinen Sinn darin gesehen, sich anzukündigen. Bei einer "normalen" Person würde das eindeutig unter persönliches Pech fallen. Da ich behinderte Menschen nicht als "besonders" ansehe, sondern sie als Teil der Gesellschaft akzeptiere, ist für mich jede Form der Hilfe, etwa in der Form, dass nun darum so ein Aufruhr gemacht wird, die über das Ziel hinausschießt, absolut inakzeptabel.
Williams hat geschrieben:Ich kann Anemone nur Recht geben. Die Überschrift liest sich bereits dramatisch und man merkt schnell, auf welcher Seite der Autor stellst.
Ach ja und woran merkst Du das? Sicher bin ich da auch skeptisch.
Andererseits ist der Vorfall nun schon gut 7 Wochen her und die Bahn hat es trotzdem nicht geschafft, einfach mal Licht ins Dunkel zu bringen und vielleicht mal die Informationen bezüglich der Mobilitäts-Hotline geben, die Anemone immerhin auch in wenigen Sätzen gegeben hat. Und das macht die Bahn nun wirklich nicht vertrauenerweckender.
Ansonsten stimme ich Dir absolut zu, Anemone, wer weiß wie die Dame ihrem Unmut Luft gemacht hat. Ich bin auch der letzte, der dann immer dem Kunden recht geben würde. Allerdings ist es schon merkwürdig, dass ein Unternehmen scheinbar so wenig Interesse hat, den Vorfall auf- oder zu erklären.
Ich muss auch sagen, dass ich an jedem Bahnhof eine rot-blaue Säule gewohnt bin, mit der man mit irgendeinem Mitarbeiter /einer Mitarbeiterin verbunden wird. Da die Frau im Kalten stehen musste, gehe ich davon aus, dass es ein kleiner Bahnhof war. Aber selbst wenn in den Zügen dort kein Schaffner war, der einmal laut pfeift und sich umschaut, bevor der Zug abfährt, schaut der Lokführer eigentlich immer noch einmal aus dem Fenster, bevor die Türen schließen und er dann Gas gibt.
JotJot hat geschrieben:
Kritik wird nun auch geübt, da sich die Bahn trotz des bekannten Sachverhaltes nicht entschuldigt hat. Nach Angaben der behinderten Frau habe sie sich sofort bei der zuständigen Hotline der Bahn gemeldet, wurde dort aber wohl unfreundlich behandelt.
Dies ist eine Tatsache die ich auch selbst oft genug erlebt habe, oft sind die Mitarbeiter der Bahn, welche extra an den Hotlines sitzen total überfordert, man fragt wirklich höflich, um wieviele Minuten der Zug sich denn wohl noch verspäte (die Bahn halt) und bekommt nur pampige antworten eines alten mürrische Mannes (Ich persönlich finde das schonwieder ein kleines bisschen lustig, natürlich nicht, wenn eine behinderte Frau bei Temperaturen unter Null Grad auf den nächsten Zug warten muss, aber Allgemein.) Man kann nur hoffen das die Bildzeitung daraus noch einen großen Verriss auf die Titelseite bringt und die mürrischen Info-Männer ausgewechselt werden.
So wie das jetzt teilweise hingestellt wird, war es bestimmt nicht. Der Rollstuhlfahrerin war die Hotline bekannt, also hätte sie vorab von Zuhause dort anrufen und sich für den nächsten Tag anmelden können. Wenn sie das vergessen hat, kann sie es nicht anderen - in diesem Fall der Bahn - ankreiden.
Ich selbst habe auf dem Bahnsteig wartend vor ca. drei Monaten ein Gespräch zwischen einem Rollstuhlfahrer und einer Bahnbediensteten mitbekommen, was sehr freundlich und informativ ablief. Der junge Mann hatte sich wohl über die Hotline gemeldet und erhielt nun Hilfe zum Einsteigen.
Nur weil es eine Harz-4-Empfängerin ist wird das jetzt so hingestellt, dass sie für das Telefonat kein Geld hatte. Was erwartet diese Frau eigentlich? Wenn sie sich anschließend beschwert hat, wird sie das möglicherweise sehr unfreundlich getan haben. Entsprechend wird dann auch die Antwort des Mitarbeiters gewesen sein.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-152021.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1024mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2985mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1838mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1332mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?