Kein schriftlicher Arbeitsvertrag - Nachteile?
Ich habe in der letzten Zeit etliche Menschen kennengelernt, die ohne einen schriftlichen Arbeitsvertrag arbeiten. Diese Personen haben ausnahmslos nach dem Ende eines zweiten befristeten Arbeitsvertrages weiter gearbeitet. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben da gar nicht weiter drüber gesprochen und es wurde das bisherige Entgelt weiterhin gezahlt, vermögenswirksame Leistungen ebenso, Urlaub wurde in Höhe der letzten vereinbarten Tage gewährt und auch sonst wurden eben die letzten Vereinbarungen übernommen.
Nun ist mir durchaus bewusst, dass auch mündlich geschlossene Verträge gelten. Auch wenn man damit unter Umständen im Streitfall Probleme mit der Beweisbarkeit bestimmter Absprachen bekommen kann. Ebenso hilft vielleicht das sogenannte Gewohnheitsrecht weiter. Trotzdem frage ich mich, warum denn so viele Menschen auch lieber schriftliche Arbeitsverträge haben. Was für Nachteile könnte es also haben, wenn man denn ohne einen schriftlichen Arbeitsvertrag tätig ist außer dass man besser beweisen kann und ein besseres Gefühl hat?
Heutzutage ist es ja meistens so, dass Arbeitsverträge schriftlich vorliegen. Dennoch ist auch ein mündlich geschlossener Arbeitsvertrag wirksam. Das Problem an der Sache ist meistens, dass hinterher nicht mehr genau bewiesen werden kann, was genau im Einzelfall vereinbart wurde. Wenn nun zu einigen Sachen gar nichts vereinbart wurde, gelten die gesetzlichen Regelungen, wie zum Beispiel die Arbeitszeit oder, wenn nach Tarif bezahlt wird, die im Tarifvertrag festgeschriebenen Regelungen. Wenn Arbeitsverträge mündlich geschlossenen werden, ist es sinnvoll, einen Zeugen dabei zu haben. Wenn bereits einmal der vereinbarte Lohn ausgezahlt wurde, kann auch dieses als Beweis gelten, wenn der Arbeitgeber plötzlich auf die Idee kommen sollte, weniger zu zahlen, weil angeblich anderes vereinbart wurde.
Zur Sicherheit würde ich immer auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag bestehen. Dieser kann übrigens auch eingeklagt werden. Bei einem guten Arbeitsverhältnis ist dies aber vielleicht nicht immer zu empfehlen.
Hier in diesem Thread wurde auch nach den Nachteilen gefragt Anstellung ohne Arbeitsvertrag: legitim? und die wurden auch beantwortet. Vielleicht hilft dir dieser Thread schon ein wenig weiter.
Wenn jemand einen Vertrag abschließen will, bei dem es in der Regel um mehr als drei stellige Summen geht, muss man einen kleinen Plan erstellen, wenn man nicht alles bar bezahlt, wie man das größere Objekt , wie zum Beispiel eine Wohnung (auch auf Miete) oder ein Auto, finanzieren möchte. Keine Bank oder Vermieter etc. akzeptiert in der Regel keinen mündlichen Arbeitsvertrag. So hat man ohne Arbeitsvertrag einen großen Nachteil. Selbst ein befristeter Arbeitsvertrag wird ungerne gesehen.
Desweiteren wenn man arbeitslos gemeldet war kann man mit einem Arbeitsvertrag seinen neuen Job nachweisen.
Also im Prinzip gilt der genauso wie ein schriftlicher Arbeitsvertrag. Solange man sich da einig ist, dürfte es auch keine Probleme geben, aber was passiert mal, wenn man sich nicht einig ist? Wenn zu wenig Lohn gezahlt wurde oder Überstunden nicht bezahlt werden oder plötzlich der Arbeitgeber meint du musst pro Woche 5 Stunden mehr arbeiten? Theoretisch ist er an den Arbeitsvertrag gebunden und kann das nicht einfach so, aber wie genau willst du das nachweisen? Du hast ja kein Papier in der Hand wo die genauen Regelungen drauf stehen.
Ich würde daher immer auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag bestehen. Der bringt einfach Sicherheit für beide Seite und jeder kann damit nachweisen unter welchen Bedinungen die Arbeit zu erfolgen hat. Es kann aber natürlich auch sein, dass es gerade für kleinere Betriebe manchmal zu viel Arbeit macht sich darum zu kümmern und sie deswegen erstmal schauen, ob die Leute nicht auch ohne schriftlichen Arbeitsvertrag arbeiten. Und da viele wahrscheinlich Angst haben den Job nicht zu kriegen, verlangen sie dann auch keinen schriftlichen Arbeitsvertrag.
@Diamante, der Unterschied ist ja, das in dem von Dir beschriebenen Fall ein neues Arbeitsverhältnis beginnt. In den mir bekannten Fällen, sind zuvor zwei befristete Arbeitsverträge geschlossen worden und das Arbeitsverhältnis nach Ablauf des zweiten Vertrages sozusagen einfach einvernehmlich verlängert worden.
Klehmchen hat geschrieben:Und da viele wahrscheinlich Angst haben den Job nicht zu kriegen, verlangen sie dann auch keinen schriftlichen Arbeitsvertrag.
Bei diesen Personen war es wohl so, dass sie durchaus wussten, das nach zwei befristeten Arbeitsverträgen keine weitere Befristung zulässig ist. Daher trauten sie sich nicht zu fragen, weil sie meinten, dass der jeweilige Arbeitgeber ihnen mit diesem Wissen keinen weiteren Arbeitsvertrag anbieten würde. Dabei handelt es sich auch um Angestellte, die nicht so einfach ersetzt werden könnten.
Übrigens handelt es sich bei den Betroffenen wirklich nicht um mich; ich habe immer einen schriftlichen Arbeitsvertrag und wenn ein Arbeitgeber das nicht machen würde, dann hätte ich ohnehin Bedenken, weil auch mit Arbeitsvertrag bindet sich keine Seite ewig.
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