Diesmal stänkert Frau Sarrazin
Diesmal sorgt nicht Thilo Sarrazin selbst für Aufregung, sondern seine Frau Ursula. Frau Sarrazin unterrichtet an einer Grundschule in Berlin und soll dort mehrfach Schüler beleidigt haben. So soll sie einen Schüler als "armseliges Opfer" bezeichnet haben, anderen bescheinigte sie fehlende Intelligenz und prognostizierte, dass sie auf der Hauptschule landen würden.
Es gab scheinbar mehrere Versuche, Frau Sarrazin zu versetzen. Bislang wehrte sie sich standhaft und nutzte offensichtlich ihre guten Verbindungen, um sich gegen entsprechende Vorhaben zur Wehr zu setzen. Ich frage mich, ob andere Lehrer mit einem niedrigeren Bekanntheitsgrad bei solchen Äußerungen nicht längst ihren Posten hätten räumen müssen.
Nun ja, die Worte dieser erfahrenen Lehrerin mögen aus heutiger Sicht etwas drastisch sein, waren aber zu meiner Schulzeit durchaus normal - da gab es noch erheblich schlimmere Aussagen. Leider kennen wir nicht die genauen Einzelheiten hierzu und bei einer weniger bekannten Lehrkraft wären diese Äußerungen mit Sicherheit nicht an die Öffentlichkeit gekommen.
Tatsache ist natürlich, dass auch Grundschüler nicht immer Engel sind, egal ob es sich um Kinder mit Migrationshintergrund oder Deutsche handelt. Häufig stoßen Lehrkräfte auf Schüler(innen), die im wahrsten Sinne des Wortes "unerzogen" sind und aus ihrem Elternhaus keinerlei Werte und Normen mitbekommen haben. Selbst routinierteste Pädagogen geraten hier irgendwann an ihre Grenzen.
Tatsache ist aber auch, dass Lehrer grundsätzlich immer in der Kritik stehen und viele Eltern meinen, nur ihr Kind hätte 1er und 2er verdient und wäre trotz magelhafter Leistungen für das Gymnasium bestens geeignet ( ich habe da so einige Beispiele aus meinem Bekanntenkreis). Auch meine Frau hatte an den ca. 20 Lehrkräften, die unsere Tochter in den letzten 11 Jahren unterrichtet haben, immer was auszusetzten - aus ihrer Sicht war da kein einziger "guter Lehrer" dabei. Offenbar stehen manche Zeitgenossen dieser Berufsgruppe einfach zu kritisch gegenüber.
Da Frau Sarrazin mit ihren knapp 60 Jahren ohnehin bald in Pension gehen wird (viele Lehrkräfte verabschieden sich da schon deutlich früher in den Ruhestand), dürfte sich die Angelegenheit bald schon von selbst erledigt haben. Und der Nachfolger von Frau Sarrazin ? Dieser, wahrscheinlich dann noch nicht so erfahrenen Lehrkraft , wird man dann wahrscheinlich vorwerfen zu "lasch" zu sein.
Eine Lehrerin, die nicht einen solch großen Bekanntheitsgrad und vielleicht auch solche guten Kontakte hat, wäre längst nicht mehr auf diesem Posten. Leider kennen wir ja die Hintergründe für ihr ausfallendes Verhalten nicht. Ich frage mich auch, ob sie schon immer so war und es jetzt nur öffentlich erwähnt wird, weil ihr Mann so berühmt geworden ist.
Als Lehrerin darf sie eigentlich ihre Schüler nicht beleidigen, egal in welcher Situation. Die Prognose mit der Hauptschule kann hier und da schon Sinn machen, aber da kommt es auch drauf an, wie sie das formuliert hat. Zu meiner Zeit gab es so etwas nicht, da wurden Schüler nicht beleidigt oder ähnliches.
Selbst Lehrer mit weniger guten Beziehungen können unter Umständen nicht einfach so versetzt werden. Das ist nun mal ein Fakt und da kann man nun über die Sarrazins denken, was man will – wer seine Rechte gut genug kennt, der wird dann eben auch nicht so schnell versetzt.
Die Frage, die ich mir eher stelle ist, ob es denn wirklich sinnvoll ist solche Streitigkeiten zwischen Eltern und Lehrer an die Öffentlichkeit zu zerren. Dass Frau Sarrazin nicht gerade zimperlich gegenüber ihren Schülern ist (um es mal milde zu formulieren) ist schließlich auch nicht erst jetzt bekannt geworden, schon im Jahr 2008 gab es eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die aber nicht in dem Maße publik wurde. Daher frage ich mich einfach, ob es nicht auch etwas übertrieben von den Gegnern der Sarrazinschen Thesen ist, wenn man denn mit solchen Mitteln vorgeht, die anderen Lehrern in der Regel auch nicht drohen.
Dass solche Äußerungen nicht in Ordnung sind und dass es dann auch legitim ist, die Lehrer zur Ordnung zu rufen und unter Umständen auch zu sanktionieren ist sicher unbestritten. Nur passiert das an vielen anderen Schulen Deutschlands auch ohne eine derartige Medienpräsenz, das sollte man auch in diesem Fall bedenken.
Frau Sarrazin hat sich einen sehr negativen Bekanntheitsgrad geschaffen. Seit Jahren gibt es Probleme zwischen den Eltern ihrer Schüler und der Schule wegen ihres autoritären Unterrichts.Als Außenstehender ist schlecht zu urteilen. Dazu musste man ihren Unterricht und ihre Methoden erst einmal kennen lernen.
Wenn ich allerdings lese, dass sie einen japanisch-deutschen Jungen statt mit seinem Namen mit "Susuki" wie eine Automarke anredet und einen anderen Schüler mit der Blockfloete auf den Kopf gehauen hat, frage ich mich doch, warum sie so ausflippt. Klar ist, dass Kinder oft kleine Ungeheuer sind. Aber trotzdem dürfte sie nicht das Recht haben, derartige Dinge zu machen. Sie ist von der Güte ihres Unterrichts überzeugt und ist der Meinung, dass sie wegen ihres Mannes gemoppt wird.
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