Verschiedene Bildungsabschlüsse in Partnerschaften
In Partnerschaften, also in Ehen oder Lebensgemeinschaften ist es von Vorteil, wenn beide Partner einen vergleichbaren Bildungsstand haben. In diese Kategorie gehören auch die Menschen mit gleicher sozialer Herkunft. Menschen in solchen Partnerschaften geht auch nach Jahren der Zusammengehörigkeit der Gesprächsstoff nicht aus. Sie haben genug Themen, über die sie sich austauschen und diskutieren können. Die Scheidungsrate bei solchen Ehen ist eher gering.
Bei jedem dritten Paar in Deutschland gibt es immer noch die gängige Variante, wo der Mann eine Frau heiratet, die sozial aufwärts strebt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Chef seine Sekräterin heiratet, der Arzt die Krankenschwester und der evangelische Pfarrer seine Hausdame.
Die letzte Variante ist die anfälligste und weist die höchste Scheidungsquote auf: Einen höheren Bildungsabschluß als der Mann hat die Frau in jeder 11. Partnerschaft. Sie ist vielleicht Akademikerin, aber der Mann hat keine besondere Qualifikation, nur den Hauptschulabschluß Die Frau bringt wesentlich mehr Geld nach Hause als der Mann. Bei einer solchen Konstellation gibt es mehr als genug Reibungspunkte.
Lebt Ihr selbst in einer dieser Partnerschaften und könnt diese Angaben bestätigen? Oder habt Ihr Bekannte oder Freunde, die diesem Klischee entsprechen? Vielleicht habt Ihr aber auch das Gegenteil erlebt und könnt davon berichten?
Mich würde die Quelle dieser Informationen interessieren. Dass sich Gleich und Gleich gesinnt, und somit 'Schichten' eher untereinander bleiben, ist eigentlich bekannt. Jedoch klingt das vorletzte Beispiel, das du genannt hast, schon sehr verallgemeinernd.
Ich persönlich war zwar noch nie verheiratet, hatte aber schon einige Beziehungen. Die meisten meiner Partner hatten Abitur, so wie ich. Einer hatte einen Hauptschulabschluss und meine derzeitige Freundin hat einen Realschulabschluss. Also waren/sind meine Partner entweder mit demselben Bildungsabschluss ausgestattet, oder hatten/haben einen 'niedrigeren' Abschluss. Nur einer hatte bis jetzt einen 'höheren' Abschluss, sprich ein abgeschlossenes Studium. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass es mit einem 'Realschüler' schlechter lief als mit einem 'Abiturienten'. Ich kann jedoch behaupten, dass es mit dem Hauptschüler eindeutig schlechter lief. Vielleicht war der Bildungsunterschied einfach doch zu groß. Ich kann das jedoch nicht sicher sagen oder gar verallgemeinern, da ich so etwas erst einmal erlebt habe und mir somit eine ausreichende Erfahrung fehlt.
Ein ehemaliges befreundetes Ehepaar war sieben Jahren verheiratet. Vor zwei Jahren haben sie sich scheiden lassen. Das widerspricht dem Klischee, da beide ein abgeschlossenes Hochschulstudium haben und sogar in derselben Branche tätig sind. Fast schon witzig ist, dass der Scheidungsgrund der beiden unter anderem war, dass sie sich nicht mehr unterhalten konnten, bzw. ihnen die Themen fehlten. Also das komplette Gegenteil von dem von dir aufgeführten Beispiel.
Die Ehe meiner Eltern entspricht dem letzten Beispiel. Meine Mutter hat ein abgeschlossenes Hochschulstudium und ist mittlerweile Professorin. Mein Vater hat gar keinen Schulabschluss und ist derzeit arbeitslos. Die beiden sind geschieden, seitdem ich 14 bin. Jedoch muss ich sagen, dass sie sich sicher nicht geschieden haben, weil beide unterschiedliche Qualifizierungen haben. Mein Vater war nicht ungebildet, nur faul. Somit hatten die beiden genügend Gesprächsstoff, auch auf einer höheren Ebene.
Hallo Lia, die Quelle für diese Statistik ist das Statistische Bundesamt 2009. Ich bin überzeugt, dass die Partnerschaft, bei der der Mann über einen besseren Bildungsabschluß verfügt, tatsächlich bei 30% liegt und keine Verallgemeinerung ist. Es passiert öfter als man denkt, dass sich Paare im Berufsleben kennen und lieben lernen. Ich kenne selbst solch eine Partnerschaft, die sehr glücklich zu sein scheint.
Aus eigener Erfahrung kann ich das bestätigen. Und das nicht nur durch meine gescheiterte Ehe. Wobei es nicht allein am Bildungsabschluss liegt, sondern eher daran, wenn sich einer der beiden Partner im beruflichen und/oder privaten Bereich weiteres Wissen aneignet, aber das andere da gar nichts tut.
Und da sind mir dann auch wieder die Worte meiner Klassenlehrerin aus Grundschulzeiten eingefallen. Die mal meinte, das ich mit einem einfachen Handwerker nicht glücklich werden könnte. Vom Grundtenor hat sie da auch recht behalten.
Wobei ich auch viele Bekannte habe, die einen geringeren Abschluss haben, wie ich selbst. Allerdings haben sie trotzdem beruflich eine gewisse Karriere gemacht oder haben ein anspruchsvolles Hobby, wo sie sich viel Wissen aneignen mussten.
Ich merke bei neuen Bekannten sehr schnell, ob sie vielseitig interessiert sind oder wirklich nur die Bilder aus der Bild kennen. Ist zweiteres der Fall, ist auch der Gesprächsstoff schnell erschöpft und somit ein Aufbau einer Freundschaft gar nicht gross möglich und eine Beziehung kann man dann gleich ausschliessen, wenn man zwei Stunden schon alles erschöpft ist.
Eigentlich ist das doch fast egal, Hauptsache in der Mitte passt es und man liebt sich. Den Bildungsabschluss halte ich für die Partnerwahl einfach für relativ unwichtig weil man doch eigentlich schon vorher weiß worauf man sich einlässt. In der Regel läuft es doch so ab dass man jemanden kennenlernt und sich verliebt, da merkt man doch schon in dieser Phase welche Interessen der neue Partner hat und wo er geistig einzuordnen ist. Wenn es da unüberbrückbare Differenzen gibt dann lässt man es doch nach meinen Empfindungen erst gar nicht so weit kommen dass man sich für jemanden ernsthaft interessiert. So ein Prozess des Kennenlernens läuft ja auch immer über einen größeren Zeitraum ab wo sich die Macken oder Interessen des zukünftigen Partners einfach nicht verbergen lassen.
Problematisch wird es nur wenn man glaubt dass man einen Partner umerziehen kann und das später nicht funktioniert. Das ist dann einfach persönliches Pech. Wer sich da nicht arrangieren kann oder nicht tolerant genug ist dem bleibt dann nur noch übrig eine Trennung in Erwägung zu ziehen. Allerdings weiß auch niemand wie sich der Partner später entwickelt, auch kunstinteressierte Leute können sich später zum Couch-Potato entwickeln und umgekehrt.
Ich könnte jetzt auch nicht mit krassen Beispielen aus meinem Bekanntenkreis aufwarten, in der Regel gab es ja damals nur zehn Schuljahre und ein Abitur oder Studium war schon recht exotisch. Hier würde ich auch fast sagen dass die Bildung trotz Studium ziemlich gleichwertig war und keinen Einfluss auf die Partnerwahl gehabt haben dürfte.
Ich und mein Freund haben einen vergleichbaren Bildungsstand oder werden den in Zukunft auf jeden Fall haben. Ich mache momentan mein Abitur und möchte danach studieren gehen und mein Freund studiert bereits und ist bald im Beruf. Da wir viele gleiche, aber auch die eine oder andere unterschiedliche Eigenschaft haben, geht uns auch nie der Gesprächsstoff aus und ich bin eigentlich sehr zufrieden mit unserer Partnerschaft, mir macht weder der Altersunterschied Probleme, noch finde ich sonst, dass es irgendwo wegen sozialem Hintergrund oder so hackt.
Das Paare aber mehr oder weniger den gleichen Bildungsstand haben sollten, ist völlig logisch. Man stelle sich mal einen Akademiker mit einem Partner vor, der nur Hauptschulabschluss hat. Das würde bedeuten, dass der Akademiker diesen Menschen eigentlich mehr oder weniger benutzt, um sein Ego aufzupuschen und sich noch besser zu fühlen. Allerdings würden Partnerschaften mit solch großem Unterschied in der Bildung wohl auch nie zustande kommen, es sei denn der Mensch mit dem Hauptschulabschluss arbeitet sich hoch oder der Akademiker lässt sich gehen und strebt keine Karriere an.
Das hat nicht nur das statistische Bundesamt festgestellt, auch diverse Sozialwissenschaftler(wie z.B Heike Wirth) haben sich mit dieser Fragestellung befasst. Dabei ging es nicht nur um Bildungsabschlüsse, sonder auch im finanzielle Unterschiede, sprich das arme Dienstmädchen, dass den reichen Hausherrn ehelicht.
Dabei stellten sie ebendies fest, was Cid schon erklärt hatte: Man orientiert sich immer auf seinem Niveau oder eher nach oben, unter dem eigenen Stand, sei es die Bildung oder den sozialen Status betreffend, wird nur ungern geheiratet. Allerdings ist das auch wieder unterschiedlich, je nachdem aus welcher Schicht man selbst kommt. So verkraften Angehörige der Mittelschicht die Unterschiede scheinbar am besten, während Mitglieder oder Ober- oder Unterschicht ihresgleichen treuer bleiben.
Ob das nun wirklich am mangelnden Gesprächsstoff liegt, der zu unterschiedlich gebildeten Paaren fehlt oder doch eher mit dem Ego zu tun hat, ist fraglich. Denn, nur dass ich einen formalen Bildungsabschluss nicht erworben habe, hat ja erstmal nichts mit Intelligenz oder Bildung an sich zu tun. Und die Tatsache, dass vor allem Männer dazu neigen, sich leicht nach unten zu orientieren anstatt sich eine erfolgreiche Frau zu suchen, hängt wohl eher damit zusammen, dass ihnen auch heute noch durch die Erziehung vermittelt wird, der Mann sei der Herr im Haus, der Brötchenverdiener, der Größte, Stärkste und Klügste und die Frau ihm unterlegen. Vielen ist das sicherlich nicht einmal bewusst, aber irgendwie strecken sie sich doch nach diesem archaischen Rollenmuster und verteidigen ihre Position.
Bei mir und meinem Freund ist das bislang relativ unproblematisch. Ich habe fertig studiert und er hat sein Studium abgebrochen, allerdings vorher eine Berufsausbildung absolviert. Formal gesehen wäre mein Bildungsstand also etwas höher, praktisch macht sich das aber nicht bemerkbar. Mit der Tatsache, dass ich etwas besser verdiene als er kommt er gut zurecht, wobei ich jedoch auch schon zu Beginn der Beziehung wusste, was ich werden will und somit klar war, wie die finanziellen Verhältnisse aussehen werden. Insofern hatte er genug Zeit sich darauf einzustellen, aber im Laufe der vergangenen Jahre hat das bislang nicht gestört und ich glaube auch nicht, das noch zum Problem werden wird. Sein Ego verkraftet das und der Gesprächsstoff geht uns sowieso nicht aus, weil wir viele ähnliche Interessen haben.
Ich kenne solche Beziehungen in gewisser Form aus eigener Erfahrung. Mein Ex-Freund hatte einen Hauptschulabschluss und hatte ziemliche Probleme einen guten Job, beziehungsweise überhaupt einen Job zu finden. Er hat schlecht verdient und meine Verdienstaussichten waren viel höher als seine. Allerdings ist es nie dazu gekommen, da ich zur Zeit unserer Beziehung noch zur Schule gegangen bin, um mein Abitur zu machen.
Es war irgendwie immer so, dass er sich für sehr schlau gehalten hat, trotz seinem sehr schlechtem Schulabschluss. Er war der Meinung, dass er mir auch überlegen wäre, was ich überhaupt nicht so empfunden habe. Anfangs hat es mich nicht so gestört, aber im Laufe der Zeit haben mich die sinnlosen Diskussionen irgendwie genervt. Er hatte sehr komische und meiner Meinung nach unterentwickelte Ansichten was Politik, Arbeit und allgemein Konflikte anging. Das ging so weit, dass ich irgendwann gar keine Lust mehr hatte mich mit ihm zu unterhalten.
Aus meiner Erfahrung sind die Bildungsunterschiede meistens sehr deutlich zu merken. Sei es bei der Rechtschreibung, der Ausdrucksweise oder einfach nur die Art an sich, irgendwo fällt es meistens auf. Es ist sicherlich nicht umsonst so, dass die Kinder dann selektiert werden und auf verschiedene Bildungseinrichtungen geschickt werden. Allerdings gibt es auch einige Ausnahmen, die mich bereits vom absoluten Gegenteil überzeugt haben, deswegen kann man das nicht verallgemeinern.
Ich verstehe jetzt nicht so ganz, was ein vergleichbarer Bildungsstand mit nicht ausgehendem Gesprächsstoff zu tun hat. Mich interessieren zum Beispiel Finanzen relativ wenig und mit BWL Typen, die ständig Aktien und "wie vermehre ich mein Geld" Themen anschlagen, langweile ich mich sehr schnell. Trotzdem hat so jemand einen Studienabschluss, der auf dem gleichen Niveau wie mein eigener liegt.
Wenn man eine ähnliche Bildung hat, ist ein Gespräch aber sicher einfacher und angenehmer. Es werden keine Fremdworte benutzt, die ein Partner nicht versteht oder unlogische Schlüsse gezogen, über die sich ein Partner nur aufregt.
Meiner Erfahrung nach scheitern solche Beziehungen eher am männlichen Ego, wobei ich hier aus weiblicher Sicht spreche. Ich habe in dieser verflossenen Beziehung nicht mal mehr verdient, wobei das in vielen Fällen sicher auch ein Reibungspunkt ist, aber er hatte ein wirkliches Problem mit meinem Freundeskreis und hat sich dann irgendwelche Minderwertigkeitsgefühle eingeredet und ist grundlos eifersüchtig gewesen.
Ich lebe in einer Partnerschaft, wo wir beide unterschiedliche Bildungsabschlüsse haben und auch eine ganz andere Berufsrichtung eingeschlagen haben. Wenn ich aus gelernt bin, werde ich um einiges mehr verdienen als mein Partner. Das stört ihn allerdings nicht und ich hoffe das bleibt so. Denn meistens kommt es bei unterschiedlichen Abschlüssen oft zu Streitereien in der Beziehung. Ich hoffe das wird bei uns nicht so sein. Wir werden dann unser Geld zusammen schmeißen und so profitiert der andere auch von dem Geld.
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