Trauernde: Kleidung in schwarz?
Anfang Dezember ist in meinem Stiegenhaus ein Mann nach schwerer Krankheit verstorben. Seine Schwester wohnt ebenfalls hier. Der verstorbene Mann war 59 Jahre alt, die Schwester ist demnach in etwa dem gleichen Alter. Da sie eben auch hier wohnt und noch dazu in meinem Stock, sehe ich sie natürlich öfters und wir plaudern dann auch immer wieder ein wenig.
Etwa zwei oder drei Wochen nach dem Tod habe ich sie eben auch wieder am Gang getroffen und sie hat sich mehrmals dafür entschuldigt und gerechtfertigt, dass sie keine schwarze Kleidung mehr trägt. Sie hat gemeint, sie hat nicht so viele Sachen in schwarz und so weiter.
Mich persönlich hat das natürlich in keinster Weise gestört. Aber scheinbar hatte sie da wirklich ein schlechtes Gewissen. Ich weiß auch, dass es früher so üblich war, dass man eben auch nach dem Begräbnis lange noch schwarze Kleidung getragen hat. Vor allem Ehefrauen und Ehemänner haben da ja oft das so genannte Trauerjahr eingehalten.
Ist das heute auch noch üblich? Ich hätte mir eigentlich gedacht, dass das nicht mehr so üblich ist. Dass man bei der Beerdigung schwarze Kleidung trägt ist zwar durchaus noch üblich, aber sollen enge Familienangehörige auch sonst schwarze Kleidung tragen? Kann man nicht auch mit normaler Kleidung trauern? Ist es dem Toten gegenüber wirklich respektlos, wenn man keine schwarze Kleidung trägt? Weil auch das hat sie immer wieder betont, dass sie ihn sehr respektiert hat und so weiter.
Ich sehe das auch nicht so eng. Am Friedhof, als meine Schwiegermutter beerdigt wurde, habe ich schwarze Sachen angehabt. Auch meine Kinder trugen da schwarze Sachen. Die Kinder haben aber nach der Beerdigung diese Sachen wieder ausgezogen und haben sich die Alltagssachen angezogen. Ich selber habe teilweise schwarz weitergetragen. Einen schwarzen Pullover mit einer Jeans oder so. Aber ich habe da noch keine bunten Sachen angezogen.
Nach ein paar Tagen habe ich mich dann wieder ganz normal "alltagstauglich" angezogen. Das Leben geht weiter und man muss nicht durch die Kleidung zeigen, wie sehr man an einem Menschen gehangen hat. Oftmals ist es bei den Leuten, die wirklich nur schwarz tragen nur Heuchelei und eigentlich trauern sie nicht oder nicht so, wie sie es nach Außen tragen. Sicher gibt es auch Menschen, die wirklich trauern. Aber ich habe auch schon Menschen erlebt, die Trauer trugen und kaum noch einen Gedanken an den Toten übrig hatten.
Ich denke nicht, dass man nach Außen zeigen muss, wie sehr man einen Menschen geliebt hat und wie sehr man an ihn denkt. Es ist etwas ganz persönliches, was man mit sich selber ausmachen soll oder mit den anderen Angehörigen. Aber nach Außen geht es keinen etwas an. Man kann auch in einr roten Bluse trauern. Oder in einer Lila Jacke. Lila soll ja auch eine Trauerfarbe sein.
Das sehe ich auch so. Man trägt den Menschen, der verstorben ist, im Herzen und zeigt nicht über die Kleidung, dass man trauert. Dies muss allerdings jeder Mensch für sich entscheiden. Ein MUSS ist es aus meiner Sicht nicht mehr. Ich finde es veraltet. Was hilft es auch dem Verstorbenen, wenn man lange in schwarzen Sachen herumläuft - gar nichts mehr.
Ich glaube dieses "Trauerjahr" ist inzwischen veraltet. Ich kenne jedenfalls niemanden, der ein ganzes Jahr trauert, bzw. ein ganzes Jahr zeigt, dass er trauert, indem er schwarze Kleidung trägt. Ich kenne es so, dass man nach dem Tod für ein-drei Wochen schwarze Kleidung trägt, aber länger eigentlich nicht. Ich denke aber, dass es jedem selbst überlassen ist, wie lange er schwarz trägt.
Davon abgesehen gibt es heutzutage auch viele Verstorbene, die vor ihrem Tod schon gesagt haben, dass sie nicht wollen, dass man trauert und schwarz trägt. Selbst bei Beerdigungen wird nicht immer mehr schwarz getragen.
Ich sehe es genau wie Diamante. Allerdings gibt es auch andere Ansichten darüber, wie lange und wie intensiv man seine Trauer zeigen sollte. Wir selber haben damals, als meine Schwiegermutter gestorben ist auch von der einen Seite der Familie mehr oder weniger unmissverständlich gesagt bekommen, dass wir wohl nicht richtig trauern würden, weil wir nach einem Tag schon wieder unsere normalen Sachen an hatten.
Ich war da sehr schockiert, dass der Teil der Familie (wir haben keinen Kontakt mehr) uns unterstellte, dass wir nicht richtig trauern würden, nur weil wir nicht lange genug in Schwarz rumgelaufen sind. Wir hatten dann zwar später nicht unbedingt bunte Kleidung getragen, weil uns auch nicht so danach war, aber eben auch nicht Schwarz.
Ich kann mir also vorstellen, dass es auch dumme Kommentare geben kann, wenn ein Trauernder nicht Schwarz trägt. Aber das muss dann jeder mit sich selber abmachen, ob er dem Druck nachgibt, oder sich sagt, dass der geliebte Mensch auch nicht wieder kommt, nur weil man die Trauerkleidung trägt.
Ich wurde glücklicherweise noch nicht so oft mit dieser Situation konfrontiert. Allerdings sind auch von mir schon leider zwei nahe Verwandte gestorben. Zunächst dachte ich da auch, dass sicherlich alle schwarz tragen werden. Dann wurde ich aber eines besseren belehrt. Kaum jemand aus meiner Familie trug schwarz und ehrlich gesagt finde ich das auch gut so. Wir haben sehr getrauert aber das kann man auch in normaler Kleidung. Warum soll man sich denn "verkleiden"?
Selbstverständlich finde ich es schon sehr wichtig, dass man auf der Beerdigung schwarz trägt. Genauso wichtig finde ich aber auch, dass die Kleidung auf der Beerdigung einfach nicht die Alltagskleidung ist. Ich meine damit, dass es sich schon um bessere und schickere Kleidung handeln sollte. Das hat meiner Meinung nach schon etwas mit Respekt zu tun und ich würde sicherlich niemals in meiner normalen Kleidung zu einer Beerdigung gehen.
Ich habe schon öfter beobachtet, dass gerade ältere Witwen sehr lange ausschließlich schwarz tragen. Ich glaube aber, dass es dabei auch einfach etwas anderes ist. So sollte man einfach bedenken, dass es etwas völlig anderes ist, wenn eine Frau über etliche Jahrzehnte mit dem Verstorbenen zusammenlebte als wenn es ein anderer Familienangehöriger war. Ich denke daher sollte man auch einen Unterschied sehen und somit finde ich es bei solchen Fällen auch normal, wenn jemand länger schwarze Kleidung trägt.
Meiner Nachbarin, also eben der Schwester des Verstorbenen dürfte es fürchte ich so ähnlich ergehen. Zumindest wäre das die Erklärung für mich, warum sie sich da gleich so entschuldigt und regelrecht gerechtfertigt hat. Ich weiß, dass es meiner Nachbarin sehr schwer gefallen ist, dass ihr Bruder gestorben ist.
Ihr Bruder hatte ein langes Krebsleiden. Wie es das Schicksal wohl so wollte, ist er einige Tage vor dem Versterben vom Spital mit der Diagnose "Krebs besiegt" entlassen worden. Alle haben sicht total gefreut und waren erleichtert und da hat dann natürlich keiner mehr damit gerechnet, dass er die Genesungsphase nicht überlebt.
Meine Nachbarin ist auch schwer religiös und ich finde auch, dass man es auch ohne schwarze Kleidung merkt, wie schwer ihr der Verlust ihres Bruder fällt. Man muss es nicht wie eine Art Schild nach Außen tragen. Außerdem finde ich, dass es jedem selber überlassen sein sollte, wie lang wie viel oder wie intensiv man um einen Menschen trauert.
Mir wäre auch nicht bekannt, dass das heute noch so eingehalten wird. Die wenigen Bekannten, auf deren Angehörigen Beerdigung ich in den letzten Jahren war, trugen nur die wenigen Tage nach der Beerdigung noch schwarz, danach nicht mehr. Ich denke das sollte jeder für sich entscheiden und heutzutage ist das so eine Sache, weil schwarz zwar immer noch eine Farbe der Trauer ist, aber von vielen Menschen auch das ganze Jahr über getragen wird, weil sie es elegant finden und Farben nicht gern haben, so wie das bei mir der Fall ist.
Selbst sehr religiöse Menschen nehmen das nicht mehr so eng, wie ich erfahren durfte. Meine Großmutter ist sehr katholisch und geht mehrmals die Woche in die Kirche. Als ihr Mann gestorben ist, hat sich auch keine Trauerkleidung über Monate getragen, sondern nur wenige Tage danach noch. Bekannte die ähnliche religiös sind, haben dazu auch nichts gesagt, weil das heute scheinbar nun wirklich nicht so streng genommen wird.
Ich denke es gibt viele andere Arten, wie man den Toten gegenüber Respekt erweisen kann. Keine schwarze Kleidung zu tragen ist nichts schlimmes, das ist eine Tradition, die es früher mal gab und die Zeiten ändern sich nun mal, dass heißt nicht, dass es respektlos ist.
Crispin hat geschrieben:Selbst sehr religiöse Menschen nehmen das nicht mehr so eng, wie ich erfahren durfte. Meine Großmutter ist sehr katholisch und geht mehrmals die Woche in die Kirche. Als ihr Mann gestorben ist, hat sich auch keine Trauerkleidung über Monate getragen, sondern nur wenige Tage danach noch. Bekannte die ähnliche religiös sind, haben dazu auch nichts gesagt, weil das heute scheinbar nun wirklich nicht so streng genommen wird.
Eine Freundin erzählte mir, dass in Ihrer Heimat Polen auch heute noch sehr stark auf das sogenannte Trauerjahr geachtet wird. Das heißt, dass trauernde Witwen z. B. (wie Ihre Oma) zu Hause bleiben und sich wenn überhaupt, nur in schwarz zeigen. Finde ich schon recht befremdlich, aber solange die Leute das mit machen...
Ich kenne es auch noch von früher, dass nach dem Tod eines Familienangehörigen schwarze Kleidung getragen wurde. Letztes Jahr sind in meinem Bekanntenkreis 2 ältere Leute verstorben und deren Angehörige, selber auch schon älter, haben schwarz getragen.
Heutzutage sieht das sicher keiner mehr so eng mit der schwarzen Kleidung, aber das ältere Semester beziehungsweise Rentner kennen es noch so von früher. Ich selber sehe es häufiger in dem Pflegeheim, in dem ich arbeite. Die Generation von damals ist der Ansicht, schwarze Kleidung bis mindestens zur Beerdigung oder auch bis zu einem halben Jahr danach zu tragen, zeigt ihre Trauer.
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