Katholische Kirche lässt sich Wunder bestätigen
Ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass sich der Vatikan dafür einsetzt, dass der letzte Papst, Johannes Paul II. selig gesprochen wird. Grund für die Seligsprechung sind die Forderung vieler gläubiger Katholiken und auch die "heroischen Tugenden", die Papst Benedikt der XVI. ihm bescheinigt hat. Eine Wunderheilung, die er veranlasst haben soll, beschleunigt dies jetzt aber. Eine französische Ordensschwester wurde von der Krankheit Parkinson geheilt, nachdem sie zu dem ehemaligen Papst gebetet hatte. Dies hat eine ärztliche Kommission des Vatikan jetzt nach längeren "Untersuchungen" bestätigt, während sie es vorher noch angezweifelt hatte. Der Vatikan hat dem ehemaligen Papst somit diese Wunderheilung zugeschrieben. Deshalb könnte die Seligsprechung noch vor dem Sommer stattfinden.
Vorweg erstmal: Mich stört überhaupt nichts an der Tatsache, dass die Kirche einen ehemaligen Papst "so früh" seligsprechen will. Wenn es dabei um seine Verdienste für die katholische Kirche geht, klingt das für mich völlig plausibel. Was mich allerdings sehr überrascht, ist dass der Vatikan voll hinter dieser "Wunderheilung" steht. Ich hätte eher gedacht, dass dieser Glaube an Wunder und dieses Reliquiengetue "Volksglaube" ist und von der Kirche offiziell zwar nicht gefördert, aber auch nicht verboten wird. Bis jetzt hätte ich den ganzen Glauben an Wundertaten von Heiligen eher für Tradition gehalten und nicht gedacht, dass er von der Kirche unterstützt wird.
Ich meine, es gibt doch Alternativen, wie mit dieser "Wunderheilung" umgegangen werden könnte. Die Kirche ist doch nicht aufgrund ihrer Krise gezwungen, so etwas Rückschrittliches zu tun (was im Fall des Kondomverbots ja schon eher so war, das hätte für viele Christen einfach zu viele Wertvorstellungen über den Haufen geworfen). Man könnte die Tatsache doch einfach so stehenlassen, dass die Frau zu Papst Johannes Paul II. gebetet hat und erhört wurde. Wozu muss man das bestätigen lassen? Das ließe ja noch Raum für eigene Deutungen und wäre meiner Meinung nach eben noch im Rahmen eines halbwegs modernen Christentums. Man könnte als gläubiger Katholik dann alles glauben, von einer zufälligen Genesung bis hin zu einer Heilung durch Gott selbst. Manche Gläubige würden vielleicht auch sagen, dass nicht unbedingt der Papst selbst, sondern vielleicht das meditative Beten und die Besinnung die Heilung veranlasst hätten. Das wäre für mich alles noch im Rahmen des Glaubens, man muss dafür keine Beweise haben.
Sich das Wunder aber von einer ärztlichen Kommission bestätigen zu lassen, stellt aber doch den Vatikan auf eine Stufe mit den Kreationisten in den USA. Hier werden Glaube und Wissenschaft vermischt und man befindet sich plötzlich wieder im Mittelalter. Ich bin wirklich bestürzt, dass so etwas heute noch passieren kann und auch meine Meinung über Papst Benedikt hat sich noch weiter geändert.
Wie steht ihr zu der Sache? Findet ihr das ganz normal oder war euch vorher vielleicht auch nicht bekannt, dass die Kirche heute noch an Wunder glaubt? Habt ihr Papst Benedikt auch für gebildeter und intelligenter gehalten, als er offensichtlich ist? Glauben die gläubigen Katholiken unter euch eigentlich auch an Wunder oder ist der Vatikan in dieser Hinsicht abergläubischer als die übrigen Christen? Oder ist diese "Wunderheilung" vielleicht nur eine PR-Strategie der Kirche? Wen soll das denn bitte ansprechen?
Die Sache mit den Seligen, den Heiligen und den Wundern gehört zu den Grundpfeilern des katholischen Glaubens, genau wie einige andere Glaubensinhalte, die uns derzeit reichlich überholt vorkommen. So glaubte der (demnähst wohl offiziell selige) Jahannes Paul II an die unbefleckte Empfängnis Marias durch den Heiligen Geist und den Erhalt der Jungfräulichkeit auch über die Geburt Jesus hinaus. Was denn entgültig eine arge Herausforderung an die Anatomie der zarten Jungfer gewesen sein dürfte - aber um die Anatomie einer jungen Frau geht es da ja auch nicht, sondern um Glaubensinhalte - und die müssen nicht zwangsläufig rational, logisch oder ähnlihes sein.
Für die Selig- und später Heiligsprechung gibt es gewisse Regeln, u.a. den Nahweis von gewirkten Wundern. Einer der Alternativen kommt heute nicht mehr so ohne weiteres in rage: Beim missionieren von wütenden Heiden auf einfallsreiche Weise dem Himmelreich nahegebracht worden sein. Da aber heute kaum noch römische Legionen bekennende Christen in Kesseln mit siedenen Öl frittieren sind nachgewiesene Wunder vonnöten um zu beweisen, das jener Mensch von göttlichen Gnaden beseelt war. Einfach "nur" sehr verdienstvoll gewesen zu sein reicht nicht für eine postvitale Karriere im Dienste der alleine seeligmachenden Kirche.
Und das hat Tradition und Methode bei denen. Der Reliquienglaube wurde von der Kirche immer sehr gefördert, nicht zuletzt weil sich so eine Menge Geld machen ließ - und weil besonders "machtvolle" Reliquien ganz reale weltliche Macht bedeuten konnten.
Dabei ging man nicht sonderlich zimperlich vor und klaute auch mal eben die Gebeine eines Heiligen, mit der Begründung "Er hat es uns befohlen, er wollte viel lieber bei uns sein!". Nicht lachen: Bari ist mit der Nummer einst durchgekommen, als sie die Gebeine des Heiligen Nikolaus von Myra klauten. Und in anderen Fällen stellte sih nach ein paar Jahrhunderten raus, das die Gebeine so manchen Heiligen bei genauer Betrachtung doh sehr nach toter Ziege ausssahen - und selbst in diesen Fällen fand die Kirche Gründe, wieso diese Ziegenknochen nun doch die Gebeine des einen oder anderen Heiligen sind. In Ziegenknochen verwandelt um sie vor der Schändung durch Ungläubige zu schützen.
Dazu kommen all die weinenden Madonnen, all die Blutreliqiuen, welche sich einmal im Jahr wundersam verflüssigen und der Riesenstapel Holz, der angeblich alles aus dem wahren Kreuz Christi stammt. Das ist alles nicht nur toleriert worden, das wurde regelrecht forciert. Denn es brachte Geld in die jeweilige Kirche, weshalb es auch wichtig war, das die Wunder vom Vatikan anerkannt werden musste, um offiziell zu werden. Man musste das Monopol auf die Wunder gehalten werden.
Das dies auh noch heute stattfindet hat nichts mit einem Mangel an Intelligenz bei den Betreffenden zu tun, sondern mit einm sehr komplizierten Spagat zwischen der Tradition und den aktuellen Zeitströmungen in der Meinung. Und von Seiten der Kirche ausist die derzeite Auffassung zum Thema Wunder grad mal eine kurzfristige Mode in einer 2000 jährigen Geschichte. Erst 1802 verutete Hegel, das Gott gestorben sei, was Nietzsche ca. achtzig Jahre später aufgriff. So richtig durhgesetzt hat sich die Abwendung vom alten Wunderglauben erst im 20. - 21. Jahrhundert. Für die Sichtweise der Kirche ist das wirklich kaum mehr als eine Modeerscheinung. Dies sollte man besser niht mit Dummheit verwechseln.
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