7. Klasse: Klassenausflug in eine Fernsehshow
Vor den Weihnachtsferien hat die Klasse der Enkeltochter meiner Freundin einen Zettel mit nachhause bekommen. Dort wurde bekanntgegeben, dass die gesamte Klasse zwischen März und Juni irgendwann zu einer Fernsehshow fahren wollen. Die Klasse hat es nie miteinander besprochen und auch die Eltern wußten bis zu dem Zettel nichts. Das "Projekt" soll mit 2 Klassen aus der Schule zusammengemacht werden. Auf dem Zettel müssen nun die Eltern mit den Kindern abstimmen zu welcher Show sie gehen wollen.
Es ist eine Gerichtsshow (Salesch), eine Talkshow (Britt) und die Psychologenshow "Zwei bei Kalwass" zur Auswahl. Die Schüler, die die Tochter meiner Freundin kennt, sind alle wenig begeistert von diesem Klassenausflug. Sollte ein Klassenausflug nicht auch pädagogisch sinnvoll sein? Sicher muss nicht alles pädagogisch sinnvoll sein, was Schüler machen. Aber früher war es doch so, dass Klassenausflüge einen pädagogischen Hintergrund haben müssen.
Wie seht ihr so ein Klassenausflug in eine Fernsehshow? Ist das nicht eher Verdummung für die Schüler? Sollte man sich mit den Eltern zusammentun und dagegen sprechen? Die andere Klasse die mitfahren soll ist eine 9. Klasse und die sind wohl begeistert davon. Die Enkeltochter meiner Freundin geht übrigens in eine Gesamtschule.
Die Zeiten haben sich wohl geändert. Heutzutage haben Klassenausflüge nur noch selten pädagogische Hintergründe. Zum Beispiel geht man heute in einen Freizeitpark oder geht schwimmen. Dort geht man ja auch eher in Gruppen rum und hat sozusagen also auch nichts mit Klassenzusammenhalt stärken oder sonst etwas zu tun. Es gibt aber auch immer noch Klassenausflüge ins Museum, aber das ist relativ selten. Die Klassenausflüge sind wohl eher einfach so zur Belustigung gedacht.
Ich finde es aber schon relativ komisch, dass da gar nichts mit den Eltern und auch nicht mit den Schülern vereinbart wurde. Einfach so einen Zettel zu geben finde ich schon etwas merkwürdig. Und du meintest ja, dass das den Schülern überhaupt nicht gefallen würde. Wenn man schon einen Klassenausflug ohne pädagogischen Hintergrund macht, dann sollte es den Schülern doch wenigstens Spaß machen oder nicht?
Ich denke schon, dass man da noch viel machen könnte. Zunächst sollten die Schüler aber zu der/dem verantwortlichen Lehrer/in gehen und wirklich sagen, dass das denen überhaupt nicht gefällt und dass die doch gerne was anderes machen würden. Das müssten die/der Lehrer/in dann eigentlich akzeptieren, denn was wäre der Vorteil, zu so einer Show zu gehen, wenn man auch zum Schwimmbad oder Kletterpark oder sonstiges gehen könnte.
Zu so einer Show zu gehen finde ich auch irgendwie noch dümmer, als zum Schwimmbad oder sonstiges zu gehen. Zunächst kostet es bestimmt mehr und außerdem wollen es die Schüler noch nicht mal. Und bei der Show sitzt man dann da nur rum und guckt zu. Man macht ja noch nicht mal irgendetwas mit einander. Da frage ich mich echt, wer sie so etwas ausgedacht hat.
Zu dem Showbesuch gehört wohl auch noch ein Rundgang durch die Studios. Aber ob das pädagogisch sinnvoller ist? Die Eltern haben bisher ncihts anderes bekommen als diesen Zettel. Beim Elternabend wurde darüber nicht gesprochen. Die Schüler sind mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Es ist wohl eine andere Klasse abgesprungen, die mit der 9. Klasse dorthinsollte und da wurde die 7. Klasse bestimmt. Es wurde wohl im Lehrerzimmer abgehandelt, welche Klasse mitfährt.
Ich kann dir hierzu eine kurze aber deutliche Antwort geben:
Das Niveau der genannten Sendungen ist zum weitaus größten Teil sehr niedrig. Es ist mir unbegreiflich, dass sich eine staatliche Einrichtung (= Schule) auf einen solchen Stand begibt und mit Jugendlichen dorthin geht. Themen in diesen Shows sind doch nur: Sex, Fremdgehen, Hartz IV, Schulden, Titten, Alkohol usw. Es wäre durchaus auch möglich gewesen eine echte Gerichtsverhandlung zu besuchen, die die Realität näher reflektiert. Auskünfte hierzu erteilen die Geschäftsstellen der jeweiligen Amtsgerichte.
Ich vermute mal, das es dabei weniger um die Show geht, sondern mehr um das was hinter den Kulissen abläuft. Und vor allem für die Schüler der 9. Klasse mag das für die Thematik Berufswahl besonders interessant sein. Wobei eben auch schon die Schüler aus der 7. Klasse schon weit genug sind, um sich über ihren späteren Beruf zumindest erste Gedanken zu machen.
Das darüber beim Elternabend nicht gesprochen wurde, kann einen einfachen Grund haben. Der Klassenlehrer hat da vielleicht auch noch nichts gewusst. Denn unsere Grundschule hat zum Beispiel auch erst Ende November das Angebot bekommen, das während der Advendszeit ein Weihnachtstruck von MAN zu Besuch kommen kann. Samt Weihnachtsmann und Geschenken.
Also kann auch dieses Angebot mit dem Besuch einer Fernsehshow erst kürzlich gekommen sein. Das es dabei um Sendungen geht, die nicht unbedingt hohes Niveau haben, sollte man mal Aussen vorlassen, sondern das ganze den Schülern unter dem Aspekt näher bringen, das sie eben damit erleben können, wie so eine Show organisiert ist.
Das die Eltern dabei erstmal von Nichts wissen ist eine Sache. Es sollte doch aber nicht das Problem sein da kurzfristig einen Elternabend für weitere Informationen zu machen. Eventuell auch mit den Schülern zusammen, um aufkommende Fragen zu klären. Komplett ablehnen würde ich als Mutter so einen Studiobesuch jedenfalls für meine Kinder nicht, wenn sie dann mal in dem Alter sind.
Warum soll der Besuch einer solchen Show, egal welche der drei es letzten Endes ist, denn nicht pädagogisch sinnvoll sein? Wenn es noch andere Klassen gibt, die daran teilnehmen und der Termin erst in etwa drei Monaten vielleicht sogar länger stattfindet, dann kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Besuch tatsächlich zu einem schulischen Projekt gehört und man mit der Abstimmung genauer sehen will, wie man das Ganze vor- und auch nachbereitet. Hier wäre natürlich dann interessant zu wissen, was denn das Projekt beinhaltet. Mir würden da einige Themen einfallen, die so ein Besuch abrunden könnte.
Dass den Eltern nichts gesagt wurde, ist gar nicht mal so selten. Bestimmte Dinge werden in der Gesamtkonferenz der Schule besprochen und abgestimmt und dann bekommen das die anderen Eltern erst recht kurzfristig zu erfahren. Das kann man dann aber auch mal in einer Elternversammlung ansprechen oder aber dem Elternrat der Klasse als Hausaufgabe aufgeben.
Bei uns in der Schule gab es früher immer solche Projektwochen, in diesen Wochen hat auch jede Klasse bestimmte Themen recherchiert und dann verschieden Dinge darüber ausarbeitet. Es gab dann Stellwände, an denen hinterher die Ergebnisse für die anderen Klassen und die Eltern der Schüler, ausgestellt wurden. Vielleicht macht der 9. Jahrgang ja gerade solch ein Projekt und dazu gehört eben der Besuch, von so einer Fernsehshow.
Ich weiß auch, dass von unserer Schule auch mal ein älterer Jahrgang bei der Talkshow " Bärbel Schäfer " war. Ich weiß allerdings nicht, ob es sich damals auch um einen Projektausflug gehandelt hat. Komisch finde ich allerdings auch, dass weder die Schüler, noch die Eltern von diesem Ausflug etwas wussten und das die Schüler nicht mit entscheiden konnten, ob sie überhaupt an dem Ausflug teilnehmen möchten.
Ich hatte zu Schulzeiten auch einmal einen Klassenausflug ins ORF Zentrum. Eine Show oder dergleichen haben wir damals zwar nicht verfolgt, aber wir haben eben den ganzen Ablauf gesehen, wie es mehr oder weniger hinter den Kulissen aussieht.
Ich habe das damals schon sehr interessant gefunden. Da du den pädagogischen Wert angesprochen hast, muss ich sagen, dass ich so einen Ausflug schon durchaus für sinnvoll betrachten kann. Man erfährt recht viele Hintergründe. Sehr spannend habe ich damals die blue box gefunden. Ich wusste davor noch nicht, dass der Wettermann mehr oder weniger auf eine leere Karte deutet und uns wurde eben auch gezeigt, wie man beim Fernsehen trixen kann.
Dass die Schüler dann als Publikum bei einer Show teilnehmen sehe ich eher als Abrundung der Exkursion und nicht als Hauptgrund. Aber selbst da können die Schüler sehr viel erkennen. Ich war außerhalb der schulischen Exkursion auch einmal im Publikum einer Show und ich war dann total verwundert, dass man eben aufgefordert wurde zu Klatschen oder es wurde eben auch vorgegeben, wann man nun lachen soll und so weiter. Das kann durchaus lehrreich sein zu erkennen, dass diese ganzen Shows eben doch in der Regel sehr gestellt sind.
Ich denke, man kann sich darüber streiten, ob das jetzt pädagogisch sinnvoll ist oder nicht. Trotzdem finde ich es aber komisch, dass noch nicht mal die Schüler irgendwann einmal gefragt wurden, ob die das überhaupt möchten. Das hätte der/die Lehrer/in doch wenigstens vorher fragen können, denn auch wenn der/die Lehrer/in das erst kurzfristig erfahren hat, hätte er/sie bestimmt noch die Zeit gehabt, die Schüler zu fragen, denn die sieht er/sie ja schließlich fast jeden Tag. Außerdem ist eben das Problem, dass die Schüler das aus der Sicht der Tochter der Freundin ja überhaupt nicht wollen und auf dem Zettel steht dann ja wohl auch ganz deutlich, dass das einfach so ist und dass man sich jetzt eben für einer der 3 Shows entscheiden soll. Das finde ich eben blöd, dass der Lehrer/die Lehrerin das so gemacht hat.
Ich verstehe den Wirbel nicht so ganz, denn meiner Meinung nach ist dieser Ausflug keineswegs eine Verdummungsmaßnahme, sondern dient eher dazu, den Schülern die Umstände solch einer Show zu zeigen und sie dadurch zum kritischen Medienkonsum zu erziehen. Die Schüler aus der Klasse der Enkelin deiner Freundin sind vermutlich erst um die dreizehn Jahre alt, das ist ein alter, in dem die Eltern den Fernsehkonsum ihrer Kinder wohl noch kontrollieren können, aber wenn die Teenager ein bis zwei Jahre älter sind, setzen sie sich durchaus auch mal unkontrolliert vor den Fernseher. Ich kenne einige Jugendliche in meinem Alter, die nach der Schule zur Entspannung eine Stunde fernsehen, bevor sie mit dem Lernen anfangen, und zu dieser Zeit laufen dann genau solche Sendungen, wie sie in der Projektgruppe untersucht werden sollen.
Natürlich kann ein Jugendlicher bei Interesse die Umstände solch einer Show auch im Internet herausfinden, aber ich kenne auch viele Leute, die den Inhalt einer solchen Sendung unreflektiert lassen und alles für voll nehmen, was gezeigt wird. So habe ich auch durchaus schon Jugendliche (und übrigens auch Erwachsene) erlebt, die der Meinung waren, eine Gerichtsverhandlung dauere in der Regel 45 Minuten, die Angeklagten würden durchschnittlich so oft freigesprochen, wie bei Salesch üblich, und es sei normal, wie die Akteure im Gerichtssaal miteinander umgehen. Beim Besuch einer solchen Show lernen sie hingegen die Kehrseite kennen, sehen, wie oft eine Szene gespielt werden muss, bis sie perfekt ist, hören die Lautsprecherstimme, die die Laienschauspieler anweist, etwas anders zu machen, sehen, dass sich in der Regel niemand zur Urteilsberatung zurückzieht, und so weiter. Bei einem Besuch bei Salesch ist es zudem auch die Regel, dass das ganze Publikum die Möglichkeit erhält, Fragen an die Richterin zu stellen, wofür sich etwa eine Viertelstunde Zeit genommen wird. Wenn sich die Klasse nur ein wenig auf das Projekt vorbereitet, können auch gemeinsam Fragen erarbeitet werden. Fragen, wie sich der eigentliche Richteralltag vom Fernsehen unterscheidet, oder inwiefern vom eigentlichen Ablauf einer Verhandlung abgewichen wird, können für die Schüler interessant und lehrreich sein.
Ich habe meine Ausführungen jetzt nur auf die Gerichtssendungen beschränkt, aber dasselbe lässt sich ja auf alle möglichen Formate dieser Art übertragen. Im Optimalfall lernen die Schüler dabei etwas übers Fernsehen, sehen, ob sie vielleicht beruflich mit Medien arbeiten wollen und merken auch gleichzeitig, wie sehr das Fernsehen sich von der Realität unterscheidet, wodurch sie in Zukunft vielleicht auch andere Sendungsformate kritischer betrachten. Anstelle der Eltern dieser Schüler würde ich also überhaupt nicht eingreifen, denn ich sehe diesen Ausflug absolut nicht als schädlich an und im besten Falle ziehen die Kinder viel Lehrreiches daraus. Wenn die Schüler absolut nicht begeistert von dem Ausflugsziel sind, sollten sie alleine zu ihrem Klassenlehrer gehen und vorsprechen, in der Hoffnung, dass er sich umstimmen lässt, aber ich sehe keinerlei Veranlassung dafür, dass die Eltern eingreifen müssten.
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