Anstatt "ich" immer "man" sagen...

vom 04.01.2011, 00:18 Uhr

Mir fällt immer wieder auf, dass Menschen das Wort "ich" durch "man" ersetzen. Dabei meine ich nicht solche allgemeinen Sätze wie "man kann dies und jenes tun". Negativ fällt mir das immer auf, wenn jemand von seinen Erlebnissen erzählt, dabei aber (fast) komplett auf das "ich" verzichtet. Ein Beispiel: ein Bekannter erzählte mir vor einigen Jahren, was er am Wochenende unternommen hat. Er sagte immer solche Sätze wie "Dann war man im Kino gewesen, dann hat man das Auto aus der Werkstatt geholt." Wisst ihr ungefähr, was ich meine? Mir ist diese merkwürdige Ausdrucksweise zum ersten Mal bei diesem Bekannten aufgefallen.

Als ich heute eine Dokumentation geschaut habe, hat dort ein Mann ebenfalls immer von "man" gesprochen, obwohl er eigentlich "ich" meinte. Ich verstehe gar nicht, wieso Menschen diese Form verwenden. Ist es vielleicht in manchen Regionen üblich, so zu sprechen? Liegt es vielleicht daran, dass manche Menschen Probleme damit haben, ganz gezielt von sich selbst zu sprechen und dann die etwas neutralere Form wählen, die eine gewisse Allgemeingültigkeit signalisiert? Habt ihr so etwas auch schon mitbekommen? Stört euch dies?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde das hört sich wirklich ziemlich merkwürdig an. Mir ist das noch nie bewusst bei jemandem aufgefallen, aber ich habe da auch noch nie drauf geachtet. Ich habe "man" noch nie in dieser Form benutzt. Das hört sich ein wenig nach altem Deutsch an. Wenn man zum Beispiel deutsche Literatur aus dem 18. oder 19. Jahrhundert liest, kommt da öfter mal diese Form vor. Das klingt dann aber schon etwas seltsam und ungewohnt.

Warum sollte man eine Abneigung dagegen haben von sich selbst zu reden? Die meisten Menschen reden schließlich fast ausschließlich von sich selbst und tuen das mit großer Begeisterung. Das Zentrum des menschlichen Denkens ist immer der Mensch selbst. In einer Gedankenwelt in der sich alles nur um das eigene Ego dreht, kann es doch fast nicht sein, dass man das Wort "ich" nicht gern benutzt. Ich glaube kaum, dass das der Grund ist.

Das klingt eher so, als wollte sich dein Bekannter besonders gewählt ausdrücken. In Wirklichkeit klingt das aber nicht nur dämlich, sondern ist auch noch ein offensichtlicher grammatikalischer Fehler. Das solltest du deinem Bekannten gegenüber vielleicht mal erwähnen.

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» daaldi91 » Beiträge: 389 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


daaldi91 hat geschrieben:Das klingt eher so, als wollte sich dein Bekannter besonders gewählt ausdrücken.


Oh, das kann ich wohl ausschließen. Er gehört eher zu den Leuten, die sich nicht viel aus Sprache machen. Auf die Idee, dass es sich vielleicht um eine gewisse Abneigung gegen das "ich" handeln könnte, bin ich deshalb gekommen, weil er insgesamt sehr unsicher war, gerade in Gesprächen mit anderen Leuten. Vielleicht ist er so unsicher, dass er nicht voll und ganz hinter sich, und damit auch hinter dem "ich" stehen kann.

Der Mann, der im Fernsehen gezeigt wurde, wirkte auch eher wie jemand mit wenig Interesse an korrekter Grammatik. Mir ist so etwas auch bisher wirklich nur bei Leuten aufgefallen, die sehr unsicher wirken und nie bei solchen, die besonders toll wirken möchten, sich aber gnadenlos blamieren. Bei denen erlebe ich ganz andere Formulierungen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich habe das so gelernt, das man wenn man "man" sagt :lol: (super Satz) sich nicht auf sich selber beziehen möchte. Sprich:

Ich bin der Meinung das du zu viel Schminke benutzt....das ist dann meine Meinung, wenn das ich aber gegen man getauscht wird, wird es verallgemeinert und dann man ist dann indirekt aus dem Schneider, kann noch abwiegeln mit : Ich habe nicht gesagt das ich es so sehe. Verstehst du was ich meine?

Es ist eine Form der Verallgemeinerung, man möchte nicht speziell auf sich lenken. Dein Bekannter wollte dir wohl vom Wochenende erzählen, aber nicht speziell auf sich eingehen und vermutlich auch nicht unbedingt tiefer ins Detail gehen. So kenne ich es jedenfalls. Ansonsten frag ich doch einfach mal :)

» Julchen1978 » Beiträge: 59 » Talkpoints: 32,01 »



Hallo,

ich denke, das wenn man "man" sagt, dann generalisiert man die Meinung. Gegebenenfalls auch von sich auf andere. Ich verdeutliche somit, das nicht nur ich, sondern auch ein anderer unbekannt großer Personenkreis die gleiche Meinung haben. So erscheint es so, als wenn eine Person die Meinung dieser unbekannt großer Personengruppe vertritt.

» 1337 » Beiträge: 692 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Leider ein schrecklicher Usus in der Sprache. Auch ich habe ein Kollegin die zu den Gästen geht und fragt: "darf man denn Ihnen schon etwas zu trinken bringen?" Es ist für mich sehr irritierend und ich weiß häufig selbst nicht wie ich als Gast hätte antworten sollen. Meiner Meinung nach soll es höfliche Distanzierung ausdrücken, bewirkt aber eher das Gegenteil.

» Natsch » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,21 »


Ich finde, da muss man jetzt etwas unterscheiden. Wenn man bei einer Erzählung ''man'' statt ''ich'' verwendet, kann das mehrere Gründe haben. Zunächst einmal kann es einfach sein, dass die Person nicht nur von sich erzählt, sondern auch die anderen Menschen mit einbeziehen möchte, mit denen er die Zeit verbracht hat. Das ''man'' ist dann also ein Ersatz für ''wir''. Es würde also heißen ''dann ist man schwimmen gegangen'', anstatt ''dann sind wir schwimmen gegangen''. Das klingt zwar etwas merkwürdig, aber manche machen das eben so, aus welchem Grund auch immer. Das ''man' steht hier aber nicht direkt für das ''ich''.

Ein anderer Grund kann einfach Verallgemeinerung sein. Wenn man ''man'' sagt, meint man damit nicht nur sich, sondern auch andere Menschen, die in einer bestimmten Situation alle das gleiche getan haben oder wenn etwas von der Gesellschaft als richtig angesehen wird. Beispielsweise sitzen Leute beim Spaghetti essen und alle essen mit Löffel und Gabel und einer wird gefragt, wieso er nur mit Gabel isst, dann würde dieser sagen ''das tut man eben so'', weil nicht nur er gerade das tut, sondern man Spaghetti eigentlich so isst. Das ''man'' steht dann also für sowas wie Allgemeingültigkeit. Das macht man vielleicht auch, wenn man jemandem etwas rät, wenn man ausdrücken möchte, dass die meisten es so getan hätten: ''Man würde jetzt an deiner Stelle einen Arzt aufsuchen''.

Der Hauptgrund aber, wieso Menschen ''man'' benutzen, ist aber meistens einfach der, dass sie sich vom Geschehen distanzieren wollen, sei es weil ihnen Selbstbewusstsein und Selbstachtung fehlt oder weil sie sich vor der Verantwortung scheuen. Erzählt man also von etwas, was einem unangenehm ist, würde diese Menschen sagen ''und dann wurde man auf die Polizeistation gebracht'' oder wenn es darum geht etwas oder jemanden zu kritisieren ''also das findet man jetzt nicht so toll'' oder '' das würde man hässlich finden''.

An sich empfinde ich es eigentlich auch als unangenehm, wenn jemand ''man'' verwendet, denn dann habe ich irgendwie das Gefühl, es würde hier gar nicht um die betroffene Person gehen. Diese Erzählform ist zu distanziert und kommt nicht gut an oder ist auch nicht schön anzuhören.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@ Crispin:

Um die ganz normalen Verallgemeinerungen ging es mir nicht. Die finde ich okay und verwende sie auch selbst. Wenn ich nun sage "wenn es regnet, wird man nass" oder dass man bei einer Erkrankung einen Arzt aufsuchen sollte, ist das einfach eine allgemeine Aussage.

Ein sehr gutes Beispiel hat Natsch geliefert:

Natsch hat geschrieben:"darf man denn Ihnen schon etwas zu trinken bringen?"


Solche Sätze finde ich wirklich sehr seltsam. In dem Fall hätte man das "man" problemlos durch ein "ich" ersetzen können. Der Bekannte, von dem ich berichtet habe, hat genau so etwas gemacht. Es handelte sich nicht um die üblichen Verallgemeinerungen, sondern gerade um Aussagen, in denen die meisten Menschen wohl ein "ich" einsetzen würden. Wenn ich ihn gezielt gefragt habe, was er abends gemacht hat, kamen solche Aussagen wie die oben aufgeführten. Dabei ging es nicht darum, andere Leute einzubeziehen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Diese Allgemeingültigkeit habe ich auch in Kochbüchern bemerkt. In einem Kochbuch meiner Freundin kommen unzählige Male "man" vor. In den meisten Kochbüchern vermeidet man dies, jedoch wirken die Sätze dann sprachlich nicht korrekt. Auch mich ertappe ich oft beim Gebrauch des Wortes "man". Das passiert mir einfach, weil ich einige Sätze ohne "man" nicht formulieren oder umschreiben kann.

» Halowd » Beiträge: 102 » Talkpoints: 1,79 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mich würde eine solche Art und Weise auch stören und ich finde es nicht gut. Allerdings muss ich auch sagen, dass mir so eine Ausdrucksweise noch nie bewusst aufgefallen ist. Ich kenne also niemanden, der wirklich so spricht. Ich kann mir auch ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, warum jemand so etwas macht. Ich verstehe nicht, warum jemand nicht in der Ich-Perspektive über sich selber spricht. Der Person muss doch bewusst sein, dass es sich sehr komisch anhört, wenn er die ganze Zeit "man" sagt. Außerdem könnte es doch sogar verwirrend wirken. Eine Begründung für eine solche Ausdrucksweise würde mir also wirklich nicht einfallen.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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