Sind Tiergärten pädagogisch wertvoll?

Wie in anderen Beiträgen auch schon geschrieben, war ich gestern mit meinem zweijährigen Sohn zum ersten Mal im Tiergarten Schönbrunn in Wien. An sich ist es ein sehr schöner und großer Tiergarten mit zahlreichen Tierarten. Man findet dort mehr oder weniger alle bekannten Tiere wie Elefanten, Giraffen, Affen, Pinguine, Seelöwen, Tiger, Löwen, Zebras, Eisbären und so weiter.

Ich habe von dem Besuch auch meiner Mama erzählt und sie hat daraufhin sofort gemeint, dass es für ein Kind total wichtig ist, dass man in so einen Tiergarten geht, weil es auch für die Entwicklung des Kindes total förderlich ist. Nun gut, mein Sohn hat den Besuch im Großen und Ganzen auch spannend gefunden.

Natürlich ist es für ein Kind toll und spannend all die Tiere die es in einem Bilderbuch schon gesehen hat, dann einmal live zu sehen. Natürlich kann sich ein Kind dann auch wesentlich mehr darunter vorstellen, als wenn es die Tiere eben immer nur auf einem Foto oder Bild sieht. Alleine dass ein Kind selber sehen kann, wie groß eine Giraffe wirklich ist und wie ein Nilpferd vor sich hingähnt und so weiter.

Aber ist ein Besuch in so einem Tiergarten wirklich so pädgagogisch wertvoll, dass es die nicht artgerechte Tierhaltung der Tiere rechtfertigt? Welche Vorteile hat so ein Besuch für Kinder? Auch ich war als Kind öfters in diesem Tiergarten und ich kann mich auch noch gut daran erinnern. Mir hat es auch immer sehr gut gefallen, aber würden Kinder wirklich so viel versäumen, wenn sie Giraffen und Co nicht lebend sehen? Welchen pädagogischen Wert haben Tiergärten? Wobei ich auch hier in erster Linie die städtischen großen Tiergärten meine und nicht die Naturparks wo man einheimische Tiere in freier Wildbahn erleben kann.

Ich bin mit meinen Kindern auch im Zoo bzw. in Tierparks gegangen. Aber ich hatte immer ein sehr schlechtes Gefühl dabei. Da die Kinder aber ihrem Spaß hatten und ich ihnen dann auch etwas über die Tiere erzählen konnte, habe ich ihnen auch erzählt, wie es den Tieren in freier Wildbahn geht und dass sie dort viel mehr Platz haben. Ich habe ihnen auch erzählt, dass es in der freien Wildbahn auch um "fressen und gefressen werden" geht. Ich habe die freie Wildbahn nicht verschönt, aber auch den Zoo habe ich nicht verschönt.

Meine Kinder haben dann selber entschieden, ob sie eingesperrte Tiere sehen wollen, die es bestimmt schöner gefunden hätten, wenn sie frei gewesen wären. Sie waren dann ca 7 und 5 Jahre alt, als sie sich mal aussuchen durften, wo sie mit mir den Tag verbringen und sie haben dann den Zoo völlig ausgeschlossen und wollten mit mir auf den Spielplatz und Eis essen.

Insofern ist es schon pädagogisch sinnvoll, wenn man den Kindern vom ersten Zoobesuch an oder ab dann, wenn sie neugierig fragen, erzählt, wie die Tiere in freier Wildbahn leben. Dazu musste ich vor dem Zoobesuch zwar ein paar Bücher wälzen, weil es damals noch kein Internet bei uns gab, aber ich konnte ihnen schon etwas darüber erzählen. Sie wollten dann die eingesperrten Tiere nicht mehr unbedingt sehen.

Als wir dann hier nach Paderborn gezogen sind, waren meine Kinder 11 und 13 Jahre alt. Hier in der Nähe ist der Safaripark Stukenbrock. Da wollten sie dann doch mal hin und wir sind dann auch mit ihnen in diesen Tierpark gegangen. Dort konnte man die Löwen in einem Riesengehege sehen. Man kann dort durch das Gehege fahren und die Tiere wirklich so sehen, wie sie in freier Wildbahn leben. Nur eben nicht mit verschiedenen Tierarten zusammen, damit es dort nicht um "fressen und gefressen werden" geht.

Ich habe auch da meinen Kindern genau erklärt, dass die weißen Löwen und Tiger in der freien Wildbahn kaum Überlebenschancen haben und sie hier gezüchtet werden, damit sie nicht aussterben. Damals in den Zoos habe ich ihnen auch erklärt, dass ein Zoo auch schon mal sinnvoll ist für die Arterhaltung. Die Frage meiner Kinder war dann,, ob man die Arten dann wieder freilässt. Denn eingesperrt wäre es ja das gleiche, als wenn sie nicht mehr da wären. Da ich das verneinen musste, fanden sie das nun auch wieder nicht gut. Bei den weißen Löwen und Tigern und auch bei den anderen Tieren, die man in dem Freigehege sichten konnte, fanden sie das nicht mehr ganz so schlimm.

Man kann einen Zoo- oder Tierparkbesuch natürlich pädagogisch sinnvoll machen, indem man den Kindern auch viel erklärt und nicht nur durch den Park geht und die Tiere zeigt und ihnen sagt, welches Tier sie sehen. Kinder verstehen schon sehr früh, was es heißt eingesperrt zu sein. Und in manche Zoos würde ich auch nie mit einem Kind gehen, weil die Gehege einfach zu klein sind. Ich habe mich da auch immer erkundigt, wenn ich mit ihnen irgendwohin gegangen bin.

Die Frage von meinen Kindern kam dann auch, wie sinnvoll der Zoo denn ist und ich habe ihnen dann auch ehrlich meine Meinung gesagt und ihnen erklärt, dass ich persönlich keinen Zoo als sinnvoll betrachte, weil die Tiere dort eingesperrt sind. Wenn du nocheinmal mit deinem Sohn in den Tierpark gehst, dann erkläre ihm ruhig, wie die Tiere wirklich leben. Das interessiert ihn bestimmt und irgendwann kommt er dann in ein Alter, wo er selber entscheiden kann, ob er dorthingehen will. In dem Sinne ist ein Zoo schon pädagogisch sinnvoll, wenn das Kind eben über die Tiere lernt.

Ganz egal, wie man es sieht, ein Zoo kann immer pädagogisch wertvoll sein. Entweder man sieht über eventuelle Fehler bei der Haltung hinweg und präsentiert so dem Kind fremde Tiere, die es sonst nicht so einfach sehen könnte oder aber man erklärt dem Kind, wie furchtbar man das ganze findet und vor allen Dingen, was so störend ist. Auch das kann sehr lehrreich für das Kind sein.

Allerdings muss alles und jedes wirklich immer pädagogisch wertvoll sein? Und hat sich nicht gerade im Bereich der Zoos und Tierparks wirklich sehr viel getan, dass die Tiere inzwischen artgerechter gehalten werden? Was hätte man denn davon, wenn man viele Tiere dem Aussterben überließe?

Nein, ich habe auch nicht gesagt, dass alles immer einen pädagogisch hohen Wert haben muss. Aber trotzdem kann man sich ja den pädagogischen Nutzen überlegen. Selbst wenn ein Tiergarten keinen pädagogischen Wert hat, kann man sich ja auch überlegen einen Tiergarten rein aus Spaßfaktor zu besuchen.

In den Tiergärten hat sich in den letzten Jahren oft wirklich sehr viel getan, da gebe ich dir recht. Ich bezweifle aber trotzdem, dass die Tiere trotzd der Veränderungen nun artgerecht gehalten werden. Kann man einen Elefanten, eine Giraffe oder ein Nilpferd in einem städtischen Tiergarten wirklich artgerecht halten? Ich bezweifle das! Und ein Pinguin im Hochsommer lebt wohl auch nicht nach seinen natürlichen Bedürfnissen in einem Zoo.

So habe ich eben reflektiert, welchen Nutzen oder Sinn solche Tiergärten haben. Natürlich kann man trotzdem nur mit reinem Spaßfaktor hingehen, aber ich wollte hier eben auch diskutieren, ob es für die Entwicklung eines Kindes wirklich so von Bedeutung ist Elefanten und Co einmal live gesehen zu haben. Warum muss ein Kind unbedingt all diese Tiere die bei uns ja gar nicht heimisch sind live sehen? Nur dass ich dem Kind sagen kann, dass die Tiere arm sind weil es nicht der natürliche Lebensraum ist und sie gefangen sind?

Es gibt aber durchaus auch Leute, die es für absolut wichtig halten, dass jedes Kind solche Tiergartenerfahrungen macht. Dafür muss es doch auch Gründe geben und da würden mich eben die Meinungen anderer interessieren. Gerade der Tiergarten Schönbrunn ist vor allem im Sommer regelrecht überfüllt, weil er so viele Besucher anzieht. Kommen da die meisten rein aus Spaß oder sehen sie eben einen anderen Nutzen darin?

Ich finde, ein Besuch im Tiergarten hat etwas mit einer tollen Freizeitunterhaltung zu tun und man sollte sich nicht darüber Gedanken machen, ob der Besuch des Tiergartens pädagogisch wertvoll ist oder nicht. Ich bin mit meinen Großeltern gerne in die verschiedenen Zoos oder Tiergärten gegangen und habe als Kind nie darüber nachgedacht, ob die Tiere es vorziehen würden, in freier Wildbahn zu leben. Wenn man älter ist, macht man sich schon mal Gedanken darüber, aber im Alter von 7 oder 8 Jahren geht es um den Spaß im Tiergarten. Dabei sind es nicht nur die Tiere, auch die ganzen Spielplätze gehören doch dazu.

Heute ist das vielleicht etwas anders und man geht die ganze Problematik nicht mehr so oberflächlich an. Da besteht ja immer noch die Möglichkeit, sich hinterher mit dem Kind über die Tiere und die Haltung in dem Tiergarten zu unterhalten. Es ist natürlich wichtig, die Kinder zu sensibilisieren, dass es eben nicht natürlich ist, dass verschiedene Tiere hier in Deutschland zu sehen sind, die eigentlich in anderen Kontinenten leben.

Bei den heimischen Tiergärten, die unser heimisches Wild zeigen, zeigt sich mir die ganze Problematik überhaupt nicht. Die Rehe oder das Dammwild sind in großen Freigehegen in ihrer heimischen Umgebung. Natürlich sind sie hier ebenfalls eingesperrt, aber ich glaube nicht, dass es für ein Kind schädlich wäre, die Tiere hinter Gittern anzuschauen. Bei einem Besuch im Zoo oder im Tiergarten sollte nur der Spaß im Vordergrund stehen, das sollte man nie vergessen.

Ich finde es schon gut und wichtig, dass Kinder auch die exotischen Tiere sehen und das können sie nun mal meistens nur in einem Tierpark. Daher finde ich es schon gut, dass man dann mit den Kindern dorthin geht. Es ist sehr wichtig, dass Kinder ein Gefühl für andere Lebewesen bekommen. Natürlich sollte man dennoch darauf achten, dass man auch nur in Tierparks geht welche wirklich gut zu den Tieren sind. Genau aus diesem Grund finde ich es aber auch wichtig, dass man mit den Kindern nicht in einen Zirkus geht. Dort werden die Tiere ja sehr schlecht behandelt und das ist allgemein bekannt. Aber an einem Tierpark habe ich eigentlich nichts auszusetzen.

Ich bin als Kind immer sehr gerne in Zoos gegangen und habe das auch immer sehr genossen, besonders die Unterwasserwelten. Bevor wir umzogen, wohnten wir auch in der Nähe eines Zoos, wo ich auch eine Jahreskarte hatte und schon als Kind mehrmals die Woche alleine hingegangen bin, weil ich das sehr beruhigend und inspirierend fand. Heute vermisse ich das etwas, weil ich ein ganzes Stück fahren muss, um die Möglichkeit zu haben einen Zoo zu sehen. Pädagogisch wertvoll war für mich diese Erfahrung damals einfach in der Hinsicht, dass ich am Biologieunterricht immer sehr viel Interesse hatte als Kind und mir das Lernen dadurch vielleicht leichter gefallen ist. Der Zoo bot eine Möglichkeit mir andere Welten näher zu bringen, die ich mir sonst eben bloß hätte vorstellen können.

Das Kinder in jungen Jahren schon möglichst viele Eindrücke präsentiert bekommen, fördert natürlich die Entwicklung, keine Frage. Ein Zoobesuch ist etwas völlig neues für ein Kind, neue Gerüche und Tiere, eine andere Atmosphäre. Das alles ist für das Kind zunächst sehr interessant. Allerdings ist es in dem Alter deines Sohnes meiner Meinung nach pädagogisch noch nicht wirklich wertvoll. Das kommt erst später, wenn das Kind älter ist und lesen kann, sich anfängt für die Tiere wirklich zu interessieren. Ab da lesen viele dann auch die Informationstafeln, lernen etwas über die Tiere, ihr Verhalten und ihren natürlichen Lebensraum und lernen eben auch, dass diese Tiere hier eigentlich nicht hingehören und man respektvoll mit ihnen umzugehen hat.

Ob damit eine die nicht artgerechte Haltung der Tiere in Zoos rechtfertigt ist, ist eine Sache über die man sich streiten kann. Wenn Menschen hier in Deutschland keine Chance hätten Tiere aus dem Ausland in Zoos zu Gesicht zu bekommen, würden sich wohl auch weniger für Biologie und dergleichen interessieren und niemand hätte Lust Meeresbiologe zu werden, wenn er noch nie all die Tiere gesehen hätte, mit dem er es dann zu tun bekommt. Ist das nicht auch schon ein Grund, weswegen man Zoos als pädagogisch wertvoll bezeichnen kann? Menschen interessieren sich dafür. Wenn dann Meldungen aus aller Welt kommen, die das Pinguinsterben oder anderes bezeichnen, dann sind diese Dinge den Menschen hier nicht so fremd, weil sie diese Tiere auch schon mal gesehen haben, wenn auch nicht in ihrem natürlichen Umfeld.