Sollte man Tiergärten bewusst durch Besuche fördern?

vom 02.01.2011, 20:27 Uhr

Ich war gestern mit meinem Sohn zum ersten Mal in Wien im Schönbrunner Tiergarten. Natürlich hat mein Sohn das sehr faszinierend gefunden, auch wenn er vor einigen Tieren Angst hatte. Vor allem vor den Giraffen, die gerade im Innenbereich waren und wir dadurch sehr nahe neben ihnen standen.

Wie in einem anderen Beitrag geschildert, hat mich der Besuch allerdings auch ein wenig nachdenklich gestimmt. Ob man in einem Tiergarten trotz intensiven Bemühungen zumindest halbwegs artgerecht halten kann, ist doch mehr als nur fraglich. Eine Freundin von mir war mit ihrer Tochter auch mit. Wir haben uns auch über die Eintrittspreise unterhalten. Gerade die Eintrittskarten sind mit 14 Euro nicht gerade billig.

Meine Freundin meinte dann, dass der Preis aber auch durchaus gerecht ist und sie das auch gerne zahlt, weil das ja auch wieder den Tieren zugute kommt und man so den Tiergarten fördert. Ich finde die 14 Euro für einen derart großen Tiergarten auch nicht übertrieben, vor allem die Jahreskarte finde ich mit 35 Euro sehr günstig. Ich frage mich aber, ob es wirklich so gut ist, solche Tiergärten zu fördern.

Natürlich können dadurch auch größere Gehege und so weiter entstehen, aber auch hier gilt natürlich das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Je mehr Besucher und je mehr Interesse, desto mehr Tiergärten wird es wohl geben oder desto größer werden die bestehenden Tiergärten wohl auch werden. Ein Tiergarten Schönbrunn wird wohl nicht so schnell aussterben, aber trotzdem weiß ich nicht, ob es wirklich so gut für die Tiere ist. Sollte man nicht eher Tiergärten meiden? Einfach weil einem die Tiere dort leid tun?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es kommt darauf an, wie dieser Tiergarten oder Zoo gestaltet ist und welchen Hintergrund dieser Zoo oder Tiergarten hat. Bei uns in der Nähe war mal ein kleiner Tierpark, der die Tiere unmöglich gehalten hat. Dort würde ich keinen Cent mehr hinbringen. Die Tiere wurden später auf andere Tierparks verteilt, die sich besser gekümmert haben.

Wenn ein Zoo den Hintergrund hat, dass er Tiere rettet und vom Aussterben bedrohte Tiere nachzüchtet ist es ok. Aber sinnloses Vermehren in Zoos bei Tieren, die sich in freier Natur auch so noch fortpflanzen finde ich es sinnlos und das würde ich nicht unbedingt fördern. Da wäre der einmalige Zoobesuch der letzte Zoobesuch in diesem Zoo.

Viele Zoos haben eine Infotafel vor dem Zoo. Dort wird geschrieben, ob sie sich für aussterbende Tiere einsetzen. Wenn sowas nicht dort ist, würde ich lieber in einen anderen Zoo gehen. Mir selber tun die Tiere dort auch sehr leid. Aber wenn man meidet dorthinzugehen, dann kann man den Tieren meines Erachtens auch nicht helfen. Sie werden dann noch weniger Platz bekommen, weil man sich nicht mehr um die Größe kümmern kann, weil man aus finanzieller Sicht die Tiere nicht mehr richtig versorgen kann und Personal einsparen muss.

Ich bin da auch sehr zwiegespalten und ich habe, als meine Kinder klein waren Zoos gemieden, die wirklich nicht gut mit den Tieren umgegangen sind, wo die Gehege zu klein waren und wo die Tiere ungepflegt aussahen. Auch wenn mir die Tiere leid taten, konnte ich mir das einfach nicht ansehen. Und ich wollte das auch meinen Kindern nicht nocheinmal antun. Es reichte dann der erste und letzte Besuch in diesem Zoo.

Es sollte eigentlich jeder für sich entscheiden, ob er das fördern will oder nicht. Auf jeden Fall ist es wichtig, wenn der Zoo oder der Tiergarten bzw. Tierpark ein Ziel hat, was er verfolgt. Wenn er nur Tiere hält und vermehrt und sie nur als Anschauungsmaterial für Zoobesucher hält, dann ist es dieser Zoo nicht wert, dass man ihn unterstützt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


tournesol hat geschrieben:Ob man in einem Tiergarten trotz intensiven Bemühungen zumindest halbwegs artgerecht halten kann, ist doch mehr als nur fraglich.

Da kann ich dir nur zustimmen! Was den Tiergarten Schönbrunn betrifft, so muss man bedenken, dass sich dieser in einer Metropole befindet. Die Lage ist leider das größte Problem, denn manche Tiere fühlen sich in ihren Gehegen wie im Käfig - da spielt es auch keine Rolle wenn es sich beispielsweise um für uns Menschen üppige 20x20 Meter Flächen handelt.

Ich muss aber den Tiergarten Schönbrunn auch gleichzeitig verteidigen, denn Helmut Pechlaner hat in seiner 15 Jahre währenden Tätigkeit bis zu seiner Pensionierung vor 5 Jahren als Direktor vieles zum Besseren verändert und ihn zu einem der bekanntesten und Touristen-Ziele in Wien gemacht. Zuvor war er fast 20 Jahre lang in einer führenden Tätigkeit im Alpenzoo Innsbruck beschäftigt und seit 2000 ist er auch Präsident des WWF in Österreich.

Das größte Problem von Tiergärten sind Platzprobleme die normalerweise mit unzulänglich gestalteten Gehegen einhergehen. Weil ich in meiner Nähe mit dem Wildpark Aurach ein sehr gutes Beispiel habe wie man es viel besser machen kann, bin ich mir in dieser Meinung ziemlich sicher. Während im Tierpark Schönbrunn 4600 Tiere auf 17 Hektar (die zu mehr als 50% nur Wald sind) untergebracht werden müssen (Daten von Wikipedia), laufen im Wildpark Aurach nur etwa 300-400 Tiere auf 40 Hektar meist frei herum.

Solche freien Parks lassen sich natürlich nicht mit allen Tierarten realisieren, aber wer sich gerne zwischen frei laufenden Tieren aus den Alpen bewegt (streicheln erlaubt) und sich mit ein paar anderen exotischen Exemplaren zufrieden gibt, wird bestimmt große Freude haben, diese Tiere viel näher in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben. In unserer heutigen Gesellschaft bekommen die meisten Kinder selbst viele einheimischen Tiere nur mehr in Büchern oder am Fernseher zu Gesicht - da kann man sich ruhig auch mal zwischen einheimische Tierarten wagen, die hier schon seit tausenden von Jahren wohnen.

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin bei diesem Thema eigentlich immer etwas zweigeteilter Meinung. Natürlich ist es so, dass durch solche Tiergärten die Menschen überhaupt erst die exotischen Tiere sehen. So kann es auch teilweise nur daher der Fall sein, dass sich überhaupt jemand für die Arterhaltung interessiert. Es gibt doch so viele Menschen die ihr gesamtes Leben in Deutschland verbringen und nie über die Grenze hinweg kommen. So würden diese Menschen auch niemals die Tiere sehen, die nicht in Deutschland leben. Aus diesem Grund finde ich Tierparks und Zoos schon wichtig. Es wäre doch schade, wenn Menschen mit wenig Geld niemals einen Elefanten oder eine Giraffe sehen könnten.

Allerdings ist es andererseits auch sehr wichtig, dass die Haltungsbedingungen in dem jeweiligen Tierpark stimmen. So denke ich, dass man eigentlich immer für jeden Tierpark abwägen sollte, ob er unterstützens-wert ist. Es gibt ja leider viele und große Unterschiede bei den Tierparks und man kann sie nicht miteinander vergleichen. Ich persönlich habe schon sehr viel schlechtes über Tierparks gehört. So kommt es ja oftmals vor, dass die Tiere gar nicht artgerecht gehalten werden. Auch ist es oftmals der Fall, dass die Gehege viel zu klein oder sogar verschmutzt sind. Solche Tierparks sollte man in jedem Fall meiden und sie nicht unterstützen.

Wie bereits gesagt wurde, sollte man dringend darauf achten, ob einfach das Gesamtpaket stimmt und ob es dem Tierpark um Arterhaltung geht. Denn nur in diesem Fall ist er wirklich unterstützenswert. Leider gibt es auch Tierparks, denen es wirklich nur um das reine Geld geht. Dort werden dann sogar Tiere getötet, nur weil sie mit dem falschen Geschlecht zur Welt kommen und so mit ihnen nicht gezüchtet werden kann. Man muss also immer auch ein bisschen hinter die Kulissen gucken.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wir gehen nur in unseren Urlauben in Tiergärten oder Zoos, bei uns in der Nähe gibt es keine und wir hätten auch kaum Zeit dafür. Deswegen kaufen wir keine Jahreskarten, sondern nur die Eintrittskarte für den einen Tag im Urlaub. Wenn man aber in der Nähe eines schönen Tiergartens wohnt, warum sollte man nicht eine Jahreskarte dafür kaufen. Kleine Kinder sind dafür doch immer zu begeistern und nach dem zweiten oder dritten Besuch im Jahr, hat sich das Geld für die Jahreskarte doch wieder bezahlt gemacht. Auch kann man dann vielleicht mal mit seinem Besuch in den Tierpark gehen, das ist oft eine willkommene Abwechslung.

Damit fördert man tatsächlich den Tiergarten und die haben es nicht leicht, über die Runden zu kommen. Zwar kostet der Eintritt oft schon sehr viel Geld, man muss aber auch mal überlegen, was von dem Eintrittsgeld alles bezahlt werden muss. Wenn man dann sieht, dass die Gehege sauber sind und es den Tieren gut geht, ist das eine gute Sache. Wenn ein Tiergarten erst einmal heruntergekommen ist, und das habe ich auch schon gesehen, würde ich dort kein zweites Mal mehr hingehen und ihn auch nicht durch den Kauf einer Jahreskarte unterstützen.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin da noch etwas zwiegespalten, was dieses Thema angeht. Einerseits finde ich auch, dass es falsch ist Tiergärten zu unterstützen. Wie du bereits sagtest entstehen dadurch neue Zoos, weil man eben gut daran verdient und es ein gutes Business ist. Neue Tiere werden herangeschafft und eingesperrt und müssen vermutlich darunter leiden. Aber wenn ich es mir recht überlege, dann hat es auch so einige Vorteile. Man kann nun mal nicht überall andauernd neue Zoos bauen und daher werden mit dem eingenommenen Geld die bestehenden eher verbessert und die Gehege hoffentlich vergrößert. Es ist unwahrscheinlich, dass man wegen guter Einnahmen, gleich mehrere neue Zoos baut. Wenn man es recht überdenkt würden gute Einnahmen eher den Tieren zugunsten kommen, anstatt das neue Tiere darunter leiden müssten. Die Wahrscheinlichkeit wäre auf jeden Fall größer.

Würde man Zoos nicht fördern, würden sie kleiner und weniger werden und das hätte viele Nachteile. Zum einen hätten die Menschen nicht mehr die Möglichkeit Tiere zu sehen, die sie sonst nie sehen und das wäre schon ein erheblicher Nachteil. Zum anderen aber müssten die Tiere, die in diesen kleinen Zoos gehalten werden, vermutlich unter schlechteren Bedingungen gehalten werden. Das würde bedeuten, die Zoos hätten ohne Förderung kleinere Gehege und kleinere Auswahl an Tieren. Darunter würden die Tiere dann auch wieder leiden und daher gibt es da keine Antwort, die richtig oder falsch ist. Am Besten ist es hier wohl den Mittelweg zu wählen und die Zoos zu fördern und darauf zu hoffen, dass diese den Tieren eine artgerechtere Haltung ermöglichen. Wirklich artgerecht halten, wird man die Tiere aber wohl nie können, da dann die Gehege einfach zu groß wären, was ein Nachteil für die Besucher bedeuten würde.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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