Biologieunterricht - Schweineaugen sezieren

vom 31.12.2010, 19:06 Uhr

Die Tochter einer Bekannten ist in der 7. Klasse eines Gymnasiums. Die Schüler haben eine Aufgabe über die Weihnachtsferien bekommen. Sie sollen am letzten Ferientag bei einem Metzger Schweineaugen besorgen und dann am nächsten Tag mit in die Schule bringen. Diese Schweinaugen sollen im Biologieunterricht seziert werden.

Der Tochter meiner Bekannten wird bei diesem Gedanken schon schlecht und sie hat auch schon bittere Tränen vergossen, weil sie kein Auge sezieren möchte. Kann der Biologielehrer die Schüler wirklich dazu zwingen ein Schweinauge zu sezieren? Ich bin ehrlich, ich könnte das wahrscheinlich auch nicht und wenn meine Tochter das machen müsste, würde ich ihr eine Entschuldigung für den Tag geben, dass sie nicht am Unterricht teilnehmen muss.

Ist das heutzutage normal, dass sowas in den 7. Klassen gemacht wird, oder besser gesagt, überhaupt in der Schule gemacht wird? Würdet ihr das mitmachen? Nicht jeder kann doch sowas machen und die Ekelgrenze ist dabei doch sehr niedrig. Wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr das machen müsstet? Würden eure Eltern euch an diesem Tag entschuldigen oder sollten da alle Schüler durch?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe im Biologieunterricht auch schon Schweineaugen, Mäuse und sogar Frösche seziert und ich habe da keine große Entschuldigung gebraucht und habe damit auch ganz gut umgehen können, weil ich da keinen großen Ekel vor habe. Sezieren ist aber nichts, was direkt im Lehrplan vorgeschrieben ist, es ist eher ein kleines Extra, um den Unterricht anschaulicher zu machen, so wie Experimente in Chemie und deswegen sind die Lehrer in der Hinsicht meistens auch sehr tolerant. Mein Biologielehrer hat einige Schüler auch einfach aus dem Unterricht gehen lassen, als sie damit nicht klar kamen und das finde ich auch in Ordnung, denn wieso sollte man sie dazu zwingen, die Sache durchzuziehen und zu leiden? Lernen tut man in dem Fall dabei letztendlich auch nichts.

Ich denke daher, dass es nicht nötig sein wird, das Kind gleich den ganzen Tag vom Unterricht zu befreien. Je nachdem, welcher Typ Mensch der Biologielehrer ist, würde ich dem Kind raten, selbst hin zu gehen und zu erklären, dass man nicht sezieren möchte. Für den Fall, dass der Lehrer intolerant ist und darauf besteht, würde ich dem Kind dann noch vorsichtshalber eine Entschuldigung für die Stunde mitgeben. Ich bin mir aber relativ sicher, dass die Lehrkräfte solche Situationen gewohnt sind und damit umzugehen wissen. Das da jemand zum Sezieren gezwungen wird, wäre schon sehr krass. Die meisten Lehrer, wie auch damals meiner, lassen die Schüler, die sich weigern, einfach aus der Klasse gehen und lassen dem Rest ihren Spaß.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Für einen Schüler/in in dem Alter finde ich das auch nicht in Ordnung. Wenn mein Kind das nicht möchte oder könnte, würde ich persönlich den Biologielehrer ansprechen und ihm das sagen. Ich denke, dass viele Kinder sich davor ekeln, Mir selbst würde das auch etwas ausmachen. Augen zu zesieren, da dürfte später noch genug Zeit sein, wenn jemand Augenarzt werden will.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Also die Tatsache das man Augen sezieren soll, finde ich jetzt nicht wirklich schlimm. Die meisten in der 7. Klasse sind ja um die 14 Jahre alt und sollten damit schon umgehen können. Wir haben das auch bei uns gehabt und ich hätte da sehe gerne dran teilgenommen, weil ich es sehr interessant gefunden hätte, doch ich war krank. Bei uns stand das Sezieren nicht auf dem Lehrplan und hatte so auch keine Auswirkungen auf die Schüler, die nicht teilnehmen wollten, da z.B. keine Arbeit darüber geschrieben wurde. Unser Lehrer war aber sehr tolerant gegenüber den Schülern, die schwache Nerven hatten und hat sie dann einfach mit der Aufgabe ein Referat zu schreiben in einen anderen Raum gesetzt.

Ich denke mal die Tochter deiner Bekannten sollte auf jeden Fall vor der Unterrichtsstunde mit dem Lehrer reden und wenn das nichts bringt dann sollte sie sich von der Mutter eine Entschuldigung mitgeben lassen wo drin steht das die Mutter das nicht möchte, das die Tochter an so einem Unterrichtsstoff teilnimmt. Allerdings würde ich persönlich wohl versuchen das mein Kind sich das zumindest erst einmal angucken sollte, denn ich finde immer etwas bedenklich wenn man von vorne hinein "nein" sagt. Meist ist das ja nur weil es sich so ekelig anhört.

» Kathie1401 » Beiträge: 593 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das Sezieren von Tieren oder Körperteilen steht, wie hier schon angemerkt, auf keinen Fall im Lehrplan, ich finde es aber dennoch sehr lobenswert, wenn ein Lehrer seinen Unterricht durch solche Tätigkeiten veranschaulicht. Es ist doch eigentlich viel spannender, wenn die Kinder, anstatt nur die verschiedenen Teile des Auges auswendig zu lernen und auf einer Zeichnung zu benennen, auch einmal die Realität zu sehen bekommen. Wer einmal ein Auge seziert hat, wird sich in Zukunft bestimmt deutlich besser merken können, wo sich welches Teil befindet.

In meinem Biologie-Unterricht wurde in der sechsten Klasse seziert, wir beschränkten uns allerdings auf einen Fisch, der zerlegt wurde. Im Unterschied zu den Schweineaugen war es aber hier so, dass der Lehrer den Fisch vorne auf dem Pult sezierte und Dinge dazu erklärte, sodass die Schüler einfach nur zusehen mussten. Das genügte meiner Ansicht nach auch schon und hatte den Vorteil, dass die Schüler, die sich ekelten, sich auch einen Platz ein bisschen weiter hinten suchen konnten, während die Interessierten neben dem Pult standen. Ich war übrigens auch nicht wirklich begeistert von dieser Stunde, wobei mein Problem im intensiven Geruch des Fisches bestand. Als mein Lehrer mich dann fragte, ob ich nicht ein Auge anfassen wolle, um einen Eindruck zu bekommen, war es aus mit mir und ich flüchtete nach draußen. Das war übrigens auch kein Problem: jedem, dem es zu viel wurde, durfte den Raum verlassen, die Voraussetzung war nur, dass man zuvor wenigstens versucht hatte, der Unterrichtsstunde beizuwohnen.

Ich fände es nicht gut, die Tochter schon im Vorhinein vom Unterricht zu befreien, damit bliebe ihr diese praktische Erfahrung komplett verwehrt. Vor allem bei den kleinen Mädchen in meiner damaligen Klasse habe ich erlebt, dass man sich im Voraus gegenseitig zu einem hysterischen Ekelgefühl anstachelte und viele, die sich ursprünglich weigern wollten, dann doch zur Ruhe kamen und Spaß am Zusehen hatten, als der Lehrer gekommen war und die Meute ein bisschen beruhigen konnte. ich denke, das Mädchen sollte mit ihrem Lehrer über die bedenken sprechen. Vielleicht kann sie erreichen, dass sie das Messer nicht selbst in die Hand nehmen muss, sondern bei einem anderen Mitschüler zusehen kann, damit sie sich langsam an die Aufgabe herantastet. Auch kann sie darum bitten, den Raum verlassen zu dürfen, wenn es allzu schlimm wird und ihr beispielsweise übel wird. Ein erfahrener Biologie-Lehrer, der solch eine Tieruntersuchung bestimmt schon mit anderen Klassen gemacht hat, wird aber normalerweise zum Anfang der Stunde sowieso darauf hinweisen, dass man jeder Zeit den Raum verlassen kann. Ich zumindest habe bisher nur Lehrer erlebt, die sich in dieser Situation nett und einfühlsam verhielten.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe früher im Biologieunterricht auch Schweineaugen und andere Tiere (Würmer, Ratten,..) seziert. Mir hat es richtig Spaß gemacht, weil es mich interessiert und ich war froh, dass der Lehrer so engagiert war und das mit uns gemacht hat. Denn das ist keinesfalls selbstverständlich, da es im Lehrplan nicht vorgeschrieben ist. Es gab aber auch bei uns Schüler, die das ekelhaft fanden und denen schlecht geworden ist. Die durften dann den Raum verlassen. Es wurde keiner gezwungen, sich das anzugucken oder selbst an den Tieren rumzuschneiden.

Ich bin der Meinung, deine Tochter sollte an dem Tag schon zur Schule gehen und sich das angucken. Sie muss ja nicht selbst das Skalpell in die Hand nehmen, sondern kann vielleicht aus der Entfernung zuschauen. Wenn sie merkt, dass das nichts für sie ist, kann sie den Raum doch immer noch verlassen. Auch wenn der Lehrer das möglicherweise verbietet (wird aber keiner machen), sollte sie trotzdem gehen, wenn ihr schlecht wird.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wir haben damals leider keine Schweineaugen oder Rinderaugen seziert, auch wenn das von unserer Lehrerin ursprünglich mal angedacht war. Der Biologie-LK hat das dann bei dem entsprechenden Lehrer gemacht (mit Rinderaugen), wir im Grundkurs hatten jedoch nicht die Chance dazu. Ich finde es eigentlich ganz spannend, wenn man Schülern solche Dinge schon näher bringt und ihnen einen Einblick in die kleinen Wunderwerke der Natur gewährt. Allerdings frage ich mich, ob Kinder in der siebten Klasse nicht noch zu jung sind für diese Art der Unterrichtsgestaltung. Die meisten sind in dem Alter doch gar nicht in der Lage, respektvoll mit einem solchen Präparat umzugehen und haben letztendlich auch nicht viel davon, wenn sie an einem Schweineauge herummetzgern. Oberstufen-Schüler sind da sicher schon ein bisschen weiter, daher halte ich es aus diesem Grund für sinnvoller, solche Dinge dann in der Oberstufe durchzuführen. Die Thematik an sich ist aber nicht verkehrt.

Irgendwo kann ich das Mädel verstehen, da leider viel zu viele Kinder (und sehr viele Erwachsene auch) nur die schönen, sauberen Seiten des Lebens kennenlernen und dann mit Ekel und Abscheu reagieren, wenn mal Schweineaugen seziert werden sollen. Was ist denn schon dabei? Meistens jammern dann die Leute, die sonst immer schön Fleisch essen, dieses auch zerschneiden, aber nicht das tote Tier dahinter sehen, sondern Fleisch als etwas Abstraktes wahrnehmen. Nun soll ein Schweineauge zu Anschauungszwecken präpariert werden. Das ist doch interessant.

Ich würde da durchaus mitmachen und empfinde da auch nichts bei. Es ist anschaulich - nicht mehr und nicht weniger. Allerdings habe ich eben auch schon im Rahmen des Studiums an menschlichen Leichen präpariert und fand auch das nicht belastend oder schlimm, sondern einfach sehr wertvoll und interessant. Nichts ist so gut wie die Realität. Kein Buch kann das ersetzen. Schweine- und Rinderaugen werden einfach gerne präpariert, weil man auch ohne große Vorkenntnisse etwas sehen kann. Die Kinder (und alle anderen auch) müssen ja auch Erfolgserlebnisse haben.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei uns waren das damals Rinderaugen und ich habe das leider verpasst, weil ich krank war. Und ich kann daran nicht wirklich was schlimmes finden. Allerdings wurde bei uns das direkt vom Lehrer besorgt was wir brauchen. Da mussten nicht die Schüler los, zumal es in der DDR kaum private Metzger gab, wo man sowas bekommen konnte.

Und bei uns standen da halt einige Dinge direkt im Lehrplan. Ich glaube Flusskrebse waren da auch mit dabei. Was das Auge nun angeht. Ich denke, wenn man ein echte mal von innen anschauen kann, ist das doch was anderes, wie nur Modelle oder Bilder im Schulbuch.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich muss sagen dass ich das sehr eklig finde. Wenn ich mir vorstelle das dort etwas auf dem Tisch liegt und mich anschaut, nein. Bei uns in der Schule haben wir nur Regenwurmexperimente gemacht und eine Zwiebel seziert, sprich die Zellen dann unter einem Mikroskop angesehen. Sonst weiter nichts. Ich könnte sowas auch nicht. Ich glaube auch nicht dass der Lehrer die Schüler zu so etwas zwingen kann. Nur mal angenommen der Schüler ist z. B. Vegetarier. Ich glaube kaum dass so jemand diese Aktion mitmachen würde. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht was es so jungen Leuten bringen soll tote Tiere zu sezieren. Z. B. bei Fröschen. Wer tötet diese dann? Wohl hoffentlich nicht die Schüler selbst.

» kleinesengelchen88 » Beiträge: 22 » Talkpoints: 0,96 »


Ich habe selbst einen großen Ekel vor dem Sezieren, aber da ich später Arzt oder Tierarzt werden will, habe ich mich dazu entschlossen, dass ich mich eben einfach damit abfinden muss. Man muss es eben einfach nicht so ernst nehmen und sich denken, dass es sich bei dem Körperteil des Tieres oder dem Tier eben einfach um eine Maschine handelt und dass man herausfindet, wie diese Maschine funktioniert.

Ich bin aber der Meinung, dass man da dann einfach durch muss. Es gehört zu, Unterricht dazu und es hat noch keinem geschadet. Die Tiere, in diesem Fall die Schweine, waren ja sowieso schon tot.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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