Zum Beginn einer Beziehung an das Ende denken?
Wie ich hier schon geschrieben habe, gibt es ja in Köln diese Brücke, an der die (Liebes-)Schlösser hängen, die von frisch verliebten Paaren dort aufgehängt wurden. Ursprünglich wollte ich mit einem ehemaligen Partner zusammen auch so ein Schloss als Symbol unserer Liebe aufhängen. Mein damaliger Partner meinte dann zu mir, dass wir dann irgendwann, wenn wir mal nicht mehr zusammen sind, auch ein Schloss anbringen könnten, mit dem wir unsere Trennung symbolisieren - je ein Schloss für den Beginn und das Ende unserer Beziehung. Letztendlich haben wir weder das eine noch das andere gemacht, allerdings muss ich zugeben, dass mich der Satz von ihm zu dem Zeitpunkt irgendwie getroffen hat. Natürlich halten die meisten Beziehungen nicht ewig. Denoch hat man doch meistens zum Beginn einer Beziehung das Gefühl, dass man am liebsten für immer zusammen bleiben möchte. Geht es euch da ebenso wie mir?
Als er mir diesen Vorschlag machte, den ich grundsätzlich nicht schlecht finde, habe ich gedacht, dass es komisch ist, direkt in den ersten Wochen einer Beziehung schon an eine Trennung zu denken. Er machte dann sehr häufig solche Anspielungen, die mich schließlich auch immer mehr verunsichert haben. Ich habe mich nach fast eineinhalb Jahren von ihm getrennt - aus vielen Gründen.
Wie sehr ihr das? Findet ihr es komisch, wenn jemand direkt am Anfang einer Beziehung auch schon an die eventuelle Trennung denkt? Eigentlich ist das ja nicht so unwahrscheinlich, da wirklich die wenigsten Beziehungen mehrere Jahrzehnte überstehen. Allerdings hinterlässt so etwas bei mir ein flaues Gefühl. Könnt ihr euch das erklären? Würde es euch ebenso gehen wie mir, oder seid ihr auch zu Beginn einer Beziehung immer pragmatisch und behaltet im Hinterkopf, dass statistisch betrachtet die Liebe vermutlich nicht ewig dauern wird.
Ich weiß nicht, ob er generell zu Beginn eurer Beziehung schon an die Trennung dachte, oder ob er hier einfach Realist war. Zu Beginn einer Beziehung weiß man nicht, ob der Partner wirklich zu einem passt und ob es für immer hält. Natürlich wünscht man sich das von Herzen, aber ob es so ist, das weiß man einfach nicht. Also hat er sich so ausgedrückt und damit vielleicht auch geäußert, dass er da eher abwartend ist.
Es könnte aber auch sein, dass ihm nicht bewusst war, was er damit bei dir für ein Gefühl geweckt hat. Vielleicht hat er gedankenlos gehandelt und sich deshalb so ausgedrückt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er zu Anfang eurer Beziehung schon an das Ende dachte. Oder aber er ist kein Typ für längere Beziehungen gewesen und wusste aus seiner Erfahrung heraus, dass es irgendwann vorbei sein würde.
Wenn ich eine neue Beziehung eingehe, denke ich nie an das Ende. Dazu bin ich gerade zu Beginn viel zu glücklich und unbeschwert und möchte einfach nicht daran denken, dass es vielleicht auch mal anders sein könnte. Ich weiß auch nicht, ob andere das tun. Denn eigentlich geht es doch zu Beginn einer Beziehung jedem ähnlich, es sei denn, man ist kein Typ für längere Bindungen und möchte deshalb alles eher distanziert behandeln. Normalerweise denkt man zu Beginn einer Beziehung doch eher, wie toll es ist, dass man jemanden gefunden hat und das man ihn nie verlieren will. Zumindest geht es mir so dabei.
Wenn man frisch verliebt ist dann schockt es sicherlich so etwas von seinem Partner hören zu müssen. Aber ich denke auch dass er eher realistisch denkt und diese Möglichkeit mit einkalkuliert ohne dass er es im Augenblick schon praktizieren möchte.
Ich würde so etwas auch nicht überbewerten wollen, es ist nun einmal so dass der alte Grundsatz "bis dass der Tot euch scheidet" nicht mehr gilt. Genauso ist nach meinem Verständnis auch die Sache mit den Eheverträgen zu sehen. Man kalkuliert nüchtern denkend von vornherein ein dass eine Trennung möglich ist und es dann zu Unstimmigkeiten kommen könnte ohne dass man es zum Zeitpunkt der Unterschrift auch wirklich möchte.
Ich erinnere mich daran, dass ich am Anfang unserer Beziehung (ich bin mit meinem Freund jetzt seit Jahren zusammen) auch so etwas in die Richtung gesagt hatte. Ich war damals so verliebt in ihn, ich hatte zuvor nie einen Menschen wie ihn kennen gelernt und das ist bis heute so .
Allerdings wusste ich damals auch um seinen vorhergegangenen Lebensstil und hatte irgendwie immer das Gefühl, dass ich auch nicht genug für ihn sei. Ich glaube, ich habe das damals nur gesagt, um mich selbst zu schützen, damit es mir später nicht ganz so weh tut, wenn es dann mal so weit ist. Vielleicht auch, um ihm zu zeigen, dass es mich gar nicht so hart trifft, wenn er nichts mehr von mir will. Jedenfalls weiß ich, dass ich das selbst nur unter Schmerzen gesagt hatte und es selber gar nicht wollte, dass es überhaupt so weit kommt.
Das flaue Gefühl, das du beschreibst, kenne ich auch gut. Ich muss aber zugeben, dass ich ebenfalls zu den Menschen gehöre, die gleich zu Anfang der Beziehung bereits ans Ende denken. Sobald ich mit jemandem zusammenkomme, überlege ich, wie lange die Beziehung halten könnte. Das ganze Grübeln ist natürlich sinnlos, denn meistens kommt es doch anders, als man denkt. Andererseits male ich mir, wenn ich wirklich verliebt bin, in Gedanken schon meine Hochzeit aus. Meine Pläne sind dann zwar nicht ernst, aber es ist ein schönes Gefühl, zu denken, es würde wirklich ewig halten.
Trotzdem habe ich vor meinem Ex weder das eine noch das andere jemals erwähnt. Ich glaube, es wirkt bei frisch Verliebten eher abschreckend, gleich von Hochzeitsplänen zu sprechen. Und bereits laut über das eventuelle Ende zu sprechen, kann ziemlich verletzend sein und dem Partner Angst machen. Am besten ist es eigentlich, gar nicht über die Dauer der Beziehung nachzudenken und es zu nehmen, wie es kommt.
Ich denke, dass man immer an die Zukunft denken sollte und nichts ist für die Ewigkeit. Dass man bei einer Beziehung auch daran denken sollte, dass etwas schief gehen kann ist nur vernünftig. Deswegen sollte man auch, wenn nötig, weil Vermögen da ist, einen Ehevertrag machen. Deswegen sollte man auch daran denken, was ist, wenn man sich trennen sollte. Es ist nur vernünftig, wenn man bei Zukunftsplänen auch das Negative mit einbezieht.
Wenn man daran denkt, heißt es doch lange nicht, dass man nicht für immer zusammenbleiben will. Das heißt einfach nur, dass man auch in Erwägung zieht, dass es daneben gehen könnte. Und ich finde das nur vernünftig. Ich selber weiß, wie schnell eine Beziehung oder eine ehe auseinandergehen kann, obwohl man sich fest vorgenommen hat für immer zusammenzubleiben. Deswegen finde ich den Gedanken auch an eine mögliche Trennung irgendwann mal nicht verkehrt.
Im Übrigen finde ich diese Schlösser furchtbar. Ein Schloß hat etwas für mich, was mich an "eingesperrt sein" erinnert und ich will in einer Beziehung nicht eingesperrt sein. Deswegen würde ich niemals solche Schlösser anbringen. Ich würde ein schlechtes Gefühl haben, wenn ich eine Beziehung durch ein Symbol besiegel, welches das Gefühl lässt eingesperrt zu sein.
An die Zukunft zu denken ist ja schön und gut, aber wenn ich mir direkt am Anfang einer Beziehung schon Gedanken über das Ende selbiger machen müsste/würde, dann bräuchte ich diese Beziehung erst gar nicht eingehen. Das hinterlässt immer einen fahlen Geschmack und man wird sicherlich eine Beziehung nicht so ausleben können, wie wenn man ganz unbedarft an das Ganze geht und einfach alles auf sich zukommen lässt.
Ich denke, dass es eine Art Schutzmechanismus sein könnte. Menschen, die oftmals verletzt und enttäuscht worden sind, tun sowas manchmal, das habe ich auch schon selbst erlebt. Indem sie dies sagen, brechen sie nämlich diesen Zauber des Verleibtsein, der einem zu dem Zeitpunkt noch vorkommt, als würde er ewig halten. Keiner spricht es aus, aber irgendwie wünschen es sich beide. Indem der eine Partner nun aber anfängt, über den Schluss der Beziehung zu denken und das auch ausspricht, signalisiert er, dass er nicht an eine ewig haltende Beziehung glaubt und das befreit beide Partner mehr oder weniger von diesem Zwang der ewigen Beziehung. Das ist vielleicht etwas komisch ausgedrückt, aber so kommt es mir zumindest immer vor. Man nimmt den Schluss vorweg und damit fühlt man sich irgendwie freier. Zumindest trifft dies auf den Partner zu, der das gesagt hat. Wenn der andere nicht so denkt, was leider oftmals der Fall ist, ist er verletzt und fühlt sich vermutlich sogar ungeliebt. Das finde ich persönlich schade, aber es ist nun mal nicht jeder in der Lage, auf diese Weise aus dieser Verliebtheit auszubrechen.
Indem man das aber sagt, entsteht an sich für beide Partner eine Art neue Freiheit und ich habe sowas selbst schon miterlebt und muss für mich sagen, dass ich mich in der Beziehung sehr wohl gefühlt habe. Ich bin auch noch heute mit diesem Mann zusammen und finde an sich, dass es sich gut anfühlen kann, auch mal über den Schluss einer Beziehung zu reden, dass sollte kein Tabu Thema sein. Ich fühle mich damit freier und nicht so endgültig und irgendwie habe ich in Phasen, in denen es unserer Beziehung weniger gut geht, dadurch mehr Motivation, neu dafür zu kämpfen, damit es wieder funktioniert. Es ist wie ein Ende, dass irgendwann einmal kommt und beide wissen es, aber sind gewillt es noch aufzuschieben und noch dafür zu kämpfen, solange es geht. Ich selbst habe das Gefühl, dass gerade weil beide sich das eingestehen, die Beziehung länger halten kann.
Natürlich muss da auch ein bisschen differenzieren, denn wenn der Partner das so sagt, als hätte er schon geradezu geplant, Schluss zu machen und wiederholt diesen Aspekt auch immer wieder und wieder, dann würde ich mir auch Sorgen machen und mich in der Beziehung unwohl fühlen. Aber ansonsten finde ich das in Ordnung und finde es gut, auch mal auf das Ende zu schauen und die Sache nicht immer durch die rosarote Brille zu betrachten, sondern etwas realistischer zu sein. Das mildert vermutlich sogar den Schmerz, wenn es dann wirklich so weit ist.
Diamante hat geschrieben:Ich denke, dass man immer an die Zukunft denken sollte und nichts ist für die Ewigkeit. Dass man bei einer Beziehung auch daran denken sollte, dass etwas schief gehen kann ist nur vernünftig. Deswegen sollte man auch, wenn nötig, weil Vermögen da ist, einen Ehevertrag machen. Deswegen sollte man auch daran denken, was ist, wenn man sich trennen sollte. Es ist nur vernünftig, wenn man bei Zukunftsplänen auch das Negative mit einbezieht.
Das ist aber sehr weit gedacht. Es ging darum, dass die Liebe ganz frisch war, der Satz kam direkt in den ersten zwei oder drei Monaten. Anspielungen gab es danach auch und es ist schon so, dass derjenige auch sonst keine langen Beziehungen hatte. Vielleicht war ihm einfach klar, dass es sowieso wieder nicht lange halten wird, weil er irgendwann wieder an einem Punkt ankommt, wo emotionale Nähe zu viel und zu bedrohlich für ihn ist.
Wenn ich mich auf eine neue Beziehung einlasse, denke ich garantiert nicht an irgendwelche Eheverträge. Ich werde wohl nicht heiraten und ich will auch niemanden absichern. Die Leute, mit denen ich bisher zusammen war, konnten sich selbst mehr oder weniger gut absichern - mal auf hohem, mal auf durchschnittlichem Niveau. Auf der anderen Seite brauche ich auch keinen Versorger, sondern kann für mich alleine sorgen. Dass man sich solche ganz praktischen Gedanken macht, wenn man heiratet, finde ich in Ordnung. Nach ein paar Monaten oder ein bis zwei Jahren denke ich aber sicher nicht ans heiraten, auch wenn ich mir in dem Moment sicher bin, dass ich nur noch diesen Menschen will.
Ich kann es schon verstehen, dass man schockiert ist, wenn der neue Partner noch in der ersten Phase der (eigenen) Verliebtheit an das Ende der Beziehung denkt. Denn gerade in den ersten Monaten ist man doch so mit einer rosaroten Brille versorgt, dass man in der Regel die Fehler oder besser Macken des neuen Partners nicht mal ansatzweise wahr nimmt. Daher denkt man in dieser Phase doch erst mal nicht an das Ende einer Beziehung sondern kann sich das eher gar nicht vorstellen.
Dass dieser Mann aber doch schon an das Ende der frischen Beziehung dachte, kann sicher verschiedene Gründe haben. Leider wissen wir den Grund nicht, aber es kann sicher sein, dass er eben Probleme mit emotionaler Nähe hatte oder hat.
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