Bahn-Arbeiter bei Enteisung der Weichen getötet

vom 21.12.2010, 19:41 Uhr

In der Nacht von gestern auf heute wurden in Köln zwei Bahnarbeiter von einer Regionalbahn erfasst und getötet. Die beiden Männer sollten die vereisten Weichen enteisen, so dass der Bahnverkehr trotz Schnee und Eis weitgehend reibungslos funktionieren konnte. Warum dieser Unfall passieren konnte, steht noch nicht fest.

Bereits am Sonntag wurde ein Arbeiter bei Enteisungsarbeiten von der Berliner S-Bahn getötet und ein weiterer verletzt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Am 21. wurde zu allem Überfluss auch noch ein weiterer Bahnarbeiter von einem ICE bei Hannover erfasst und getötet worden. Zumindest vermeldet das die Süddeutsche Zeitung. Somit wären wir in den letzten Tagen schon bei 4 toten Gleisarbeitern.

Wer sich bei solchen Unfällen wundert, wie so etwas passieren kann, der ist definitiv kein Bahnfahrer. Ich pendle jeden Werktag mit der Regionalbahn. Ich kann Dir ein Lied davon singen, dass seit dem Wintereinbruch fast kein Zug mehr nach Plan fährt. Teilweise stehen die Bahnmitarbeiter selbst völlig planlos auf den Bahnsteigen und wissen nicht, wann ihr Zug kommt. Verspätete Züge werden oft schon gar nicht mehr angesagt, auch wenn es sich um Verspätungen weit jenseits einer halben Stunde handelt. Die wenigsten Berufspendler nehmen dieses Chaos noch mit Humor.

Für mich vermittelt das das Bild, dass die Leute in der Bahnzentrale mit der momentanen Witterungssituation total überfordert sind. Wenn dann noch so ein paar arme Mitarbeiter auf den Gleisen die Drecksarbeit verrichten, wird anscheinend in dem allgemeinen Chaos in letzter Zeit öfter mal verplant, dass da auch noch Leute auf den Gleisen zu berücksichtigen sind und schon passiert das unsägliche. Ich gehe einfach mal davon aus, dass die Räumungsarbeiter nicht informiert wurden, dass da gleich ein Zug kommt, obwohl das mit Funkgeräten etc. problemlos möglich wäre. Wenn ein ICE mit 160 kmh einen Mitarbeiter überrollt, ist das nicht zu entschuldigen.

Es gibt Unternehmen, z. B. die Bahn, da ist eine Privatisierung das dümmste, was man machen konnte. Durch den dauernden Sparzwang leidet deutlich die Qualität und die Sicherheit der Dienstleistung.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Bei uns am Bahnhof ist ein 17jähriges Mädchen vom Zug erfasst worden, weil sie auf dem nichtgeräumten Bahnsteig ausgerutscht war. Seit diesem Unfall ist der Bahnhof komplett eisfrei und immer gestreut. Es ist wirklich traurig, dass erst ein junger Mensch sterben muss, bevor Gelder für den Räumungsdienst ausgegeben werden.

Auf der anderen Seite beschweren sich dann wieder viele Menschen über die Preiserhöhungen der Bahn und wollen nicht noch mehr Geld für das Zugfahren ausgeben. Zudem fordern die Lokführer mehr Gehalt, woraufhin die Bahn AG weiter einspart, um dennoch die Jahresbilanz halten zu können.

Das Thema stellt sich für mich als Teufelskreis dar: Verschiedene Interessen konkurrieren und müssen sich in einem Kompromiss ausbalancieren, der zu Lasten der Sicherheit auf der einen und zu Gewinnabnahmen auf der anderen Seite führt.

» Hephaistos » Beiträge: 101 » Talkpoints: 6,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hephaistos hat geschrieben:Bei uns am Bahnhof ist ein 17jähriges Mädchen vom Zug erfasst worden, weil sie auf dem nichtgeräumten Bahnsteig ausgerutscht war.

Bei allem Respekt, aber ich muss mir ernsthaft die Frage stellen, wie dieser Unfall überhaupt geschehen konnte. Man sollte schon wissen, dass man bei einem vereisten Bahnsteig etwas Abstand vom Gleis nehmen muss um nicht unter die Räder zu gelangen. Hier kommt es aber auch an, wie breit der Bahnsteig ist, wobei ich mir unmöglich vorstellen kann, dass dieser nur 2 Meter breit sein konnte. Dennoch ist es unverantwortlich einen Bahnsteig nicht zu räumen und zu streuen. Aber hier kommt man wieder in den Teufelskreis. Zum einen könnte man sagen, dass die Sicherheit der Kunden der Bahn am A vorbeigeht, aber anders herum gesehen können die Streudienste nicht überall sein. So wird das Streuen bei den kleineren Bahnhöfen oft vernachlässigt.

Hephaistos hat geschrieben:Auf der anderen Seite beschweren sich dann wieder viele Menschen über die Preiserhöhungen der Bahn und wollen nicht noch mehr Geld für das Zugfahren ausgeben.

Ich gehöre da auch zu den Menschen, die sich darüber sehr aufregen. Wenn man sich eine Fahrkarte der Bahn kauft erwartet man, dass man sicher fährt und pünktlich ankommt. Wenn das nicht der Fall ist - die Witterungs- und Suizidbedingten Verspätungen ausgenommen - dann ist das schlichtweg traurig. Ich zum Beispiel musste eine halbe Stunde Verspätung in Kauf nehmen, weil schon wieder ein Güterzug aufgrund Achsenbruchs entgleist ist (und das war schon der dritte in diesem Jahr allein auf dieser Strecke). "Wir bitten um Verständnis!" ist wohl der Lieblingsspruch von denen.

Zu dem in Wunsdorf getöteten Gleisarbeiter kann man sehr wohl sich die Frage stellen, wie ein solcher Unfall passieren konnte. Laut der HAZ seien nur 2 Mitarbeiter auf dem Gleis im Einsatz gewesen. Während der eine am Gleis arbeitet, muss der andere darauf achten, ob ein Zug sich nähert. Das hat mit dem Fahrplan, den trüffelsucher anspricht, nichts zu tun. Da entscheiden wenige Sekunden über Leben und Tod. Wenn da jemand auch nur für eine Sekunde unaufmerksam ist, kommt es zu solchen Unfällen. Wen man dabei bedenkt, wie unübersichtlich die Bahnstrecke ist (hier ein Foto vom Unfallort), muss man sich die Frage stellen, warum nur 2 und nicht mehr Mitarbeiter zu einem solchen Einsatz ausgerückt sind.

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» Rainer Wahnsinn » Beiträge: 144 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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