Hartz IV Empfänger sollen Schnee räumen
Noch mal, so lange die Tätigkeit freiwillig ist und nicht nur auf Hartz 4 Empfänger begrenzt ist, finde ich das durchaus ok. Was ich nicht ok finde, wenn argumentiert wird, die machen ja eh nichts, leben von unseren Steuergeldern und deshalb sollen die sich gefälligst um das Problem kümmern. Und genau das wurde in mehreren Posts gefordert. Und das klingt für mich trotzdem wie Zwangsmaßnahmen während des Holocausts. In dem Moment in dem gefordert wird, da sind ja welche, die eh von Steuergeldern finanziert werden, die sollen was für ihr Geld tun, ist das für mich Zwangsarbeit. Wenn man allerdings sagt, es werden Leute gesucht die Schnee schippen, gegen eine Aufwandsentschädigung und man in Aussicht stellt, dass der Betrag steuerfrei behalten werden darf, beziehungsweise bei Hartz 4 Empfängern ohne Abzüge dazu verdient werden darf, finde ich es in Ordnung. Aber wie gesagt freiwillig.
@ bebii und deni2702
Habt ihr eine Ahnung, wer warum Leistungen aus dem Hartz 4 Topf bezieht? Und ja der Hartz 4 Topf wird mit Steuermitteln finanziert. Zumindest du deni zahlst keinen Cent steuern. Warum regst du dich dann über Geld auf, was in deinen Augen verschwendet wird, was noch nicht mal von dir ist?
Einfache Sache. Du deni bist gerade mal 14 Jahre alt. Nehmen wir mal an du findest einen Ausbildungsplatz. Machst eine Ausbildung, arbeitest ein paar Jahre. Gründest eine Familie. Während deine Frau mit dem zweiten Kind schwanger ist, verliert ihr beide euren Job. Das Kind wird mit schweren Behinderungen geboren. Zwischenzeitlich erst mal 12 Monate rum Arbeitslosengeld 1. Ihr findet beide in dem Zeitraum keinen Job. Finanzielle Rücklagen sind auch keine da. Was machst du dann? Da wir nun mal in einem Sozialstaat leben und du ja bis dahin auch Steuern bezahlt hast- Hartz 4 beantragen. Wärst du in dem Moment nicht auch froh, wenn du nicht auf der Straße leben müsstest, weil du kein Einkommen mehr hast?
@ Klehmchen
Ich kann nicht auf meinen Lohnzettel sehen, weil ich Rente beziehe. Und ich habe nie damit argumentiert, zumindest nicht in diesem Thread, dass man ja auch in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt hat. Wobei aus dem Geld der Arbeitslosenversicherung doch, soweit ich das weiß, auch nur Arbeitslosengeld 1 bezahlt wird. Hartz 4 ist ja die Folgeleistung, offiziell Arbeitslosengeld 2.
Und meine Frage, die ich auch schon an anderer Stelle stellte, wie will man feststellen, wer wirklich zu faul zum Arbeiten ist und wer wirklich nicht kann? Davon mal abgesehen. Nehmen wir mal an Hartz 4 Bezieher 123 bezieht seit Jahren Sozialleistungen. Eigentlich hat er ja keinen Bock zum Arbeiten und kommt mit dem Geld auch wunderbar klar. Nun schneit es sehr viel und die Straßen sind schwer passierbar. Darauf bekommt er einen Brief der Arge, falls der überhaupt in absehbarer Zeit zugestellt wird, da ja auch die Post Schwierigkeiten aufgrund der Wetterbedingungen hat. In dem Brief wird er aufgefordert, sich zwei Tage später auf dem Marktplatz einzufinden, weil man ihn auffordert Schnee zu schippen. Da Hartz 4 Bezieher 123 wenig aus dem Haus geht, hat er weder eine wirklich passende Kleidung, noch passende Schuhe und auch keine Handschuhe. Frage Eins: Soll er in Hausschuhe dort auftauchen? Gut sein Problem. Aber an sich hat er weiter keinen Bock. Also geht er nicht hin. Solche Briefe haben aber außer Hartz 4 Bezieher 123 noch 200 andere "Leidensgenossen" aus seiner Stadt bekommen. Die Stadt hat diese 200 Leute fest eingeplant. Von den 200 Leuten gibt es noch sagen wir mal 20 die ebenfalls nicht wettermäßig ausgerüstet sind. Weitere 20 sind krank ( Grippe etc. trifft ja im Winter viele und ich meine nun nur die, die wirklich krank sind), weitere 20 sind von vorneherein körperlich nicht geeignet, weitere 20 sind schwanger, weitere 20 haben die Fahrtkosten nicht ( Geld gibt es ja erst danach), weitere mindestens 20 ( ich würde eher schätzen 50) können gar nicht zum Treffpunkt kommen, weil sie außerhalb wohnen und die Busse auch nicht fahren und noch 20 sind wir Hartz 4 Bezieher 123 und haben keinen Bock und bleiben einfach fern. Von den eingeplanten 200 Leuten sind schon nur noch maximal 100 übrig. Von den 100 machen 20 die Arbeit auch nur weil sie müssen und sind dementsprechend unmotiviert. Frage hier: Bringen solche Forderungen wirklich was? Wie realistisch lassen sie sich umsetzen?
Anders sehe die Sache aus, wenn öffentlich bekannt gegeben wird, es werden am täglich 200 Leute gebraucht, die sagen wir 5 Stunden zum Schnee schippen bereit sind. Dazu kann man sich bei einer Hotline der Stadt melden. Man bekommt sein Gebiet zugeteilt. Somit fallen schon mal die Fälle weg, die Probleme mit dem "Arbeitsweg" hätten. Für die 5 Stunden gibt es sagen wir mal 20 bis 30 Euro bar auf die Hand. Ganz ehrlich? Als Teenager wäre ich sofort mit dabei gewesen. Und ich gebe auch ehrlich zu, heute wüsste ich nicht, ob ich körperlich und psychisch dazu in der Lage wäre. Allerdings glaube ich auch, dass manch einer sich halt überlegen würde, ob er den Job nicht macht. Zusätzlich. Oder halt sagt, ich kann aber nur sagen wir 1 bis 2 Stunden morgens vor der Arbeit. Sicherlich alles machbar. Und sicherlich einfacher umsetzbar.
Trotzdem sollten diese Tätigkeiten zusätzlich ausgeschrieben werden. Ich habe nämlich leider die Befürchtung, dass die Firmen und auch die Stadt selber dann denkt, och ich brauche im nächsten Winter nicht so viele Angestellte, wenn meine Kräfte nicht reichen, bekomme ich ja günstig Hartz 4 Empfänger.
Und da der kalte Winter ja angekündigt war und mehrfach immer wieder darauf hingewiesen wurde und immer wieder geraten wurde, seht zu liebe Städte das ihr ausgerüstet seit. Sorry aber es wird seit 2 Wochen berichtet, dass Streugut knapp wird. Da bringt reines Schnee schippen auch nicht mehr wirklich viel.
Ein Grund warum viele Menschen nie im Leben voran kommen und warum vor allem in Deutschland vieles ewig braucht oder am Ende gar nicht gemacht wird. Das diese scheinbar graue Theorie in der Praxis funktioniert zeigen uns die Niederlande, für einige aus dem Forum hier also der Nachbarort und keine weit entfernte Galaxie.
Zwangsarbeit ist es nur bedingt, nur dahingehend, dass man für sein Geld etwas tun muss. Wer der Meinung ist er müsse nichts tun, bekommt kein Geld und fertig, maximal reine Sachleistungen um nicht auf der Parkbank zu sterben. Du bleibst zu sehr an einem einzigen Beispiel hängen und damit hast du automatisch das Verständnisproblem.
Wer arbeitsfähig ist und nur darum geht es, dass weiß die Arge genau. Kinder, Behinderte, chronisch Kranke fallen von Haus aus doch eh weg und die können ruhig weiter unbegrenzt Sozialhilfe beziehen. ALGI kann man ruhig genauso rausfallen lassen, da dies ja eh soweit es geht aus eingezahlten Beträgen finanziert wird und es Leute trifft, die auch Beiträge gezahlt haben. Solche Maßnahme kann man also auf eine bestimmte Personengruppe beschränken. ALGII-Empfänger die grundsätzlich arbeitsfähig sind.
Und dann läuft es halt so ab, dass es dann Job-Angebote gibt, z.B. 2 oder 3 im Ort bzw. im Nachbarort verbunden mit einer Fahrkarte für den Zeitraum der Arbeit (Jobtickets gibt es ja nahezu bei allen Verkehrsverbünden und die kann die Arge, wenn man es will bereit halten für solche Fälle). Und dann hat man eben davon einen Job anzunehmen, wenn die Bezüge nicht gestrichen werden sollen. Wichtig ist dann eben zum einen, dass man die Leute deswegen nicht von sozialversicherungspflichtigen Jobangeboten ausgrenzt und nur Jobs zur Verfügung stellt, die sonst nicht gemacht werden würden, also keine echten Jobs verdrängt. In der Kinderbetreuung, Bildung, Stadtreinigung und Landschaftspflege gibt es da in meinen Augen mehr als genug Bedarf für zusätzliche Leute und eben kein Geld um für alles sozialversicherungspflichtige Jobs zu schaffen. In den Niederlanden gibt es auch Jobs als Einpackhilfen, die angeboten werden. Sowas gibt es hier doch eigentlich gar nicht bzw. wird wenn dann in Pilotprojekten eh als quasi Entgeltlose Arbeit angeboten. Dann müssten die Supermärkte, die solche Leute bestellen, halt eine Abgabe leisten die dann in die Arbeitsvermittlung fließt.
Und wenn von 200 Leuten die angefordert werden und Angebote bekommen nur 100 das Angebot annehmen und zur Arbeit erscheinen, dann kriegen halt auch nur die weiter das normale Geld. Im Gegenzug für die geleistete Arbeit könnte man dann ja auch drüber nachdenken, die Bezüge um einen gewissen Betrag, z.B. 50-100 Euro zu erhöhen.
Mir persönlich geht es wie schon mal gesagt, eigentlich gar nicht darum, dass faule Arbeitslose für ihr Geld etwas tun sollen, sondern um einen leichteren Übergang in den Arbeitsmarkt und darum vorhandenen Ressourcen für Probleme einzusetzen. Und wer wirklich der Meinung ist, dass einmal genug sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen werden, damit im Winter alle Straßen vom Schnee geräumt sind, damit jedes Kind auch Nachmittags noch in einem Hort betreut wird, dass alle Sportmannschaften Nachwuchstrainer haben um gerade Kindern ein angemessenes Freizeitangebot bieten zu können, der hat die letzten Jahrzehnte verpennt, ist zumindest meine Einschätzung.
An den Bezug von Hartz 4 Leistungen sind einige Bedingungen geknüpft. Einfach mal so bekommt es keiner. Und die meisten dürften mir zustimmen, dass man damit das nötigste bezahlen kann, aber nicht im Luxus leben kann. Da immer wieder angeführt wird, die bekommen, neben Miete ja auch noch 360 Euro in den Rachen geschoben, sollte man sich auch mal Gedanken darum machen, was von diesen 360 Euro, die auch nur Singles oder der Haushaltvorstand bekommen, alles bezahlt werden muss. Von den 360 Euro bleibt nicht mehr viel zum Ausgeben übrig.
Das nun damit zu verbinden, dass jeder der diese Leistungen erhält, irgendeine Arbeit machen muss, die der Allgemeinheit dient, empfinde ich als Zwangsarbeit. Immerhin sind wir noch ein Sozialstaat. Zu sagen, wer was machen will, der darf und bekommt dafür noch was Extra- das ist für mich ok. Mir geht es weiterhin um die Aussage, nur und alle Hartz 4 Empfänger sollen gefälligst Schnee schippen.
Weiteres Problem dürfte sein, wenn man jeden Hartz 4 Bezieher, der in irgendeiner Form arbeitsfähig ist, halt zu irgendwelchen Diensten ran ziehen würde wollen- und ich sitze hier gerade mit einem dicken fetten Grinsen: Woher will man diese Arbeiten nehmen?
Bitte sagt mir nicht, die können ja die Straße kehren- dafür gibt es zur Zeit noch sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Klar könnte man die weg kürzen. Nur die, die diese Jobs zur Zeit machen, wären auch recht bald Hartz 4 Bezieher. Ähnlich sieht es mit anderen Diensten aus, die der Allgemeinheit dienen würden. Mir würden noch so Sachen einfallen wie den Bundestag reinigen oder renovieren und der Bundestag ließe sich mit Sicherheit noch durch andere Sachen ersetzen. Auch hier würden sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze wegfallen.
Wie ich bereits mehrfach sagte, so lange gesagt wird, wer das machen will, es gibt das und das dafür, ist das für mich ok. Das auf einzelne Bevölkerungsgruppe mit dem Zusatz, die da sollen gefälligst mal was dafür machen, dass wir denen unsere Steuergeld in den Arsch schieben- finde ich weiterhin nicht ok.
Ich bin nun kein Hartz 4 Bezieher. Allerdings sind viele Sachen in meinem Leben ähnlich. Sachleistungen sind sicherlich eine nette Idee. Aber ich persönlich wehre mich noch vehemment dagegen, dass mir zu viel abgenommen wird. In meinem Fall wäre es kein Problem, im Endeffekt jemand zu beauftragen, der meine finanziellen Sachen regelt. Grob gesagt, meine Miete etc. zahlt und mir ein Taschengeld für Spielereien gibt. Das würde ich gar nicht wollen. Aber wenn man, wie von dir vorgeschlagen, nun Sachleistungen einführt, wäre das wohl das Ergebnis. Und damit verliert jeder doch absolut seine Selbstständigkeit. Ist das echt Sinn der Sache? Von der Gefahr des Brandmarkens mal abgesehen. Denn Sachleistungen würden dann wohl auch heißen Lebensmittelgutscheine etc.
LittleSister hat geschrieben:Weiteres Problem dürfte sein, wenn man jeden Hartz 4 Bezieher, der in irgendeiner Form arbeitsfähig ist, halt zu irgendwelchen Diensten ran ziehen würde wollen- und ich sitze hier gerade mit einem dicken fetten Grinsen: Woher will man diese Arbeiten nehmen?
Bitte sagt mir nicht, die können ja die Straße kehren- dafür gibt es zur Zeit noch sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.
Kurze Frage, wo genau lebst du? Denn diese Einschätzung kann ich beim besten Willen nicht teilen. Ja es gibt dafür sozialversicherungspflichtige Jobs, aber gibt es davon auch genug und vor allem werden davon in Zukunft genug geschaffen?
Im Winter liegt überall genug Schnee, im Sommer und Frühling liegt hier bei mir genug Müll rum, Parks werden nur hin und wieder mal gepflegt und vom Laub befreit, Grünflächen nur selten gemäht. Davon, dass immer mehr Sportvereine ihre Nachwuchsarbeit einstellen müssen, weil sie einfach niemanden finden, der noch Zeit hat, nach der Arbeit ehrenamtlich eine Nachwuchsmannschaft zu betreuen ganz zu schweigen. DIe teilweise völlig überforderten Sozialarbeiter, weil sie allein viel zu große Stadtteile zu betreuen haben, nicht mehr stattfindende Kinderbetreuung im Hort, da gibt es doch wirklich genug.
Und um wie vielen Stellen reden wir denn, so viele sind das doch gar nicht. Es gibt zwar eine hohe Zahl ALGII-Bezieher, aber darunter eben auch viele Aufstocker, Kinder und Jugendliche oder überhaupt nicht erwerbsfähige Menschen. Bleiben vielleicht 1,5 Mio - max. 2 Mio über. Klingt pauschal erstmal viel, aber wer sagt denn, dass man Vollzeitstellen für jeden schaffen muss? Viele Langzeitarbeitslose würden das ja kaum schaffen, sofort wieder eine Vollzeitstelle anzutreten und das soll jetzt kein Vorwurf sein. Macht man halt 20 Stunden-Stellen draus und schon braucht man keine 1 Mio Stellen mehr schaffen und das sollte durchaus im Bereich des Möglichen sein.
Ich habe im Übrigen nirgends pauschal Sachleistungen vorgeschrieben, sondern nur für die Fälle, in denen keine Gegenleistung mehr gebracht wird. Also im Endeffekt für den Anteil der ALGII-Bezieher, die nicht arbeiten wollen. Sollen ja angeblich nicht soviel sein, wird ja gern von 0,5-1% der ALGII-Empfänger gesprochen, würde also in jedem Fall nur eine kleine Minderheit treffen. Der Rest bleibt weiter sein eigener Herr und das im Grunde mehr als zuvor. Es gäbe etwas mehr Geld (geleistete Arbeit sollte zumindest mit einem gewissen Betrag auch belohnt werden und der Mehrwert der geschaffen wird auch honoriert werden) und man hätte wieder das Gefühl zumindest einen Teil seines Geldes selber zu verdienen.
Und mal ganz ehrlich. Wo wäre das Brandmarken? Woran erkennst du denn bei einer Sportmannschaft ob der Trainer jetzt ein Bekannter ist der das aus freien Stücken macht oder vom Amt dafür ein paar Euro extra bekommt? Woran erkennst du wenn 10 Leute den Park sauber machen, dass davon nur 5 Leute bei der Stadt angestellt sind, woran würdest du beim Winterdienst erkennen, dass da ein Teil der Leute vom Amt kommen?
Als ich mal in einem Supermarkt gearbeitet habe, hatten die Leute die ALGII bekamen und ihr Geld aufgestockt hatten (die konnten beim Minijob nur 165 Euro behalten, wir bekamen volle 400 für die gleiche Arbeit), genau das gleiche an wie ich und sahen eigentlich auch nicht anders aus. Ich wüsste nicht woran man da hätte erkennen sollen, dass die ihr Geld größtenteils vom Amt bekommen. Es kriegt doch hier niemand mehr einen gelben Stern, ganz davon abgesehen, dass es bei den Menschen mit dem gelben Stern nicht darum ging, ob sie jetzt ein paar Stunden die Wochen arbeiten sollen, damit sie Geld bekommen, sondern darum, dass sie genug arbeiten sollen um daran zu sterben. Aber das ist ein ganz anderes Thema und in meinen Augen genauso Stammtischparole, wie vieles von der Contra-ALGII-Seite.
Und mal ganz ehrlich. Wo wäre das Brandmarken?
Brandmarken bezog sich in dem Zusammenhang auf die Sachleistungen in Form von Gutscheinen. Nehmen wir mal an, es gibt für alle Hartz 4 Empfänger nun Gutscheine für Supermarkt XY. Dann sieht jeder andere Kunde, ach ja das sind die, die ihre Gutscheine vom Staat bekommen. Btw. das Thema hatten wir schon an anderer Stelle und wir würden nun total Off Topic werden. Und ich sprach auch von Sachleistungen für alle.
Als ich mal in einem Supermarkt gearbeitet habe, hatten die Leute die ALGII bekamen und ihr Geld aufgestockt hatten (die konnten beim Minijob nur 165 Euro behalten, wir bekamen volle 400 für die gleiche Arbeit), genau das gleiche an wie ich und sahen eigentlich auch nicht anders aus.
Hier ist eine Ein- Euro- Maßnahme unter anderem Stadteilpflege oder wie sich das schimpft. Also nichts, was sozialversicherungspflichtig vergütet wid. Die besagten Arbeitnehmer dürfen feine grüne Westen tragen, um an sich zu zeigen, seht her ich arbeite für eure Steuergelder. Im Grunde eine nette Idee. Mich erinnert die Idee trotzdem an gelbe Sterne.
Gelbe Sterne wurden davon mal abgesehen vor allem außerhalb von Konzentrationslagern getragen. Lagerintern gab es auch Sterne. Nur wurden ja auch Menschen damit gebrandmarkt, die (noch) nicht in einem Konzentrationslager waren. Und da galt die "aufgetragene" Arbeit nicht unbedingt dem Zweck, sie umzubringen. Klar war es sicherlich einige Recht, wenn einer halt beim Schnee schippen tot umgefallen ist. Sinn war es aber nicht.
Ich wohne in einer nicht ganz so kleinen Stadt. Hier wurde die Grünflächenpflege früher an örtliche Gärtnereien und ähnliches vergeben. Ja früher. Heute wird das zum Teil durch Ein- Euro- Jobber gemacht. Folge ganz logisch- den örtlichen Betrieben fehlen die Aufträge. Straßenreinigung wurde durch die Müllentsorgungsbetriebe gemacht. Wird zum Teil nun auch durch Ein- Euro- Jobber gemacht. Ebenfalls folge, die sozialversicherungspflichtigen Stellen werden gekürzt. Städtischer Bauernhof- sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze werden gekündigt- ein Teil der gekündigten Leute arbeitet dort nun wieder- in einer Ein- Euro- Maßnahme.
Ich halte Ein- Euro- Jobs nicht für generell schlecht, stehe dieses Maßnahmen aber kritisch gegenüber. Denn hier werden dafür zum Teil sozialversicherungspflichtige Jobs gekündigt. Das kann nicht die Lösung sein. Und ähnliche Fälle kenne ich auch aus anderen Städten. An sich waren Ein- Euro- Jobs als Wiedereinstieg gedacht. Mittlerweile ist es so, die Maßnahme kann sechs bis zwölf Monate gemacht werden, danach kommt der nächste. Von Übernahme in einen Vollzeitjob weiß keiner mehr was. Was ist daran Wiedereingliederung? Von wie vielen Ein- Euro- Jobbern weißt du, dass sie durch ihren Ein- Euro- Job einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz erhalten haben, bei dem sie mehr verdienen und somit aus Hartz 4 rausfallen?
Klar sind auch im Sommer Grünflächen zu pflegen, Straßen zu kehren, Müll zu beseitigen etc. Wie gesagt, bisher wurde das mit Vollzeitjobs gemacht. Und klar ist auch, dass es einem Langzeitarbeitslosen wahrscheinlich schwer fallen wird, von jetzt auf gleich 40 Stunden und mehr zu arbeiten. Sinn sollte es aber sein, die Betreffenden auf Dauer aus Hartz 4 raus zu bekommen. Das ist mit Ein- Euro- Jobs nicht zu schaffen und das ist mit halben Stellen nicht zu schaffen.
Sportvereine werden auch einem Hartz 4 Empfänger keine Aufwandsentschädigung zahlen, die in dem Bereich liegt, den er verdienen darf. Die meisten machen das wirklich nur aus Spaß an der Freude. Wobei jeder Hartz 4 Empfänger wohl erst mal potentiell als arbeitssuchend einzustufen ist. Ein Verein aber an sich jemand für auf Dauer sucht. Bringt wenig, wenn man jederzeit damit rechnen muss, dass der Trainer abspringt, weil er einen Job gefunden hat oder? Und kein Arbeitgeber wird begeistert sein, wenn sein Bewerber ihm vor Dienstantritt schon sagt, ei ja, aber zwei bis dreimal die Woche muss ich zum Training und am Wochenende kann ich auch nicht, weil da muss ich mit zu den Spielen.
Hortbetreuung gehört in meine Augen in die Hände von ausgebildeten Kräften. Ich würde meine Kinder keinem ehemaligem Chemiefacharbeiter anvertrauen wollen, der keine Ahnung hat, wie man mit Kindern umgeht. Und das ist in meinen Augen, als Kinderbetreuung in Horten etc. auch wieder ein sozialversicherungspflichtiger Job.
Sozialarbeiter. Da ich als Klientin engeren Kontakt zu mindestens zwei Sozialarbeitern habe- ich würde keinen wollen, der jahrelang Blumen verkauft hat und mir bei den Sachen die ich benötige nicht helfen kann. Btw. auch das ein sozialversicherungspflichtiger Job.
Wir lassen also alles wie bisher und die Kinder haben Pech, dass sie den ganzen Tag zu Hause vorm Rechner sitzen müssen, die Junkies werden nicht mehr aus ihren Drogenproblemen rauskommen und wenn Arbeitnehmer ihre Kinder nicht um 14 Uhr aus der Schule holen können und nicht bei den Hausaufgaben helfen können. Denn auf Dauer wird das nicht mehr von Fachkräften erledigt werden, weil es nicht mehr bezahlbar ist bzw. niemand mehr dafür die Kosten tragen will.
Es mag zwar stimmen, dass vieles früher mal von regionalen Firmen gemacht wurde, aber das hatte eben auch seinen Preis, den niemand zahlen will und nicht mehr zahlen wird. Und es ist ja keinesweg so, dass die Kommunen jetzt plötzlich alle super reich sind, weil sie solche Aufgaben an 1-Euro-Jobber geben. Keineswegs, sie verschulden sich teilweise nur nicht mehr ganz so stark. Und genau darin liegt ja schon der Grund, warum es mehr Wunschdenken ist, dass solche Aufgaben wieder von Menschen in sozialversicherungspflichtigen Jobs erledigt werden. Und ganz ehrlich, trotz aller 1-Euro-Jobber die da soviele Jobs wegnehmen, habe ich für mich nicht das Gefühl, dass deswegen alles strahlt und glänzt.
Und Sportvereine sollen dem ALGII-Empfänger auch keine Aufwandsentschädigung zahlen. Das können die meisten gar nicht leisten und deswegen sind sie ja so sehr auf das Ehrenamt angewiesen und stehen so jämmerlich im Regen, wenn das mal keiner mehr machen kann oder will. Die Kosten würde da ja die Arge tragen, müsste sie ja sowieso, auch wenn ein Empfänger nichts macht. Aber man könnte damit vorallem in kleineren Städten und Gemeinden wieder ein breiteres Freizeitangebot für Kinder schaffen. Und selbst wenn man damit rechnen muss das der Trainer abspringt und man einen neuen bekommt, ist das immer noch besser als die Nachwuchsmannschaften gleich ganz zu streichen.
Und auch in Sachen Hortbetreuung oder Sozialarbeit wären solche Kräfte eh eher als Unterstützung gedacht und sollen da nicht allein für die ganzen Kinder und Jugendlichen da sein. Und das kann auch ein ungelernter Mensch leisten, der eine gewisse soziale Ader hat. Und von einem Sachbearbeiter bei der Arge, sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass er die Menschen zumindest soweit einschätzen kann um keinen Rowdie in einen Hort zu schicken. Soweit sollte auch da die Verantwortung und Mitarbeit bei der Arge gehen.
Und diese Bereiche waren ja auch nur erste Beispiele, in denen ich viel Unterstützungspotential sehe und auf Dauer nicht glaube, dass dies über normale Jobs geschehen wird. Einfach da es staatliche Stellen sind oder Ehrenämter. Und gerade im öffentlichen Bereich werden eher Stellen gekürzt als neu geschaffen. Man könnte da sicher auch viele andere Bereiche finden.
Ich verweise da gern auf die Niederlande, die es scheinbar schaffen eine ausgewogenes System von Geben und Nehmen auf die Beine zu stellen, dass vor allem einen nachhaltigeren Effekt hat als unser Ansatz. Dort gibt es entweder eine richtige Arbeit oder wenn das nicht geht, dann geht es sofort zu einem kommunalen Träger zum Arbeiten oder zur Fortbildung. Selbst Sporttraining für die Arbeitslosen wird Angeboten oder Stammtischrunden, einfach damit die Leute etwas machen, am besten natürlich einer Arbeit nachgehen. Und dort wird auch erst mit weniger Stunden angefangen, um die Leute an die Arbeitsbelastung heranzuführen. Und mit dem Ansatz, die Leute erst einer regulären kommunalen Arbeit nachgehen zu lassen und von da aus nur noch einen kleineren Schritt zur regulären Vollzeitarbeit gehen zu müssen, statt von 0 auf 100 wie wir es hier in Deutschland machen, scheint zumindest in den Niederlanden mehr Erfolg zu haben als unser System.
Ich sehe es eben auch immer unter dem Gesichtspunkt, dass ich persönlich auch nicht für vielleicht 100-150 Euro mehr im Monat jede Woche 40 Stunden arbeiten würden, statt gar nicht zu arbeiten. Da wäre der finanzielle Zuverdienst gemessen an dem was man dafür leisten müsste in einem zu schlechten Verhältnis. Wenn es dann aber nur noch 10-15 Stunden mehr sind, würde sich diese Verhältnis zu Gunsten der Annahme des Jobangebotes verschieben.
Also ich finde das ist garnicht mal unberechtigt. Auch wenn das zu einem gewissen Maße freiwillig sein soll. Ich unterscheide immer zwischen den Arbeitslosen die nicht Arbeiten wollen und denen die es wollen aber - aus welchen Gründen auch immer - nicht können. Das kann man natürlich nicht immer leicht ausmachen, wer was denn jetzt genau macht, dennoch finde ich, dass wenn man Geld vom Steuerzahler bekommt sich auch bereitstellen kann Schnee zu schippen.
Diskriminierend finde ich das weniger, denn jeder muss Schnee schippen, ob man das jetzt tut weil man der Räumpflicht nachkommen muss oder weil man sonst keine Arbeit hat spielt - meiner Meinung nach - keine Rolle.
Ich finde nicht, dass soetwas diskriminierend ist. Es ist ja auch nur eine Arbeit. Außerdem haken die bei mir in der Stadt ja auch Laub und ich finde, das kommt auf das Gleiche raus. An sich ist die Idee aber wirklich nicht schlecht, da es ja eine sinnvolle Aufgabe ist: Die Straßen und Wege sind frei und die Gefahr, im Schnee auszurutschen, sinkt. Mal davon abgesehen, dass die Leute sich zu großen Teilen darüber freuen, sich etwas dazuzuverdienen, ist es eine gute Idee.
Ich finde das ganze Thema ein große Schweinerei. Kein Mensch wird stolz auf Hartz 4 sein und wird sagen, das er sich davon Luxus leisten kann.
Fakt ist eines: Hartz 4 beträgt co. 10 Euro am Tag, davon ist alles zu bestreiten. Selbst der Warmwasseranteil und der übersteigende Teil der angemessenen Unterkunftskosten sind hierfür zu zahlen. Was bekommt man also von Hartz 4? Antwort: Eine Bockwurst an der Autobahntankstelle, eine Schachtel Zigaretten und eine Rolle Scheißpapier, die man ja auch fessen kann, wenn der Arsch von nur einer Bockwurst am Tag die Arbeit einstellen sollte. Die ganzen aroganten Pisser welche von sich behaupten Hartz 4 ist cool, leben entweder von Mama oder gehen schwarz arbeiten.
Das Ehlend Hartz 4 ist schon grausam genug. Eigentlich ist es ein Anrecht gemäß Grundgesetz welches ein menschenwürdigen Überleben sichern soll, tatsächlich muß man sich hierfür auf übelste schikanieren lassen. Hoffentlich knallt es bald mal richtig und alle Hartz 4 Empfänger versammeln sich mit Baseballschlägern und Handgranaten bei den ganzen Dummqutschern welche über uns entscheiden und auch nur von Steuern leben. Diese ganzen Drecksverbrechern sollten mal Beine gemacht werden. Immer alles auf die Ärmsten abwälzen, wie ekelhaft!!! Das ist spätrömische Dekadenz, wie bei den armen Hotelbesitzern. Irrenhaus, Verbrecher, Geisterkranke.
@Klehmchen
Kann es sein, das du das alles ein wenig zu einfach betrachtest? Sicherlich kann man es unterstützen, das Hartz IV-Bezieher mit Arbeit versorgt werden, welche ihnen erstmal wieder die Chance bietet, das sie sich ins Arbeitsleben einfinden.
Aber wenn ich dann von dir lese, das man sie als Kinder- und Jugendtrainer in Sportvereine oder in die Kinderbetreuung im Hort einsetzen soll, dann stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Das man dafür auch entsprechende Qualifiaktionen benötigt, scheint dir da völlig abhanden gekommen zu sein.
Bei städtischen Aufgaben, wie eben auch die Reinigung von Parkanlagen, mag da alles noch machbar sein. Und dort ist auch ein grosser Bedarf an Arbeitskräften, nur eben kein Geld um da versicherungspflichtige Jobs anzubieten.
Achja und der Hinweis auf die Niederlande kann man wohl auch nicht allzu ernst nehmen. Denn es sollte wohl bekannt sein, das man nicht immer alles einfach so übernehmen kann nur weil es beim Nachbarn klappt.
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