Einkaufen: Preis selber bestimmen

vom 17.12.2010, 19:55 Uhr

Ich sehe gerade Galileo. Dort wurde ein Versuch gemacht. Eine Frau hat sich mit Keksen auf die Straße gestellt und wollte die Kekse eben verkaufen. Zunächst einmal hat sie angeboten, dass die Kunden den Preis selber bestimmen konnten. Innerhalb einer Stunde blieben immer wieder interessierte Kunden stehen und haben Plätzchen gekauft. In einer Stunde hat die Frau dann insgesammt 10 Sackerl Kekse verkauft.

Danach hat sie sich wieder eine Stunde hingestellt und hat einen Preis angegeben. Für 100 Gramm hat sie 2,50 Euro verlangt. Diesmal wurde sie kaum beachtet. In dieser Stunde hat sich gerade einmal ein Kunde dafür interessiert und die Plätzchen gekauft.

Ich finde das eigentlich ein interessantes Phänomen. Ich kenne ein ähnliches Prinzip auch von Blumenbeeten zum Selberpflücken. Dort gibt es nicht einmal eine Verkäuferin. Man kann sich die Blumen eben direkt vom Feld selber pflücken und dann ist nur eine Box dort, wo man die Blumen eben selber bezahlt. Es ist also keine Absperrung oder so da und trotzdem ist herausgekommen, dass fast alle Kunden die Blumen bezahlen.

Ähnlich ist es auch in meiner Gegend im Herbst, wenn gerade Kürbiszeit ist. Da findet man auch oft neben Feldern aufgebaute Stände vor allem mit Zierkürbissen. Auch hier ist keine Verkäuferin vorhanden und nur eine Box wo eben darum gebeten wird, dass man etwas bezahlt. Auch dieses Prinzip klappt. Die Kunden zahlen also, obwohl sie es eigentlich problemlos unbemerkt mitnehmen könnten. Es ist wohl das Gewissen, das die Kunden dazu auch veranlasst.

Ich habe sogar einmal einen Bericht darüber gesehen, wo festgestellt wurde, dass man mit diesem Prinzip sogar mehr verdient als wenn man eben einen fixen Preis mit Verkäufer anbietet. In dem Experiment von Galileo wurde auch wesentlich mehr verkauft, auch wenn der Durchschnittspreis bei etwa 2,40 Euro, also etwas unterhalb lag. Dafür wurde aber eben zehnmal soviel verkauft.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke, dass war einfach die Neugier der Kunden, die sie dazu getrieben hat, die Kekse zu kaufen. Preise selbst zu bestimmen ist etwas, wozu man selten die Möglichkeit hat. Einige Künstler haben dies für ihre Singles so gemacht und das mit den Keksen war ja auch nur ein Experiment. Die Menschen haben die Kekse meiner Meinung nach auch einfach nur gekauft, weil diese Preisbestimmung neu für sie war und sie das mal nutzen und ausprobieren wollten. Ein feststehender Preis ist nichts ungewöhnliches, dass lockt keine Kunden an.

Übrigens habe ich entgegen deiner Behauptung auch bei Galileo einmal gesehen, wie getestet wurde, ob Menschen die Blumen zum Selberpflücken und zahlen auch wirklich bezahlen. Dabei kam aber heraus, dass die meisten Menschen die Blumen eben nicht bezahlt haben, sondern einfach gegangen sind.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Schade, diesen Beitrag hätte ich sicherlich auch sehr gerne gesehen. So etwas finde ich nämlich immer sehr interessant. Ich kenne auch diese Blumenbeete, an welchen nur eine Sammeldose steht und die Menschen selber entscheiden können, ob sie nun wirklich die Blumen bezahlen. Ich persönlich bin auch so ein Mensch, der dann eher etwas mehr gibt als weniger. Woran das bei mir liegt kann ich gar nicht so richtig sagen aber es ist wirklich so. Man hat einfach ein anderes Gefühl dabei, wenn man den Preis selber bestimmt. Da möchte man sich nicht lumpen lassen.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Solche Experimente gibt es schon seit längerem und dazu gibt es auch einige interessante Berichte, wenn man einfach mal nach den Stichworten Preis selbst bestimmen sucht. Im Internet versuchte es die Band Radiohead, in Frankfurt ein Restaurant, irgendwo anders eine Autowerkstatt: das Ergebnis deckt sich immer mit dem von Galileo ermittelten Ergebnis - zwar zahlen die Kunden im Schnitt etwas weniger, wenn es nicht gerade im anonymen Internet ist und man sich somit in die Augen sieht, aber der gesamte Umsatz wird höher sein.

Wieso das so ist, hat viele Faktoren. Viele schauen erst mal ob sie die angebotene Dienstleistung brauchen oder nicht. Wenn das interessant erscheint, dann haben sie einen Vergleichspreis im Kopf und orientieren sich dann bei der Bezahlung, in dem sie entscheiden, ob der Vergleichspreis für diese Produkt oder die Dienstleistung angemessen ist oder nicht und entscheiden sich dann für einen Preis.

Was den Vergleichspreis angeht, so spielt natürlich eine Rolle, wie viel Geld man zur Verfügung hat, was ja meist am Einkommen festgemacht wird und ob man denn eher ein Sparfuchs ist oder nicht. So werden Schnäppchenjäger wohl eher niedrige Vergleichspreise im Kopf haben als Personen mit einem hohen Einkommen.

Bei Dienstleistungen wie den Autowerkstätten aber auch Restaurants kommt noch der Faktor der Loyalität hinzu: wer zufriedener Kunde ist und möchte, dass das Restaurant oder die Werkstatt bestehen bleibt, der ist auch eher bereit mehr zu zahlen als jemand der eher zufällig dort war.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



So ein Experiment finde ich auch interessant, aber ich denke doch auch, dass es ein großer Unterschied ist, ob ein Verkäufer da ist, bei dem die Ware bezahlt wird, oder ob man alleine ist, wie bei den Blumen zum selber Pflücken. Bei dem Experiment war ja nun eine Verkäuferin da, dann werden die Käufer wahrscheinlich nicht zu unverschämte Preise bezahlen, sondern schon halbwegs angemessene Preise bestimmen. Ich finde es interessant, dass die 2,40 Euro Durchschnittsverdienst pro Tüte so nah bei dem später festgelegten Preis lagen. Ich hätte doch vermutet, dass der Preis bei der Selbstbestimmung niedriger angesetzt werden würde.

In unserer Kirchengemeinde wurden ein Mal bei einem Fest gebrauchte Bücher verkauft, wo die Kunden auch den Preis für ihre Bücher selber bestimmen konnten. Dabei war aber auch immer jemand hinter dem Stand anwesend. Meine Mutter hat auch berichtet, dass die meisten Kunden doch angemessene Preise gezahlt hätten und nur wenige dabei gewesen wären, die ihre Bücher fast umsonst haben wollten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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