Komatrinken in der Schulpause
Würde mich auch mal interessieren, ob sowas eher noch auf Hauptschulen passiert oder sich das durch alle Schulsysteme zieht
Das passiert nicht nur auf Hauptschulen und zieht sich außerdem durch alle Gesellschaftsschichten.
Ich habe ja ein FSJ in einem Eltern-Kind-Therapiezentrum für Schwerstabhängige gemacht; unsere Klinik war Teil eines Therapieverbundes, an den auch noch diverse andere Institute und Einrichtungen angeschlossen waren. Unter Anderem wurden da auch die Informations-/Präventionsveranstaltungen an Schulen durchgeführt.
Eines Tages war unser Sozialpädagoge, der für diese Maßnahmen zuständig war, an einer Realschule eingeladen, saarländische Kleinstadt, in der vor Allem die Mittelschicht vertreten war. Nach außen hin ein richtiges Idyll.
Um 8 Uhr fings an und er war prinzipiell immer schon eine halbe Stunde eher am jeweiligen Einsatzort, um die Lage abzuchecken.
Naja, die Schüler trudelten dann allmählich ein und zig von denen hatten Flaschen mit Biermischgetränken oder Alcopops (war Anfang 2003; da gabs die noch vermehrt und vor Allem günstiger als heute) in der Hand. Als es dann klingelte, sammelte der Hausmeister grade die liegengelassenen Flaschen ein und trug einen richtigen Berg davon zusammen. Als unser Mitarbeiter ihn darauf ansprach, meinte er nur: „Ach, das heute ist doch noch gar nix. Normalerweise ist das erheblich mehr!“
Also dürfen die Schüler demnächst einmal ins Testgerät pusten.
Genau: mit einer Handvoll Mitarbeiter wiedergekommen und mal konsequent durchgetestet; wie gesagt: eine Schule mit gutem Ruf in guter Lage, soweit nix Auffälliges; noch dazu eine Realschule, wo die meisten Schüler ja im Alter von 10-16 Jahren sind. Das Ergebnis dieses Tests war, dass jeder dritte Schüler so alkoholisiert war, dass er de facto arbeitsunfähig war.
Weiteres Ergebnis dieses Tests war ein enormer Protest von Seiten der Eltern gegen diese dreiste Aktion, mit der man ihren Kindern quasi unterstellen würde, zu saufen. Sicher sei jugendlicher Alkoholkonsum ein großes Problem, aber wenn das auch auf alle anderen Kinder zutreffen würde, ihr Sprössling sei absolut sauber.
Es gab dann noch einen Elternabend mit uns und da haben wirklich diverse Eltern gemeint, nee, nicht, dass ihr Kind gar nicht trinken würde, sondern dass sie ein Auge auf den Konsum ihres 12jährigen Kindes haben würden, dass der nicht überhand nehmen würde!
Das Hauptproblem liegt da aber da wirklich in der mangelnden Aufklärung: wir haben den Eltern ein Pinnchen Schnaps und eine Flasche Alcopop vor die Nase gestellt: „Was davon würden Sie Ihrem Kind geben?“ Die Elternpaare, die „gar nix davon“ sagten, konnte man an einer Hand abzählen; alle Anderen schrien regelrecht: „Natürlich das Alcopop, ich geb meinem Kind doch keinen Schnaps!“ Dabei ist in so einer Flasche das Pinnchen locker darin.
Ach, aber außerdem, „mal eine Flasche am Tag“, die sei ja auch kein Problem; davon werde man noch lange nicht süchtig und: in der eigenen Familie habe es ja auch noch nie irgendwelche Abhängigkeiten gegeben, zur allgemeinen „Begeisterung“ haben wir dann übrigens die Zigarettenpause ausfallen lassen.
Aber die Leute sehen wirklich im Allgemeinen kein Problem darin, mal eine Flasche von irgendwas Alkoholischem am Tag zu trinken. Das ist selbst für erwachsene Menschen nicht gesund; und dann finden Eltern nichts dabei, wenn ihre Kinder, die noch kurz vor der Pubertät stehen, täglich Alkohol trinken, nur weil der noch „niedrigprozentig“ ist oder aber "das ist doch mit Cola gemischt!".
Viele der Kinder haben übrigens weder daheim gefrühstückt noch sich irgendwas zu essen mit in die Schule genommen, d.h. bei Vielen war der Alk bis zum Mittag das Einzige, was sie zu sich genommen hatten.
Es liegt wirklich einfach an der mangelnden Aufklärung und Alkohol ist nun mal ne anerkannte Gesellschaftsdroge; da redet auch kaum jemand mal von Sucht. Selbst bei den Versicherungsvertretern ist das teilweise schwierig: wir hatten eine Patientin bei uns in der Klinik, die gesoffen hat wie ein Loch (als sie ihre Therapie bei uns antrat und ihm Team ihre Krankheitsgeschichte erläutert wurde, sagte unsere Ärztin wortwörtlich; wir saßen zu Acht am Tisch: „Wenn wir jetzt alle zusammen das trinken würden, was sie an einem Tag getrunken hat, würden Einige mit ner schweren Alkoholvergiftung im Krankenhaus liegen, wenn sie Glück haben.
Ich gehe aber davon aus, dass die Meisten von uns sterben würden!“) und ihre Therapie gerne verlängern wollte. Es gab einen Riesenkampf mit ihrem Kostenträger (war in dem Fall eine große deutsche Krankenkasse), die haben ihre ersten beiden Anträge direkt abgelehnt, weil sie ja „nur“ wegen Alkoholismus behandelt wurde.
Ich meine, ich hab in dem Bereich gearbeitet und ich bin absichtlich in diesen Bereich gegangen. Mein Vater ist Alkoholiker (und ich komme auch aus einer „guten“ Familie) und hat mit dem Trinken aufgehört, als ich ca. 15 Jahre alt war, und ist inzwischen selbst stark in der Suchthilfe engagiert. Ich weiß also absolut, wovon ich rede und heutzutage muss man es wirklich direkt ankündigen und sich schon fast entschuldigen, wenn man keinen Alkohol trinkt: „Tanja, kommen deine Eltern auch?“ „Ja.“ „Irgendwas zu beachten?
Vegetarier oder Allesfresser? Allergien oder so?“ „Nix Alkoholisches für meinen Vater!“ „Wie, nix Alkoholisches für deinen Vater?“ (Ist das so schwer zu verstehen?) „Ja, halt nix Alkoholisches für meinen Vater!“ „Gaaaaar nix?“ „Nein, gar nix; der hatte davon schon zuviel in seinem Leben!“ „Wie jetzt?“ „Mein Vater ist trockener Alkoholiker!!!“ Totenstille... und dann ein bedrücktes: „Ach... oh Gott, das wusst ich nicht... oh, das tut mir ja so leid!“ („Mir nicht.“ „Wie, dir nicht?“ „Ja, ich freu mich, dass er trocken ist. Ich fänds schrecklich, wenn er immer noch nicht mit dem Saufen aufgehört hätte“).
Und ich bekomms ja auch oft mit, wie Leute nachhaken: „Echt nicht?“, wenn mein Vater den Drink, den sie ihm angeboten haben, ablehnt. Da kommt dann auch oft: „Warum denn nicht? Das ist echt gut!“. Mein Vater antwortet dann auch immer, dass er schon mehr als genug Alkohol für den gesamten Rest seines Lebens gehabt hätte. Diese Aussage wird von sehr vielen Menschen folgendermaßen kommentiert: „Ach komm, probier doch wenigstens mal! Nur ein kleines Gläschen, das macht doch nix!“
Diese Äußerungen stammen von Erwachsenen und wenn man sowas hört, wundert es einen irgendwann auch gar nicht mehr, dass diverse Eltern abends vor dem Fernseher auch regelmäßig gemeinsam mit ihren 12- oder 14jährigen (wie auch immer) Kindern ein Feierabendbier trinken und die Kinder; dies zudem ja auch körperlich erheblich schlechter verkraften können; so direkt an den Alkohol gewöhnen und angewöhnen funktioniert allgemein schneller als entwöhnen und ein Entzug ist schon für Außenstehende, die das nicht aktiv durchmachen müssen, schon äußerst unattraktiv (übrigens scheint es aber auch eine weitverbreitete Ansicht zu sein, dass Alkoholismus [bei meinem Vater wars übrigens hauptsächlich Bier] wenn dann direkt mit dem täglichen Konsum von mindestens drei Flaschen Wodka und zwei Pullen Jägermeister beginnt.
Also nix vonwegen „schleichende“ Sucht. Ich glaube allerdings, dass viele Menschen sich diese Naivität auch extra zulegen, um nicht ihren eigenen Konsum überdenken zu müssen). Und „Feierabendbier“, das ist ja auch schon wieder sowas „Traditionelles“ und da kann ja gar nix schlecht dran sein!
Ich trinke slber auch Alkohol (bin 17) auch mal öfter zum Filmriss oder ähnliches aber passiert ist mir nie was.
Sorry, aber das ist eine der typischen Floskeln: „Mir ist noch nie was passiert. Ich vertrag das! ... Aber ich hab auch öfters mal nen Filmriss.“ Eigentlich weißt du dann doch gar nicht, was dir schon alles passiert ist (außer dass du wohl offensichtlich noch nie im Krankenhaus aufgewacht bist), wenn du dich nicht mehr dran erinnern kannst?
Vom Filmriss bis zum mit ausgepumptem Magen in der Notaufnahme Aufwachen ist es kein sehr weiter Weg; du hast da einfach bisher nur Glück gehabt, dass es noch nie soweit bei dir war und wer sich bis zum Filmriss säuft und das auch noch „mal öfter“, ist absolut kein Beispiel für einen bewussten Umgang mit Alkohol und nicht wirklich besser (naja, eigentlich gar nicht besser) als ein 14Jähriger mit Alkoholvergiftung!
Ich bin nun nicht die totale Abstinenzlerin; ich trinke auch ab und an mal was; naja, im Durchschnitt 1x im Monat mit einem Bekannten zwei Gläser Wein. Ansonsten hab ich auch schon mal einen Filmriss abbekommen, da war ich aber schon 19 und durfte das alles auch offiziell trinken, da fehlen mir bis heute noch 5 Minuten und das hat mir schon mehr als genug gereicht. Das ist für mich nichts, worauf ich in irgendeiner Form stolz wäre oder was ich herunterspielen würde, weil ich ja schließlich auch im eigenen anstatt im Krankenhausbett aufgewacht bin. Da leg ich doch gar keinen Wert drauf, das noch „mal öfter“ zu erleben und ich werde das bestimmt auch nicht riskieren!
bei uns in der Klasse war es sehr witzig.
Das ist die traurigste Aussage in diesem ganzen thread: was zum Teufel ist an diesem Szenario witzig?
@ufuk: Wissen das nur ihr Schüler und das Lehrerkollegium, oder hat sich das auch schon unter den Eltern rumgesprochen und ist mal ganz offiziell angesprochen worden? Also von Elternsprechern, Elternbeirat oder wie auch immer das bei euch heißen mag (ich gehe ja davon aus, dass ihr auch sowas habt)?
Und wenn das alles nicht fruchtet und wirklich nur am Rektor scheitert: beschwert euch beim zuständigen Schulamt!
Ich glaub das gibt es fast überall, und die Jugendlichen machen sich da ja anscheinend garkeine Gedanken mehr. Ich finde es generell schon sehr blödsinnig und verantwortungslos wenn man soviel trinkt, dass man ins Koma fällt, aber dann auch noch während der Schulzeit? Als wenn das nicht schon vorprogrammiert wäre, dass das auffällt.
Ich denke auch, dass da weder Lehrer noch größtenteils Eltern schuld haben, denn die Jugendlichen sollten ja eigentlich soviel Hirn haben und sich den Konsequenzen bewusst sein. Mal abgesehen davon dürften sie den Alkohol ja überhaupt nicht mehr bekommen, wenn man da mal so gewisse Gesetze betrachtet.
Aber gut, aus Erfahrung wird man angeblich ja klüger.
Dazu fällt einem wirklich nichts mehr ein. Aber wer hat nun wirklich Schuld an diesem Vorfall. Die Schüler, die Eltern, die Schule, die Werbung. Worauf ich anspielen will, ist die Frage, warum oder wie Schüler auf die Idee kommen, sich so dermaßen zu betrinken, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Ich möchte hier nicht den Moralapostel, da ich auch schon einige Nächte hinter mir habe, in denen ich mit meiner Kloschüssel vorlieb genommen habe.
Mal Betrunken zu sein ist ja nicht die Sache aber das Schüler in der Pause Alkohol ist ja wohl wirklich eine Schande. Komasaufen ist sowieso eines der sinnlosden Aktivitäten überhaupt. Einfach sinnloses Betrinken das muss ja wohl nicht sein. Aber die Vorstellung das manche Schüler in der Schule einen Alkohol-Test machen müssen Feind ich echt schon irgendwie interessant.
Nach meiner Abschlussfeier in der 10.en sind wir alle noch betrunken zur Schule gegangen, um die Zeugnisse zu holen. Das blöde war, dass noch ein Klassenfoto geschossen wurde und die Klasse entsprechend mies aus sah. Aber sich stumpf an einem normalen Schultag zu betrinken halte ich nicht für normal und denke, dass es auch noch Ausnahme ist. Den meisten wäre es schon peinlich seinen Lehrern und Mitschülern betrunken gegenüber zu stehen.
In diesem Fall hat meines Erachtens die Schule, beziehungsweise die Pausenaufsicht versagt. Wenn ich mich an meine >Schulzeit zurück erinnere, gab es dort keine Gelegenheit Alkohol zu trinken, da immer irgendwo eine Pausenaufsicht in der Nähe war. Der durchdringende Geruch von Alkohol wäre sofort aufgefallen. Außerdem muss ja da in kürzester Zeit hochprozentiger Alkohol getrunken worden sein, denn so lange sind so Pausen ja nicht. Ich finde es erschreckend wie weit es heute schon kommt. Man hört leider in letzter Zeit viel von Komasaufen und betrunkenen Minderjährigen.
Ich finde so etwas muss nicht sein, dass man sturz betrunken in die Schule kommt. Vor allem wenn man hört das es eigentlich noch Kinder sind die grade mal 14 sind. Die meisten "Jugendlichen" denken das wen sie so etwas tun "Cool" sind oder sie möchten einfach dazu gehören, da es meistens so ist das ihr Freundeskreis das auch tut und Sie es deshalb auch tun.
Ich sehe schon wie es an unserer Fachoberschule zugeht, wo eigentlich erwachsene herumlaufen sollten. Die Leute spritzen sich auf dem Schulhof, Gras rauchen ist normal, Schlägereien sind komischerweise nicht so oft, gab es aber auch schon öfters. Komisch war,dass die Pausenaufsicht nie da war, sondern es vorzog einen Kaffee zu trinken.
Alkohol wird halt sehr häufig dazu verwendet, um eine Art "Rang" zu erhalten!
Ich finde es aber auch sehr nervig, dass man den Menschen ihre eigenen Vorlieben nicht lässt und sie versucht zu kontrollieren. Wer Alkohol trinken will, der sollte dies tun dürfen. Die betroffenen Personen sollten halt auf die Gefahren des Trinkens/Rauchens aufgeklärt werden! Denn selbst ein "dümmlicher Jugendlicher" sollte noch Anstand haben, wenn er darüber komplett aufgeklärt wird.
Ich habe auch schon meinen ersten "Vollrausch" hinter mir, und auf Den bin ich nicht stolz! Eine Blutvergiftung kann zum irreparabelen Schaden führen, der einen dann schon ziemlich am Leben hindert.
Trotzdem scheint die Vorgehensweise die Einzige zu sein, die noch irgendwo möglich ist. Auch wenn es nicht die Richtige ist, so kann man damit vielleicht noch die Jugendlichen am Trinken/Rauchen hindern, damit Deutschland endlich wieder zur Vernunft kommt!
Also an die Jugendlichen in diesem Forum: Bitte hört mit den giftigen Stoffen auf und findet euer Glück in anderen, normalen Dingen, wie zum Beispiel Sport (Das Erfolgserlebnis in Folge vom Ausschütten der Endorfine ist ein unglaublich tolles Gefühl!).
Es ist dramatisch, wie oft dies in letzter zeit passiert. Ich denke mal das die Mutter einige Probleme hat, und ich dies aber nicht als Entschuldigung sehe , den dafür gibt es für mich keine Entschuldigung. Das Problem gibst an fast allen schulen da ist es doch egal ob es sich um eine Haupt, real oder eine fachhochschule handelt und Alkohol ist ja heutzutage bei der Jugend schon alltäglich. Ich finde das man mit seinen Kindern mehr kommunizieren sollte und ihnen die schlechten Seiten mal vor den Augen halten tut. Ich selbst noch mein Mann trinken kein Alkohol , und ich hoffe das meine Kinder dies auch mal nicht tun.
Ich finde das die Eltern der Kinder die den Alkohol mit brachten auch mal gefragt werden, wie kann es den sein das die Kids Zugang zu dem Alkohol hatten, und denen nichts aufgefallen ist.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-14952-20.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Notebook von Plus 3115mal aufgerufen · 3 Antworten · Autor: Simone1987 · Letzter Beitrag von Entenhausen
Forum: Hardware
- Notebook von Plus
- Lohnen sich Asien Fonds? 4176mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: Balthasar · Letzter Beitrag von FinanzScout
Forum: Geldanlage
- Lohnen sich Asien Fonds?
- Überweisung rückgängig machen 5625mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Player · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Geld & Finanzen
- Überweisung rückgängig machen
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr? 17108mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: Midgaardslang · Letzter Beitrag von winny2311
Forum: Geld & Finanzen
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr?