Ältere Menschen bekommen weniger gute ärztliche Hilfe
Nun gibt es einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass ältere Menschen weniger gut von Ärzten behandelt werden, wie jüngere Menschen. Dafür bekommen sie viel mehr Medikamente verschrieben, sicherlich auch, damit der Patient zufrieden nachhause geht. So ist dies besonders bei Krebs-, Herz- oder Kreislauferkrankungen zu sehen. Ist man erst einmal über 65 Jahre alt und bekommt einen Herzinfarkt, so gibt es für den alten Patienten eine Behandlung, die lange nicht so kostenintensiv ist, wie sie bei einem 35-jährigen Patienten wäre. Das lässt einen schnell glauben, dass ein alter Mensch für die Krankenkasse zu teuer ist und nichts mehr wert ist. Da könnte man denken, dass in einen alten Menschen nicht mehr viel Geld investiert werden soll.
Ebenfalls geht aus dem Bericht hervor, dass ein 80-jähriger Patient bis zu 1343 Tagesdosen Medikamente im Jahr bekommt. Auf Wechselwirkungen mit den vielen Medikamenten wird dabei allerdings nicht geachtet, dafür sind die Ärzte auch oft nicht genügend ausgebildet. Dadurch kommt es zu negativen Nebenwirkungen, die den Patienten noch zusätzlich belasten. Dazu wurde noch erwähnt, dass es für die alten Patienten auch wenig Reha-Behandlungen gibt, diese werden viel zu schnell in die Dauerpflege von Verwandten abgeschoben werden, obwohl sie mit einer guten Reha-Behandlung noch lange selbstständig alleine leben könnten. Depressionen werden oftmals überhaupt nicht mehr behandelt, da gerade die älteren Patienten als sehr schwierig gelten.
Wenn man das alles liest, dann macht das Älterwerden keinen Spaß mehr. Wir haben schon lange eine Zweiklassenmedizin, das ist auch mir bekannt. Wenn ich aber als alter Mensch, die nötige Behandlung nicht bekomme, weil sich die Kosten in meinem Alter nicht mehr rentieren, dann ist das eine schlimme Sache.
Ja, eine Mehrklassenmedizin haben wir schon lange. Als alter Mensch hast Du keine Lobby mehr. Die Ärzte geben sich meistens nicht mehr die Mühe, die sie einem jüngeren Patienten zuteil werden lassen. Die Krankenkassen verdienen an jüngeren Menschein mehr Geld als an älteren. In einen alten Menschen lohnt sich eine Investition nicht mehr. Das wurde ja schon vor Jahren von der Politik ähnlich ausgedrückt, wo ältere Menschen keine neue Hüfte mehr bekommen sollten. Wenn ich mich nicht irre, war es ein jüngerer CDU-Politiker.
Ältere Menschen haben naturgemäß mehr Krankheiten als sie früher hatten, als sie noch jung waren. Da bekommen sie auch mehr Medizin, aber bestimmt nicht die neueste und teuerste auf dem Markt. Die Wechselwirkungen der verschriebenen Medizin muß den Ärzten bekannt sein, das ist oft lebensnotwendig, sie wird aber nicht immer von Ihnen beachtet. Als junger Mensch liest man sich die Packungsbeilagen selbst durch, ältere können das nicht immer. Also sind sie voll und ganz auf den Mediziner angewiesen.
Im Krankenhaus habe ich erlebt, dass mir falsche Medizin verabreicht wurde. Ich habe das gesehen und mich gemeldet. Aber meine Nachbarin war nicht in der Lage, das zu überprüfen.
Leider stimmt das. Oft gehen die Mediziner davon aus, dass es sich nichtmehr lohnt um das Leben der Älteren Menschen zu kämpfen. Ich habe in meiner Familie vor ein paar Jahren einen ähnlichen Fall erlebt. Die Ärzte wussten von einem Nierenversagen, aber haben erst 2 Wochen später gehandelt, was letztendlich zu spät war. Ebenso habe ich schon erlebt, dass mir die falschen Medikamte verschrieben wurden, wie schon erwähnt würde das ein älterer Mensch nicht mehr wirklich mitbekommen.
Oft vertrauen die Älteren den Ärzten sogar viel mehr als die Jüngeren. Da oftmals die Jüngeren über bestimmte Vorfälle besser informiert sind, als die Alten. Ob das Leben älterer Personen doch gerettet werden kann hängt meistens vom Chefarzt ab, denn dieser trifft im Endeffekt die Entscheidung über die Behandlung und nicht diejenigen die diese (nicht) ausführen.
Es ist sicher kein Geheimnis, wenn man erfährt, dass gerade ältere Kassenpatienten nicht die gern gesehene Kundschaft bei den Ärzten sind. Das hat natürlich auch viel mit den Abrechungsmodellen der Kassen zu tun. So ist es eben für den Kassenarzt sicher weniger lukrativ, ältere Patienten zu haben (die im Quartal erfahrungsgemäß öfter kommen und länger brauchen) als eben viele Junge.
Dass es aber Systembedingt so wäre, dass man älteren Patienten gezwungenermaßen eine schlechtere Versorgung zukommen lässt, glaube ich nicht. Es wird kaum Verordnungen oder Vorgehensmodelle geben, die bestimmte Leistungen den älteren Patienten vorenthalten, weil es sich nicht lohnen würde. Versteckt mag das in Einzelfällen gehen, indem man darauf hinweist, dass man die Belastung bei bestimmten Verfahren und Operationen den Alten nicht zumuten möchte - und dahinter verstecken sich tatsächlich nur wirtschaftliche Abwägungen. Aber offen wird das höchstens mal in Vorwahlzeiten angesprochen.
So dürfte es so sein, wie es auch in jungen Jahren ist: wer Einfluss, Macht oder Geld hat, der wird sich auch bei der medizinischen Versorgung zu jeder Zeit bestens aufgehoben fühlen. Wohingegen der einfache Kassenpatient mit etwas Pech tatsächlich zu jenen gehören kann, die "sozialverträglich früh ableben".
Mietzis hat geschrieben:Leider stimmt das. Oft gehen die Mediziner davon aus, dass es sich nichtmehr lohnt um das Leben der Älteren Menschen zu kämpfen.
Sorry aber das ist gelinde gesagt einfach nur Schwachsinn. Es mag Einzelfälle geben wo dies tatsächlich so passiert und es gibt sicherlich viele Praxisärzte, die lieber junge Menschen als alte Menschen behandeln, weil diese nicht so oft im Quartal kommen und man mit denen daher wirklich auch noch Geld verdienen kann. Aber wenn ein Patient erstmal da ist, dann werden sie prinzipiell alle gleich behandelt, sofern das möglich ist.
Natürlich gibt es in der Behandlung vieler Krankheiten Unterschiede zwischen alten und jungen Menschen. Einem jungen Menschen baut man zum Beispiel nicht so schnell eine Gelenkprothese ein wie bei einem alten. Das liegt aber daran, dass Prothesen nur eine begrenzte Lebensdauer haben und man sie nicht nach Belieben wechseln kann. Bei einem alten Menschen kann man eher davon ausgehen, dass da ein Revisionseingriff ausreichen wird und er den zweiten eher nicht mehr erleben wird als bei einem jungen Menschen.
Genauso gibt es gerade bei neuen Medikamenten wenig Erfahrung, gerade bei alten Menschen. Im Alter arbeiten vorallem Leber und Nieren meist nicht mehr so gut wie in jungen Jahren. Das macht Dosisanpassungen erforderlich, die so noch nicht ausreichend erprobt sind, wenn Medikamente neu auf den Markt kommen. Auch die vielen Begleiterkrankungen spielen da mit rein und verhindern oft den Einsatz vieler Medikamente. Und ganz ehrlich, dass muss nicht immer ein Nachteil sein. Ich nehme lieber ein jahrzehntelang erprobtes Medikament, als eines, dass zum ersten mal flächendeckend an kranken Menschen ausprobiert wird und wo man gar keine Langzeitwirkungen kennt.
Und genauso gibt es auch Behandlungen, die einfach gewisse Grundrisiken mit sich bringen, die gerade im Alter höher sein können als die Gefahren einer Krankheit. Wenn es nicht zwingend sein muss, dann möchte ich mit 100 Jahren nicht mehr auf einem OP-Tisch liegen und fürchten, dass ich eher an der Narkose als an meiner Grundkrankheit sterbe. Dem sollte man sich da auch immer im Klaren sein.
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