Pessimistische Gesellschaft
Grundsätzlich ist das natürlich richtig. Wir brauchen mehr Optimismus, da beißt die Maus keinen Faden ab. Genauso richtig ist aber auch, dass es etwa seit Beginn der 80er Jahre in Gesellschaft und Politik ziemlich abwärts geht und man sich nicht wundern muss, dass in unserer Gesellschaft so etwas wie Zukunftsangst und Pessimismus entstanden sind. Wir reden heute in Europa in Bezug auf die 15-30-jährigen schon von einer "verlorenen Generation". Das ist nicht falsch und bestätigt nur die schnelle Fahrt nach Süden.
Natürlich kann man sich hinstellen und sagen, wir müssten doch auch ganz einfach mehr die positiven und kleinen Dinge des Lebens sehen. Aber das ist nichts weiter als Verdrängung. In einem Zug, der ungebremst talwärts rast, sucht sich ein Optimist den Vergleich mit jemandem, dem es noch schlechter geht: "Na ja, wenigstens haben wir ja noch Räder, in einem Flugzeug wären wir längst tot." Letzte Tage las ich erst irgendwo vom "Placeboeffekt des Relativismus" im Zusammenhang mit Merkels Politik, der wirtschaftlich hochgelobten Lage und der Realität für den durchschnittlichen Arbeitnehmer. Genau diesen Placeboeffekt haben wir bei der Verdrängung der Tatsachen durch eine Fokussierung auf Allgemeinplätze: "Was soll es, ich bin ja noch am Leben!". Denn das betäubt nur und verhindert, die wahren Ursachen der Probleme zu erkennen und zu bekämpfen.
Zudem stimmt es auch nicht, dass alle so pessimistisch wären. In meinem Umfeld sehe ich nicht unbedingt Pessimismus. Die Leute versuchen halbwegs sauber über die Runden zu kommen und jeder sucht durchaus sein persönliches Glück in kleinen Dingen. Allerdings ist da auch kein Optimismus mehr, es ist eher ein "Dazwischensein", eher Stagnation, Resignation im Angesicht dessen, was sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abspielt.
Ich denke eher, dass das mit selektiver Wahrnehmung zu tun hat. Wenn man selbst pessimistisch ist und auf alles Negative achtet, dann wird man positive Dinge seltener oder vielleicht sogar überhaupt nicht wahrnehmen. Dass manche Menschen im Zeitalter der "Smombies" nicht auf den Weg achten, ist aber normal inzwischen und hat mit Pessimismus nicht viel zu tun, sondern eher mit Handy-Sucht.
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