Was ist ein Gewissen?

vom 09.12.2010, 10:14 Uhr

Ein Gewissen ist ja etwas, was man nicht anfassen kann. Es ist da, aber man kann es nicht beweisen, dass es da ist. Was ist also ein Gewissen? Ist das so was wie die Psyche des Menschen`? Wie kann man das Gewissen erklären?Gibt es Menschen ganz ohne Gewissen? Woher kommen Gewissensbisse? Was geht in unserem Kopf vor, wenn sich unser angebliches Gewissen meldet? Was fehlt Menschen, die scheinbar kein Gewissen haben? Wie arbeitet im Gehirn das Gewissen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das Gewissen ist im Wesentlichen der Normenkatalog, der dir durch deine Eltern und die Gesellschaft in der du lebst vermittelt wird. Im Kindesalter wird dein Gewissen geprägt. Deine Eltern sagen dir was in ihren Augen richtig ist und was falsch, was Recht ist und was Unrecht ist. In der Schulzeit entwickelt sich dein Gewissen noch weiter. In westlichen Zivilisationen lernst du Werte kennen wie Fleiß und Disziplin. So bildet sich langsam eine Moralvorstellung. Die Prägung die du in deiner Kindheit erhältst ist so tief, dass du immer wenn du "Unrechtes" tust ein "schlechtes Gewissen" bekommst.

Hätte dir früher niemand gesagt, dass es Unrecht ist einen Menschen zu töten, hättest du auch kein schlechtes Gewissen. Aus diesem Grund können gerade Kinder besonders grausam sein. Wie oft z.B. kann man am Schulhof beobachten wie behinderte Kinder ausgegrenzt oder beleidigt werden. Die Kinder tun das ohne sich etwas Böses dabei zu denken, denn ihr Gewissen ist noch nicht vollständig ausgeprägt.
Natürlich kann es auch vorkommen, dass ein Mensch kein so ausgeprägtes Gewissen entwickelt wie ein anderer. Das hängt ganz vom familiären, kulturellen und sozialen Hintergrund ab. Jemand der in Afrika aufwächst, hat andere Werte und Moralvorstellungen als jemand der hier in Deutschland aufwächst. Ebenso hat ein Mensch, der im Mittelalter gelebt hat ein anders ausgeprägtes Gewissen, als ein moderner Mensch.

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» daaldi91 » Beiträge: 389 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ergänzend dazu: Einem scheinbar fehlendes Gewissen liegt meist ein Trauma, häufig in der Kindheit, zugrunde. Dies führt dazu, dass der Mensch sich nicht als Teil der Gesellschaft sieht. Fehlt dieser Gesellschaftsgedanke, dann handelt der Mensch unabhängig von moralischen Wertvorstellungen.
Eine psychische Störung kann sich aber auch aufgrund von falsch ablaufenden Stoffwechselprozessen manifestieren und gleichwohl zu antisozialem Verhalten führen.

Eine zu strikte elterliche Erziehung führt zu einem "übergroßem" Gewissen und damit zu übertriebener Schüchternheit und Sozialphobie. Betroffene leiden darunter und kompensieren ihre Probleme häufig mit exzessivem Drogen-, oder Alkoholkonsum. Eine Abkehr von diesem übergroßen Gewissen dauert sehr lange und ist mit viel Überwindungskraft (handeln gegen die Moralvorstellungen) verbunden, aber häufig auch nötig um nicht von unserer Gesellschaft ausgebeutet zu werden.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das Gewissen ist für mich ein innerer Wächter der mich davon abhält Dinge zu tun die moralisch nicht ganz sauber sind. Manchmal höre ich darauf, manchmal auch nicht- dann kommt unter Umständen später noch das schlechte Gewissen dazu, oder auch nicht.

Ich vermute einmal dass sich das Gewissen zum größten Teil aus der Erziehung und den gesellschaftlichen Normen rekrutiert, dem Alter und der persönlichen Erfahrung. Dabei ist die Hemmschwelle bei mir eigentlich nicht absolut festgelegt, es hängt auch von den äußeren Umständen ab. Was ich vorige Woche noch als mit dem Gewissen nicht vereinbar abgelehnt haben könnte wäre in dieser Woche vielleicht völlig in Ordnung, beispielsweise das nächste mal das Finanzamt zu bescheißen weil ich gerade eine dicke Nachforderung bekommen habe.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde am Besten lässt sich das immer an Freuds Theorie erklären. Wir Menschen habe ein Es, ein Ich und ein Über-Ich. Das Es steht für unsere angeborenen Triebe, das Über-Ich ist das, was uns an Normen und Werten beigebracht wird und das Ich ist die Instanz, die zwischen den beiden abwägt und sich für das entscheidet, was zu einem bestimmten Zeitpunkt am Besten für uns ist und weder dem Es noch dem Über-Ich groß widerspricht. Das beliebteste Beispiel hierfür ist beispielsweise der Mann, der am Markt in der Schlange steht und pinkeln muss. Das Es möchte pinkeln, es will, dass wir hinter einen Baum gehen und uns erleichtern. Das Über-Ich ist dagegen, denn damit würden wir gegen eine Regel verstoßen, denn es könnte uns jemand sehen und pinkeln in der Öffentlichkeit gehört sich nicht.

Und was ist jetzt das Gewissen? Das Gewissen ist das, was entsteht, wenn wir uns für eine der Möglichkeiten entscheiden und dadurch gegen eine andere Regel verstoßen, die uns durch das Über-Ich vorgegeben wird. Geht der Mann also hinter den Baum und pinkelt, dann erleichtert er sein Es, aber er hat ein schlechtes Gewissen, weil ihn jemand gesehen hat und er gegen die Regeln des Über-Ich verstoßen hat. Das Ich ist somit zu dem Zeitpunkt aus der Balance geraten, wir fühlen uns nicht wohl bei dem, was wir getan haben. Das gleiche geschieht, wenn wir jemanden verletzen oder gegen unsere eigenen Regeln verstoßen (abnehmen, weniger essen , aufhören zu rauchen oder zu trinken). Wir haben etwas getan, von dem wir wissen, dass es gegen eine der beiden Instanzen verstößt und sind daher schlicht und einfach aus der Balance, mehr ist das nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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