Neue Prioritäten beim Winterdienst - erst Radwege räumen?!

vom 09.12.2010, 07:40 Uhr

Sachsen-Anhalts Grüne machen mit einer sehr ungewöhnlichen Forderung auf sich aufmerksam, die stark polarisiert. In den Städten sollten zu erst die Radwege geräumt werden und dann die Straßen. Dies sei sinnvoll, weil auch winterfeste Radfahrer angesichts ungeräumter Radwege eher auf das Auto umsteigen würden und so die Straßen zusätzlich zu den normalen Pendlern verstopften. Inspiriert worden sei man durch Städte wie Kopenhagen, die unter anderem durch solche Regelungen zur Radfahrerstadt geworden sei.

Der Vorschlag ist sicher nicht völlig als Spinnerei zu bewerten. Aber im Gegensatz zu Großstädten wie Kopenhagen ist Sachsen-Anhalt ein Flächenland, in dem Pendler weite Strecken (nicht selten über 50 Kilometer) zurücklegen und dies meist mit dem Auto tun - unabhängig vom Wetter.

Dank zahlreicher Gebietsreformen gibt es auch flächenmäßig große Städte, die aber aus vielen kleinen Ortsteilen bestehen. Hier erst die Radwege der Kernstadt zu räumen und dann die Straßen der Ortsteile würde sicher noch mehr Öl ins Feuer der ungeliebten Eingemeindungen gießen.

Für mich ist dieser Vorschlag also absolut undurchdacht, legte man doch gleich noch nach, würden die Städte ihre Prioritäten beim Winderdienst nicht überdenken müsse man eben das Straßengesetz Sachsen-Anhalts neu fassen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Immer wieder mal was neues, würde ich sagen. Denn ich wüsste keine Stadt in Deutschland, wo es wirklich sinnvoll wäre sich als erstes um die Radfahrer zu bemühen im Winter. Wir sind doch ehe die Nation der Autofahrer und bevor die Menschen zum Rad greifen, würden sie doch eher Bus und Bahn nutzen, wenn sie damit wirklich effektiv etwas sparen könnten.

Und ich glaube auch nicht, das in einem Bundesland, wie Sachsen-Anhalt, die Grünen mit einer solchen Idee durchkommen würden. Das ist in meinen Augen mal wieder eine Parole um auf sich aufmerksam zu machen. Aber mehr auch nicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Das würde ich auch hier in Nordrhein Westfalen begrüßen. Die Radwege werden hier leider fast gar nicht geräumt. Paderborn ist eine Universitätsstadt. Radfahrer sind hier sehr viele unterwegs und auch kleinere Dörfer werden mit der Universitätsstadt verbunden. Die Radfahrer weichen dann auf die Straßen aus und werden kaum gesehen, weil sie dunkel gekleidet sind und auch mitten auf der Straße fahren. Denn die Seiten sind ja mit Schneebergen versehen.

Ich würde im Winter hier kein Fahrrad fahren und auf das Auto ausweichen, weil mir das Radfahren hier in der Stadt einfach zu gefährlich wäre. Der Vorschlag der Grünen in Sachsen Anhalt ist meines Erachtens gar nicht so ungewöhnlich und auch nicht als Spinnerei zu werten.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei uns in Ostfriesland würde das sicherlich sehr gut ankommen. Mal ganz davon abgesehen das ich generell dafür bin das die Radwege zuerst freigeräumt werden, das es mit dem Rad doch deutlich schwerer ist, sich nicht hinzulegen. Die Idee dahinter, dass anschließend weniger Autofahrer unterwegs sein, vertrete ich jetzt nicht so zu 100 % da ich mir nicht vorstellen kann das, dass wirklich so viel bringt. Wir haben hier wirklich sehr viele Radfahrer und zu Fuß ist hier kaum noch einer Unterwegs.

Doch für viele Schulkinder, die mit ihrem Fahrrad morgens zur Schule fahren würde, das endlich einmal bedeuten, dass sich nicht jedes Mal aufs Neue auf ihrem Schulweg verletzen. Ich bin mit meinem Fahrrad inzwischen schon über 5-mal hingefallen, zu Fuß bin ich noch nicht einmal ins Wackeln geraten. Meine Unterstützung hätte die Änderung also, auch wenn ich da an andere Vorzüge denke.

» Frozen003 » Beiträge: 141 » Talkpoints: 5,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eine solche Forderung halte ich für absolut unsinnig und realitätsfern. Es ist sicher lobenswert, wenn jemand auf das Auto verzichtet und umweltfreundlichere Verkehrsmittel nutzt, um an den gewünschten Ort zu gelangen. Allerdings denke ich nicht, dass man auf diese Weise wirklich so viele Radfahrer auch im Winter wieder zurück aufs Rad bekommt. Die ganzen Sonntagsfahrer sind eh immer ziemlich kälte- und nässescheu, so dass viele von ihnen auch im Winter automatisch auf das Auto zurückgreifen, selbst wenn die Wege geräumt sind. Auf der anderen Seite finden diejenigen, die wirklich gerne Rad fahren, auch im Winter genug Möglichkeiten. Ich selbst habe für den Winter zumindest für mein Cross-Country-Mountainbike einen Schnee- und Eis-Laufradsatz mit Spikes. Wem das Radfahren im Winter wichtig ist, der findet auch einen Weg, sich auf Schnee und selbst auf Eis gut und sicher fortzubewegen.

Bei uns ist es so, dass ohnehin nur die Hauptstraßen und besonders problematische Straßen mit starker Steigung oder ausgeprägten Kurven (Serpentinen) gestreut werden. Würde man diese zukünftig vernachlässigen, hätten auch Busse und Krankenwagen ernsthafte Probleme. Im Zweifelsfall käme ein Notfall-Patient nicht so schnell ins Krankenhaus, weil sein Krankenwagen erst einmal länger braucht, um den Patienten überhaupt zu erreichen. Auch der Transport zum Krankenhaus wäre unter Umständen deutlich verlängert. Wenn es um Leben und Tod geht, können fünf Minuten mehr wirklich etwas ausmachen.

Wenn die Busse nicht mehr durchkommen, würden sicher auch mehr Leute auf ihr Auto zurückgreifen und selbst ihr Glück auf der verschneiten Straße versuchen. Es gibt ja gerade auch in der Stadt Leute, die zwar ein Auto haben, dieses aber stehen lassen und zumindest zur Arbeit mit Bus und Bahn fahren. Gerade in dieser Gruppe würde ich eher eine Zunahme der Auto-Benutzung vermuten. Ob die Fahrradfahrer diesen Anteil wieder aufwiegen können, wage ich zu bezweifeln.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Die Grünen fordern ja zusätzlich auch noch, dass Rad- und Fußwege besser geräumt werden sollen - eine Forderung, die ich durchaus nachvollziehen kann und auch berechtigt finde. Das ist aber noch einmal etwas anderes als die Prioritäten bei der Räumung zu ändern.

Und dass in manchen Städten Deutschlands die Prioritäten tatsächlich mal überdacht werden sollten ist sicher auch in Ordnung, aber das kann man wohl kaum pauschalisieren, denn nicht alle Orte sind für Radfahrer gut erschlossen. Und allein die oberste Priorität beim Räumen auf Radwege zu legen, wird daran auch nichts ändern.

Das Radfahrer auf Grund dunkler Bekleidung schlecht zu sehen sind, ist in meinen Augen etwas ganz anderes, was auch die Radfahrer selbst zu verantworten haben. Wenn ich bei diesem Wetter zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs bin, dann ganz sicher nicht in dunkler Kleidung.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


JotJot hat geschrieben:Die Grünen fordern ja zusätzlich auch noch, dass Rad- und Fußwege besser geräumt werden sollen - eine Forderung, die ich durchaus nachvollziehen kann und auch berechtigt finde. Das ist aber noch einmal etwas anderes als die Prioritäten bei der Räumung zu ändern.


Das sehe ich ebenso. Hierbei wäre es besser, zur Not noch ein paar Saison-Kräfte für den Winter zu engagieren, anstatt an den falschen Stellen zu sparen. Ich denke auch, dass solche Konzepte nur für mittelgroße Städte taugen. Auf dem Land und auch in sehr großen Städten sind die Entfernungen einfach zu weit, als dass man morgens erst mal eine Stunde Rad fahren muss, weil die Arbeitsstätte oder die Uni 25 Kilometer weit entfernt ist.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Neben der möglichen politischen Steuerung die durch so eine Änderung von Prioritäten beim Räumen gibt es ja auch einen weiteren, wesentlichen Aspekt, der den Vorschlag wohl als undurchführbar gelten lassen sollte. Ganz unabhängig von möglicher weise aufgeführten anderen Beispielen wie in dem Fall Koppenhagen!

Das räumen von Schnee und Eis dient ja nicht nur einfach der Möglichkeit, die Straßen zu nutzen. Vielmehr sollen diese sicher genutzt werden können! Wenn nun aber sehenden Auges hingenommen wird, dass die Straßen durch Eis und Schneematsch zu gefährlichen Schlitterbahnen werden, nur weil man zunächst die Radwege frei räumt, dann ist damit in keinem Punkt jemandem geholfen.

Es wäre zu erwarten, dass die Verkehrsbehinderungen in Folge von Unfällen stark zunehmen und der Verkehr ganz zum erliegen kommt. Besonders in Stoßzeiten! Und ob dann Radfahrer wirklich davon profitieren können, ist noch nicht mal erwiesen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also ich finde die Idee gar nicht so verkehrt muss ich zugeben denn bei uns in der Stadt und ich wohne in Sachsen Anhalt sind sehr viele mit dem Fahrrad unterwegs und bei dem Wintereinbruch vor gar nicht so langer Zeit dauerte es geschlagene 3 Tage bis Rad- und Fußwege geräumt wurden! Als Fußgänger bzw. Radfahrer hatte man halt einfach mal Pech wenn man einkaufen musste oder so und kein Auto hat. Da ich nun auch noch mit Kinderwagen unterwegs bin ging gleich gar nichts mehr und Auto haben wir nicht.

Man muss ja aber auch bedenken, dass es 2 Grundverschiedene Autos sind die die Radwege bzw. Straßen räumen und wenn man einfach mal noch 2-3 Leute zusätzlich einstellen würde dann wäre auch beides gleichzeitig machbar und keiner wäre benachteiligt.

» chica1989 » Beiträge: 297 » Talkpoints: 0,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde diese Argumentation zwar völlig sinnlos, weil der Anteil der Radfahrer im Winter sehr stark sinkt, jedoch bin ich auch dafür das die Radwege früher geräumt werden sollten.

Wenn die Radwege sicher wären würden viele Autofahrer wieder aufs Rad umsteigen. Somit würde auch der Straßenverkehr entlastet werden. Der Effekt wäre also der selbe. Insgesamt musste ich nämlich leider beobachten das Radwege wenn überhaupt nur sehr spät geräumt werden, obwohl sie Ebenso zum Straßenverkehr gehören wie die Autos.

» 1337 » Beiträge: 692 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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