Zwei-Klassen Behandlung im Krankenhaus

vom 04.12.2010, 08:52 Uhr

Wie ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben habe, hat eine Bekannte den verhängnisvollen Fehler gemacht im Krankenhaus zu sagen das sie eine Zusatzversicherung für eine Sonderklasse hat, obwohl sie nur eine für Unfall hat. Und da sie ja mit einer Gallenblasen Operation im Krankenhaus war hat diese Versicherung jetzt natürlich nicht bezahlt. Das Resultat war jetzt eine Rechnung von 2000 Euro für 4 Tage Krankenhaus. Eine ganz schöne Summe.

Wir haben uns jetzt die ganze Rechnung angeschaut und sie hat sich noch mal überall informiert weil uns einiges komisch vorgekommen ist. Sie hat ja eine normale Krankenkasse und die übernimmt normalerweise ja die Behandlung. So ist es auch und die normale Krankenkasse bezahlt pro Tag für sie über 600 Euro. Ist ja schon eine ganz schöne Summe. Aber auf ihrer Rechnung stehen jetzt auch Medikamente, Röntgenbilder und so weiter und so fort. Und das finde ich ehrlichgesagt von ein wenig extrem, denn das Röntgenbild von einem Sonderklasse Patienten kann ja auch nicht teurer sein als von einem Patient der normal im Krankenhaus liegt. Und auch die Medikamente können nicht plötzlich teurer werden.

Ihr wurde dann erklärt dass bei der Sonderklasse einfach alles teurer ist. Ok, das mit dem Zimmer, vielleicht mit der Pflege und ähnliches kann ich mir gut vorstellen. Auch das sie vielleicht ein besseres Essen bekommt. Aber bei Medikamenten? Es kann doch nicht sein das ein Patient der keine Sonderklasse hat eine schlechtere Behandlung oder schlechtere Medikamente bekommt.

Ich habe mal interesshalber auf meinem Leistungsblatt meiner Krankenkasse nachgeschaut und für meine 8 Tage Krankenhaus bei der Geburt mit Kaiserschnitt musste die Krankenkasse gerade mal 1840 Euro bezahlen. Sonderklasse Patienten werden anscheinend wirklich ausgenommen. Kein Wunder das die Zusatzversicherungen, die das bezahlen so teuer sind. Was meint ihr, kann es bei einer Behandlung wirklich so viel Unterschied geben das eine solche Rechnung gerechtfertigt ist? Haben wir wirklich eine Zwei Klassen Behandlung im Krankenhaus?

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kenne beide Seiten, ich gehe jetzt mal davon aus, das du mit Sonderklasse Privatpatienten meinst oder? Ich war früher, bis ich 27 Jahre alt war über meine Eltern privat versichert, sprich Chefarzt Behandlung, Einzelzimmer, etc. Und da ist es eben so das man in Vorleistung geht mit der Bezahlung und das später von der KK und Beihilfe wieder bekommt. Deine Freundin sagte ja das sie Sonderklasse Patientin ist - obwohl das ja nicht der Fall war.Dann muss sie auch die Kosten tragen die ein richtiger Privat Patient von der KK wieder bekommt.

Da deine Freundin aber diese Versicherung nicht hat muss sie das auch selber trage. Ich habe übrigens Krankenschwester gelernt ( zwar in Irland aber ich denke es gibt da kaum Unterschiede) und es ist nun mal so das die Patienten die eine "bessere" Behandlung wünschen auch teurer Medikamente bekommen und nicht gerade das von Ratiopharm oder so sondern eben die Sachen die viel teurer sind. Da ist es wieder das die "Marke" des Medikaments ausschlaggebend ist.

Das heißt aber jetzt nicht das Kassenpatienten, weniger gute Medikamente bekommen, die bekommen eben den gleichen Wirkstoff nur eben von der billigeren "no-name" Marke. Mein Mann bekam bei seiner Nasen OP nur die "normale" Behandlung und es ist alles wunderbar verheilt. Bei meinem KS ( ich hatte nen sehr hohe Tagegeldversicherung und auch sonst Sonderkonditionen) habe ich z.b. andere Schmerzmittel bekommen von einer besseren Marke, als meine Zimmer Nachbarin.

So ist das ganz einfach und deine Freundin wird da nicht viel machen können, außer zu zahlen. Es ist ganz einfach die Schuld deiner Freundin das sie nun auf den Kosten sitzt, sie hätte ja nicht vorgeben müssen etwas zu sein, was sie nicht ist.

» Kathie1401 » Beiträge: 593 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das mit dem Zahlen ist eh nicht das Problem. Sie hat es längst erledigt und fertig. Es ist ihr einfach ein Fehler unterlaufen, das sie zwar so eine Sonderklasseversicherung, sprich Privatpatient, hat, aber eben nur für den Fall von einem Unfall und nicht in Falle einer Krankheit was es jetzt hier war. Aber was uns eben so komisch vorkommt ist der Unterschied.

Ok, so wie du es jetzt mit den Medikamenten erklärt hast lasse ich es mir einreden. Aber was ist zum Beispiel bei einem Röntgenbild für einen Privatpatienten so viel teurer? Das leuchtet mir nicht ein. Für mich entsteht eben der Eindruck dass man als Normalpatient anders oder schlechter behandelt wird.

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



wiesel hat geschrieben:
Ok, so wie du es jetzt mit den Medikamenten erklärt hast lasse ich es mir einreden. Aber was ist zum Beispiel bei einem Röntgenbild für einen Privatpatienten so viel teurer? Das leuchtet mir nicht ein. Für mich entsteht eben der Eindruck dass man als Normalpatient anders oder schlechter behandelt wird.



Es kann sein das ganz anderes Personal dann die Röntgenbilder gemacht hat, ich weiß z.b. das es Krankenhäuser gibt wo der Chefarzt manchmal die Röntgengeschichten selber durchführt als eine Röntgenassistentin. Wobei ich das schon recht dreist finde dafür mehr Geld zu erheben. Als ich im KH war wegen meinem Kaiserschnitt hatte auch der Chefarzt das Ultraschall gemacht und nicht wie bei den anderen Patienten die Assistenzärztin.

Es gibt halt Unterschiede im "wert" der Ärzte, ganz extrem ist das in Irland, wenn man von einem einheimischen Arzt behandelt wird dann zahlt man mehr für die Behandlung als wenn ein Arzt - mit dem gleichen Doktortitel- aus Pakistan stammt.

» Kathie1401 » Beiträge: 593 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Genauso gut könnte man fragen, warum im Handwerk eine Meisterstunde mehr kostet als die eines Gesellen und diese wiederum mehr als eines Bauhelfers auch wenn diese die gleichen Arbeiten ausführen. Das liegt an der unterschiedlichen Qualifikation und auch an der unterschiedlichen Erfahrung.

Und dass man die unterschiedlichen Sätze der gesetzlichen Kasse nicht mit denen der privaten Versicherung vergleichen kann, weil zumindest in Deutschland nicht mehr nach tatsächlichem Aufwand bezahlt wird, wenn man gesetzlich versichert ist. Ob man daher die Abrechnungen wirklich vergleichen kann ist daher eine andere Frage.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Der Chefarzt hat nun einmal einen höheren Stundensatz als der Assistenzarzt. Dazu kommt noch dass man bei dieser Sonderbehandlung dann dort als Privatpatient gilt und auch höhere Sätze abgerechnet werden dürfen. Als normaler Kassenpatient wird jede Leistung mit dem Faktor 1,7 multipliziert, bei Privatpatienten ist es das 2,3fache. In Ausnahmefällen bei besonders viel Aufwand darf sogar bis zum 2,8fachen abgerechnet werden. Wie gesagt erstreckt sich dieser Kostenfaktor nicht nur auf die Arbeitskraft sondern auf jede Leistung, angefangen vom Bett bis zur Spritze.

Vielleicht noch ein Beispiel zur besseren Verdeutlichung. Wenn ich mir bei Fielmann als Kassenpatient eine Brille machen lasse zahle ich meinetwegen 100 Euro, als Privatpatient muss ich 150 Euro für die selbe Brille bezahlen. Ich habe das erst vor kurzem mitbekommen weil die Fielmann-Mitarbeiterin vorher den Preis ausgerechnet hatte und vergaß danach zu fragen. Hinterher sagte sie mir dass dieser Preis nur für Kassenpatienten gilt und ich den deutlich höheren Satz zu bezahlen habe.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe ein paar Jahre bei einem Augenarzt gearbeitet und habe auch die Abrechnungen gemacht. Da war es zwar nicht Krankenhausfeeling, aber immerhin weiß ich, wie sich die Kosten zusammenstellen. Es ist natürlich kein Medikament teurer als das der Kassenpatienten. Es wird einfach nur mehr berechnet. Ein Privatpatient bezahlt im Durchschnitt 3 - 4 x soviel wie ein Kassenpatient. Deswegen werden auch Privatpatienten beim Arzt oftmals bevorzugt, weil die Ärzte dadurch einfach mehr verdienen.

Wenn beispielsweise ein Beratungsgespräch bei einem Kassenpatienten ca 20 Euro kostet, kann der Arzt bei einem Privatpatienten 60-80 Euro abrechnen. Deswegen ist eben der Privatpatient lukrativer für den Arzt. Anders ist es im Krankenhaus auch nicht.

Ich selber habe in meiner zweiten Schwangerschaft und der Geburt den Privatpatientenstatus genießen dürfen, weil ich eine Zusatzversicherung hatte. Das Krankenhaus hat an mir mehr verdient als in der ersten Schwangerschaft, weil die privaten Versicherungen mehr Geld bezahlen für die einzelnen Behandlungen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



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