Integrationskinder: hat das irgendeine Auswirkung für später

In einem anderen Beitrag habe ich bereits hinterfragt, ab wann ein Kind im Kindergarten als Integrationskind gilt. Mein Sohn hat zum Beispiel eben eine sehr ausgeprägte Form von Neurodermitis und dadurch eine 50%ige Behinderung.

Nun habe ich durch Zufall einen Integrationskindergarten entdeckt. Dieser Kindergarten wäre zwar nicht in meiner Wohnnähe, sondern würde dann in Frage kommen, wenn ich dort wo ich es mir vorstelle eine Arbeitsstelle bekommen sollte. Die habe ich aber noch nicht, deswegen ist es derzeit zunächst einmal eine rein theoretische Frage.

Prinzipiell hätte ich jedoch schon Interesse meinen Sohn in einen Integrationskindergarten zu geben. Ich sehe darin mehrere Vorteile. Zum einen sind die Gruppen kleiner. In diesem Kindergarten wären es eben statt 25 nur 15 Kinder und es gibt dabei 3 Betreuer. Ich habe solche Kindergärten schon vor meiner Schwangerschaft ganz toll gefunden, weil ich sie auch für die gesunden Kinder sehr vorteilhaft sehe. Das heißt, auch wenn mein Sohn ganz gesund wäre, würde ich diesen Kindergarten sehr nett und interessant finden.

Nun weiß ich aber eben nicht, ob mein Sohn mit seiner Erkrankung bereits als Integrationskind gilt. Das wird aber sowieso in einem anderen Thread in Frage gestellt. Hier würde mich vor allem interessieren, ob es für die Zukunft meines Sohnes irgendwelche Auswirkungen hat, falls er als Integrationskind eingestuft werden sollte.

Ich denke da jetzt zum Beispiel an die Schulzeit. Wird er dann dort auch automatisch als Integrationskind eingestuft? Eine Integrationsklasse würde mich auch da nicht stören, aber wird dann nicht auch auf dem Zeugnis ein Integrationsvermerk gemacht? Und falls das so sein sollte, wird da der Grund der Integration erwähnt? Hat man mit so einem Vermerk dann später womöglich schlechtere Berufschancen?

Wie mein Sohn in der Schule zurechtkommen wird, kann ja natürlich noch keiner wissen. Aber auch eine ausgeprägte Neurodermitis wird sich denke ich nur bedingt auf die Schulleistung auswirken. Mir haben zwar schon einige Ärzte vorausgesagt, dass es zu Problemen kommen kann, wenn er bis dahin eben weiterhin noch solch massive Schlafstörungen wie jetzt haben sollte, weil dadurch auch sicher die Konzentration nicht so vorhanden sein kann und man merkt auch jetzt schon, dass er durch das ständige Kratzen in der Entwicklung etwas hinterher hinkt. Aber trotzdem kann man natürlich noch nichts konkretes über seine zukünftige Schulleistung sagen.

Im Kindergarten gibt es ja keine Zeugnisse oder dergleichen. Deswegen wäre es hier denke ich einmal natürlich vollkommen egal, ob er nun als Integrationskind eingestuft wird oder nicht. Außer eben, dass es dann auch Auswirkungen auf seine schulische Ausbildung haben könnte.

Ich hoffe, es ist OK, wenn wir zum eigentlichen Thema zurückkommen.

Mein Pflegekind war ab dem vierten Lebensjahr bis zum Schuleintritt auch als Integrationskind in einem entsprechenden Kindergarten. Bei ihr war es aber nicht wegen einer körperlichen Beeinträchtigung, sondern weil sie unter so genannten Teilleistungsstörungen litt. In diesem Kindergarten war es auch so, dass die Gruppen kleiner waren (der Betreuungsschlüssel halt ein anderer) und dass es kein zusätzlich geschultes Personal gab. In dieser Einrichtung war es so, dass entsprechend geschulte Personen in den Kindergarten kamen und dort mit dem oder den Kindern arbeiteten, bei meinem Pflegekind war es eine Person von der Frühförderstelle. Zusätzlich war es in diesem Kindergarten auch so, dass es ganz andere Angebote gab, die den Kindern mit den verschiedenen Beeinträchtigungen die Möglichkeit gab sich entsprechend ihrer ganz persönlichen Möglichkeiten zu entfalten.

Mein Pflegekind hat in dieser Zeit ganz enorme Fortschritte gemacht und ist danach ganz normal auf die Grundschule gekommen. Dass sie einen Integrationskindergarten besucht hat, war nie ein Thema. Da ja auch vollkommen gesunde Kinder diese Einrichtungen besuchen können, müsste es erst explizit erwähnt werden, dass sie ein Integrationskind war.

Bei anderen Kindern aus dem Integrationskindergarten ist es allerdings schon so, dass empfohlen wurde, diese auf speziellen Schulen zu beschulen. Da lässt sich dann schon eher ableiten, dass dieses Kind ein Integrationskind ist. Allerdings muss man dieser Empfehlung ja auch nicht folgen. Man kann sich trotzdem für eine ganz normale Beschulung entscheiden – ob man dem Kind damit einen Gefallen tut, steht auf einem anderen Blatt.

Ich selbst bin in eine Integrationsvolkschule gegangen, weil meine Mutter es so wollte. Wir hatten im Bekanntenkreis einen behinderten Jungen und ich habe viel mit ihm gespielt und da hat sich meine Mutter gedacht, sie gibt mich in diese Klasse, damit ich den Umgang mit behinderten Kindern lerne und sehe, wie gut es mir eigentlich geht.

Ich muss sagen, dass mir das sicher nicht geschadet hat. Ich gehe offen mit behinderten oder kranken Leuten um. Ich glaube, dass es auch sehr hilfreich sein kann, wenn man das als Kind schon mitbekommt, dass eine Behinderung "normal" ist und man die betreffende Person deswegen nicht anders behandeln muss.

Natürlich war es nicht immer leicht, weil wir ein Mädchen in der Klasse hatten, die sehr schlau war. Wenn etwas nicht so ging wie sie wollte, dann hat sie auf arm gemacht und alle waren bei ihr und haben ihr geholfen. Sie war teilweise auch gewalttätig, wenn man mal nein zu ihr sagte, aber da hat die Lehrerin einfach das Mädchen und ihr "Opfer" auf die Seite genommen und es wurde darüber gesprochen.

Freundinnnen von mir sehen behinderte Leute oft nur groß an und meinen dann, wie arm die Person ist und was sie alles nicht machen kann und haben totales Mitleid. Natürlich sind diese Leute "arm" mit ihrer Behinderung, aber sie leben damit und meistern ihr Leben auch damit. Die wollen gar kein MItleid. Sie freuen sich viel mehr, wenn man sie wie einen "normalen" Menschen behandelt.

Was ich als Vorteil in der Schule gesehen habe war, dass immer 2 Lehrerinnen anwesend waren. Eine hat unterrichtet und die andere hat sich um die Kinder gekümmtert, die nicht mitgekommen sind. Das waren aber nicht immer die Integrationskinder.

Ich finde, dass es einfach für die soziale Seite gut ist für Kinder und ich denke, dass man nicht zu früh damit anfangen kann. Kinder können ja sehr gemein sein und so lernen sie gleich, dass Integrationskinder nicht anders sind und man normal mit ihnen umgehen kann. Und es heißt ja nicht, dass jedes Kind dadurch körperlich behindert ist, sondern es zählen ja wie du gesagt hast schwere Krankheiten auch dazu.

Bei uns in der Schule und auch in der Klasse meiner Töchter gibt es auch Integrationskinder. Allerdings sind das Kinder ohne körperliche Behinderung. Dabei geht es allein um Lernschwächen, welche mit teilweise Förderunterircht und eben halt auch Integrationslehrern im normalen Unterricht beschult werden.

Daher bin ich auch der Meinung, das dein Kind in diesem Zusammenhang nicht unbedingt als Integrationskind zu sehen ist. Denn es liegt ja, soweit ich das mitbekommen habe, keine Entwicklungsverzögerung oder gar Störung vor.

Das du nun einen Integrationskindergarten persönlich besser findest, weil eben die Gruppen kleiner sind, ist halt immer eine subjektive Meinung. Wenn du also diesen Kindergarten bevorzugst, weil er halt nach deinem Empfinden besser für dein Kind ist, dann schick es dort hin.