Müssen Bedürftige alles nehmen?
Wir diskutieren ja gerade in zwei Threads mindestens über die Spendenboxen. In einem tauchte auch eine Aussage auf, die in die Richtung tendiert, Bedürftige sollten alles Essen. Ok war wahrscheinlich nicht ganz so gemeint. Mich beschäftigt aber das Thema schon länger, deshalb würde ich gerne mal eure Meinung hören. Ich finde das Thema ein wenig heikel und kann an sich beide Seiten verstehen. Ich persönlich schäme mich auf der einen Seite und fühle mich aber auch erniedrigt, deshalb halte ich mich erst mal zurück.
Es ist ja so, dass es in Deutschland diverse Tafeln gibt, die Lebensmittel an Bedürftige ausgibt. Grundgedanke der Tafeln war an sich mal, statt Lebensmittel weg zu schmeißen, diese halt armen Menschen zu geben. Also Lebensmittel die an sich für den Verzehr noch geeignet sind, aber nicht mehr verkaufbar sind, aus welchen Gründen auch immer. Gründe sind zum Beispiel ein baldiges erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums oder auch Druckstellen am obst. Sachen die in den Supermärkten also aussortiert werden und dann meistens weg geschmissen werden.
Die Tafeln arbeiten in Deutschland unterschiedlich. Bei manchen werden halt fertige Päckchen an die Tafelbesucher ausgegeben, in anderen kann man sich seine Waren zum Teil selbst aussuchen. In beiden Fällen kann es natürlich sein, dass man daheim feststellt, dass man Sachen erhalten hat, die man nicht mag, nicht verträgt oder die einfach nicht mehr genießbar sind. Ist man als Bedürftiger aber dann quasi gezwungen die Sachen zu Essen und muss ein schlechtes Gewissen haben, dass man die Sachen wegschmeißt? Oder haben auch Bedürftige, sagen wir mal das Recht, zu sagen, das mag ich nicht und entsorge es deshalb?
Auf der eine Seite kann man natürlich sagen, die sollen froh sein, dass sie Lebensmittel geschenkt bekommen und sich nicht so anstellen. Auf der anderen Seite essen aber auch andere Menschen, die halt auf die Tafeln nicht angewiesen sind, nicht alles. Und es gibt sicherlich auch unter denen Menschen welche, die selbst geschenkt manches nicht runter würgen würden oder?
Ich denke, damit meinst du meine Aussage, wo eine Bedürftige hingegangen ist und Brot weggeschmissen hat, was noch gut war und auch Joghurt, wo das MHD fast erreicht war. Ich selber war auch mal eine Bedüreftige mit 2 Kindern. Ich habe es gerne angenommen, dass ich bei der Tafel meine Lebensmittel bekam. Auch wenn es mehr Arbeit macht einen Obstsalat aus "zerdötschtem" Obst zu machen, so habe ich das gerne gemacht, weil ich Geld sparen konnte. Ich habe aber bei der Tafel Leute gesehen, die dieses Obst sofort weggeschmissen haben.
Ich denke, dass man, wenn man so pingelig ist, gar nicht hingehen soll und sich dann die "Schmackerln" raussuchen kann. Denn es gibt Bedürftige, die darauf angewiesen sind und wer meint, dass er noch gute Lebensmittel nicht annehmen braucht, der muss ja nicht zur Tafel gehen. Es zwingt ja keiner einen das überhaupt anzunehmen. Die Leute haben es aber angenommen und dann weggeschmissen.
Ich denke, dass man, wenn man Lebensmittel geschenkt bekommt nicht so wählerisch sein darf und auch wenn man dann zuhause vielleicht das eine oder andere aussortiert und sieht, was man wegschneidet oder was wirklich schlecht ist, ist das die eine Sache. Die andere Sache ist aber, dass die Leute mit großen Taschen ankommen und dann nur ausgewählte Sachen haben wollen und dann auch noch sauer sind, wenn der Beutel dann nicht voll ist, wo andere den Beutel voll bekommen, die eben wirklich alles nehmen und dabei glücklich sind.
Sicher muss ein Bedürftiger nicht alles annehmen. Aber ein Bedürftiger muss auch das Angebot nicht annehmen und wenn derjenige das Angebot annimmt, so sollte er auch sehen, was er draus machen kann. So schlimm sind die Sachen nicht, die man dort bekommt und ich denke, dass man wirklich für alles dankbar sein sollte und ich bin es gewesen und habe mich jedesmal gefreut, wenn ich meinen Kindern was kochen konnte, was ich sonst vielleicht nicht gekauft hätte, weil es zu teuer war oder wenn die Kinder einen Joghurt bekamen, der zwar am nächsten Tag abgelaufen ist.
Sicher hat auch jeder Mensch, ob er bedürftig ist oder nicht, das Recht zu sagen, dass er was nicht mag. Wer will das auch nachkontrollieren, wenn er es zuhause macht. Aber ich denke, dass man sich als Bedürftiger nicht aussuchen sollte, was man mitnehmen will und was nicht. Wenn man alle aussuchen lässt, dann würde wohl nur das Beste mitgenommen werden und der Rest würde liegen bleiben.
Ich finde es nur unfair, wenn einer hingeht und sich bei der Tafel eine Riesentüte abholt, bei den ersten dabei war, die was bekommen haben und rauskommen und die Hälfte dann aussoertiert in den Mülleimer schmeißt, was ich schon selber gesehen habe. Andere wären froh, wenn sie diese Sachen bekommen, die nicht schlecht sind, sondern eben nicht mehr ganz frisch sind.
Selbst wenn ein Mensch auf solche Tafeln angewiesen ist, muss er das Essen doch nicht zu sich nehmen, wenn er daheim bemerkt, dass es ihm nicht schmeckt. Manchmal sind Sachen vielleicht auch schon früher schlecht geworden, als es auf der Verpackung steht, oder man verträgt gewisse Stoffe in den Lebensmitteln nicht. In diesen Fällen kann man kaum eine Person zwingen das Produkt noch zu sich zu nehmen. Es geht dabei ja auch um die eigene Gesundheit, die man nicht gefährden will. Außerdem braucht man in diesem Fall auch kein schlechtes Gewissen zu haben, da man weiß, dass auch andere Menschen dies nicht mehr hätten konsumieren können.
Ähnlich ist es mit Dingen, die einem doch nicht schmecken. Bisher habe ich immer gehört, dass alle Besucher der Tafel, sofern sie älter als 18 Jahre sind, einen Euro bezahlen müssen. Sie haben also auch etwas für ihr Essen gespendet, selbst wenn es nicht unbedingt viel ist. Wenn man dann also bemerkt, dass es einem doch nicht mundet, kann man es ruhigen Gewissens wegschmeißen. Vorher haben es ja bereits andere Leute "weggeschmissen", da sie die Nahrung nicht haben wollten.
Bei der von Dir aufgeworfenen Fragestellung geht es eigentlich im Grund um die Frage, wo die angeblich unverletzliche Würde eines Menschen beginnt. Es ist mir persönlich klar, dass es viele Menschen gibt, die fest davon überzeugt sind, dass die, die nichts haben, über jeden geschenkten Brotkrumen froh sein müssen und sich eben nicht beklagen oder diesen gar ablehnen dürfen. Dies ist auch dann richtig, wenn die Welt bzw. das Menschenbild (der Mensch und dessen Lebensinhalt sowie die Lebensberechtigung) ausschließlich auf dem fußt, was an Nutzleistung hervorgebracht wird.
Eine solche Sicht sehe ich aber aus verschiedensten Gründen für - im Zeitalter der Aufklärung, des Fortschritts und des nicht bestreitbaren Überflusses - als falsch und nicht erstrebenswert an. Denn das bedeutet auch eine Selektion (zwangsläufig!) von Menschen. Nämlich in die, die Leistung bringen können und auch erbringen und solche, die der Gesellschaft mit ihrem Leben nur zur Last fallen oder zumindest kein wie auch immer definiertes Soll erfüllen.
Selbst Menschen, die am Rande der sog. Gesellschaft stehen und - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr in der Lage sind, sich der Leistungsnorm zu fügen und die erwartete Leistung zu erbringen, sind nicht die ewigen Bittsteller, welche auf die Gnade andere angewiesen sind. Sie müssen nicht um ihr Überleben betteln! Es ist die Verpflichtung der arbeitsteiligen Gesellschaft (dadurch erst kommt es dazu, dass zu wenig Arbeit zu verteilen ist und auf der anderen Seite auch immer mehr Waren vorhanden sind!) eben auch diese Menschen aufzufangen! Und aus dieser Verpflichtung erwächst ein Recht der Mittellosen! Sie müssen es also nicht erhoffen, sondern sollten es einfordern können.
Das ist das, was ich dann als problematisch am Almosensystem sehe. Hier ist man immer mehr von privaten Initiativen abhängig, die den Ärmsten helfen. Der Staat zieht sich immer weiter raus. Mich erinnert das ein wenig an die Eiserne Lady Margaret Thatcher, welche eben darauf vertraut hat, dass sich genügend Initiativen finden werden. Der Staat braucht sich nicht um die sozialen Belange der Ärmsten kümmern. Es wird sich schon ein System von selbst entwickeln (sei es Kirchlich, sei es Privat).
Hat man das dann mal erreicht, kommt eben der Punkt, welcher solche Fragen wie die hier vorliegende erlaubt. Denn hier handelt es sich um Spenden an die Armen und da kann einem der Gedanke kommen, dass die nehmen müssen, was sie bekommen.
Das damit die Würde der dann Bittsteller mit Füßen getreten wird, wird entweder in Kauf genommen oder nicht bedacht. Dabei sollte klar sein, dass Menschen verschieden sind und natürlich nicht ein Jeder alles gleich bewertet bzw. die gleichen Vorlieben hat. Es verlangt niemand, dass Kaviar angeboten wird. Aber ebenso wenig dürfen andere darüber urteilen, was anderen zusteht! Wenn auch Tafel-Nutzer Lebensmittel angeboten bekommen, welche sie nicht wollen, dürfen sie dies kund tun und im Zweifel auch entsorgen.
Mal eine andere Frage von mir zu dem Thema. Warum entsorgen und nicht tauschen? Soweit mir bekannt trifft man bei der Tafel doch regelmässig die selben Leute. Jeder hat einen anderen Geschmack und man kann nach dem Erhalt der Lebensmittel doch untereinander tauschen. Damit wird nichts weggeworfen und allen ist geholfen.
Wobei ich selbst da weniger Probleme mit Lebensmitteln habe, da ich fast nichts verweigere vom Geschmack her und vertragen tue ich alles. Nur kann ich keinem etwas aufzwingen, auch wenn es mehr oder weniger geschenkt ist. Wen jemand keine Leberwurst mag, dann muss das akzeptiert werden. Daher finde ich die Regelung bei den Tafeln besser, wenn die Leute sagen können was sie nicht möchten.
Habe selbs letztes Jahr kurz vor Weihnachten ein freiwilliges soziales Praktikum bei einem Tafelladen absolviert und fand die Auswahl gigantisch. Klar sind Produkte wie Joghurt oder ähnliches kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum aber wie lange habt ihr vor die zu sammeln und sie sind ja auch noch gut. Würde es deshalb kaum als "Reste essen" bezeichnen. Auch gab es damals so kurz vor Weihnachten auch frische Karpfen die gespendet wurden.
Etwas von einer Regel, dass alle Besuche über 18 angeblich einen Euro bezahlen müssen (falls es stimmt) war damals noch undenkbar. Das Essen kostete zwar etwas, man bekam es allerdings auch problemlos umsonst sofern man es wollte.
Ein Karpfen für 2 Euro oder ähnliches ruft zwar bei einigen Empörung aus, wenn man allerdings sieht, wie die Menschen jeden morgen stundenlang vor der Öffnung auf ihre Nummer warten und sonst vermutlich keine andere Chance zu Lebensmitteln zu gelangen haben, haben sie es meiner Meinung nach verdient, da sie meistens nichts für ihr Unglück können.
Erst mal zum Ablauf der örtlichen Tafel. Hier werden die Besucher halt in Gruppen aufgeteilt. Das erfolgt quasi schon wenn man den Berechtigungsschein beantragt. Man hat drei Tage zur Auswahl und sagte dann halt den Tag an dem man kann. Dann bekommt man halt eine Gruppe und eine Nummer zugewiesen. Die Gruppen sind mit A bis F gekennzeichnet und dann halt noch Nummern von 1 bis meistens 50. Manche Gruppen haben mittlerweile auch mehr Nummern. In der einen Woche ist die Gruppe A halt um 11 Uhr dran. Dann halt nach der Nummer. In der Woche drauf, wechselt das dann. Also jede Gruppe hat einen wöchentlichen Wechsel und ist einmal halt um 11 Uhr dran und einmal halt erst um 13.30 Uhr. Zumindest laut Plan. Meistens hat schon die zweite Gruppe eine Verzögerung. Sprich es kann passieren, wenn man halt seinen Gruppentermin um 13 Uhr hat, dass man gegen 15.30 Uhr erst dran kommt. Ist mir zumindest schon passiert.
Alte Menschen, Menschen mit Behinderung, Berufstätige etc. können eine Sondergenehmigung haben und kommen dann um 11 Uhr dran oder kommen halt an dem Ausgabetag wann sie wollen. Das sind aber Ausnahmen. Eine Ausnahme die aber auch den 11 Uhr Termin immer verzögert, weil die Leute halt zu erst dran sind.
Hier wird pro erwachsener Person ein Euro genommen. Die Änderung gibt es seit Sommer 2009 glaube ich. Ich finde den Obulus in Ordnung, denn irgendwie muss das ja auch finanziert werden. Wie gesagt es fallen Mietkosten von 1400 Euro an und die Fahrzeuge müssen auch bezahlt werden. Von anderem Kleinkram mal abgesehen.
Hier bekommt man dann erst Kühlprodukte und Grundnahrungsmittel. So Sachen wie Joghurt, Wurst, Käse, Nudeln aber auch mal Shampoo und ähnliches. Dann kommt man zu Obst und Gemüse. Und zu Letzt zu Backwaren. An sich kann man dann an jedem Ausgabepunkt sagen, was man möchte. Klar gibt es Grenzen, wie halt nicht alle Milch an einen Bezieher ausgegeben werden oder Singles halt keine Großpackungen bekommen. Wobei an anderen Ausgabetagen wohl Körbe gepackt werden und die den Beziehern hingestellt werden und die sich dann nehmen was sie wollen und den Rest halt zurück geben. Eine andere Variante wird hier vor Ort noch von einem anderen Verein angeboten, die nehmen aber einen festen Preis im Monat. Dort gibt man an dem Ausgabetag um eine bestimmte Uhrzeit seine Körbe ab und holt die gefüllt später wieder ab.
Das erst Mal zum reinen Ablauf vor Ort. Ich weiß das es auch Tafeln gibt, die anders arbeiten. Ich kann an sich immer noch nicht wirklich in Worte fassen, was ich ausdrücken wollte. Es ging auch nicht alleine um deine Aussage Diamante. Deshalb erst mal der Ablauf vor Ort oder wie ich ihn halt auch aus anderen Orten kenne ( deshalb nannte ich noch die verschiedenen Varianten).
Nein, alles nehmen müssen sie vielleicht nicht. Aber ich finde es schon asozial, wenn erst mal alles genommen wird und man nicht gleich sagt, dass man XY nicht mag und es deswegen da lässt. Oder dass der Joghurt einem schon zu kurz vorm Ablaufdatum ist.
Es ging dir ja auch eher darum, dass jemand so raffgierig war und erst mal jede Menge geschnappt hat und dann hinterher OHNE genauer zu gucken (derjenige wird wohl kaum auf der Straße den Joghurt aufgemacht und probiert haben und wenn das Brot schon offensichtlich schimmlig gewesen wäre, wäre es sicher nicht ausgegeben worden) einfach weggeworfen hat. Das ist ja etwas ganz Anderes und hat mit "alles nehmen müssen" wenig zu tun.
Wenn einem schon jede Menge Essen geschenkt wird, ohne dass man was dafür tun muss und obwohl man sich mit Hartz4 selber ernähren könnte, dann finde ich es schon schäbig, es einfach weg zu werfen.
Wenn einem schon jede Menge Essen geschenkt wird, ohne dass man was dafür tun muss und obwohl man sich mit Hartz4 selber ernähren könnte, dann finde ich es schon schäbig, es einfach weg zu werfen.
Es ist mittlerweile erwiesen, dass es mit dem Regelsatz nur eine absolute Grundversorgung gibt, die aber an sich nicht wirklich für eine halbwegs gesunde Ernährung reicht. Das zu deiner Anmerkung, Hartz 4 reicht um sich selbst zu ernähren. Des weiteren werden die Tafeln auch von Menschen besucht, die kein Hartz 4 bekommen.
Daher finde ich die Regelung bei den Tafeln besser, wenn die Leute sagen können was sie nicht möchten.
Ich glaube genau da liegt mein persönliches Problem. Ach ja tauschen mit anderen ist leider nicht drin.
Ich gehe ja nun fast jede Woche dort hin. Ich gebe zu es gibt einiges was ich einfach nicht mag. Und auch einiges was ich absolut nicht runter bekomme, da kann ich machen was ich will.
Nun spielt sich seit Wochen ein ähnliches Spiel ab. Ich gehe an den Stand mit den Kühlprodukten etc. Da bedienen unterschiedliche Leute. Die eine ist total nett, die packt halt einen Korb voll und sagt ich soll nur das raus nehmen was ich möchte. Zusätzlich kann ich an sich sagen was ich noch will. Das finde ich in Ordnung und die nimmt mir auch nicht Übel, wenn ich was zurück gebe.
Bei anderen Damen ist das anders. Die eine fragt halt, was ich nicht esse. Ich zähle dann grob auf. Je nach Tageslaune wird da schon das Gesicht verzogen. Ansonsten stellt sie mir dann halt die Sachen hin und fragt was ich noch möchte. Klar geht dann auch von mir aus mal was zurück. Ich bin weiterhin der Meinung, wenn ich was nicht esse, sollte jemand anderes die Chance bekommen, es zu erhalten. Da wird dann endgültig komisch geschaut. Letztens sah ich nur, wie die Damen sich unter einander entnervte Blicke zu warfen, der aussah wie: Die bekommen den Kram schon umsonst, dann sollten sie nicht wählerisch sein und froh sein das sie was bekommen. Und es war bisher immer so, dass noch Auswahl da war. Ich beileibe keine Sonderwünsche habe. Und ich auch eine bin die eher mal sagt, das reicht mir, damit für andere auch noch was da ist. Spätestens wenn man mir den 20. Joghurt einpacken möchte. Da wird dann aber auch doof geschaut. Ich bin keine die mosert, das reicht nicht oder so oder sage ich habe zu wenig bekommen. Ich gebe mich mit wenig zufrieden. Klar nervt es mich auch, wenn ich sehe, dass die Kundin vor mir ständig sagt, nur das und das und die bekommt das immer.
So Kunden gibt es bei uns auch. Die halt echt nur spezielle Sachen wollen. Eine Kundin regt uns anderen an sich immer auf. Die will nur fettfreie Sachen und wehe sie kann mit den Sachen die sie bekommt ihren Bedarf nicht abdecken. Die nimmt Null Rücksicht auf andere Tafelbesucher. Ich sehe es halt so, das Angebot ist begrenzt. Außerdem soll das Angebot nur unterstützend sein und nicht den kompletten Bedarf an Lebensmitteln abdecken.
Auch schon erlebt, wie ein andere jammert, er habe nur ein Fertiggericht, eine Päckchen Wurst und ein paar Joghurts bekommen und hat dafür auch noch einen Euro bezahlt. Sorry für den Preis kann ich das im Laden nicht kaufen. Obst und Gemüse gibt es ja auch noch und Brot und Brötchen eh. Und Brot und Brötchen kann man ziemlich viel bekommen. Ich persönlich bin froh wenn ich genügend Brötchen und Brot bekomme und die ein oder zweimal die Woche belegen kann. Wenn ich dann noch ein paar Joghurts habe, ist das ok.
Also nicht das nun jemand denkt ich nehme nur und so. Ich bin echt eine die halt eher mal was stehen lässt, auch für andere. Und ich probiere auch durchaus mal was. Aber warum soll ich Sachen probieren, von denen ich weiß ich esse sie absolut nicht?
Und zu den schimmligen Sachen. So genau werden die Sachen zum Teil leider nicht nachgeschaut. Ich habe auch schon ein Päckchen total verschimmelten Käse bekommen sollen und sagte da was. Der wurde aber auch zurück genommen.
Ich finde, dass es ein großer Unterschied ist, ob ich etwas nicht annehme oder ob ich es annehme und danach wegschmeiße. Das erste finde ich völlig in Ordnung, das zweite aber nicht. Jeder Mensch hat irgendwas, das er nicht essen möchte und vor dem er sich ekelt. Ich bin beim Essen wirklich tolerant und für so ziemlich alles zu haben, aber selbst mich kann man mit solchen Sachen wie Grünkohl jagen.
Bei uns ist die Situation nämlich so, dass es bei der örtlichen Tafel keinen Überschuss an Lebensmitteln gibt, eher im Gegenteil. Ich habe vor einiger Zeit selber mit geholfen Sponsoren zu suchen, als ein Mittagstisch für Kinder eingerichtet wurde, und von daher weiß ich recht gut, wie die Situation dort aussieht. Die Zahl der Bedürftigen steigt, während es die Zahl der Spenden nicht tut. Gerade die Discounter, die viel spenden könnten, tun das nicht, weil sie um ihren Umsatz fürchten.
Deshalb finde ich es schon irgendwo ziemlich egoistisch, wenn jemand sich die Taschen voll stopft und zu Hause dann etliche Sachen entsorgt, denn mit diesem Verhalten sorgt er im Endeffekt dafür, dass jemand anders vielleicht nur noch trockene Brötchen bekommt.
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