Härtefall - Medizin bei lebensbedrohlicher Krankheit.
Patienten, deren Leben von einer schweren Krankheit bedroht wird, und denen bisher kein zugelassenes Mittel geholfen hat, können seit dem 22. Juli dieses Jahres eine Härtefall-Verordnung in Anspruch nehmen, unter strengen Voraussetzungen. Es muß ersichtlich sein, dass das in klinischen Studien getestete Arzneimittel bei der Krankheit von Nutzen sein könnte. Die Nebenwirkungen und Risiken müssen abgewägt werden. Sind sie zu groß, wird abgelehnt. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann das Medikament durch ein entsprechendes Institut kostenlos vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden. Das gilt für Krankheiten, die lebensbedrohlich sind oder die zu einer schweren Behinderung führen könnten.
Auch wenn das Medikament in klinischen Studien getestet wurde, bleibt für den Schwerkranken ein großes Risiko bestehen, da es noch keine Zulassung hat. Da der Kranke nicht noch zusätzlich gefährdet werden soll, ist die Abgabe eben nur unter strengen Voraussetzungen möglich. Doch welcher vom Tod bedrohte Kranke würde nicht nach dem rettenden Strohhalm greifen. In dem Moment der Entscheidung ist allein wichtig, ob er unter Umständen das Glück hat, durch das Medikament weiterleben zu können. Da nimmt er auch in Kauf, dass es nicht helfen könnte oder zusätzliche schwere Nebenwirkungen auf ihn zukommen könnten.
Wie würde Eure Entscheidung aussehen, wenn Ihr an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leidet und sterben müßtet und das Medikament Eure letzte Hoffnung wäre?
Ich denke, dass man das in der Situation, in der sich ein Gesunder befindet, nicht wirklich entscheiden kann. Klar würde ich jetzt sagen, dass ich auf jeden Fall dieses neue, wenn auch vielleicht mit schweren Nebenwirkungen behaftete Medikament einnehmen würde. Jetzt bin ich aber noch relativ jung, kerngesund und lebe ohne Schmerzen. Wie es dann in 40 Jahren aussehen würde, kann ich nicht beurteilen.
Es gibt ja viele ältere Leute, die nicht nach so einem letzten Strohhalm greifen würden, wenn sie recht alt sind, wissen, dass sie bald sterben müssen und die einfach auch nur in Ruhe sterben möchten, ohne noch mit lebensverlängernden Medikamenten vollgepumpt zu werden.
Wie gesagt, in der heutigen Situation würde ich auf jeden Fall ein solches Medikament testen, wie es später aussieht kann man wohl nur beantworten, wenn man wirklich sich in dieser Lage befindet.
Wenn ich wüßte, ohne das Medikament, das mir eventuell Linderung verschaffen oder mich gar heilen könnte, sterbe ich auf jeden Fall, würde ich nach dem rettenden Strohhalm greifen, denke ich. Es ist ja nicht so, daß das Mittelchen zusammengerührt und sofort präsentiert wird, eine gewisse Testphase hat es ja schon durchlaufen, ist nur halt noch nicht jahrelang erprobt.
Ich schätze mal, daß es den meisten Schwerkranken, Behinderten und/oder vom Tode bedrohten genauso gehen würde, eine Hoffnung ist eine Hoffnung. Man müßte nur über die eventuell auftretenden Nebenwirkungen informiert werden. Wenn es dabei um sowas wie Übelkeit geht, kann man das wohl locker in Kauf nehmen, bei Nierenversagen müßte man dann schon nochmal drüber reden.
Mein Vater ist 2007 an Blasenkrebs gestorben, am Ende sah er sehr schlecht aus, abgemagert, und litt unter den Nebenwirkungen der Chemotherapie. Ich denke aber, hätte er die Chance gehabt, ein solches, noch nicht zugelassens Medikament zu nehmen, er hätte es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit getan.
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