Verhalten auf glatten Straßen

Gestern war es nun auch bei uns soweit und der Winter hat Einzug gehalten. Ich arbeite auf dem Land und muss bis dorthin etwa 30km fahren. Als ich morgens dahin aufgebrochen bin, war noch alles in Ordnung. Nichts war von Schnee oder Glatteis zu sehen. Alles war grau und trocken. Gegen Nachmittag schneite es aber ziemlich stark und zu mir kamen schon Kunden, die Nachrichten im Radio gehört hatten, wo Autos bereits 20km im Stau und im Schnee gesteckt haben. Es ging recht chaotisch also auf den Straßen zu.

So war es dann auch, als ich aufbrach und auf dem Heimweg war. Schon im nächsten Dorf nach meiner Arbeitsstätte, hatten sich mehrere Autos an einer erst kürzlich gebauten Verkehrsinsel, die eigentlich verhindern soll, dass der Verkehr durch das Dorf rast, quergestellt und kamen nicht mehr weiter (soviel zum Nutzen solcher Verkehrsinseln zur Verkehrsberuhigung). Auch ich hatte sehr große Probleme an dieser Stelle. Ich habe zwar Winterreifen drauf, aber trotzdem drehten meine Reifen durch. Ich konnte weder im ersten noch im zweiten Gang anfahren und bin praktisch im Schneckentempo an den liegengebliebenen Autos vorbeigeschlittert, weil es an dieser Stelle wohl zu Blitzeis gekommen war und die Fahrbahn spiegelglatt war. Auch nach dieser Stelle war es noch verdammt glatt auf der Straße und ich konnte nur mit 30 bis 40km/h fahren. Auch weitere Autos vor mir fuhren sehr langsam. Trotzdem war hinter mir dann ein Auto schneller gefahren wie ich (und zwar um einiges schneller) und fuhr mir derart von hinten auf, dass ich schon Angst hatte, dass wenn ich erneut bremsen muss, wenn es glatt ist, dass dieses Auto es dann nicht mehr rechtzeitig schafft zu bremsen und voll in mich hineinfährt.

Auch als wir dann weiterfuhren und an eine Senke kamen, vergrößerte der Autofahrer hinter mir nicht den Sicherheitsabstand und fuhr gnadenlos auf. Am liebsten hätte ich angehalten, wäre ausgestiegen und hätte ihm meine Meinung zum Thema Verkehrssicherheit gesagt.

Beobachtet ihr jetzt auch, wo es gerade wieder anfängt winterlich zu werden solche Leichtsinnigkeiten anderer Autofaher oder denkt ihr euch vielleicht selber nichts dabei und fahrt genauso? Wie empfindet ihr das Verhalten bei diesen gefährlichen Straßenverhältnissen? Sollte nicht jeder um seine Sicherheit bemüht sein und sich auch dementsprechend verhalten? Sind manche Autofahrer einfach zu leichtsinnig oder zu gutgläubig, dass ihnen schon nichts passieren wird und sie heil an ihrem Ziel ankommen werden?

Ich beobachte eigentlich immer zwei Extreme: die einen tuckern bei der ersten fallenden Schneeflocke schon mit geschätzten 20 km/h durch die Gegend obwohl es keinerlei Anlass gibt und die Straßen noch vollkommen normal befahrbar sind. Sie sorgen damit dann für Verzögerungen, Staus und extrem schlechte Laune bei den Autofahrern, die sich in der Lage fühlen die Gegebenheiten richtig einzuschätzen.

Und dann gibt es natürlich auch noch die Autofahrer, die glauben ihr Auto in jeder Situation zu hundert Prozent zu beherrschen und sicher sind, auch bei schmierigen und rutschigen Straßen, ja sogar bei Blitzeis die volle Kontrolle zu haben. Sie fahren dicht auch, geben ordentlich Gas und fahren als ginge sie das alles nichts an.

Ich mag beide Extreme nicht und behaupte von mir selbst angepasst zu fahren. Egal bei welchem Wetter. Wenn es glatt ist fahre ich langsamer und vorsichtiger um niemanden zu gefährden, denn im Straßenverkehr geht es ja auch nicht um mich alleine. Ich möchte nicht schuld sein wenn es zu einem Unfall kommt und mein Unfallgegner schwer verletzt wird oder gar stirbt. Ich lasse mich auch nicht beirren wenn ich einen Drängler hinter mir habe (manche sind ja noch so dreist, dass sie hupen oder die Lichthupe betätigen weil sie glauben nicht schnell genug voran zu kommen). Wenn es wirklich glatt ist kann der Drängler hinter mir so lange Hupen und Leuchten bis ihm der Finger abfällt; ich fahre so, dass ich niemanden gefährde. Mich selbst nicht und auch keinen anderen.

Ich finde es unverantwortlich wenn Autofahrer ohne Rücksicht auf Verluste aufs Gas treten und die Sicherheitsabstände nicht einhalten. Ich habe aber auch schon das eine oder andere Mal gesehen, dass es gerade die Leute, die fahren wie die Sau und auch noch überholen wenn es so glatt ist, drei Kurven weiter mit Warnblinker querstehen oder in den Graben gerutscht sind. Das nenne ich dann – sofern niemand ernsthaft verletzt wurde – ausgleichende Gerechtigkeit.

Ich bin auf jeden Fall der Meinung das man sich den Wetterverhältnissen anpassen sollte. So wie ich mir im Sommer ein T-Shirt anziehe und im Winter den Pullover. Im Straßenverkehr ist das noch ein bisschen extremer. Schließlich bin ich nicht alleine auf den Straßen unterwegs. Eine besonders aufmerksame und umsichtige Fahrweise ist denke ich angebracht. Natürlich nervt es mich auch, wenn ich jemanden vor mir habe, der mit 20km/h vor mir fährt. Allerdings weiß man auch nicht aus welchem Grund dieser das tut. Vielleicht hat er noch keine Winterreifen drauf, vielleicht sind die Scheiben noch leicht beschlagen oder der Fahrer des Fahrzeuges ist Fahranfänger und hat gerade erst seinen Führerschein bekommen.

Lieber komme ich 5 Minuten später an meinem Ziel an dafür aber in einem Stück. Dafür nehme ich dann auch gerne Schleicher in kauf die vor mir fahren. Absolut kein Verständnis habe ich für Leute, die meinen sie wären die besten Autofahrer und einem ganz dicht auffahren. Ich persönlich lasse mich von so etwas nicht gleich aus der Ruhe bringen. Doch wenn ich an unsichere Fahrer denke oder an Fahranfänger, dann kann solch eine Situation schon ausreichen sein und zu Fahrfehlern führen.

Gegen die Dummheit der anderen Verkehrsteilnehmer kann man leider nichts machen. Bei uns war es gestern Morgen auch glatt und ich war auf einer Landstraße unterwegs, wo es schon zwei Unfälle gegeben hatte. In beiden Fällen waren es zwar nur Blechschäden, aber jedem logisch denkenden Menschen musste bei dem Anblick der verbeulten Autos eigentlich klar sein, dass Vorsicht angesagt war. Ich habe mich deshalb brav an die vorgeschriebene Geschwindigkeit gehalten, was ich auf dieser Strecke sonst nicht unbedingt mache, und wurde gleich von mehreren Autos überholt.

Auch interessant finde ich in dem Zusammenhang immer die Bereitschaft zum Wechseln der Reifen. Ich bin heute Morgen auf dem Weg zum Einkaufen an einer Werkstatt vorbei gekommen, wo der ganze Parkplatz mit Autos voll stand, die wohl auf Winterreifen gewartet haben. Es ist dort wirklich jedes Jahr so, dass der große Ansturm erst kommt, wenn es geschneit hat, vorher denken viele anscheinend nicht an einen Reifenwechsel, obwohl man doch Anfang November viel schneller einen Termin bekommt und nicht warten muss.

Das andere Extrem kenne ich allerdings auch und natürlich finde ich es auch nicht lustig, wenn andere Verkehrsteilnehmer beim Anblick der ersten Schneeflocke zum Verkehrshindernis werden.

Mir geht es auch am ehesten wie ichwars. Wobei ich eher beobachte, dass ziemlich viele Menschen extrem langsam fahren, wenn denn wirklich der Winter bei uns im Flachland angekommen ist. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass es auch ein Stück weit am wirklich langen vergangenen Winter mit ziemlich vielen verschneiten Tagen und sehr vielen Unfällen liegt, dass einige Personen jetzt auf einmal so extrem vorsichtig fahren.

Auch heute, die Straßen sind schon den zweiten Tag zu 98 Prozent frei befahrbar, hatte ich wieder so einen Schleicher vor mir, den ich wegen des Gegenverkehrs leider auch nicht gefahrlos überholen konnte. So etwas nervt einfach nur maßlos, weil man gern pünktlich sein möchte und trotzdem immer noch mit der Übervorsicht anderer rechnen muss, obwohl man nun wirklich nicht mehr die doppelte Zeit einplanen müsste und gefahrlos wieder deutlich schneller fahren könnte. Da fahre ich dann sicher auch manchmal etwas zu dicht auf, wobei ich mich aber schnell wieder besinne - bringt ja doch nichts.

Allerdings finde ich es genau so unmöglich, dass manch einer einfach nicht einschätzen kann oder sich entsprechend verhalten will, wie es die Verkehrslage erfordert und viel zu schnell fährt. Ein Bekannter von mir hat mich mit Auffahren und völlig irrsinnigem Verhalten erst in der letzten Woche geärgert, bei genau dieser Fahrt ist er dann in den Graben gerutscht. Eigentlich blödsinnig, meinte er dann selbst. Im Nachhinein hätte er wohl auch eher den Anpfiff seines Vorgesetzten in Kauf genommen, aber er hat die Lage wirklich auch anders eingeschätzt.