Alkoholkranker erwartet nur Rücksicht

vom 25.11.2010, 13:02 Uhr

B ist seit Jahren Alkoholkrank und wird in unregelmässigen Abständen rückfällig. Heisst in dem Fall, das einige Tage durchgesoffen wird bis es, meist die Mutter bemerkt und ihn ins Krankenhaus einweisen lässt. Nun hat B zwar einen recht grossen Freundeskreis, welcher auch von dem Problem weiss und ein Teil der Freunde verhält sich auch so, wie B das anordnet.

Wünsche kann es nicht nennen, was B von seinem Umfeld verlangt, da er anderen förmlich aufdiktiert, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollen. Tanzt man nicht nach seiner Pfeiffe, so bricht B den Kontakt mit der Begründung ab, das ihm Widerworte nur schaden täten.

Mir ist durchaus bewusst, das man eventuell durch Kritik jemanden dazu bringen kann, das er wieder zur Flasche greift. Nur denke ich, das es auch der falsche Weg ist alles gegenüber dem alkoholkranken Menschen unter den Tisch zu kehren und sich quasi etwas aufzwingen lassen, was man so nicht wirklich machen will.

Soll man also mit Menschen, welche an einer Sucht erkrankt sind, übervorsichtig umgehen oder ist es doch besser sie so normal wie möglich zu behandeln? Ich selbst habe da keinerlei Erfahrungen darin, aber vielleicht kennt sich hier ja jemand etwas aus.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Durch einen alkoholkranken Ehemann bin ich damals auch in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige gegangen. Ich kann nur sagen, dass man einen alkoholkranken Menschen nicht wie ein rohes Ei behandeln darf. Wenn er meint, dass er den Kontakt nicht mehr haben will, dann geh und lass ihn und vor allem geh nicht mehr zurück und rede auf ihn ein. Er kann ruhig sehen, dass man so nicht alles mit sich machen lässt.

Viele Alkoholiker schaffen es zu manipulieren, weil man als Angehöroger oder Freund auch Mitleid hat und immer hoffe, das alles besser wird. Aber der Alkoholiker darf nicht mit der manipulation durchkommen. Er muss merken, dass man ihn fallen lässt, wenn er sich nicht ändert. Warum sollte man mit ihm umgehen wie mit einem rohen Ei? Es ist zwar ein kranker Mensch, aber er kann an seiner krankheit was ändern. Es liegt in seiner Hand und wenn er nichts ändern will, dann ist es seine eigene Schuld.

Keiner darf sich von einem Alkoholiker vordiktieren lassen, wie er sich zu verhalten hat. Dann ändert sich bei dem alkoholkranken Menschen nie etwas. Warum sollte sich dann auch was ändern. Das Leben läuft doch perfekt für ihn.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Nach Bs Pfeife zu tanzen ist mit Sicherheit schon mal nicht die richtige Vorgehensweise, um einem Suchtkranken zu helfen. Dieser hier nutzt anscheinend die Besorgnis seiner Freunde weidlich aus, um manipulativ (was auch wieder typisch ist) seinen Willen durchzusetzen, von wegen schadende Widerworte. Allerdings kann man einem Suchtkranken wie B auch nur helfen, wenn er das selbst will, und dazu muß er leider meistens erstmal ganz unten ankommen, um seine Lage zu erkennen. Das scheint bei B noch nicht der Fall zu sein.

Ich glaube nicht, daß man hier übervorsichtig sein sollte. So bekommt B ja auch noch Bestätigung: solange ich saufe, bemühen sich die Leute um mich und versuchen mir alles recht zu machen. Ich würde B ganz normal behandeln, ihm sagen, wenn mir was nicht paßt und ihm klar und deutlich zu verstehen geben, was mich stört. Wenn B dann aus fadenscheinigen Gründen den Kontakt abbricht, soll er es tun. Handeln alle seine Freunde so und lassen sich nicht mehr dirigieren, wird B schnell allein auf weiter Flur stehen und vielleicht viel eher die Notwendigkeit einer richtigen Therapie einsehen und auch mal den Willen haben, sie auf Dauer durchzuhalten.

Das ist meine persönliche Meinung, ich bin leider kein Arzt, aber mein gesunder Menschverstand würde mir eine solche Vorgehensweise empfehlen.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Konkreter Fall hier war, das B nur einen Weg zur Kommunikation nutzen wollte, welchen ich aber aus diversen Gründen ablehne. Obwohl wir im selben Ort wohnen, gab es zuletzt nur die Verbindung übers Internet und da wir dort auf mehreren Seiten unterwegs sind, war ich nicht bereit mich auf eine Seite und auf eines der dort zur Verfügung gestellten Mittel festzulegen zu lassen.

Seitdem er also vor einiger Zeit verlangte, entweder reden wir über dieses Medium oder gar nicht, habe ich das gar nicht bevorzugt und auch alles so eingestellt, das er mich nicht mehr kontaktieren kann. Er hat zwar die Möglichkeit anzurufen oder sogar vorbei zu kommen, aber das wird kaum passieren.

Nur gingen halt ab und an meine Überlegungen in die Richtung, ob meine Konsequenz so richtig war oder ob man vielleicht einen ganz anderen Weg hätte versuchen können. Aber euere Aussagen bestätigen mir ja meine Entscheidung.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Es ist richtig, wie du dich verhalten hast und wenn alle seine "Freunde" es so machen würden, würde er auch aufwachen und sehen, was er anders machen kann. Die einzige richtige Verhaltensweise von Angehörigen oder Freunden von Alkoholikern ist, dass nicht der Alkoholiker den Weg zeigt wie er mit jemanden umgehen will, sondern der Freund oder Angehörige und wenn der Alkoholiker das nicht mitmachen will muss man ihm konkret sagen, was man davon hält und eben dann auch den Kontakt abbrechen.

Es hört sich absurd an, aber anders werden alkoholkranke Menschen nicht wach. Wenn er merkt, dass es nicht nach seiner Nase geht, dann wird er auch versuchen dich auf eine andere Art und Weise zu kontaktieren, wenn er es will. Will er es nicht, ist er noch nicht tief genug gesunken. Das hört sich hart an, aber anders geht es nicht, leider.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ehrlich gesagt lege ich keinen größeren Wert darauf wieder mit ihm Kontakt zu haben. Auf Grund dessen das er keinen Führerschein besitzt hatte ich ihm auch mal angeboten das ich ihn zum einkaufen mitnehme. Hatte er schon abgelehnt, weil ich ein bestimmtes Ziel hatte, was ihm scheinbar nicht gefiel.

Nur, in dem Fall leider, hat er noch genug Freunde die eben nach seiner Pfeiffe tanzen und ihm auch nicht widersprechen. Soweit mir bekannt, bin ich neben seinem Bruder die einzigste Person, die wirklich den Kontakt abgebrochen hat. Allerdings weiss ich auch, das seine vermeintlichen Freunde ihn lieber gehen als kommen sehen. Nur traut es sich keiner direkt zu sagen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke, man muss sich, in beide Richtungen, nicht alles gefallen lassen. Genauso wie man selbst halt bestimmte Eigenarten hat, habe auch andere Menschen Eigenarten, die man ihnen lassen sollte. Ob die nun krankheitsbedingt so sind, ist dabei nebensächlich.

Zu dem Kontakt. Kann es sein, dass dir ein direkter Kontakt lieber wäre, statt nur Online? Und hast du mal nachgefragt, warum er nun nur auf dieser einen Seite Kontakt will und auf anderen nicht? Oder hast du ihn unregelmäßig auf allen Seiten unterschiedlich kontaktiert? Ich persönlich schätze es zum Beispiel gar nicht, wenn man mich zum Beispiel über Wer-kennt-wen.de kontaktiert, wenn man auch meine E- Mail- Adresse hat. Einfach weil ich dort die Bedienung unhandlich finde und halt auch öfters in meine E- Mails sehe, als das ich Wer-kennt-wen.de aufrufe. Genauso kenne ich Menschen, die auch hier in der Nähe wohnen, die mich auch ständig zu Treffen schon fast zwingen wollen. Mir ist aber ein Kontakt via Internet lieber.

Zum Einkaufen. Wenn mein Vater mich anrufen würde und sagen würde, er fährt nun zu Real, ob ich mit möchte, dann würde ich in 95 von 100 Fällen wohl nein sagen. Weil mir das Ziel nicht gefällt. Genauso bräuchte ich meinen Vater nicht anrufen und ihm sagen, dass ich zu Aldi gehe- da würde er nie mit hingehen. Nur weil mein Vater Real toll findet, muss ich Real nicht toll finden. Ich erwarte aber im Gegenzug auch nicht, dass er mich regelmäßig zu Aldi fährt. Und wenn ich dich richtig verstanden habe, hat der Bekannte ja auch nicht gefordert, dass du ihn sonst wohin fährst.

Ansonsten sehe ich die Punkte die du beschrieben hast, nicht als unbedingt typisch für Alkoholiker an. Das sind ganz simple zwischenmenschliche Unterschiede. Und die kann man entweder akzeptieren oder es sein lassen. Was ich generell nicht gut finde, wenn jemand sagt, man selbst ist ja gesund und deshalb müssen andere genauso handeln wie man selbst.

Wenn man einem Alkoholiker sagt, du ich fahre dann und dann zu Laden X, magst du mit fahren und er sagt nein, wird das selten Suchtdruck auslösen. Es sei denn er hat halt schlechte Erinnerungen an Laden X. Wenn man aber dem Alkoholiker X ständig sagt, ich fahr dann und dann in Laden X, du hast ja kein Auto, fahr doch mit, ist doch viel einfacher und viel besser für dich, wird er irgendwann nur angenervt sein und das könnte dann auch Suchtdruck auslösen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Nein ich wollte keinen realen Kontakt zu ihm. Den hatten wir mal und sein Verhalten war mir da schon mehr als komisch. Beispiel dazu, wir waren im Sommer zum Spitzenfest. Das geht über ein ganzes Wochenende und sämtliche Konzerte kosten keinen Eintritt. Wenn man als Freunde dort hingeht, dann erwarte ich auch ein freundschaftliches Verhalten und nicht das man ständig abrückt, wenn man mal zwei Zentimeter näher kommt.

Die ganze Situation war mehr als verklemmt und wir waren da nicht das erste Mal real zusammen. Vorher hatte er kein Problem damit, wenn man zusammen auf einer Bank sitzt und ich mich an ihn angelehnt habe. Danach ist der Kontakt jedenfalls abgebrochen und erst später bei meinVZ wieder entstanden.

Da hatte er mich auch zu sich eingeladen, war wohl erst an dem Tag aus dem Krankenhaus vom letzten Rückfall nach Hause gekommen. Ich habe aber den Besuch abgelehnt mit dem Hinweis auf das letzte verkrampfte Zusammentreffen. Bei meinVZ wollte er mir dann quasi aufdrücken, das nur eine Unterhaltung über diesen Plauderkasten stattfinden soll.

Ich lehne dieses Feature komplett ab, weil dies meist nicht wirklich funktioniert und auch Nachrichten vorloren gehen. Das hat ihm nicht gepasst und da hab ich ihm gesagt, das ich mir den Weg zur Unterhaltung von ihm nicht aufdiktieren lasse und dann lieber gar keinen Kontakt habe. Seit dem ist halt Ruhe mit dem Vorwurf vom ihm, das Menschen wie ich, die eben auch Kritik äussern, nicht gut für ihn wären, weil wir die Gründe wären, das er wieder zum Alkohol greift.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wenn man als Freunde dort hingeht, dann erwarte ich auch ein freundschaftliches Verhalten und nicht das man ständig abrückt, wenn man mal zwei Zentimeter näher kommt.

Wenn ich mich Freunden weggehe, erwarte ich, dass sie meinen Freiraum akzeptieren und nicht aufdringlich werden. Und das geht nicht nur mir alleine so. Mein Bruder kann es zum Beispiel auch gar nicht leiden, wenn ich ihm körperlich zu nahe komme. Ist also kein Problem von psychisch kranken Menschen alleine. Und ich akzeptiere das und erwarte in meinem Fall auch von anderen, dass sie das akzeptieren. Und ich sage dann auch klar, welche Art der Kommunikation erwünscht ist und welche nicht.

Ich kenne MeinVZ nicht und auch die dortigen Kontaktmöglichkeiten nicht. Vielleicht hat er einfach seine Gründe, warum er dort kommunizieren möchte. Die kann man halt annehmen oder es sein lassen. Ich finde aber nicht, dass dir der Bekannte in irgendeiner Form seine Wünsche aufzwingt und dich damit quasi erpresst. Er sagt klar was er will und du willst halt was anderes. Da du seine Kontaktmöglichkeiten nicht magst und er scheinbar deine nicht, findet ihr entweder ein Kompromiss oder ihr lasst es bleiben. Momentan scheinen nämlich sowohl du wie auch er auf seinem Wunsch zu beharren.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Wenn ich keine körperliche Nähe haben will, dann kann ich auch nicht auf ein Konzert gehen, wo mehrere tausend Menschen zusammenkommen oder? Und genau dort waren wir und da bleibt es eben auch nicht aus, das man dem anderen ein wenig näher kommt. Auch wenn man nicht absichtlich macht. Nur kam der Vorschlag das Konzert gemeinsam zu besuchen damals auch nicht von mir.

Was mein meinVZ angeht, so hat man dort mehrere Möglichkeiten sich auszutauchen. Und ich kann halt mit dem Plauderkasten nicht wirklich, weil die Software nicht wirklich dauerhaft funktioniert. Und wenn dann eine Nachricht ankommt, man demzufolge auch nicht antworten kann, dann wird rumgemeckert, warum und weshalb man nicht antwortet. Und diese Mängel des Plauderkastens sind halt der Grund, warum ich diesen nicht nutzen möchte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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