Wo könnte Deutschland noch sparen

vom 22.11.2010, 20:07 Uhr

Sparen ist ein schönes Thema, dass von Politikern aller Ausrichtungen angepriesen wird.Leider ist es so, dass in unserer Ökonomie gar kein Anreiz gegeben wird zu sparen.

Beispielsweise wird der Etat einer bestimmten Behörde nicht wirklich erhöht, sollten sie, wider erwartend, nicht alles ausgeben haben oder dies vorsätzlich tun um Vater Staat zu entlasten. Nein in diesem Sachverhalt ist genau anders herum! Der Etat wird gekürzt, weil für die Wirtschaft ersichtlich zu sein scheint, dass nicht das ganze Geld benötigt wird. Es wird postuliert, dass auch mit weniger Geld alles beim Alten bleibt.

Demnach wäre jeder selten dämlich der spart. denn er verhindert damit direkt, dass er, was die Finanzen angeht, Vorteile hat. Viel praktikabler ist dagegen ein Ausgeben des gesamten Pensums um somit zu erreichen, dass zumindest der momentan zur Verfügung stehende Betrag bleibt. Dabei auch gerne mit unnötigen Investitionen.

» Fenni » Beiträge: 175 » Talkpoints: 1,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich anfangen soll. Hier sind so viele Vorurteile und unbelegte und unreflektierte Behauptungen versammelt, ohne dass die Hintergründe mal ansatzweise beleuchtet würden. Wollt ihr nicht wenigstens mal ein wenig eure Vorschläge begründen, überprüfen und mit Zahlen unterfüttern?

Im Kern wird ja hier als Grundlage der Diskussion unterstellt, der Staat würde zu hohe Ausgaben tätigen, weshalb gespart werden müsse? Zumindest schließe ich das daraus, dass hier jeder an der Ausgabenschraube drehen möchte. Das wird aber einfach mal so als Tatsache in den Raum gestellt. Es wird implizit behauptet, Deutschland hätte ein Ausgabenproblem. Sehe ich dafür eine Begründung?

Bitte werft doch mal einen Blick auf die sog. Staatsquote. Die spiegelt nämlich genau die Ausgaben des Staates wider. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts liegt sie bei ca. 46 % plus und minus 3 % (2010 46,6 %) vom BIP. Sie schwankt mal 1 %, mal 2 %, mal rauf, mal runter. Auf jeden Fall ist keine Steigerung zu erkennen, es ist eine ziemlich gleichbleibende Linie. Und wie steht es um die hier von einigen behaupteten ausufernden Sozialausgaben? Dafür gibt es die Sozialleistungsquote. Seit Mitte der 70er Jahre dümpelt diese Quote bei ca. 29-31 % vom BIP Auch hier keine Steigerung. Wie passt das mit der Unterstellung zu hoher Staatsausgaben? So kann man aber nicht diskutieren.

Und wenn man auf die Schulden in einer Volkswirtschaft schaut (so wie es der PR-Verein namens Bund der Steuerzahler auf unseriöseste Weise tut), dann sollte man auch immer einen Blick auf die Vermögen werfen, denn daraus werden die Schulden letztlich finanziert. Da könntet ihr feststellen, dass man den Schuldenberg Deutschlands locker viermal finanzieren könnte. Und wenn man sich die Verteilung dieser Vermögen anschauen würde, dann könnte man die Prozesse dahinter erkennen, die zu dem geführt haben, wo wir heute stehen und man würde auch einen Teil des wirklichen Problems erkennen, dass wir nämlich auf der einen Seite eine enorme Zunahme der Unternehmens- und Gewinneinkommen haben (in den letzten 10 Jahren ca. 45%), gleichzeitig die Realeinkommen der Arbeitnehmer aber um ca. 3% Prozentpunkte gesunken sind.

Wir haben kein Ausgabenproblem, wir haben ein Verteilungsproblem und ein Einnahmeproblem (Das, was derpunkt schon oben in der ersten Antwort genannt hat, geht genau in die richtige Richtung). Geld ist mehr als genug da, nur wird es in den letzten Jahren systematisch, also politisch unterstützt, in eine Richtung gelenkt (Steuersenkungspolitik). Grund dafür ist, dass die wirtschaftliche Theorie der Angebotstheoretiker, die hinter diesem Prozess steht, eben nur theoretisch funktioniert. Auch vergesst ihr bei all euren Ausgabenkürzungen, dass in einer Volkswirtschaft die Ausgaben der einen, immer die Einnahmen der anderen sind.

Ihr vergesst geflissentlich, wo denn eigentlich das ganze schöne Vermögen hin soll, d. h. wo es denn Verwendung und vor allem Verzinsung finden soll und wer die Verzinsung bezahlt. Griechenland, Irland, Portugal, Spanien haben schon keine Lust mehr darauf, den Staat wollt ihr auch nicht als Schuldner haben, die Unternehmen investieren kaum und die Konsumenten kaufen seit Jahren nicht mehr, weil sie es aufgrund ihrer Einkommen nicht können. Darf ich fragen, wer denn da jetzt einspringt?

Die ganze Grundlage der Diskussion hier, sowie auch die Vorschläge im Detail, haben also leider kaum Substanz, deswegen führt diese Diskussion auch zu nichts weiter, als halbseidenen Vorschlägen. Ihr solltet erstmal zurückkehren zum ersten Beitrag dieser Diskussion von derpunkt und an der Stelle hinterfragen, wie das denn mit den Ausgaben und den Einnahmen, der Verteilung überhaupt ist. Erst dann könnt ihr ansatzweise darauf kommen, wo es wirklich hakt.

» ToniGard » Beiträge: 201 » Talkpoints: -2,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Deutschland könnte vor allem in Sachen Energie noch sparen. Ich halte es für unnötig, dass Einkaufspassagen Nachts um drei noch völlig beleuchtet sind. Spart man diesen Strom ein, muss auch weniger Strom produziert werden und diese Menge lässt mit Sicherheit durch Alternative Energie abdecken, wenn man die Technologie verbessert.

» chaoscityman » Beiträge: 16 » Talkpoints: 8,70 »



Erstaunlicherweise ist Deutschland immer kurz vor den Wahlen hoch verschuldet, aber wenn es um Geld für notleidende Banker geht, dann werden klaglos über 100 Milliarden Euro für die HRE hingeblättert, ohne das gejammert wird.

Ich erinnere auch daran, dass kaum ein Abgeordneter gewusst hat, wie viele Milliarden beim Euro-Rettungsschirm zur Debatte stehen, während beim Bildungspaket peinlich genau darauf geachtet wurde, dass für 10 Euro Gutscheine ausgegeben wurden, um einen gefühlten Missbrauch zu verhindern.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



In mehrerlei Hinsicht finde ich den Vorschlag der Energiesparung durch Vermeidung von nächtlicher Festbeleuchtung recht interessant. Denn da könnte man auf verschiedenen Ebenen einiges bewirken.

1. Kostenvermeidung durch weniger Stromkostenausgaben. Durch eine gestaffelte Abschaltung in der Nacht könnte schon etliches an Geld eingespart werden. Manches braucht Nachts auch gar keine Beleuchtung oder nicht die ganze Nacht über.

2. Wo weniger Strom verbraucht wird, braucht es auch weniger Kraftwerke, was auf Dauer auch einiges an Einsparungen bedeutet. Denn das die sich gerne subventionieren lassen und ihre Hände in Richtung Staat aufhalten ist bekannt (auch wenn die es ungern hören und sofort anfangen lautstark das Gegenteil zu behaupten).

3. Die Nächte werden wieder dunkler und das könnte langfristig gesehen vielleicht der wichtigste Punkt sein. Unsere Nächte sind insgesamt zu hell, was dafür sorgt das Fauna und Flora langsam durchdrehen - und uns selbst tut die Dauerbeleuchtung auch nicht gut.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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