Berufstätige Mutter- Problem?

vom 21.11.2010, 13:37 Uhr

Berufstätige Mütter sind zwar immer noch ein Problem, aber ich habe den Eindruck, dass es zunehmend weniger wird. Ich kenne einige Unternehmen, die auch Mütter mit jüngeren Kindern einstellen, wohl wissend, dass da natürlich auch der Krankenstand steigen kann, weil die Kleinen häufiger mal krank sind und die Mütter (aber auch Väter) dann zumindest am Anfang ein paar Tage das Kind selbst betreuen wollen. Was mir aber auch auffällt, wenn ich an diese weiblichen Arbeitnehmer mit jüngeren Kindern denke ist, dass diese gut qualifiziert sind, schon einige Jahre Berufserfahrung haben und daher auch durchaus gesuchte Fachkräfte sind. Dass diese dann auch mal wegen des Kindes für einige Tage fehlen könnten, wird in Kauf genommen.

Was die Betreuung angeht, so kann ich natürlich im Osten Deutschlands weniger klagen, wobei ich mir auch wünschen würde, dass es flexiblere Betreuungszeiten gäbe, denn das empfinde ich selbst hier als Problem, obwohl unsere Kitas von 6:00 Uhr bis 16:30 Uhr Betreuung anbieten.

Betriebskindergärten sehe ich übrigens nicht als probates Mittel für dieses Problem der mangelhaften Betreuungsmöglichkeiten. Denn wie schon erwähnt, auch diese Einrichtungen müssen finanziert werden und das kostet. Diese Kosten auf die Elternbeiträge umzulegen wäre sicher eine Möglichkeit. Allerdings stellt sich dann die Frage, ob die Einrichtungen dann auch so ausgelastet würden. Und letzten Endes ist es doch egal, wer Träger der Einrichtung ist, wenn andere Öffnungszeiten geschaffen werden sollen, dann kann das auch ein anderer Träger schaffen.

Mehr Plätze für die Kinderbetreuung müssen ja ohnehin geschaffen werden. Allerdings sollten diese nicht nur in der Standardzeit von 7:00 bis 17:00 Uhr geschaffen werden sondern es sollten sich auch einige Einrichtungen auf spezielle Bedürfnisse in der Betreuungszeit einrichten. Das durchzusetzen wird wohl schwierig sein, denn ich kenne so einige Angestellte in Kinderbetreuungseinrichtungen, die es schon als schwerwiegenden Missstand ansehen, dass es in den Sommermonaten keine Betriebsferien gibt und auch noch Kinder zwischen Weihnachten und am Silvestertag betreut werden müssen, weil sich die Eltern gerade mal den Heiligabend frei nehmen können. Auch hier müsste ein Umdenken erfolgen.

Als kurzfristige Lösung bleibt eigentlich nur die Ausnutzung bisheriger gesetzlicher Regelungen. In Sachsen-Anhalt gibt es beispielsweise die Möglichkeit für Eltern die Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtung auf Antrag zumindest über kurze Zeit den Arbeitszeiten anzupassen. Dass man sich damit aber bei den Angestellten nicht beliebt macht ist leider auch Fakt, ebenso, dass das halt nur eine kurzfristige Lösung ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@littlesister: die von dir genannte Gruppe von VerkäuferInnen hat es natürlich besonders schwer. Zum Glück arbeite ich eben nicht in diesem Bereich, weil da wüsste ich dann wirklich nicht, wie ich das vereinbaren soll. Eine Freundin von mir hat eine kleine Tochter und arbeitet als Verkäuferin. Da sind die Öffnungszeiten öfters bis 19 Uhr und teilweise sogar bis 20 Uhr. Da hält kein Kindergarten, zumindest am Land, mit! Sie hat zum Glück ihren Mann und beide Omas, die auch in der Nähe sind und die Kleine vom Kindergarten abholen und danach betreuen können.

Eine Tagesmutter habe ich mir auch schon überlegt. Hätte ich einen anderen Beruf würde mir wohl auch nichts anderes übrig bleiben. Als Lehrerin muss ich zum Glück nur etwa 20 Stunden an der Schule unterrichten. Es kommen dann zwar noch ein paar Stunden wie Sprechstunde und so weiter dazu, aber prinzipielll arbeite ich den Rest der Zeit zu Hause. Dieses Glück habe ich eben und das lässt sich dann auch recht gut mit einem Kind vereinbaren.

Es bleibt ja nicht nur beim Kindergarten. Auch danach in der Volksschule ist es oft nicht einfach, weil ich kenne auch keinen Hort, der für oben genannte VerkäuferInnen eben länger offen hat. Ist ja prinzipiell auch nachvollziehbar. Ein Kind, welches bis 20 Uhr in einem Kindergarten oder Hort sein muss, tut mir auch leid. Aber was sollen diese Frauen machen, wenn sie keine andere Unterstützung haben?

Ich persönlich kenne übrigens keinen einzigen Fall, wo es einen eigenen Betriebsinkdergarten gibt. Ich meine, dass es sowas bei Ikea gibt? Bin mir aber auch da nicht ganz sicher. Von einer Bank oder anderen Branchen würde mir wie gesagt gar kein Beispiel einfallen. Ich würde auch niemanden kennen, die ihre Kinder in so einen Betriebskindergarten geben. In Österreich dürfte es also doch noch eher Theorie sein.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Zu dem Thema Betriebsferien und Feiertagslösungen habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht. In der Kindertagesstätte am alten Wohnort, wurde das per Umfrage bei den Eltern entschieden und die Mehrheit hat sich halt gegen Betriebsferien ausgesprochen. Allerdings musste man bis Ende Januar seine Urlaubspläne mitteilen, damit die Erzieherinnen ihre Urlaube entsprechend koordinieren konnten.

Wobei es im ländlichen Bereich noch eher machbar ist, das eine Erzieherin mal ein Kind noch eine Stunde mit zu sich nach Hause nimmt, wenn die Mutter wirklich mal länger arbeiten muss. Und das geht eben meist nur da, weil die Kontakte persönlicher sind, als im städtischen Bereich.

Hier in Plauen gibt es zumindest im Schulhortbereich keine Betriebsferien. Allerdings arbeiten mehrere Grundschulen bei der Feiertagsbetreuung zusammen, so das nie alle Schulhorte geöffnet haben. Den Eltern wird dann frühzeitig mitgeteilt, welcher Schulhort halt für die Kinder da ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Littlesister: Ich weiß zwar nicht, wen du konkret mit der Tagesmutter angesprochen hast, aber eben genau das hatte ich und kam mich unglaublich teuer!! Bei meinem Job, den ich hatte, arbeitete ich genau vier Stunden von MIttags bis Nachmittags um vier Uhr. Die einzige Kinderkrippe die ich gefunden hatte, stellte aber den Anspruch, dass ich meine Tochter nur entweder vormittags oder nachmittags in die Krippe geben müsste. Bei mir war es aber genau über mittag. Dies ging nicht. Ich musste meine Tochter also von morgens um acht bis nachmittags um halb sechs Uhr in der Krippe lassen, weil die Betreuer das so handhaben. Als Begründung war, dass es nicht klappen würde, wenn die einen abgeholt würden und die anderen Kinder noch da bleiben müssen.

Ich aber fand die 10 Stunden viel zu lang für meine Tochter, obwohl sie schon dort zwei Jahre alt war und gleich darauf drei Jahre alt geworden ist. Darum habe ich das auch nur zwei mal die Woche gemacht, weil es außerdem auch ziemlich teuer war (ca. 200 Euro pro Monat). Dann habe ich mir zusätzlich für die restlichen drei Tage noch eine Tagesmutter genommen und habe bei der dann an die 150 Euro bezahlt und 3 Euro pro Essen täglich, also nochmals 200 Euro. Somit wurde ich 400 Euro Kinderbetreuung los, da bleibt wenn man halbtags arbeitet, sowieso nichts mehr übrig.

Also man kann arbeiten gehen als Mutter, aber rentieren tut es sich nicht wirklich, so finde ich einfach. Also natürlich muss man arbeiten gehen, gerade wenn man kein Karenz mehr bekommt. Aber es ist schon unfair, dass man als Mutter eigentlich für dasselbe Gehalt dreifach arbeiten muss, weil man eben noch die Kinderbetreuung finanzieren muss. Der Staat könnte doch dort einfach einmal nachgehen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



@wirreszeug, Du solltest auch noch mal explizit schreiben, dass es sich bei Dir um die Situation in Österreich handelt. In Deutschland weiß ich, dass man unabhängig vom Träger der Einrichtung Zuschüsse von der wirtschaftlichen Hilfe des Jugendamtes beziehen kann, die sogar 100 Prozent betragen können, das heißt, dass der Elternbeitrag komplett übernommen wird. In Österreich ist aber auch solch eine Unterstützung möglich - auch für den Krippenbesuch, da müsstest Du einfach mal gezielt fragen.

Aus meiner Erfahrung, mein Sohn hat mit knapp zwei Jahren eine Zeit lang auch in einer Krippe in Österreich besucht, kann ich folgendes sagen. In der Einrichtung in privater Trägerschaft als auch in einer betrieblichen Einrichtung waren die Preise nach Dauer des Besuches (in Tagen) gestaffelt, so dass kürzere Besuchszeiten (also ein Tag) relativ teurer waren als wenn das Kind über einen längeren Zeitraum angemeldet war (also eine Woche und das war wieder teurer als die Anmeldung für einen Monat). Aber selbst die teuerste Variante hat mich gerade mal 100 Euro wöchentlich exklusive Mittagsmahlzeit gekostet. Da hast Du wohl wirklich eine teure Einrichtung erwischt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Sorry wirreszeug, ich bezog mich an sich auf tournesol, bei der ja die Lage noch ein wenig anders ist. Sie schrieb ja, dass sie das hin und her zwischen Kindergarten und Tagesmutter nicht gut für das Kind findet. Und ihr Sohn ist da ja eh ein wenig anders. Deshalb denke ich, in ihrem Fall wird das wahrscheinlich die bessere Lösung sein.

Ich weiß, dass hier in Deutschland Teilzeitarbeit oft nicht lohnt, weil halt mit dem Einkommen, gerade mal der Kindergarten bezahlt werden kann. Deshalb gehen mit Sicherheit auch einige Mütter halt Vollzeit arbeiten. Damit halt finanziell auch was übrig bleibt. Was sich aber auch nicht immer machen lässt.

In deinem Fall, kann ich den Kindergarten ein wenig verstehen und dich natürlich auch. Ich glaube das läuft hier aber auch so. Es gibt verschiedene Pakete und zwischen denen kann man wählen. Ich denke es wäre auch sehr aufwendig, wenn jede Mutter halt andere Zeiten haben wollte. Was aber auf der anderen Seite sicherlich nicht nur für dich ein Problem sein würde. Deshalb halte ich halt in solchen Fällen eventuell eine Tagesmutter für geeigneter. Mir würde das hin und her für mein Kind nicht unbedingt gefallen. Also einmal Kindergarten, dann Tagesmutter und so weiter. Wobei das sicherlich auch schwierig ist, wenn dein Kind ja schon vorher im Kindergarten war.

Ansonsten stimmte ich dir ja schon zu, dass es sehr schwer ist, Kind und Job unter einen Hut zu bringen. Und der Hauptgrund dürften auch die schlechten Betreuungsmöglichkeiten sein.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich bin auch deiner Meinung. Ich habe Monate gekämpft um einen Volltagsplatz zu bekommen. Dieser kostet mich mit Essengeld schon alleine die Hälfte meines Einkommens.

Wenn ich nicht arbeiten gehen würde, würde mir das Amt den Halbtagsplatz bezahlen. Irgendwo ist es doch zwiegespalten, ich finde das nicht in Ordnung. Menschen die sich bemühen einen oder mehrere Jobs zu machen, sollten doch unterstützt werden und nicht ausgebeutelt. Wenn man bedenkt das ich von meinem Gehalt, den Kita Platz bezahlen muss, mir noch Krankenversicherung abgezogen wird, und ich noch ein Auto unterhalten muss, da es mir sonst nicht möglich ist zu arbeiten , stellt sich doch die Frage auf , ob sich das den lohnt oder ob man eigentlich drauf zahlt.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich persönlich finde es auch ziemlich schwierig, Arbeit und Kind unter einen Hut zu bekommen. Von vorne herein war für mich klar, dass ich nach einem Jahr wieder arbeiten gehen würde. Hier muss man allerdings auch sagen, dass es anders gar nicht möglich wäre, da uns das Geld dann einfach fehlt und wir da auch drauf angewiesen sind. Für mich kam es nicht in Frage, die ganze Zeit nur untätig daheim zu sitzen. Klar will man auch möglichst viel Zeit mit seinem Kind verbringen, aber es geht nun eben nicht immer so, wie man es gerne hätte.

Schon frühzeitig habe ich einen Tagesplatz für meinen Kleinen gesucht, aber ich warte immer noch. Wir sollten zwar einen bekommen, als der Kleine 18 Monate alt war, aber da ist der KITA ein Fehler unterlaufen und es kam dann doch nicht zu stande. Mein Sohn ist jetzt 2,5 Jahre und hat immer noch keinen Ganztagesplatz. Mein Mann arbeitet bis 16 Uhr (will sich aber jetzt selbständig machen). Wenn er nach Hause kommt, gehe ich 3-4 mal die Woche abends noch arbeiten. So ist das Kind immer betreut, aber für die Beziehung ist das natürlich nicht so toll, zumal ich auch noch am Wochenende oftmals arbeiten gehe. Anders ist es aber nicht zu machen.

Meiner Meinung nach müsste es eben viel mehr Plätze geben. Man wartet echt total lange auf einen Platz und muss das Kind am besten schon vor der Geburt irgendwo anmelden. Die Plätze für den ganzen Tag sind dann aber wiederum so teuer, dass man fast die Hälfte seinen Lohns wieder abgeben muss. Das kann ja auch irgendwie nicht sein. Dass die Eltern schief angesehen werden bzw. schon fast als Rabeneltern bezeichnet werden, nur weil das Kind schon frühzeitig in die Kita kommen finde ich auch unmöglich. Man soll arbeiten gehen und dem Staat nicht auf der Tasche liegen, aber die Kinder abgeben sollte man ja auch nicht. Egal was man macht, es ist irgendwie alles falsch ;)

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich habe vier Kinder zwischen zwei und zehn Jahren. Wenn die Kleine im Kindergarten ist und die Großen in der Schule, könnte ich theoretisch stundenweise arbeiten gehen. Allerdings ist das wirklich nur theoretisch möglich, weil bei vier Kindern immer irgendetwas ungeplantes passiert:

Prinzipiell wird bei uns jede Erkältung in vier Stadien durchgemacht (jedes Kind drei Tage), somit wäre ich dann schon mal zwei Wochen nicht abkömmlich für die Arbeit - pro Erkältung wohlgemerkt! Spontane Unfälle im Sportunterricht (Zahn ausgeschlagen, Knöchel verknackst) erschweren das ganze noch zusätzlich. Von Schließzeiten in der Kita bzw. Schulferien will ich mal gar nicht reden. Da wir keine Oma in der Nähe haben, die auch mal einspringen kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als auf eine Karriere zu verzichten und bei den Kids zu bleiben.

Mein Mann und ich haben aber eine für uns absolut geniale Alternative gefunden. Eine Firma bei uns im Ort hat für die Spätschicht im Büro (ab 20 Uhr) jemanden auf 400-Euro-Basis gesucht. Ich arbeite dort zweimal wöchentlich etwa vier bis fünf Stunden und komme somit jeden Monat auf 400 Euro. Überstunden gehen auf ein Gleitzeitkonto und können problemlos abgebaut werden. Natürlich bin ich am Morgen manchmal etwas müde, aber dann lege ich mich hin sobald ich die Kleine in den Kindergarten gebracht habe.

Für mich ist dieser Job sehr wichtig, denn wenn die Kinder groß sind und ich wieder arbeiten gehen kann, habe ich einen fast lückenlosen Lebenslauf und kann somit nachweisen, dass ich durchgehend mit PC etc. gearbeitet habe. Davon abgesehen wird mein "Zusatz-Verdienst" dazu verwendet, die kleinen Extras zu finanzieren die wir uns sonst nicht in diesem Umfang leisten könnten: Musikunterricht, Reitstunden, Tanzschule, Ferienlager für die Kids, Familienurlaub. Zweimal wöchentlich ist für uns aber auch die Schmerzgrenze, damit wir auch noch Zeit für die Pflege unserer Beziehung haben.

Insgesamt ist aber die Kinderbetreuung in Deutschland leider nicht lückenlos ausgebaut und solche Jobs wie meiner - zum "Überbrücken" bis die Kinder groß sind - sind auch nicht allzu dicht gesät. Bei uns muss man sich schon in gewissem Umfang entscheiden, ob man Kind oder Karriere will. Denn nicht jeder hat ein Netzwerk von willigen Verwandten oder Freunden, die das Kind auch mal kurzfristig nehmen, wenn es gerade Darmgrippe oder ähnliches hat.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Dass eine solche Doppelbelastung nicht einfach ist, ist logisch. Allerdings gibt es nicht nur Negativbeispiele und ich denke, dass auch sehr viel Engagement von den (werdenden) Eltern geleistet werden muss, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Kind für beide Partner möglich ist. Die Mütter und Väter müssen selbst viel leisten und viele sind auf ein gut funktionierendes soziales Netzwerk angewiesen, zum Beispiel in Form von Freunden und Großeltern. Wenn eine Mutter oder ein Vater die Kinder dann alleine erziehen muss, wird es natürlich sehr viel schwieriger.

Ich kenne kaum Leute mit Kindern. Hier im Haus wohnt eine Frau mit ihrem ungefähr 13-jährigen Sohn und ihrem neuen Partner. Beide gehen arbeiten. Der Sohn ist natürlich schon groß genug, um auch mal alleine zu bleiben. Ich weiß nicht, wie sie es früher gemacht hat, als sie noch ein Kleinkind hatte, aber auch jetzt sind die Großeltern ziemlich stark eingebunden. Im Studium habe ich insgesamt drei Frauen kennengelernt, die Kinder haben. Eine davon hat sogar fünf oder sechs Stück. Irgendwie kriegt sie es dennoch hin, aber eben mit einer ordentlichen Verzögerung - sie ist älter als die meisten anderen im Studium und hat sicher viel zu tun. Die beiden anderen sind alleinerziehend mit einem beziehungsweise zwei Kindern. Neben dem Studium geht die eine von ihnen noch arbeiten. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, aber es ist sicher mit einigen Einschränkungen verbunden. Allerdings gibt es bei uns an der Uni einen Kindergarten, so dass die Kinder zumindest während der Zeit der Vorlesungen und Seminare kostenlos betreut werden können.

Solche Betriebskindergärten sind sicher eine feine Sache, sofern sie auch an die Arbeits-/Vorlesungszeiten der Eltern angepasst sind. Allerdings kommt so etwas nur für größere Firmen in Frage. Nicht jedes kleine Krankenhaus, in dem eine Mutter vielleicht als Krankenschwester arbeitet, kann sich so etwas leisten. Neben solchen Kindergärten käme natürlich auch eine private Betreuung über Babysitter und Tagesmütter in Frage - aber das kostet eben wieder.

Selbst wenn Eltern eine Betreuungsmöglichkeit für das Kind gefunden haben, ist das Problem nicht gelöst. Viele Arbeitgeber werden auch dann immer noch anzweifeln, dass die Betreuung funktioniert. In verantwortungsvolleren Jobs muss sich der Arbeitgeber auch auf die Arbeitnehmer verlassen können, gerade wenn der Arbeitnehmer nicht mal eben ausgetauscht werden kann. Wenn eine Mutter oder ein Vater dann immer wieder kurzfristig ausfällt, weil das Kind überraschend krank geworden ist, kann ein Arbeitgeber das nicht immer tragen. Um solche Probleme zu vermeiden, verzichten viele Betriebe dann lieber von vornherein gerade auf Arbeitnehmerinnen mit Kindern. Neben den Arbeitgebern sind hier auch die Arbeitnehmer gefragt, die zeigen müssen, dass sie der Doppelbelastung auch gewachsen sind.

Was sich unbedingt ändern muss, ist die antiquierte Einstellung viele Leute. Es gibt so viele, die mehr oder weniger offen die Meinung vertreten, dass eine Frau ins Haus gehört, vor allem wenn sie ein Kind hat. Für mich ist das kein Normalzustand, für mich ist es selbstverständlich, dass eine Frau recht bald nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten geht. Wenn man generell nicht so viel Lust auf einen Job oder sogar Karriere hat, und mit einer Teilzeitstelle zufrieden ist, ist das was anderes. Solche Leute gibt es ja auch immer wieder. Allerdings sollte man es den Frauen, die wirklich etwas leisten und erreichen wollen, nicht unnötig schwer machen. Diese dumme Einstellung betrifft leider nach wie vor primär die Frauen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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