Kinder bei ritueller Schlachtung?
Gerade ist ja der Ramadan rum und die Muslime feiern. Dazu wird nun auch groß geschlachtet. Laut Auskunft eines Bekannten muss es da sehr hektisch, aber auch feierlich zugehen.
Dieser Bekannte erzählte nun, er habe beobachtet, dass einige Familien auch ihre Kinder mit zu dieser rituellen Schlachtung mitgenommen haben. Es ging da um Kinder die noch nicht im schulpflichtigen Alter waren. Und die wurde dort mit hingenommen und sollten quasi beim Schlachten zu sehen.
Die anwesenden Metzger waren da wohl unterschiedlicher Meinung. Die einen meinten, wenn die Familien das wollen, soll man sie halt machen lassen. Andere waren der Meinung, sie machen keinen Handschlag mehr, wenn die Kinder anwesend sind.
Ich kann mich an Diskussionen hier erinnern, die sinngemäß in die Richtung gingen, dass junge Menschen ruhig wissen könne, dass ihr Fleisch nicht nur aus der Kühltheke des Supermarkts springt. Was ich teilweise auch nachvollziehen kann. Allerdings halt ich es nicht für nötig, dass Kinder in so jungem Alter, nur aus religiösen Gründen, einer Schlachtung beiwohnen sollten.
Des weiteren ist ja auch die Unfallgefahr generell nicht zu unterschätzen. Die Familien betreten den Schlachtraum schon bevor das zu schlachtende Vieh dort ist. Da wird also durchaus auch ein wilder Bulle rein geführt. Der Raum ist generell beengt. Das Risiko ist für Erwachsene, die in der Materie nicht drin stecken, schon nicht ganz ohne. Aber die können sich im Zweifelsfall halt auch in Sicherheit bringen. Aber ein Kind kann das nicht.
Hallo,
ich kann deine Bedenken durchaus verstehen, weil ich allerdings in Österreich wohne und nur mit den hierzulande verwendeten Praktiken vertraut bin, kann ich über Deutschland und deren Gesetze nichts sagen. Eigentlich sollte aber die Schächtung Europaweit - wenn überhaupt - nur mit Betäubung erlaubt sein, Ausnahmegenehmigung mal aussen vor genommen.
In Österreich ist das Gesetz zum Schächten jedenfalls etwas strenger, denn erlaubt ist dies nur in zertifizierten Schlachthöfen. Zudem muss ein Tierarzt für die Betäubung präsent sein. Aus diesen Gründen sehe ich die Gefahr von Verletzungen eigentlich weniger gegeben, denn sowohl die Arbeiter in einem Schlachthof als auch der Tierarzt haben mit dem Umgang mit Tieren bestimmt ausreichend Erfahrung.
Ob ein Kind noch vor dem schulpflichtigen Alter einem solchen Ritual beiwohnen soll, darüber kann man sich natürlich streiten. Die Pubertät bezeugt die Mündigkeit im Islam, das bedeutet für die Eltern, dass man Kinder vor dieser Zeit nicht zu religiösen Praktiken zwingen darf. Gleichzeitig aber ist es auch die Aufgabe der Familie, speziell der Eltern, das Kind auf die Religion vorzubereiten (Gebet, Fasten). Es gibt, als Bestätigung dessen - auch Überlieferungen in der Sahih al-Bukhari (soetwas wie das zweitwichtigste Buch nach dem Koran), dass vor-pubertäre Kinder gefastet haben. Ich selbst sehe jedenfalls kein allzu großes Problem an der Sache, solange man sich an die Gesetze des jeweiligen Landes hält. Mancher Staat wie zum Beispiel Schweden verbietet das Schächten überhaupt, aber dann muss man als gläubiger und integrierter Muslim eben darauf verzichten oder zur Verwandtschaft in den Nahen Osten fahren.
Ich sprach bewusst von Schlachtung und nicht von Schächten. Hier in Deutschland ist Schächten generell verboten. Die Tiere müssen vorher betäubt werden. Also das traditionelle Schächten findet in Deutschland offiziell nicht statt. Es gibt teilweise Sondergenehmigungen unter strengen Auflagen. Das ist aber von der Stadt in der man lebt abhängig und so. Also auch vom dortigem Veterinär und so weiter. In dem genannten Fall geht es um das Schlachten. Wobei es an sich egal ist, wie das Tier nun getötet wird. Mir ging es generell darum, ob es wirklich nötig ist, dass Kinder bei so was dabei sind.
Bei der genannten "Veranstaltung" waren fachkundige Menschen vor Ort, ebenso ein Veterinär. Und es war halt nicht so, dass die "Zuschauer" erst dazu kamen, als das Tier bereits betäubt war, sondern quasi erst die "Zuschauer" den Schlachtraum betraten und dann das Vieh rein gebracht wurde. Ansonsten wäre das von der Verletzungsgefahr her natürlich ungefährlicher.
Die Pubertät bezeugt die Mündigkeit im Islam, das bedeutet für die Eltern, dass man Kinder vor dieser Zeit nicht zu religiösen Praktiken zwingen darf
Doofe Frage am Rande. Heißt das, wenn die Kinder in der Pubertät sind, dann kann man sie zwingen?
Und wie gesagt, es ging mir generell darum, ob es wirklich sinnvoll ist, Kinder mit zu einer Schlachtung mit zu nehmen?
LittleSister, danke für die Aufklärung in Bezug auf die Schlachtung. Mir war gar nicht mal bewusst, dass die Schächtung auch in Deutschland generell verboten ist, da habe ich wieder etwas neues gelernt
Nun zu deiner Frage von muslimischen Kindern in der Pubertät. Hier muss ich ein wenig vom Thema ausholen, damit das auch gut verstanden wird:
Man muss hier ganz deutlich unterscheiden zwischen den westlichen Staaten sowie islamisch dominante Staaten in Nordafrika und den Nahem Osten, in welchen die Scharia gilt. Dieses religiöse Gesetz (was in einer nicht gerade wörtlichen Übersetzung auch so benannt werden kann) bietet keine negative Religionsfreiheit für ihre Bevölkerung. Das bedeutet für dieses Beispiel, dass man sich als Muslim nicht einer anderen Religion als dem Islam zukehren darf, aber auch die Abwendung von jeglicher Religion (Atheismus) ist nicht erlaubt. Natürlich trifft das nicht auf alle islamischen Staaten zu und so ist diese Regelung nicht immer staatlich sondern regional beziehungsweise in der Familie getroffen. In westlichen Staaten kann die Scharia unter Umständen angewendet werden, solange sie nicht gegen geltendes Recht verstößt.
Mit meinem letzten Absatz wollte ich nur klarstellen, dass es zum Islam in einigen Staaten keine Alternative gibt (selbst wenn man wollte) und auch in vielen vor allem ländlichen Gebieten anderer Staaten ist das so. Damit ist die Brücke geschlagen zum religiösen Teil.
Tatsache ist, dass Kinder in gläubigen Familien schon meist von klein auf in die Religion indoktriniert werden. Ich selbst bin römlisch-katholischen Glaubens, habe aber beruflich einige gute Freundschaften geschlossen, durch die ich einen besseren Einblick in die Lebensweise und Religion des Islams habe. Daher möchte ich nicht falsch verstanden werden, wenn ich "indoktrinieren" schreibe, weil es als Bezeichnung nunmal passt obwohl ich das gar nicht unbedingt negativ gemeint habe - denn wo sonst wird bereits einem 9 Monate alten Kind ein Niqab übergezogen? Worauf es am Ende hinaus läuft ist ganz einfach die Tatsache, dass der Islam eine viel frommere Religion ist als unser westeuropäisches Christentum und eine Sünde im Namen Allahs viel schneller begangen ist als in anderen Religionen. Das muss nicht besser oder schlechter sein und ich möchte das auch nicht bewerten.
Was das alles mit dem "zwingen" von Kindern in der Pubertät zu tun hat ist einfach erklärt. Die schon angesprochene Frömmigkeit im Islam spielt eine große Rolle und sobald ein Kind die Pubertät erreicht hat, ist es für sein eigenes Handeln verantwortlich, zuvor sind es die Eltern welche das Kind zwar zur Religion führen dürfen aber die Meinung des Kindes respektieren müssen. Im Bihar-ul-Anwar (ca 1100 vor Christus) heisst es beispielsweise "Wer das Gebet für etwas unwichtiges hält, gehört nicht zu mir" und weiter "er wird mir nicht im Paradies begegnen". Im Koran heisst es sinngemäß (Sure 4: An-Nisa Vers 31) "Falls ihr euch fernhaltet von den euch verbotenen Dingen, dann werden wir eure geringeren Übel von euch nehmen und euch einen ehrenvollen Eintritt gewähren", was der heilige Prophet Mohammed recht gut ergänzt, denn er soll gesagt haben "Ich schwöre bei Allah, in dessen Macht mein Leben ist. Wer fünfmal täglich betet, im Monat Ramadan fastet und sich von den Sünden fernhält, wird ins Paradies eintreten".
Ein pubertierendes Kind wird wohl nicht zu religiösen Praktiken gezwungen werden können - obwohl dies in sehr strengen Familien sicher nicht ausgeschlossen ist - allerdings bedeutet das bewusste Verweigern, dass das Kind eine Sünde im Sinne Allahs begeht und in der Meinung von gläubigen Muslimen nicht mehr ins Paradies gelangen wird.
Nun habe ich zwar einen guten Einblick in die Religion, von Verweigerern des Islam habe ich aber noch nichts mitbekommen durch meine Freundschaften. Ich kann mir vorstellen, dass es sich dabei um ein ziemlich persönliches Thema handelt, welches eine Familie auch nicht gerade breittreten möchte. Kurz im Netz recherchiert habe ich jedenfalls einen kurzen zum Thema passenden Artikel gefunden (Muslime schickanieren Ramadan-Verweigerer). Wenn man sich das so durchliest und bedenkt, dass diese Warnung vor allem nicht-Muslimen gilt, dann kann man sich gar nicht vorstellen, wie mit muslimischen Verweigerern umgegangen wird.
Ehrlich gesagt habe ich von diesen Ritualen wenig Ahnung, aber ich würde es auch nicht befürworten, dass ein Kind unter 6 Jahren beim Schlachten eines Tieres zusieht. Das ist einfach nicht verantwortungsvoll, denn einerseits beklagen sich so viele Menschen, dass Ego Shooter die Jugend verderben würden und sie aggressiv machen und auf der anderen Seite nehmen dann Familien ihre Kinder mit, damit diese zusehen können, wie ein Tier geschlachtet wird. Ich denke, es ist vielleicht in Ordnung ein Kind ab dem zehnten Lebensjahr zu solch einem Ritual mitzunehmen, wenn ein Kind nämlich versteht, dass es sich dabei um ein religiöses Ritual handelt. Aber wie erklärt man sowas einem kleinen Kind? Ein kleines Kind versteht doch gar nicht, wieso das Tier getötet wird.
Ich kann mich auch noch an den Thread hier erinnern, in dem darüber diskutiert wurde, dass Jugendliche Respekt gewinnen könnten, wenn sie bei der Schlachtung eines Tieres zusehen und dann nicht so verschwenderisch mit Lebensmitteln umgehen. Aber ich denke, da ist es bei einem Kind unter 6 Jahren doch noch deutlich zu früh. Unter Umständen kann das in einem so frühen Alter ja eigentlich auch genau das Gegenteil bewirken, nämlich dass das Kind dann meint, Tiere wären minderwertig und man könne sie ruhig umbringen.
Da ich mich, wie bereits erwähnt, mit den Ritualen nicht besonders gut auskenne, weiß ich auch nicht, ob das Fleisch nachher gegessen wird oder eben nicht. Falls nicht, hat das ganze seine Wirkung ja auch bei älteren Kindern verfehlt und falls doch, weiß ich nicht, ob kleinere Kinder den Zusammenhang erkennen würden. Ich würde aber trotz alldem ein Kind unter zehn Jahren nicht zu einem solchen Ritual mitnehmen, dass finde ich einfach verantwortungslos, egal wie religiös man auch sein mag.
Wie eine solche rituelle Schlachtung dort von statten geht, weiss ich nicht. Allerdings bin ich mit normaler Hausschlachtung von Schweinen groß geworden. Auch das war nicht ganz ungefährlich und wir Kinder durften immer nur von drinnen zuschauen. Waren also am Fenster und durften erst nach draußen, wenn das Schwein wirklich nicht mehr gelebt hat.
Genauso hatten wir eben auch unsere Verhaltensregeln, wenn wir uns am Tisch aufhielten, wo das Fleisch geschnitten wurde. Und es gab da nie einen Vorfall wo ein Kind verletzt wurde. Man kann also durchaus Kinder bei sowas dabei haben, wenn diese auch auf die Gefahren hingewiesen werden.
@ Punktedieb
Du bist aber auch in dem Umfeld groß geworden. Es geht hier um Kinder, die damit noch nie was zu tun hatten. Die in einer Großstadt ohne bäuerliche Anbindung groß werden. Da ist das schon ein Unterschied. Oder hättest du deine Kinder mit sagen wir vier oder fünf Jahren zu etwas geschleppt, was sie nicht kennen?
Und in dem genannten Fall wurden die Kinder schon rein geführt, als das zu schlachtende Vieh noch nicht im Raum war und auch noch nicht betäubt war. Und der Schlachtraum war wohl eh schon, aufgrund der vielen "Zuschauer" die eh nur im Weg rumstanden, sehr beengt. Und da ging es mehr um die religiöse Faszination als um was anderes. Sprich die anwesenden Erwachsenen waren zum Teil eher in einem Rauschzustand. Ob die im Zweifelsfall hätten eingreifen können, ist fraglich.
Mit vier oder fünf Jahren wussten meine Kinder durchaus, das ein Tier erst getötet werden muss, bevor wir das Schnitzel auf dem Teller haben können. Und genau in dem Alter kam dann auch bei jedem Essen die Frage, welches Tier dafür geschlachtet wurde.
Es kommt also nicht wirklich darauf an, ob man als Kind in einem entsprechenden Umfeld aufwächst, sondern wie man von den Eltern an das ganze Thema Herkunft des Essens herangeführt wird. Sicherlich würde ich kein Kind ohne entsprechende Vorgespräche zu einer Schlachtung mitnehmen. Und es würde dies auch nur aus einem sicheren Abstand ansehen dürfen. Einfach weil zu viel passieren kann.
Ich bezweifle nicht, dass besagte Kinder oder deine Kinder wissen woher ihr Braten kommt. Aber ist es deshalb nötig ein Kind im Kindergartenalter zu einer Schlachtung mitzunehmen?
Nötig nicht, aber es schadet auch nicht, wenn man das Kind entsprechend darauf vorbereitet. Also Gespräche führen und verschiedene Dinge im Vorfeld erklären, wenn das Kind sowas noch nie erlebt hat. Denn einfach mitnehmen und dann zuschauen lassen, wird ein Kind in dem Alter wohl doch verschrecken.
Und aus meiner Sicht, da ich sowas von frühester Kindheit kenne, muss auch sagen, das es keinem Kind geschadet hat. Mein Vater, seine Geschwister und auch meine Cousins sind damit groß geworden. Alle sind wir Fleischesser und wissen aber dennoch um die Gefahren bei einer Schlachtung.
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