Kinder bei ritueller Schlachtung?

vom 20.11.2010, 00:13 Uhr

Und aus meiner Sicht, da ich sowas von frühester Kindheit kenne, muss auch sagen, das es keinem Kind geschadet hat. Mein Vater, seine Geschwister und auch meine Cousins sind damit groß geworden. Alle sind wir Fleischesser und wissen aber dennoch um die Gefahren bei einer Schlachtung.

Wenn aber ein Kind noch absolut nicht damit in Berührung kam, weil es eben in der Großstadt aufwächst und nun plötzlich zu einer Schlachtung gehen soll, meinst du es wird das auch so einfach verkraften? Selbst wenn das Kind vorher weiß, dass der Braten nicht aus dem Supermarktregal springt. Und darum ging es doch.

Wobei in dem Fall noch hin zu kommt, dass alles irgendwie eine Ausnahmesituation ist. Also mit dem was man an sich als Schlachten kennt, hat das eher nur noch am Rande zu tun.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Es kommt darauf an was man unter Schaden versteht! Ich bin in einer ländlichen Gegend aufgewachsen und habe schon in mit 3 oder 4 Jahren Kuh- und Schweineställe von innen gesehen und somit auch erklärt bekommen was es damit auf sich hat.

Mit 5 Jahren wurde mir dann ganz deutlich gemacht was das Schlachten eines Schweines bedeutet. Ich war damals zu Besuch bei Verwandten in Polen und durfte das ganze Spektakel im Hof von Anfang bis Ende beobachten. Ich war milde gesagt danach kaum noch ansprechbar. Albträume und Essensverweigerung waren nur einige der Nebenerscheinungen. Es gibt sogar ein Bild davon, wie ich weinend neben dem aufgeschlitzten, hängenden Schwein stehe und ich kann bis heute nicht begreifen, was sich meine Eltern dabei gedacht haben.

Mag sein das ich in der Beziehung ein Weichei bin, aber ich könnte mir das noch heute nicht ansehen, jedenfalls nicht freiwillig und ich würde das einem Kind keinesfalls zumuten.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


@LittleSister

Ich habe mehrmals gesagt, das man ein Kind auch darauf vorbereiten sollte. Damit es eben auch weiss, was da passiert und das ein Tier getötet wird. Klar wird es ein Kind nicht wirklich verkraften, wenn es plötzlich und ohne Vorgespräche sowas erleben muss.

Was ja auch das Beispiel von Pikalina nun deutlich zeigt. Und das würde ich auch mit meinen Kindern nicht machen, das ich sie einfach zu einer Schlachtung mitnehmen würde. Wobei sie ja schon ein Stück älter sind, als die Kinder um die es bei dir geht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich gehöre nun zu keiner Gemeinschaft, in der das Schlachten etwas Rituelles ist. Allerdings bin ich auch sehr ländlich aufgewachsen und hatte auch kein Problem damit zu begreifen, dass Tiere geschlachtet werden müssen, bevor Fleisch auf den Tisch kommt. Das habe ich dann auch jährlich mitbekommen, genauso ist es auch bei meinen Kindern.

Mein Kleiner wollte zwar auch schon mal beim Schlachten zusehen, aber ich wollte dem noch nicht zustimmen. Weniger wegen der Verletzungsgefahr, die ich ehrlich gesagt bei kleineren aber auch bei größeren Tieren nicht so sehe. Eher weil ich denke, dass auch der Akt des Tötens immer mit Respekt gegenüber dem Tier durchgeführt werden sollte. Und da bin ich mir eben unsicher, ob der Kleine mit gerade mal sieben Jahren schon so weit ist. Die Große würde ich mit knapp zehn Jahren zwar zusehen lassen, aber die hat schon eine Vorstellung und möchte nicht, was ich natürlich so respektiere.

Mit der richtigen Vorbereitung kann man Kinder sicher auch schon eher an einer rituellen Schlachtung teilnehmen lassen. Bestimmte Dinge können sicher auch schön jüngere Kinder erfassen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde, dass die Kinder ruhig bei der Schlachtung beiwohnen sollen. So merken sie sehr früh, dass das Fleisch nicht einfach da ist und somit irgendwo herkommen muss. Vielleicht lernen sie so einen verantwortungsvolleren mit Fleisch und werden es in Zukunft vielleicht eher aufessen und nicht so viel verschwenden.

» Hufeisen » Beiträge: 6057 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Hufeisen hat geschrieben:Ich finde, dass die Kinder ruhig bei der Schlachtung beiwohnen sollen. So merken sie sehr früh, dass das Fleisch nicht einfach da ist und somit irgendwo herkommen muss. Vielleicht lernen sie so einen verantwortungsvolleren mit Fleisch und werden es in Zukunft vielleicht eher aufessen und nicht so viel verschwenden.


Mir stellt sich die Frage, wieso man denn überhaupt davon ausgeht, dass ein Kind erst eine Schlachtung mit eigenen Augen sehen muss, um Respekt vor Tieren zu erlernen. Ich habe noch nie eine Schlachtung selber vor Ort gesehen und dennoch war mir auch als Kind schon bewusst, dass für das Stück "Fleisch" auf dem Teller ein Tier getötet wurde.

Bei mir war die Reaktion, als mir das mit fünf oder sechs Jahren bewusst wurde, totaler Ekel. Bis meine Eltern, die vom Vegetarismus leider nichts halten, mir damals wieder das Essen von Fleisch aufzwingen konnten, mussten sie einige Monate wirklich kämpfen. Danach habe ich es auch nur gegessen, weil meine Eltern mich andauernd dazu gedrängt haben. Und sobald ich ausgezogen war, war das Thema dann natürlich wieder vom Tisch für mich.

Wie man sieht, geht es also auch sehr gut, ohne selbst eine Schlachtung mit ansehen zu müssen. Ich verstehe also nicht, wieso so getan wird, als könnten Kinder anders nicht begreifen, dass ein Schnitzel ein Stück von einem toten Tier ist. Wird hier das Denkvermögen und die Fantasie von Kindern mal wieder unterschätzt?

Zum Hauptthema kann ich nur noch anfügen, dass ich auch denke, dass so eine Schlachtung für ein Kind extrem traumatisierend wirken kann, gerade, wenn es nicht im ländlichen Raum aufgewachsen ist. "Mir hat es auch nicht geschadet!" ist kein Argument, denn jeder Mensch reagiert anders auf solche Erlebnisse. Eltern, die ihr Kind wirklich lieben, sollten sich also mal überlegen, ob spezifisch ihr Kind so eine Schlachtung emotional verkraften würde, und vor allen Dingen vielleicht auch, ob diese ganze Aktion überhaupt notwendig ist.

Schlimm finde ich es, wenn Kinder nur aus religiösen Traditionen heraus dazu gezwungen oder gedrängt werden, bei Schlachtungen zuzusehen, und man sich dabei nicht im Geringsten darum kümmert, was die Sache nur bei dem Kind bewirken könnte. Das Wohl des Kindes sollte meines Erachtens gesichert sein, und auch Vorrang vor diversen Traditionen haben.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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