Wie Eltern für einen Wohnheimsplatz überzeugen?

vom 18.11.2010, 23:36 Uhr

Seit Beginn meines Studiums im Oktober pendele ich nun jeden Tag vom Ruhrgebiet Richtung Wuppertal, um zur Uni zu gelangen. Dabei beträgt die Zeit, die ich für eine Strecke unterwegs bin, zwei Stunden. Das macht dann exakt vier Stunden pro Tag, die ich nur per Bus und Bahn unterwegs bin.

Da ich der Meinung bin, dass das nicht sein muss und man besser in Wuppertal wohnen könnte, habe ich mich für einen Platz im Wohnheim beworben. Heute kam eine Zusage für ein Zimmer in einer 3er WG, womit ich kein Problem habe. Der Preis beträgt 199 Euro inklusive Wasser, Strom und Internet. Es gibt nur ein dickes Problem:

Meine Eltern sind nicht begeistert davon. Sie wollen mich kontrollieren und sagen, dass sie auch immer pendeln mussten. (Aber nie solange!!!) Zudem hatten beide ein Auto und die Entfernung war weniger als die Hälfte, die ich nun habe. Auch halten sie von Wohnheimen nichts, da sie glauben dass ich dort nicht zum Lernen komme.

Ich weiss nicht, was ich machen soll. Ich muss mich bald entscheiden und mit Ihnen darüber reden, denn sie wissen noch nichts von meinem Plan. Ich habe Angst, dass sie einfach "Nein" sagen. Auch würde ich die Kosten selbst tragen. Das wäre nicht das Problem. Zudem könnte ich länger schlafen und hätte am Tag 4 Stunden mehr zum Lernen. Auch bin ich keine 16 mehr- ich werde im Dezember 22. Ich weiss, dass das ein riesen Thema wird, aber ich kann doch nicht einfach meinen Traum platzen lassen?! Ich habe 3x die Woche bis 18 Uhr und bin erst immer um 20 Uhr zuhause. Wie würdet ihr das euren Eltern beibringen? Ich weiss jetzt schon, dass sie sagen, dass das total überflüssig sei, auszusiehen. Zudem kriegen sie das eh in den "falschen Hals".

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» NathKath88 » Beiträge: 375 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Schreib mal eine ehrliche Liste mit Pro und Kontras. Eine Liste für weiter so wie bisher und eine für den Platz im Wohnheim. Wenn du magst, kennzeichne noch die Punkte, die dir besonders wichtig sind. Ist auf alle Fälle eine Grundlage, mit der man eventuell besser argumentieren könnte.

Wärst du denn mit einem Auto schneller unterwegs? Wie wäre es wenn deine Eltern dir dann halt ein Auto finanzieren würden? Kannst du ja auch einfach mal gegen rechnen. Also was ein Auto kosten würde, vom Kauf, über Unterhalt und Reparaturen.

199 Euro scheint mir sehr günstig. Bist du dir da sicher? Ist die Wohnung echt in einem Wohnheim? Weil du ja auch von einer Wohngemeinschaft schreibst. Auf alle Fälle kämen wohl noch so Sachen wie Möbel dazu. Also vor dem Einzug. Nicht das ich dir das madig reden möchte, ich möchte einfach möglichst viele Überlegungen mit ins Spiel bringen. Eben auch für die Pro und Kontra Listen.

Und wenn du so weit vom Studienort weg wohnst, wie sieht es denn mit Lerngemeinschaften und sozialen Kontakten zu den Mitstudenten aus? Wäre zumindest ein Argument. Denn es wäre ja an sich fast Wahnsinn, am Wochenende zu einer Party oder ähnlichem ebenfalls vier Stunden zu pendeln.

Vier Stunden mehr zum Lernen hast du nicht unbedingt. Denn in einer Wohngemeinschaft fallen halt auch noch andere Sachen an. Sauber machen und ähnliches. Klar musst du das eventuell auch daheim machen. Aber es ist was anderes, wenn man das nicht im Elternhaus macht. Und deine sozialen Kontakte werden sich verändern. Lerngruppen eventuell und ähnliches.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Also vier Stunden am Tag ist echt hart. Vor allem weil es ja nicht kurzfristig ist, dann wäre es ja noch ok, aber wenn es sich um einen Studienplatz handelt wird es wohl länger so gehen. Ich würde auf alle Fälle schnell mal mit deinen Eltern sprechen. Keine Eltern sind begeistert wenn die Kinder weg gehen und dann womöglich auch gleich noch für immer wo anders bleiben, so wie es bei mir war, aber sie müssen es akzeptieren. Man ist mit fast 22 doch kein Kind mehr. Man muss beginnen können sein eigenes Leben zu führen.

Wie lange haben denn deine Eltern gependelt? Also Zeitmäßig? Aber du schreibst sie hatten ein Auto und hier ist man meistens viel schneller am Ziel, wäre das vielleicht eine Möglichkeit für dich? Allerdings würde ein Auto schon fast teurer kommen als dein Zimmer in der Wohngemeinschaft. Das finde ich nämlich nicht wirklich teuer.

Du musst versuchen deinen Eltern zu erklären dass du kein Kind mehr bist. Sicher werden sie das nicht hören wollen, aber es ist notwendig. Versuche ihnen die Angst zu nehmen die sie haben, eben das du trotzdem zum lernen kommst, im Gegenteil das du viel mehr Zeit hast zum lernen (auch wenn es vermutlich nicht so sein wird), wie gefährlich es ist oft am Abend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein und ähnliches. Vielleicht begreifen sie es so dass das Zimmer in der Wohngemeinschaft besser ist.

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zunächst mal würde ich prognostizieren wollen, dass Du das nicht über einen längeren Zeitraum schaffen wirst. So jedenfalls meine Sicht der Dinge! Vier Stunden reine Reisezeit ist, so gerne man ins Feld führt, die Zeit zum lesen nutzen zu können, mit der Zeit verlorene Lebenszeit! Das ist natürlich nicht pauschal zutreffend. Wenn man sich vorstellt, dass Du nun die Zeit dafür opferst, damit Deine Familie (im Sinne von Partner oder Partnerin) - die auf Dich zu Hause wartet - und Du neben dem Studium hier die vollste Verwirklichung im Privatleben siehst, ist es was anderes. Nachdem Du aber mit Deinen 22 Jahren vermutlich auch andere Interessern verfolgen dürftest, ist es eben schwer auszuhalten.

Wenn Du siehst, dass es finanziell von Deinen Eltern gestemmt werden könnte, Dich auch nach einem Auszug zu unterstützen, würde ich wirklich nicht um Zustimmung bitten! In dem Alter bist Du ja letztlich für Dich selbst verantwortlich und ich wüsste keinen Grund, eine Frau von 22 nicht ausziehen zu lassen. Eher im Gegenteil: ich würde als Elternteil gar nicht so sehr an der Teilhabe am z.B. Liebesleben haben wollen.

Die ca. 200 Euro für die Wohngelegenheit scheinen zudem noch recht günstig zu sein. Jedenfalls gemessen an den vermutlichen Kosten, die durch das Pendeln entstehen. Auch hier sehe ich keinen Hinderungsgrund. Und Verpflegt werden musst Du sowieso. Das sollte auch nicht ins Gewicht fallen.

Was Du zu Hause vielleicht zunächst anbieten kannst, wäre ja, dass Du die Semesterferien sowie die Wochenenden zu Hause verbringst (schon der Wäsche wegen :lol:). Vor einem Nein muss Dir also keine Bange sein. Irgendwann müssen ja auch Deine Eltern erwachsen werden und ihr Kindlein ziehen lassen. Wenn sie hier eben kein Zutrauen in ihr Kind haben, würden sie damit ein totales Versagen hinsichtlich der Erziehung eingestehen. Es muss ja ihr Ziel gewesen sein, Dich zu einem eigenständigen Wesen zu machen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Du wirst 22 Jahre und willst deine Eltern quasi bitten, das sie dir erlauben auszuziehen? Sorry, aber was willst du machen, wenn sie nein sagen? Weiterhin täglich vier Stunden in den öffentlichen Verkehrsmittel verbringen nur um ja keinen Stress zu Hause zu haben?

Teile ihnen deinen Entschluß mit und lass sie notfalls schmollen. Es ist dein Leben und wenn du der Meinung bist, das die Wohngemeinschaft die bessere Lösung für dich ist, dann mach das einfach.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wie alt möchtest Du denn eigentlich noch werden bevor Du tust, was Du für Richtig hältst? Willst Du wirklich weiterhin 4 Stunden Fahrtzeit in Kauf nehmen, nur um Deine Eltern nicht zu verstimmen? Das kann nicht wirklich Dein Ernst sein! Die Kosten für die Bahnfahrten und die aufgewendete Fahrtzeit stehen doch in keinem Verhältnis zum Nutzen. Die 4 Stunden, die Du täglich verschwendest, könnten nicht nur fürs Lernen, sondern auch zum Regenerieren benutzt werden. Es muss doch unglaublich schlauchen den ganzen Tag auf den Beinen und unterwegs zu sein, ohne mal wirklich abschalten zu können. Wenn Du um 20.00 Uhr nach Hause kommst ist der Tag doch gelaufen. Schließlich musst Du am nächsten Morgen 2 Stunden früher aufstehen als andere Studenten; allein schon um den Weg zur Uni zu bewältigen.

Wenn Du finanziell in der Lage bist die Miete und die Kosten für Lebensmittel etc. aufzubringen, würde ich meine Eltern lediglich darüber in Kenntnis setzen, für welchen Tag der Umzug geplant ist und wann Du das erste Mal zu Besuch kommst. Wenn Dein Herz daran hängt die Zustimmung Deiner Eltern zu erreichen, erkläre ihnen was die 4 Stunden Fahrerei mit Bus und Bahn jeden Tag für Dich bedeuten. Wie groß die Einschränkungen sind, wie unwirtschaftlich das Pendeln ist und wie viel Zeit Dir täglich verloren geht. Du kannst ja – wie bereits erwähnt wurde – regelmäßige Besuche vereinbaren. Jedes Wochenende, oder jedes zweite könntest Du bei Deinen Eltern verbringen. Dann allerdings entspannter und erholter. Stimmen sie noch immer nicht zu würde ich einfach meine sieben Sachen packen und trotzdem ausziehen. Deine Eltern kriegen sich schon wieder ein wenn sie erst mal sehen, welche Erleichterung diese räumliche Veränderung für Dich bedeutet. Man kann es nicht immer jedem Recht machen – auch den Eltern nicht. Du musst sehen was gut für Dich ist; ob Deine Eltern das nun einsehen und gut finden oder nicht, ist dabei zweitrangig.

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Du schreibst doch, dass du die Kosten ohnehin selbst tragen würdest, insofern haben deine Eltern da doch gar nichts mitzureden. Bist du Einzelkind?

Ich würde die Eltern einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Wenn du es etwas diplomatischer handhaben willst, kannst du es ihnen ja erklären, warum es für dich einfach besser wäre ins Wohnheim zu ziehen. Ein gutes Argument wäre meiner Meinung nach zum Beispiel, dass die Fahrtzeit einfach total verschwendete Zeit ist. Du kannst im Wohnheim allemal besser lernen als im Zug.

Mach deinen Eltern klar, dass du kein Kind mehr bist und ein eigenständiges Leben führst, in dem sie nicht mehr mitzureden haben. Um erfolgreich studieren zu können ist es meiner Meinung nach notwendig sich von zu Hause zu lösen und ein eigenständiges Leben zu führen. Man muss selbst für das eigene Handeln Verantwortung übernehmen und das ist unglaublich schwierig, wenn die Eltern einem bei allem auf die Finger schauen.

» Peci » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Es gibt Neuigkeiten und leider keine Guten! Vor lauter Angst schiebe ich das immer weiter weg, allerdings rennt mir die Zeit weg, weil ich in 3 Tagen für den Platz zusagen muss.

Ich habe heute bei meinem Vater angedeutet, dass Plätze frei werden und ich eventuell einen bekomme. Daraufhin ist meine Welt zusammengestürzt, weil ich einfach nur geschockt war. Er sagte mir, dass er das nicht gut findet und die Gründe, dass ich vier Stunden jeden Tag fahre, findet er als lächerlich. Auch das ich nicht zum Lernen komme, will er nicht einsehen. Auch das weitere GEspräch ist nur noch fürchterlich. Er sagte,: "Dann kann man dich ja gar nicht kontrollieren." Und das war kein Scherz! Ich bin zutiefst geschockt, ich bin 21 Jahre alt.

Ich bin total verzweifelt. Ich schaffe es nicht, einfach das zu tun, egal was meine Eltern sagen. Ich habe Angst, dass sie einfach sagen, dass sie das nicht wollen. Ich würde mich niemals über Ihre Meinung hinweg setzen. Wenn sie mich nicht lassen, dann sehe ich als Ausweg, zwei Versuche der Klausur zu verpatzen, und notfalls auch den dritten. Mit dem Wissen, dass sie mich kontrollieren, kann ich nicht studieren- ich würde alles in den Sand setzen. Was soll ich nur tun, ich bin einfach am Ende.

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» NathKath88 » Beiträge: 375 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also wenn ich das richtig sehe, hast du für dich nun zwei Optionen. Also die Optionen die du siehst. Du bist ein folgsames Kind und machst was deine Eltern sagen. Eine Variante ist, du bleibst daheim und setzt die Klausuren in den Sand - was aber auch gegen die Wünsche deiner Eltern wäre. Variante zwei wäre, du ziehst einfach aus. Was auch gegen die Wünsche deiner Eltern ist.

Egal in welche Richtung du nun gehst, du wirst in beiden Fällen gegen die Wünsche deiner Eltern agieren. Wäre es dann nicht einfacher auszuziehen? Da würde unterm Strich zumindest mehr für dich übrig bleiben.

Und selbst wenn du die Klausuren in den Sand setzt. Das heißt nicht, dass du so schnell eine weitere Chance zum Ausziehen bekommst oder?

Ich kann dich aber voll verstehen. Ich habe in meinem Leben sicherlich ähnlich gehandelt. Und ich bereue es bitter. Ich bin jetzt 37 Jahre alt und kann mich bis heute nicht gegen meinen Vater durch setzen. Willst du das wirklich haben?

Hast du vielleicht jemand neutrales, der einfach mal mit deinen Eltern sprechen könnte? Eine Tante oder vielleicht eine Lehrerin?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Schmeiss dein Studium und lass dir von deinen Eltern einen Mann suchen. Dann werden sie den Schwiegersohn danach wählen, das sie auch weiterhin die Kontrolle über dich behalten. Und da du noch immer überlegst, ob du deinen eigenen Weg gehen sollst, bist du nicht im entferntesten dabei, dein eigenes Leben aufzubauen.

Und ich sehe da einen riesen grossen Unterschied zu LittleSister, welche immerhin versucht sich gegen ihren Vater durchzusetzen. Wenn man es am Ende nicht schafft, dann ist das wieder eine andere Sache. Aber du lässt dir knallhart sagen, das dein Vater die Kontrolle über dich behalten will und denkst mehr darüber nach dich zu fügen, als dem zu entgehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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