Die Grünen setzen sich zu den Demonstranten im Wendland
derpunkt hat geschrieben:Dir ist aber schon klar, dass neben Fischer und Trittin auch Künast im Kabinett Schröder genau für die Durchführung und Durchprügelung von solchen Transporten verantwortlich waren? Wie Glaubwürdig kann man gegen etwas protestieren, was man vor nicht allzu langer Zeit (zur Info: 1998 bis 2005) gerechtfertigt und maßgeblich mitorganisiert hat?
Warum willst du nicht verstehen das wir den Müll zurücknehmen müssen. Unser Müll unser Problem. Wir können froh sein das die Franzosen den Müll überhaupt aufbereiten bei den Komplikationen die da veranstaltet werden. Für eine Partei wie die Grünen ist es doch vollkommen legitim zum Transport zuzustimmen und trotzdem dagegen zu demonstrieren. Warum? Weil es eine symbolische Demonstration ist. Denn den Castortransport kann ja niemand wirklich aufhalten. Die Demos sollen ja nur zeigen welche folgen Atommüll hat und das ein Großteil der Bevölkerung gegen die weitere Produktion von Atommüll ist.
Und danach haben die Grünen den Befehl gegeben, Leute auch unter Polizeiknüppeln wegzutragen, die Wasserwerfer in Stellung zu bringen und alles so fortzuführen, wie es vorher war und jetzt ist! Was das jetzt mit Grünen-Bashing zu tun hat, ist mir schleierhaft.
Also mir wäre neu das nun ein Grüner Polizeichef geworden ist. Die Politik hat lediglich veranlasst das der Castor rollen kann. Was die Polizei daraus macht ist ihre Sache. Die Grünen haben mit den Polizeieinsätzen nichts zu tun.
derpunkt hat geschrieben:Klehmchen hat geschrieben:Also ich persönlich würde so einen Zug mit Castor-Containern nicht vor meiner Haustür haben wollen.
Wie so ziemlich alle. Aber wieso ist es dann OK, wenn es anderen vor die Haustür gekippt wird?
Weil es eben keiner vor die Haustür bekommt, sondern der Müll immer noch dahingebracht werden soll, wo er in Deutschland derzeit am sichersten gelagert werden kann, eben im Zwischenlager und nicht vor der Haustür. Mal ganz nüchtern betrachtet, fernab jeden Protests. Irgendwer muss nunmal in den sauren Apfel beißen, dichter dran zu wohnen als andere. Ist halt so, genauso wie beim Sport jemand verlieren muss. Das ist eine ganz einfache Sache, wenn man die Emotionen außen vor lässt. Und bisher hat sich ja kein besserer Standort gefunden.
Klehmchen hat geschrieben:Aber was bringt das?
Dann wäre man gezwungen, die Verursacher (die vorher auch unbestreitbar viel Geld damit eingenommen haben) mit in die Verantwortung für den Atommüll zu nehmen. Außerdem würde auch auf europäischer Bühne gezeigt, dass die "scheinbaren" Lösungen niemandem wirklich was bringen und das Problem im besten Fall verschieben.
Was soll das denn für ein Argument sein? Man soll sich jetzt in Brüssel bei der EU um unseren Müll kümmern? Wo waren denn die ganzen Atomkraftgegner als die AKWs gebaut wurden? Da waren wohl kaum Zehntausende Menschen in Gorleben. Klar gab es auch damals schon vereinzelt Proteste, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie es heute ist. Und Atomkraft kann man dank dem Abfall nunmal nicht von heute auf morgen komplett aus unserem Alltag verbannen. Man muss sich also zwangsläufig um den Abfall kümmern. Und auch wenn die Energiekonzerne eine Menge Geld eingenommen haben, so haben die Verbraucher dafür auch günstigere Strompreise bekommen. Ich kenne nur wenige Leute, die freiwillig mehr für ihren Strom zahlen, nur weil er grüner sein soll. Das behaupten zwar immer wieder sehr viele Leute, aber die Kundenzahlen der großen Anbieter sagen da doch noch etwas anderes aus.
Klehmchen hat geschrieben:nicht mehr zu Aufbereitung
Auch hier ein Punkt noch: mir hat noch niemand erklärt, was die sog. "Aufbereitung" bringt bzw. was diese bringen soll. Es ist doch vielmehr ein "Müllsortieren" denn ein "Recycling". Leider wird das aber so nicht verkauft. Aber lassen wir hier gerne einen Physiker sprechen.
Man trennt da den Müll von dem was nochmal verwertet werden kann. Allerdings handelt es sich beim Verwertbaren Material nicht unbedingt um Brennelemente die weiter in deutschen AKWs verwendet werden können. Man stellt dabei Plutonium her, dass nur in gewissen Reaktortypen verwendet werden kann oder der militärischen Nutzung zugeführt wird. Was auf Grund der eigentlichen Nichtverwendung in Deutschland mit unserem noch verwertbaren Material passiert, kann ich dir aber nicht erklären. Ich denke mal, dass es dann wohl verkauft wird an Länder oder Energiekonzerne, die es noch nutzen können.
Klehmchen hat geschrieben:nach Gorleben sondern aus dem Ruhrgebiet oder sonstwo in Deutschland.
Nein! Weil wenn die Möglichkeit bestehen würde, dass jeder so ein Endlager vor die Tür gesetzt bekommen würde, würde ein Umdenken in noch breiteren Schichten stattfinden. Nebenbei würden so auch ganz Andere dagegen sein, die sonst nichts gegen eine Endlagerung in Gorleben haben (weil es ja weit weg ist).
Wie kommst du auf Nein? Der Atommüll fällt ja in den nächsten Jahren/Jahrzehnten weiter an. Selbst wenn man in Deutschland dann sagt, wie bereiten das Zeug nicht mehr auf, bleibt trotzdem der Müll weiterbestehen, der von den Kraftwerken zu einem Zwischen- oder Endlager transportiert werden muss. Daran kannst du nicht viel ändern, außer du sagst der Müll bleibt da wo er produziert wird. Das bedeutet aber, dass man statt einem potentiell verstrahlten Gebiet dann 17 hat. Klingt für mich jetzt nicht wirklich besser.
Klehmchen hat geschrieben:Um was geht es denn hier eigentlich? Geht es um den Protest gegen Atommüll oder gegen Atomkraft?
Sowohl als auch. Aber im Konkreten geht es darum, den wohl gefassten Beschluss, ein Endlager da hinzustellen, wo der geringste Widerstand zu erwarten ist (und man alle Berichte, die hier das Risiko als zu Hoch einstufen, zurückhält), rückgängig zu machen. Wie soll denn dieses "Zwischenlager" anders bewertet werden? Welche Alternative hat man den und wo wird selbige gesucht? Wieso wird nicht aufgezeigt, dass man alles tut, um weitere Lösungen zu zeigen?
Meines Wissens nach wurde zumindest nach Alternativen gesucht, ob man dies auch mit 100%igen Einsatz getan hat, sei mal dahingestellt. Aber bisher gibt es keine bessere Alternative. Und von den Demonstranten habe ich übrigens bisher auch keinen besseren Vorschlag vernommen. Und solange muss das Zeug nunmal irgendwo hin, ganz einfach und ganz pragmatisch. Vielleicht doch einfach solange irgendwo im Wald abstellen oder wie soll das weitere Vorgehen aussehen, wenn man nichts mehr in Gorleben einlagert?
Klehmchen hat geschrieben:Da sollten sich die Demonstranten lieber mal überlegen, ob sie nicht versuchen gänzlich auf Atomernergie zu verzichten.
Da sollte die Politik mal zeigen, ob sie die Rahmenbedingungen dazu schaffen will. Wie ist es denn mit Förderprogrammen für erneuerbare Energien? Wie ist es, wenn man als Privatperson selbst Strom erzeugt und ins Netz einspeisen will? Und vor allem: wie ist es für die großen Betreiber hinsichtlich der Kosten für die Endlagerung und Versicherung gegen den GAU? Bin ich jetzt wirklich zu engstirnig, wenn ich mal behaupte, dass hier die Verteilung schief liegt (Kosten/Gewinne)?
Gab es die Möglichkeiten nur für mich oder wieso ist dir das scheinbar entgangen? Gerade die Solarindustrie wurde ja massiv gefördert und weit über das hinaus, was man als marktwirtschaftlich angemessen bezeichnen kann. Und vorallem es geht ja immer noch. Du kannst immer noch eine Förderung für deinen eigenen Strom beziehen. Die Lobby der Solarindustrie ist da ja keinesfalls schlechter als die der großen Konzerne. Nur muss man jetzt eben andere Bögen ausfüllen und den Strom nicht mehr einspeisen, sondern selber nutzen. Dann kriegst du deinen Strom praktisch umsonst und oben drauf einen Bonus.
Klehmchen hat geschrieben:geht den Weg des geringsten Widerstandes und versucht opportunistisch zu sein, weil es "In" ist.
Was Du hier schreibst liegt irgendwie zwischen "süß und naiv" und "unverschämt", wenn Du hier ernsthaft und nüchtern behauptest, dass Menschen, welche sich auch vor Strafandrohungen (inkl. der vorherigen Behandlung durch Polizeiknüppel und Wasserwerfer) nicht abschrecken lassen, die Nächte im November im Freien verbringen und sich massiv (auch eben körperlich) für ihre Ziele einsetzen, hier den Weg "des geringsten Widerstands" gehen. Auch sehe ich nicht, wo dies als "In" bewertet werden würde, so wie es "In" ist, Apple-Produke zu kaufen. Opportunistisch geben sich hier in dem Zusammenhang eben die Grünen, was ich in meinem Eingangsbeitrag deutlich machen wollte.
Meine Güte ich hab auch schon mal vor einem Wasserwerfer gestanden oder Pfefferspray ins Auge bekommen. Sowas kommt schon mal vor, wenn es sich um eine Großveranstaltung handelt. Zumal der Großteil der Aktivisten davon sehr wenig mitbekommen hat, sondern eher der harte Kern betroffen war, der fahrlässig das Leben anderer Menschen aufs Spiel setzt. Oder wie soll man sonst Aktionen wie das Schottern bezeichen, bei dem es das Ziel ist, dass ein Zug entgleisen soll?
Aber das Gros der Demonstranten setzt sich friedlich auf die Straße oder die Gleise und wird dann auch friedlich weg getragen ohne gleich Pfefferspray oder einen Knüppel abzubekommen. Klar gibt es Ausnahmen und es ist nicht immer berechtigt, aber in der Regel trifft es zwar nicht die Richtigen, aber schon die, die es durchaus auch darauf anlegen. Warum es sich übrigens soviele Menschen erlauben kann tagelang im November auf einer Straße oder einem Gleis zu sitzen, lass ich mal unkommentiert stehen
Der Weg des geringsten Widerstandes ist übrigens dahingehend gemeint, dass es vermeintlich recht einfach ist sich mal 2 Tage auf ein Gleis zu setzen, statt sich eine Solaranlage aufs Dach zu bauen oder im Alltag auf das ein oder andere elektrische Gerät zu verzichten. Oder eben einfach den Anbieter wechseln, zu einem der keinen Atomstrom erzeugt und eben auch nicht ins Netz einspeist. Aber das wäre eben alles mit Verlust einer gewissen Lebensqualität verbunden und mit teilweise höheren Kosten, die man dann nicht nur für 2 oder 3 Tage hat, sondern fürs ganze Jahr. Damit ließe sich aber mehr Atomenergie einsparen, als man mit irgendwelchen Protesten erreichen kann.
[/quote]Klehmchen hat geschrieben:Und vorallem denkt man nur von heute bis morgen, aber eben doch nicht wirklich bis Überübermorgen.
Sorry, auch hier bin ich baff über die Schlussfolgerung! Es ist also so, dass die, die sich im Klaren darüber sind, dass es nicht möglich ist, so weiter zu machen wie bisher und dagegen aufbegehren (anders ist ein Umdenken nicht zu erreichen - allein schon auf Grund der wirtschaftlichen Vorteile (der treibenden Kräfte) der aktuellen Handhabe), denken also nicht bis übermorgen? Und die, die alles belassen, haben also die Zukunft fest im Blick? Wie soll ich dann weiter schreiben, wenn dies wirklich das ist, was Du aus den Geschehnissen herausliest?
Wer sich darüber im Klaren ist, der ändert seinen Lebensstil und stimmt mit den Füßen ab. Denn nur das ist eine nachhaltige Lösung. Die Kosten für die Castortransporte werden mit Sicherheit nicht die Energiekonzerne tragen, zumindest nicht den Lohn für 17.000 Polizisten. Den zahlen wir Steuerzahler und kein anderer. Warum also sollte sich damit etwas an der Einstellung der großen Energiekonzerne und AKW-Betreiber ändern? Ändern kann man da nur etwas, wenn man ihnen ans Geld geht und das geht am leichtesten, wenn man als Verbraucher zu anderen Anbieter geht oder wenn wir einfach alle zu sehen, dass wir unseren Stromverbrauch senken können und damit einige AKWs überflüssig werden. Wenn diese nur noch teilweise ausgelastet werden, werden sie von ganz allein unrentabel.
Aber das ist eben eine Lösung, die nachhaltiges Handeln erfordert, die vorallem ein kontinuierliches Handeln erfordert und nicht mit 1-2 Tagen Bambule erreicht werden kann. Der Mensch ist aber eben nur unzureichend in der Lage abzusehen, was er mit langfristigem Handeln erreichen kann und neigt dazu lieber die schnelle Lösung zu nehmen, ist halt evolutionär so geprägt, kann man ihm deswegen kaum vorwerfen. Ändert aber eben auch nichts an dem Fakt, dass hier größtenteils nicht bis in die Zukunft gedacht wird. Sonst gäbe es neben den Blockaden ja auch Lösungsvorschläge was wir die nächsten 10-20 Jahren mit unserem noch anfallenden Atommüll machen und wie wir ihn vermeiden.
Also ich bin für die Grünen und daher finde ich es auch gut, dass sie selbst auch gegen die Atomkraft protestiert haben. Man muss den anderen Politkern einfach mal zeigen, dass wirs ernst meinen! Da habe ich nichts dagegen oder finde es eigentlich sogar gut, wenn Politiker selbst protestieren und sich auf die Gleise setzen.
Die Verlängerung der Atomkraft ist einfach nicht ok.
LG blcky05
derpunkt hat geschrieben:Dir ist aber schon klar, dass neben Fischer und Trittin auch Künast im Kabinett Schröder genau für die Durchführung und Durchprügelung von solchen Transporten verantwortlich waren? Wie Glaubwürdig kann man gegen etwas protestieren, was man vor nicht allzu langer Zeit (zur Info: 1998 bis 2005) gerechtfertigt und maßgeblich mitorganisiert hat?
Ich war damals noch ziemlich jung (7-14) und habe deshalb nicht viel von der Politik mitbekommen. Zumindest nicht, was das betrifft. Ich habe aber meine Mutter gefragt, weil mich das schon interessiert. Was sie mir erklärt hat, war folgendes: Als der Atomkonsens im Jahr 2002 beschlossen wurde, war es Teil der Abmachung, dass die Castortransporte in Zukunft ungehindert stattfinden würden. Das ist ja auch notwendig und deshalb, finde ich, kann man es der rot-grünen Regierung nicht zum Vorwurf machen.
Jetzt allerdings ist die Situation eine völlig andere: Schwarz-Gelb hat die Laufzeitverlängerung beschlossen und damit gegen die Abmachung verstoßen. Deshalb finde ich es nicht verwerflich, dass die Grünen jetzt (wieder) gegen die Transporte demonstrieren. Man könnte natürlich sagen, dass dieser Müll sowieso angefallen wäre, auch wenn die Laufzeiten nicht verlängert worden wären, aber bei diesen Demonstrationen geht es den Grünen ja vor allem darum, gegen diese Entscheidung und gegen die Tatsache, dass durch die Laufzeitverlängerung in Zukunft doch mehr Müll anfallen wird, als von Rot-Grün geplant, zu protestieren.
Übrigens ist es nicht verwunderlich, dass den Grünen jetzt der schwarze Peter zugeschoben wird, denn die Regierung hat selber Dreck am Stecken und nutzt natürlich die Gelegenheit, um davon abzulenken. Da kommen die (friedlich demonstrierenden Grünen) ja gerade recht.
microonde hat geschrieben:Jetzt allerdings ist die Situation eine völlig andere: Schwarz-Gelb hat die Laufzeitverlängerung beschlossen und damit gegen die Abmachung verstoßen. Deshalb finde ich es nicht verwerflich, dass die Grünen jetzt (wieder) gegen die Transporte demonstrieren. Man könnte natürlich sagen, dass dieser Müll sowieso angefallen wäre, auch wenn die Laufzeiten nicht verlängert worden wären, aber bei diesen Demonstrationen geht es den Grünen ja vor allem darum, gegen diese Entscheidung und gegen die Tatsache, dass durch die Laufzeitverlängerung in Zukunft doch mehr Müll anfallen wird, als von Rot-Grün geplant, zu protestieren.
Ich finde das hast du Ausgezeichnet formuliert. Die Grünen haben die Laufzeitverlängerung nicht beschlossen und haben in der Opposition nunmal nicht die Kraft dagegen zu wirken. Sofern die Grünen in näherer Zukunft wieder an die Regierung kommen werden die wohl die Laufzeitverlängerung wieder mit allen mitteln Rückgängig machen. Sie bleiben ihrem Standpunkt also treu.
Die Zeit in denen die Grünen noch eine Anti- Partei aus Überzeugung war sind vorbei. Heute sind selbst die letzten Ökos auf Anzug und Krawatte umgestiegen. Wenn sich die Grünen heute an Demonstrationen beteiligen fehlt mir und vielen anderen Bürgern einfach die Authentizität. Es ist, wie du richtig gesagt hast, wenig kredibel, wenn man zuerst für die Lagerung von Atommüll stimmt und sich dann hinterher an Protesten zu beteiligt.
Die Grünen schwimmen momentan einfach auf dem Strom der allgemeinen Demonstrationsfreudigkeit. Nachdem sie all ihre Ideale von damals zu Gunsten besserer Machtchancen verkauft haben, sind sie heute nur noch Trittbrettfahrer der Protestbewegung.
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