Durch Schock Stimme verlieren?

vom 07.11.2010, 13:08 Uhr

Viele Filme sind ja doch eher Märchenfilme, auch wenn sie für Erwachsene gemacht wurden. Neulich habe ich mal einen Film gesehen, wo ein Kind durch einen Schock die Stimme verloren hat und nicht mehr gesprochen hat. Das Kind hatte wohl einen Autounfall und hat miterlebt, wie der Vater dabei ums Leben kam.

Was geht im Körper vor, wenn ein Mensch durch einen Schock seine Stimme verliert? Was blockiert dann im Körper? Das Kind war angeblich organisch und gehirnmäßig gesund. Es soll angeblich seelisch bedingt gewesen sein. Irgendwie klang das in dem Film etwas mysteriös. Aber gibt es das wirklich und was ist mit dem Kind während des Unfalls passiert?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ja, das kleinere Kinder einfach aufhören zu sprechen, liegt wirklich am Schock. Ich habe auch schon zahlreiche Filme gesehen, in denen das so war und in denen als Highlight das Kind dann irgendwann wieder angefangen hat zu sprechen und alle waren überglücklich. So wirklich geglaubt habe ich das aber auch nie wirklich, bis ich es vor wenigen Jahren selbst erleben durfte. Ich habe Verwandte in Polen, die auch zwei Kinder haben. Vor wenigen Jahren gab es in der Gegend, wo diese wohnen, einen schweren Orkan. Dabei sind viele Menschen ums Leben gekommen, Bäume und Autos flogen durch die Luft und die Häuser mussten danach komplett renoviert werden, das volle Programm eben. Meine Verwandten mussten einige Wochen ins Hotel ziehen, um das Haus wieder herrichten zu können.

Wenige Wochen vor dem Orkan, hatte die fünfjährige Tochter eine junge Katze geschenkt bekommen. Sie war darüber wirklich sehr glücklich, hat die Katze im Kinderwagen spazieren gefahren und hat ihr ein Körbchen in ihrem Zimmer hergerichtet. Bei dem Orkan, kam die Katze aber wahrscheinlich ums Leben, denn sie tauchte nicht wieder am Hof meiner Verwandten auf. Ich und meine Familie waren zu der Zeit (es waren Sommerferien) auch in Polen und haben dann unseren Verwandten bei der Reparatur des Hauses geholfen. Zu der Zeit waren eben alle ein bisschen beschäftigt und da hat keiner so sehr darauf geachtet, aber irgendwann fiel uns allen auf, dass die Fünfjährige sehr bedrückt und nahezu apathisch wirkte und nichts mehr sagte. Zu Beginn meinten noch alle, sie würde sich vor dem Besuch schämen, wie das bei kleinen Kindern eben oftmals so ist. Aber nach mehreren Tagen wurde es doch irgendwie merkwürdig.

Auf jeden Fall antwortete sie auf keine Fragen, grüßte nicht und machte auch sonst nicht den Mund auf. Sie wirkte teilnahmslos und ihre Eltern fingen an, sich ernsthaft sorgen zu machen. Nach zwei Wochen wurde dann endlich ein Psychologe zu Rate gezogen, der uns allerdings nicht wirklich weiter brachte. Die Eltern wurden immer besorgter, weil sie nicht wussten, wie sich das entwickeln würde,da die Kleine in einigen Monaten auch eingeschult werden sollte. Es dauerte einen ganzen Monat, bis die Mutter schließlich auf eine ganz banale Idee kam und ihrer Tochter von einem Nachbarn ein kleines Kätzchen mitbrachte. Und das war dann das Happy End des Ganzen. Nach und nach fing sich das Mädchen wieder und nach wenigen Tagen ging es ihr wieder richtig gut. Das wir nicht vorher auf die Idee gekommen waren, hat mich gewundert, aber da die Familie in einer ländlichen Gegend lebt, hat die Tochter eigentlich täglich Katzen gesehen und es war eben die eigene, kleine Katze, die sie vermisst hatte und die sie dann in dieses Tief getrieben hat.

Auf jeden Fall zeigen Beispiele wie dieser, dass Kindern eben nicht mit allem klar kommen können und einen Schock auf verschiedene Arten verarbeiten. Das sie aufhören zu sprechen, ist in der Form eigentlich nur ein Abwehrmechanismus, der Psyche, dass Kind nimmt sich nicht bewusst vor ''So, jetzt bin ich traurig und werde aufhören zu reden'', wie das einige glauben, sondern hat darauf überhaupt keinen Einfluss. Letztendlich ist das nichts anderes, als das umsetzten eines psychischen Konflikts bei einem Lösungsversuch, durch somatische, motorische oder sensible Symptome.

Allgemein wird dies auch als ''Konversion'' oder ''Somatisierung'' bezeichnet. Motorische Fähigkeiten werden aufgehoben, beispielsweise gelähmt, da man Angst vor neuen schmerzhaften Erfahrungen hat. Das äußert sich bei Kindern eben oftmals darin, dass sie aufhören zu sprechen, kommt aber auch bei Erwachsenen vor. Ein Bekannten von mir, hat dies einmal bei seiner Frau erlebt. Auf der Beerdigung ihres Vaters, konnte die Frau mit einem Mal nicht mehr vom Stuhl aufstehen, da sie solche Schmerzen hatte und sie nicht bewegen konnte. Im Krankenhaus wurde dann die Ursache dafür gefunden und auch dies ist nichts anderes, als ein Abwehrmechanismus, des Körpers.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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