Meine Freundin hat sich verändert. Was tun?
Hallo liebe User,
Ich habe - oder besser gesagt hatte - eine sehr gute Freundin (nennen wir sie einfach mal Sophie). Sophie und ich kennen uns schon, seitdem wir drei sind. Da sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater ganztags arbeiten waren, ging Sophie nach dem Kindergarten und später nach der Schule immer zur ihrer Großtante, die auch zufällig meine Nachbarin war. Somit war der Grundstein unserer Freundschaft gelegt. Wir haben jeden Tag miteinander gespielt, gingen in dieselbe Klasse und später auch auf die gleiche weiterführende Schule.
Doch seit circa einem halben Jahr ist unsere Freundschaft nicht mehr dieselbe. Mittlerweile waren Sophie und ich Teil einer Clique geworden, die aus fünf bis sechs Mädchen bestand. Nach einiger Zeit unternahm man etwas mit dem einem Mädel, mal etwas mit dem anderen und ab und zu gemeinsam. Ich empfand das immer als selbstverständlich, da ich dieses "Du bist meine Beste-Freundin"-Ding noch nie besonders mochte und mich eingeengt fühlte. Doch Sophie dachte eben anders.
An eine Situation kann ich moch besonders gut erinnern: Eine gemeinsame Freundin erzählte mir von einem Problem, dass sie hatte, weil sie dachte, dass ich mich von allen am besten in die Situation hineinversetzen könnte. Leider bekam Sophie etwas davon mit und war beleidigt, als ich ihr nichts davon erzählen wollte. Ich sagte ihr, dass sie zu der anderen besagten Freudin gehen solle, wenn sie es wissen will. Ich würde es ihr nicht erzählen. Daraufhin hatten wir einen Streit, der für mich persönlich einen Wendepunkt unserer Freundschaft bedeutete. Sie sagte, sie würde sich hintergangen fühlen und ich wäre eine "miese Schlange".
Nach einer stundenlangen Diskussion, in der ich ihr zu erklären versuchte, dass es nicht in meiner Hand läge, ihr Geheimnisse anderer Menschen anzuvertrauen, ging sie einfach. Sie drehte sich nur noch einmal um, um mir zu sagen, dass sie sich jetzt neue Freunde suchen würde. Am nächsten Tag tat sie so als wäre nichts gewesen. Aber wir hatten eben kaum noch etwas miteinander zu tun. Neue Freunde hat sie keine gefunden.
Ungefähr ab dem Zeitraum an hat sie sich verändert. Sie verhält sich nicht altersgerecht. ich weiß die genauen Gründe nicht und es ist auch schwer zu erklären wenn man es selbst nicht miterlebt: sie hüpft, anstatt zu gehen. Flüstert und schaut auf den Boden wenn man mit ihr reden will (nicht nur bei mir, sondern bei allen). Sie hat sich einen "Euterrucksack" gestrickt und eine "Widergeburtshose" bestellt. Sie kämmt sich nicht mehr und kichert wenn es um Themen wie Liebe und Sex geht.
Sie getraut sich noch nicht einmal, diese Worte in den Mund zu nehmen. Sie bastelt sich Papierflieger und Papierfernrohre und zieht sich mitten im Unterricht um. Nur um ein paar Beispiele zu nennen. Sie hat sich sehr verändert. Auch wenn es sich jetzt schrecklich anhört, aber manchmal ist sie mir wirklich peinlich. Vorher war sie anders. Ich meine ich kann das beurteilen, da ich sie schon so lange kenne. Es tut mir weh zu sehen, wie sie von anderen ausgelacht wird. Ich sprach mit ihrer Schwester, die mir erzählte, dass Sophie jeden Tag Zuhause weint.
Also ging ich zu ihr habe versucht mit ihr zu sprechen, aber es hat nichts gebracht. Sie meinte, sie würde sich so wohl fühlen, wie sie ist und ich sagte zu ihr, dass das ja auch okay ist, solange sie etwas selbstbewusster wird und nicht ständig auf den Boden starrt, wenn man mit ihr reden will. Ich habe sie gefragt, ob es ihr denn nichts ausmacht, dass so viele Leute über sie lachen und sie fing an zu weinen. Sie tat mir leid. Aber anscheinend hat sie sich meinen Rat nicht zu Herzen genommen. Ich versuche nett zu ihr zu sein und rede mit ihr.
Aber Kontakt habe ich nicht mehr zu ihr. Wenn jemand sie auslacht oder dumm von der Seite anmacht, komme ich ihr zur Hilfe, aber eine echte Freundschaft ist da zwischen uns einfach nicht mehr. Sie ist nicht mehr die, die ich mochte, der ich meine Probleme erzählt habe und die ich anrufe, wenn es mir schlecht geht. Sie würde mich nicht verstehen, wenn ich ihr zum Beispiel von meinem Freund erzähle oder berichte, wie es beim Frauenarzt war. Sie würde nur kichern.
Und trotzdem sehe ich jeden Tag diesen unerklärlichen Vorwurf in ihrem Blick. ich weiß nicht, was sie von mir erwartet. Sie hat mich beleidigt und unsere Freundschaft "gekänzelt" und ich stehe trotzdem hinter ihr, wenn jemand sie beleidigt. Ich habe versucht ihr zu helfen, aber sie lässt es nicht zu.
Was also will sie? Wie kann ich ihr helfen, wenn ich nicht verstehe, was ihr Problem ist?
Wow, Deine Freundin ist wirklich ziemlich abgedreht. Kaum zu glauben, dass ein Mensch sich derart verändert und plötzlich in der Entwicklung um Jahre zurückzufallen scheint. Jedenfalls hat sie eine sehr seltsame Art mit dem Verlust eurer Freundschaft umzugehen – und das scheint ja tatsächlich der Auslöser für die Verwandlung zu sein.
Zunächst einmal liegt es nicht in Deiner Verantwortung ihr den Kopf wieder zurechtzurücken. Es ist lieb von Dir dass Du nach eurem Streit noch so fürsorglich bist; wenn Du aber immer wieder auf Granit beißt weil sie sich nicht helfen lassen will, wirst Du früher oder später die Waffen strecken müssen. Du sagst selbst, dass sie für Dich den Stellenwert einer Freundin längst verloren hat – und eigentlich ist es wohl nur noch das Mitleid mit ihr, das Dich dazu bewegt immer wieder für sie einzustehen und sie zu verteidigen. Aber was genau verteidigst Du da? Sie hat offensichtlich ein Problem, dass sie selbst nicht lösen kann. Und so wie Du sie beschreibst, wirst auch Du nicht viel ausrichten können. Schließlich helfen die Gespräche nicht in denen Du sie darauf aufmerksam machst dass andere sie auslachen und sie sich kindisch und peinlich benimmt.
Ich weiß ja nicht wie alt sie ist, tippe bei so provozierenden Sachen wie dem öffentlichen Umziehen vor der Klasse und den auffälligen Accessoires und Klamotten darauf, dass sie nach Aufmerksamkeit geradezu schreit. Durch ihr seltsames Auftreten bekommt sie diese Aufmerksamkeit – auch wenn sie aus Gelächter und Spott besteht. Ich gehe mal noch ein Stückchen weiter und stelle in den Raum, dass sie Dich durch ihr Verhalten auch immer noch irgendwie an sich bindet; denn Du verteidigst sie, kommst zu ihr um ihr ins Gewissen zu reden. Du bist also präsent solange sie sich aufführt wie im Kindergarten. Hört sie auf bist Du weg – denn eure Freundschaft ist ja beendet. Mag sein, dass ich damit völlig daneben liege, aber das fiel mir als allererstes ein als ich mich nach dem „Warum“ gefragt habe.
Manchmal ist die „Holzhammermethode“ die effektivste. Vielleicht bringt es was wenn Du noch mal zu ihr gehst und ihr sagst, dass Du den Streitgrund damals wirklich blöd findest, Du Dir mehr Verständnis für Deine Situation erhofft hast und Du nicht bereit bist so weiterzumachen wie bisher. Sag ihr, dass sie sich wieder bei Dir melden kann wenn sie wieder normal ist, dass Du den Kontakt bis dahin aber nicht mehr möchtest und Du Dich auch nicht mehr um sie kümmern wirst. Vielleicht öffnet ihr das die Augen?? Ich hab da noch ein Zitat für Dich, dass mir in einer ähnlichen (aber dann doch nicht so krassen) Situation weitergeholfen hat:
Hart, aber wahr."Wenn Freunde nicht mehr sind was sie mal waren; wenn sie Dir nichts mehr geben, vergiss ihre Namen" (Böhse Onkelz, Zeit zu gehen).
Das ist wirklich eine seltsame Geschichte, und ein seltsames Mädchen noch obendrein. Ich wüsste zu gerne, wie alt sie ist, denn die Story wäre bei 15Jährigen vielleicht noch nachvollziehbar, bei 18Jährigen allerdings nicht mehr.
Um kurz auf deine letzte Frage zu antworten, warum sie immer noch einen vorwurfsvollen Blick hat, obwohl du ihr hilfst und hinter ihr stehst, lautet meine Vermutung, dass es für sie wahrscheinlich schwieriger ist dir böse zu sein, wenn du weiterhin so nett zu ihr bist. Das klingt jetzt vielleicht seltsam, aber genau da könnte das Problem liegen. Sie hat sich hintergangen gefühlt, ohne jeglichen Grund, meint nun böse auf dich sein zu müssen und du verteidigst sie weiterhin und versuchst ihr mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Natürlich ist das vollkommen nett von dir und du scheinst es ja auch ehrlich zu meinen, aber sie sieht darin nur eine Hürde. Sie kann nicht behaupten "Alle hassen mich, weil ich anders bin!", denn du bist ja immer noch lieb zu ihr. Ich glaube sie versteht dein Handeln einfach nicht und ist genau aus diesem Grund böse.
Eine zweite Vermutung wäre, dass sie sich langsam selbst eingestehen muss, dass ihre Freundschaftskündigung sehr lächerlich war und sie damit die einzige wahre Freundin verloren hat, die sie in ihrem ganzen Leben hatte. Entschuldigen möchte sie sich dafür aber trotzdem nicht, da sie das scheinbar nicht mit ihrem Stolz vereinbaren kann.
Ich kann sie leider kaum einschätzen, weil man sie nicht persönlich kennt, aber sie scheint in einer Selbstfindungsphase zu sein. Sie weiß nicht genau was sie will und möchte unbedingt anders sein als andere. Es ist traurig, dass sie von deinen Klassenkameraden deswegen ausgelacht wird, da man ja sehen muss, dass es ihr nicht wirklich gut damit geht. Vielleicht will sie ja einfach noch nicht erwachsen werden und baut sich damit ihre eigene Welt.
Leider bezweifle ich, dass du ihr in dieser Situation helfen kannst. Ihr habt euch beide im Laufe der Zeit verändert und die Zukunft wird zeigen, ob ihr jemals wieder auf einer Welle reitet. Eure Wege scheinen sich getrennt zu haben und eure Interessen führen in verschiedene Richtungen. Ich bezweifle jedenfalls stark, dass sie sich von dir helfen lässt. Solange sie nicht einsieht, dass du nichts Böses getan hast und sie einfach über reagiert hat, wird sie kaum aus ihrem Loch heraus kriechen.
Eure bisherige langjährige Freundschaft ist von jedem von Euch beiden in einem Punkt anders gesehen worden. Für Sophie warst Du die einzige Person, der sie sich anvertrauen konnte. Du warst immer präsent, morgens im Kindergarten und später in der Schule und nachmittags zum miteinander spielen oder sonstigen Unternehmungen. Sie ist nicht auf den Gedanken gekommen, dass Du es anders sehen könntest als sie. Für sie warst Du nicht eine gute, sondern die allerbeste Freundin.
Du hast in Sophie eine gute Freundin gesehen, mit der Du durch dick und dünn gehen konntest. Aber es störte Dich damals schon, dass Sophie Dich völlig vereinnahmte. Du fühltest Dich eingeengt, hast ihr aber leider nichts von Deinen Gefühlen gesagt. So lebte sie weiter in dem Glauben, dass alles in bester Ordnung sei.
Als ihr dann beide in der Mädchen-Clique wart, merkte sie wohl zum ersten Mal, dass Du nicht nur für sie da warst, sondern auch mit anderen etwas unternommen hast. Das muß für Sophie ein unerwarteter Schock gewesen sein. Als dann noch hinzukam, dass Dir von einem Cliquen-Mitglied ein Geheimnis anvertraut wurde, das Du eben für Dich behalten hast, und sie nichts von Dir erfuhr, fühlte sie sich verraten und war tief verletzt. Diese Verletzung muß sie als totale Ablehnung ihrer Person durch Dich empfunden haben.
Mit allen Mitteln versucht sie nun, die schönen Zeiten mit Dir von früher wieder zurückzuholen. Sie versucht wieder die Sophie zu werden, die Du mochtest und mit der Du - nach ihrer Ansicht - keine Probleme hattest. Die infantilen Spielereien und das ganze lächerliche Gehabe haben nur einen Zweck, Dich als ihre beste Freundin erneut zurückzugewinnen.
Mittlerweile hat sie sich da so hineingesteigert, dass sie nicht mehr merkt, wie sie sich benimmt und wie das bei Dir und den anderen ankommt. Mit Reden ist da nichts mehr zu machen, denn sie hört einfach nicht mehr zu.
Da Du ihr helfen möchtest, wieder normal und liebenswert zu sein, und nicht mehr von anderen ausgelacht zu werden, versuch es mal auf eine andere Art. Schreib Sophie einen ausführlichen Brief, in dem Du von Euren schönen Zeiten erzählst und von dem, was vorgefallen ist, und dass Du traurig bist über ihr heutiges Benehmen. Einen Brief von Dir wird sie lesen und nochmals lesen und sich - wenn Du Glück hast - Gedanken über sich machen. Kann sein, dass die vorwurfsvollen Blicke, dann entfallen,
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