Wie gehen taube Eltern mit einem hörenden Kind um?
Menschen die Taub sind, wuchsen ja mit ihrer Behinderung auf und finden sich auch in der Welt der Hörenden zu recht. Klar erleben sie Ausgrenzung etc., aber sie können sich verständigen.
Wie geht es aber Eltern die Taub sind und ein hörendes Kind bekommen? Die Woche ging es in einem Film um taube Menschen, die total glücklich waren, wenn sie ein taubes Kind bekommen haben. Aber ich stelle es mir total schwer vor, als tauber Mensch die Bedürfnisse meines Kinder zu erahnen. Klar lernt man das am Gesichtsausdruck und so. Nur man hört das Kind ja auch nicht schreien. Oder gibt es da heute einfach andere Möglichkeiten als früher?
Das Kinder trotzdem die Sprache lernen ist klar. Die Kinder kommen ja auch mit hörenden und sprechenden Menschen in Kontakt. Wahrscheinlich nehmen die tauben Eltern sicherlich auch andere Wege in Kauf, um ihrem Kind die Möglichkeiten zu geben, normal sprechen zu lernen.
Eine Freundin von mir hat taubstumme Eltern. Beide Eltern können weder hören noch sprechen. Meine Freundin jedoch muss nicht mit dieser Behinderung leben. Mich hat das natürlich auch sehr interessiert, wie in dieser Familie der Alltag aussieht und ich habe auch viel gefragt, wie es in der Kindheit war.
Nun ist es so, dass es zahlreiche Hilfsmittel gibt. Wenn zum Beispiel bei meiner Freundin, oder genau genommen bei ihren Eltern das Telefon läutet, gibt es in der Wohnung ein Lichtsignal. So bemerken sie, dass jemand anruft. Natürlich können sie nicht im herkömmlichen Sinne telefonieren. Das Gespräch kann man eigentlich mit einem SMS vergleichen. Nur gibt es eben für Taubstumme eigene Geräte, die das Tippen vereinfachen.
Mit einem Baby ist es ähnlich. Es gbit Babyphone, die Lichtsignale abgeben. So war es auch bei meiner Freundin. Es gibt sogar Babyphone, die vibrieren. So bemerken die Eltern auch im Schlaf, wenn das Baby schreit oder dergleichen.
Sonst klappt die Verständigung zwischen Baby beziehungsweise Kind und Eltern problemlos. Die Kinder lernen von Geburt an die Zeichen, genauso wie andere Kinder die Muttersprache. Auch für "normale" Familien gibt es den Trend, dass man den Kindern Babyzeichensprachen beibringt. Diese Kinder können oft sogar früher mit den Eltern kommunizieren, da es eben einfacher ist eine Handbewegung zu machen als ein Wort auszusprechen.
Ich habe mit meinem Sohn keinen Kurs für Babyzeichensprache belegt. Trotzdem verwendet mein Sohn auch immer wieder Zeichen, wenn er etwas will. Das bemerkt man natürlich als Mutter oder allgemein als Elternteil und ist ein Teil der Kommunikation bei uns auch über Zeichen. Wenn auch in sehr geringem Ausmaß.
Das Leben für taubstumme Eltern und einem hörenden Kind klappt also problemlos, zumindest gibt es eben sehr viele Hilfsmittel, die das Leben vereinfachen. Es ist so, als wenn das Kind eben zweisprachig aufwächst. Mit den Eltern unterhält sich das Kind mit Gebärden und wie du bereits geschrieben hast, erlernt das Kind durch das restliche Umfeld natürlich auch die normale Sprache. Meine Freundin hatte zum Beispiel auch viel Kontakt zu ihrer Tante und ihrer Oma, damit sie eben von Anfang an auch die normale Sprache erlernen kann.
Ich habe in meinem Freundeskreis zufällig auch jemanden, der mit taub-stummen Eltern aufgewachsen ist (ich nenne ihn hier mal K.). K. ist Einzelkind und weiß auch nur Bruchstückweise, wie seine Eltern klar gekommen sind, als er ein Baby war, aber es scheint durchaus gut funktioniert zu haben. Als er geboren wurde, war für einige Monate auch seine Oma im Haus und hat den tauben Eltern bei der Arbeit geholfen. Später hatten die Eltern auch hilfreiche Geräte wie blinkende und vibrierende Babyphone, wenn das Kind in seinem Zimmer schreit. Es gab außerdem auch noch ein Kindermädchen, was in einer solchen Situation wahrscheinlich unvermeidlich ist.
Später lernen solche Kinder dann in Kursen sicherlich die Gebärdesprache der Eltern und dann ist auch die Verständigung untereinander kein Problem. K. hat die Gebärdesprache direkt von seinen Eltern gelernt. K. hat mir aber auch erzählt, dass er es teilweise als sehr belastend empfindet, mit seinen taub-stummen Eltern zusammen zu leben. Er muss für viele Dinge Verantwortung übernehmen, um die normale Kinder in so frühem Alter sich eigentlich gar nicht sorgen müssen. Er musste sich teilweise schon im zarten Alter von 12 Jahren um formale Dinge und Dokumente kümmern, es hat aber auch noch eine Bekannte der Eltern dabei geholfen. Auch in schulischen Dingen musste K-. früh selbstständig werden, was sich aber letztendlich auch nur positiv ausgewirkt hat. Im Ganzen scheint ein solches Leben aber durchaus möglich zu sein.
Ich habe vorhin durch Zufall mit oben genannter Freundin telefoniert und aufgrund dieses Beitrages hier kam es auch zu diesem Thema, wobei wir wie gesagt schon öfters darüber gesprochen haben, weil es mich eben selber interessiert hat. Ein Kindermädchen war bei ihr nicht notwendig. Ich denke dass ist bei dieser Behinderung auch nicht wirklich nötig. Bei Blinden kann ich es mir schwerer vorstellen, vor allem wenn das Kind gerade im Entdeckungsalter ist.
An was ich mich aber auch noch gut erinnern kann und das wurde von Crispin ja auch erwähnt ist, dass es eher schwer für das Kind ist. Meine Freundin musste ebenfalls zum Beispiel beim Elternsprechtag oder dergleichen mitgehen um mehr oder weniger als Übersetzer zu dienen. Die Eltern hätten zwar die Lehrer aufgrund des Lippenlesens verstehen können, aber die Lehrer eben nicht die Eltern.
Allerdings hatten die Eltern auch für ihre Tochter Verständnis, dass sie das eher genervt hat und so war auch oft die Tante als Übersetzer anwesend und meine Freundin ist nur eingesprungen, wenn die Tante eben nicht konnte.
Ich hatte vor vielen Jahren mal eine Mitschülerin, deren Eltern beide taub waren. Von uns konnte sich damals auch keiner vorstellen, wie es bei ihnen Zuhause funktioniert und dementsprechend viel musste sie uns dann darüber erzählen.
Sie erklärte uns beispielsweise, dass ihre Eltern damals so etwas wie eine Aupair hatten, die bei ihnen in den ersten zwei Jahre wohnte und die Gebärdensprache konnte. So konnten sie erkennen, was das Kind wollte und mit der Zeit lernten sie dann wohl die verschiedenen Bedürfnisse zu erkennen. Später wurde dem Kind beigebracht, entsprechende Bilderkarten zu zeigen wenn es etwas bestimmte wollte. Und sobald es möglich war, wurde sie bei einigen Kursen in Gebärdensprache unterrichtet. Elternsprechtage oder sonstige Lehrergespräche konnten die Eltern auch nicht ohne Unterstützung wahrnehmen. Die führte dazu, dass sie meistens nicht kamen oder die Tochter Übersetzerin spielen musste.
Ich stelle mir diese Situation besonders für das Kind ziemlich schwer vor. Man muss schneller Erwachsen werden als Gleichaltrige und schon in jungen Jahren mehr Verantwortung übernehmen. Was ich aber als sehr positiv empfand, war die enge Bindung, die sich zwischen der Tochter und ihren Eltern entwickelt hatte.
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